Stimmt es, dass BDSMler mit der Zeit immer mehr wollen und immer extremer werden?
Pauschal kann diese Frage kaum beantwortet werden. Wie jeder Bereich der Sexualität ist auch dieser einer gewissen Entwicklung unterworfen. Die wenigsten von uns werden beim normalen Sex mit Analverkehr begonnen haben, aber die meisten haben irgendwann sicher auch diese Erfahrung gemacht, die einen mit mehr, die anderen mit weniger Freuden.
Der Bereich BDSM bietet mannigfache Spielmöglichkeiten und ähnlich wie beim ganz „normalen“ Sex, kennt man diese am Anfang nur in Teilen. Gerade in Beziehungen, wenn Vertrauen und Lust zusammenkommen, werden Grenzen überschritten und Neuland erkundet. Somit kommen mit der Zeit manche neue Spielarten zum gemeinsamen (Liebes-)Spiel hinzu. Dieses ist aber eine ganz typische und auch gesunde Entwicklung, wie sie so gut wie in jedem Lebensbereich anzutreffen ist.
Mit der Zeit teilen Partner einfach mehr miteinander, als sie es zu Beginn taten. Ich gehe inzwischen viel weiter, als ich es am Anfang gedacht hätte. Entscheidend jedoch ist allein, dass sich meine Grundsätze, also mein Verantwortungsgefühl und auch die Besonnenheit, nicht verändert haben. Ähnlich verhält es sich mit den Tabus. In den ganzen Jahren ist genau ein Tabu und das auch nur in Teilen verschwunden.
Wenn sich die Neugier jedoch in eine Sucht nach immer neuen extremern Kicks verwandelt, ist die Grenze zu einem destruktiven Verhalten überschritten. Dies wird dann deutlich, wenn nicht mehr die Folgen der Handlung entscheidend sind, sondern der reine Lustgewinn.
Ein solches Verhalten ist aber eher selten bei aktiven BDSMlern anzutreffen. Viel mehr sind Personen davon betroffen, die über eine lange Zeit hinweg ihre Fantasien nicht real, sondern nur fiktiv ausleben. Hier kommt es dann zu gewissen Abstumpfungs- oder auch Abnutzungserscheinungen, die zum Beispiel durch virtuelle Erziehungsspiele (die leicht jenseits des real Akzeptablen ablaufen können) oder auch extreme SM-Pornos begünstigt werden.
Die Flucht in diese künstliche Fantasiewelt führt dazu, dass die Betroffenen wegen ihrer extremen Fantasien noch viel schwerer einen realen Partner finden, was in gewisser Weise ein Teufelskreis ist. Wie bei jeder Sucht ist hier ein Gang zu einer psychologischen Beratung der beste Weg.