Unfall, Schuld und Folgen

Meine Sub musste vor zwei Wochen ins Krankenhaus, da sie während einer Session echten Mist gebaut hat und ich sie mit Kraft wegstieß und sie deswegen mit einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus musste. Dies schrieb sie auch gemeinsamen Freunden, die mich nun als Gewalttäter und unverantwortlichen DummDom bezeichnen. Die Verurteilungen machen mir sehr zu schaffen und ich überlege mit BDSM ganz aufzuhören.

Zuerst einmal habe ich mir erlaubt, die Frage zu kürzen, denn das ist die Version, welche die Partnerin des Fragestellers den gemeinsamen Freunden erzählt hat. Mal ehrlich, hast du gerade nicht vielleicht auch gedacht, was für ein Idiot und DummDom? Alles, was sie sagte, stimmt übrigens wirklich, aber durch Aussparungen bekommt es einen ganz anderen Kontext.

Was geschah also? Die beiden hatten zusammen eine Session, Dom (Freund) und Brat (Freundin). Dom forderte etwas ein, was er einfordern durfte, Brat hatte keine Lust und wollte ihn lieber provozieren, dafür spuckte sie ihn an und gab ihm sofort danach noch eine Ohrfeige, bis dahin hat sie das noch nie getan. Dom sah dies als Angriff an, den er nicht weiter ertragen wollte (übrigens hat sich Brat hier strafbar gemacht, wenn Dom zu so etwas nicht seine Erlaubnis gegeben hat) und stieß daher Brat mit voller Wucht weg (problemlos Notwehr in meinen Augen). Brat stolperte nach hinten und rutschte auf einem Glasdildo, der auf dem Boden lag, aus und konnte ihren Fall nicht mehr koordinieren und knallte mit dem Hinterkopf hart auf den Boden. Im Krankenhaus wurde dann eine Gehirnerschütterung festgestellt. Am gleichen Tag heulte sie sich bei Freunden aus der Szene aus, wie schlimm das doch war, eben mit ihrer für sie sehr vorteilhaften Version. Natürlich waren alle entsetzt über das Verhalten des Doms und er wurde regelrecht angegriffen. So ist das mit den schnellen Verurteilungen, wenn nur einer seine Version teilt. Nun aber mal zur eigentlichen Antwort…

Für mich hört sich das nach individuellen Fehlern verknüpft mit einem klassischen Unfall an. In meinen Augen warst du berechtigt, jemanden, der dir ohne Absprache eine Ohrfeige verpasst, wegzustoßen. Für mich habt ihr dennoch beide die Kontrolle verloren. Ganz eindeutig wäre ein Abbruch hier die bessere Wahl gewesen. Ohne die Verknüpfung der unglücklichen Umstände hättet ihr wahrscheinlich einfach darüber geredet und dies geklärt. Würde ein Dom eine Sub ohrfeigen oder anspucken, ohne dass ihm das erlaubt ist, würden die gleichen Menschen, die nun dich als DummDom bezeichnen, diesen Dom als DummDom bezeichnen. Die Ausrede, die von Freunden kam, dass eine Brat halt provoziert, finde ich äußerst schwach und fällt für mich genauso unter nicht einvernehmliches BDSM, als wenn ein Dom ein Tabu auf Subseite brechen würde.

Wenn es um gemeinsame Freunde geht, würde ich darauf bestehen, dass sie dir hilft, diesen Imageschaden aus der Welt zu schaffen. Leider ist es psychologisch so, dass die erste Version, die man hört, als glaubhafter angesehen und länger in den Köpfen bleiben wird und ihre Version ist alles andere als objektiv, da sie ihre Schuld und auch den Unfall (Dildo auf dem Boden) unerwähnt gelassen hat.

Dass dir das alles zusetzt, kann ich gut nachvollziehen. Ich hatte selbst vor zehn Jahren eine ähnliche Situation und egal wie sehr man es sich einredet, es ist einem wichtig, dass man nicht nur selbst die Wahrheit kennt und die falsche Darstellung aus der Welt geräumt wird. Für mich war es sehr schwer, damit leben zu müssen, dass ihre Darstellung nun immer bei den Leuten im Hinterkopf ist, obwohl sie diese einige Wochen später revidierte. Aber die erste Version solcher Geschehnisse hat eben eine Wucht, die nie gänzlich eingefangen werden kann. Mach dir klar, dass du hier keinen riesigen Fehler begangen hast und überleg dir vor allem, wie du in Zukunft so etwas verhindern willst. Du machst einen netten und normalen Eindruck, es wäre schade, wenn die Szene um solch einen Dom ärmer werden würde.

In diesem Sinne, vergesst nicht, auch Doms können eine Session abbrechen, vor allem dann wenn sich diese in eine ungesunde Gewaltspiral hinein entwickeln sollte.