Mein Freund hat mir nach der Session im Rahmen unseres Aftercares eine Ohrfeige verpasst. Ich habe versucht ihm zu erklären, wie sehr mich das verletzt und nachhaltig verunsichert hat. Er sieht darin aber kein Problem, denn Ohrfeigen sind bei uns erlaubt. Im Alltag haben wir immer mal wieder das Problem, dass er dominant wird, ohne dass wir uns in einer BDSM-Session bewegen, das finde ich nicht in Ordnung, da ich von Anfang an sagte, ich stehe nur im Bett auf BDSM. Da stört es mich aber weit weniger, da komme ich damit klar. Aber beim Aftercare belastet mich das nun echt und dass er da so null Verständnis für mich und meine Gefühle hat verletzt mich. Zur Klarstellung er achtet beim BDSM meine Tabus, nur fängt er mitunter sein BDSM an, wenn ich im Alltag bin und das gar nicht will.
Wenn du ihm klargemacht hast, dass BDSM für dich etwas ist, dass rein im Bett passieren soll und er hält sich nicht daran, dann achtet er deine Tabus eben nicht. Denn es ist eben nicht so, dass Dom automatisch bestimmen darf, wann ihr eine Session habt. Konsens bedeutet, solange du ihm das nicht aktiv erlaubt hast, jederzeit eine Session zu starten, ist er auf dein OK hierfür angewiesen.
Ihr müsst dringend daran arbeiten, dass er nie wieder deine Tabus überschreitet. Sag ihm klipp und klar, dass er dich fragen muss, bevor er eine Session starten will oder du es ihm eindeutig signalisierst, dass du darauf Lust hast. Wenn er das nicht kann und dich nicht als gleichberechtigt ansieht oder ihm auch schlicht die nötige Selbstkontrolle fehlt, dann solltest du eine Trennung ernsthaft in Betracht ziehen. In der Regel verhalten sich Menschen, die Grenzen nicht einhalten können/wollen, mit der Zeit immer rücksichtsloser und solche Personen können gefährlich werden.
Du schreibst, du kommst mit den Übergriffen im Alltag klar, hast du es denn explizit angesprochen, dass es nicht in Ordnung ist? Damit will ich sein Verhalten nicht kleinreden, aber es ist halt doch ein Unterschied, ob es kommentarlos ertragen wird (und ein evtl. nicht sensibler Mensch es nicht merkt, welchen Mist er da baut) oder man aktiv sagt, diese oder jene Aktion ist nicht von meinem Willen gedeckt.
Dass du die Grenzverletzungen besser verkraftest, wenn sie im Alltag und nicht beim Aftercare stattfinden, ist naheliegend. Dort wirst du besonders verletzlich sein, beim Aftercare geht es ja darum, nach einem intensiven Erlebnis sanft in den Alltag zurückzufinden. Ein Tabubruch bzw. Grenzverletzung dort ist besonders hart. Du hast ich in der Session schlagen und erniedrigen lassen, beim Aftercare willst du unter anderem fühlen, dass dies nun endet und ihr zu einer gleichberechtigten Ebene zurückfindet. Eine Ohrfeige in der Situation, die dazu dient, wieder auf die gleichberechtigte Alltagsebene zurückzukommen, ist eben weit mehr als nur ein Schlag ins Gesicht.
Nochmal, sorge bitte dafür, dass er es akzeptiert, dass du nur im Bett seine Sub sein willst, wenn du der Beziehung überhaupt noch eine Chance geben willst. Jeder normale BDSMler hätte ganz sicher Verständnis dafür, wenn du so jemanden in den Wind schießt.
Du hast nun drei Optionen die mir sinnvoll erscheinen:
1. Trennung
2. Er bekommt eine Bewährung, das bedeutet klare Regeln in Bezug darauf, wann eine Session beginnen kann und wie sie endet und spätestens bei einem erneuten Regelbruch dann die Trennung.
3. Ihr pausiert BDSM und du schaust, ob er es hinbekommt, im Alltag nicht in die „Dom“Rolle ohne deine Einwilligung zu rutschen. Wenn ihr mit BDSM wieder startet, dann nur unter klaren Regeln und der Auflage, dass du mitbestimmst, wann eine Session beginnt und was bei einem Aftercare sein soll. Klappt das nicht Trennung.