Immer wieder kommen folgende Fragen auf:
XY hat einen Freund/Freundin, welcher die Neigung ablehnt oder sie zumindest nicht teilt. XY ist aber sehr neugierig und beschäftigt sich schon seit langem mit dem Thema.
Meinst du, über kurz oder lang könnte das gar zu einer Trennung führen?
Natürlich, wenn ein nicht unwichtiger Teil der Bedürfnisse in einer Beziehung nicht bedient werden kann, so ist dies eine sehr große Belastung für eine Beziehung. BDSM ist zumindest ein Teil der sexuellen Bedürfnisse, für den ein oder anderen sogar mehr. Gerade dieser Bereich ist, wenn etwas fehlt, für eine Beziehung auf Dauer immer eine Gefahr. Es gibt in meinen Augen nur drei Optionen:
1. Sich selbst kasteien, dies geht aber selten gut (siehe nächste Antwort).
2. Die Neigung im Geheimen ausleben, auch dies wird fast automatisch im Ende der Beziehung enden (fliegt auf, verlieben in die Affäre, Hass auf den Partner, da dieser die Neigung ablehnt, etc.).
3. Die Neigung mit Wissen des Partners ausleben (meist führt auch das zu einer Trennung, jedoch erst später und ab und an nie).
Meinst Du, dass man auf diesen Bereich verzichten kann?
Das kommt stark auf die Intensität der Neigung an, wer sich aber intensiv mit dem Thema beschäftigt, der wird wohl keine rein oberflächliche Neigung aufweisen. Ich glaube, dass unterdrückte Bedürfnisse zudem mit der Zeit eher stärker, denn schwächer werden und die betroffene Person irgendwann die Kontrolle verlieren mag und eine Dummheit anstellt.
Gefühle, die unterdrückt werden, „gären“ in einem und irgendwann gibt es einen Ausbruch, der unkontrolliert sein wird, bei sehr rationalen Personen mag es natürlich länger dauern, als bei eher emotional veranlagten Mitmenschen.
Zudem kommt es oft dazu, dass bei nur im Kopf ausgelebten Fantasien diese sich immer mehr steigern, um noch einen Kick bewirken zu können. Hierdurch wird eine viel größere Gefahr begründet, denn nicht nur wird die Partnersuche schwerer je extremer die Fantasien sind, auch steigt die Gefahr beim realen Ausleben an Grenzen zu stoßen und Schäden davon zu tragen.
Meinst du, dass man es nur toll finden kann, wenn man das alles so liest und es real vielleicht gar nicht mag?
Es mag einige wenige Fälle geben, in denen die Personen real keinen Spaß am Bereich BDSM hatten, obwohl es sie in der Fantasie sehr gereizt hat. Dieses dürfte jedoch eher an den falschen Partnern gelegen haben, mit denen sie die ersten Schritte in diesem Bereich gegangen sind. Selbstverständlich können einem in der Fantasie verschiedene Bereiche reizen, dies bedeutet nicht, dass sie einem auch alle nachher real Freude bereiten werden (Beispiel).
Wer nicht weiß, ob er Lustschmerz empfinden kann, mag den Kontrollverlust in einer SM-Session zwar schätzen, aber dies bedeutet nicht, auch den Schmerz zu genießen. Ich selber hätte Anfangs nie gedacht, jemals Spaß an sadistischen Handlungen haben zu können, es hätte aber genauso gut anders herum sein können.
Die Fantasie ist ein starker Indikator und sollte einem nicht nur ein einzelner Teilaspekt aus dem Bereich BDSM reizen, so wird sicher ein Teil der sexuellen Erfüllung in diesem Bereich zu finden sein.
Wenn ich es nämlich ausprobiere, setze ich meine Beziehung aufs Spiel und vielleicht für nichts?
Durch einen Betrug wird jede Beziehung aufs Spiel gesetzt, zudem bin ich allgemein dafür, mit offenen Karten zu spielen. Wer eine lange glückliche Beziehung führt, bei dem kann ich es aber zumindest nachvollziehen, wenn das erste Mal im Geheimen ausgelebt wird. Auf Dauer kann dies aber kaum ein Zustand sein, der einer Beziehung Stabilität verleiht. Irgendwann kommt so etwas immer heraus (beim Spiel mit einem Sadisten bedingt durch die Spuren meist sogar recht fix und Affären/Spielbeziehungen können zudem von sich aus versuchen, die Beziehung zu torpedieren, weil sie die Beziehung als Konkurrenz ansehen).
Es ist ein Drahtseilakt von dem für's erste Mal Auserwählten möglichst viele Informationen für die eigene Sicherheit zu bekommen (und sich bitte covern lassen) und möglichst wenig Informationen preiszugeben, die dazu führen können, dass die Person später die Beziehung torpedieren kann.
Ein Ausweg ist das Spiel mit einer professionellen Person oder eben jemandem, für den eine Beziehung ganz sicher nicht infrage kommt (Altersunterschied, Entfernung, in ähnlicher Situation; aber Vorsicht: auch dies alles bietet keinen 100%igen Schutz).
Nach dem ersten Spiel sollte eine Entscheidung getroffen werden, ob die Beziehung vorgeht oder eben ob die unerfüllten Sehnsüchte eine zu große Belastung sind. Die Entscheidung, den einmaligen „Fehltritt“ seinem Partner zu beichten oder nicht, muss jeder mit sich selber ausmachen.
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