Kann man Masochismus erlernen und wenn ja, wie?
Eine wissenschaftlich fundierte Antwort auf diese Frage kann ich leider nicht liefern, aber die Erfahrung lehrt, dass es in Teilen erlernbar ist, aus Schmerzen Lust zu gewinnen, zumindest wenn die Person hierfür eine gewisse Veranlagung hat.
Grundsätzlich werden beim Empfinden von Schmerz die gleichen Botenstoffe, wenn auch in etwas unterschiedlicher Dosierung, freigesetzt, die auch beim sexuellen Lustempfinden eine große Rolle spielen. Neben verschiedenen Hormonen dürften dabei die Endorphine und das Adrenalin die zwei wichtigsten Bestandteile dieses Cocktails sein.
Gerade das Adrenalin versetzt den Körper dabei in eine Art Alarmzustand, in der Empfindungen noch intensiver und fokussierter wahrgenommen werden können. Die Endorphine können ein sehr intensives Glücksgefühl bereiten. Wie bei einem Ausdauersportler kann eine intensive Freisetzung dieser Stoffe einen Rauschzustand verursachen, dieser wird von vielen Masochisten als "Fliegen" und/oder "Subspace" bezeichnet.
Gerade am Anfang empfiehlt es sich, die Komponenten Sexualität und Schmerz zu kombinieren, um dem empfangenden Part den Weg zu erleichtern, auch den eigentlichen Schmerz als lustvoll zu empfinden. Beste Möglichkeit ist natürlich der Akt selber, je nach Stellung kann hier gebissen, gekratzt, gekniffen oder auch geschlagen werden, gerade anfangs aber mit einer nicht zu hohen Intensität.
Eine weitere Möglichkeit ist das Fingern oder Stimulieren mittels Sexspielzeugs vor und besonders nach einem Schlag. Erst mit der Zeit lernt der passive Part dann immer mehr Schmerz in Lust umzuwandeln, bis sein persönliches Limit erreicht ist.
Ich denke, fast jeder devote Part ist bis zu einem gewissen Grad Masochist. Ein Trugschluss wäre es, zu denken, Schmerz ist gleich Schmerz. Wie auch die Lust, kann der Schmerz sehr facettenreich sein und der Schlag mit einer Gerte wird als spitz und/oder beißend empfunden, wohingegen die Hand oder ein großes Twase tief, aber stumpf wirken mag.
Ähnlich einem Sportler, ist es eine Frage der Veranlagung, des Trainings und nicht zu vergessen der Tagesform, wie viel Leistung (also Umwandlung von Schmerz in Lust) ihm möglich ist.
Der schlimmste Fehler, der gemacht werden kann, ist der des Leistungsdrucks. Wer sich nur auf das Ziel fixiert, endlich Schmerz in Lust umzuwandeln, wird regelmäßig scheitern. Hat jemand die Veranlagung, werden sein Körper und ein feinfühliger Partner ihn ganz sicher in die für ihn richtige Richtung lenken.