Chlamydien

1. Was sind Chlamydien?
Chlamydien sind Bakterien. Sie verursachen Entzündungen an Schleimhäuten, am häufigsten in der Harnröhre, in der Scheide sowie im Enddarm und Analbereich. Auch im Mund- und Rachenraum können sie auftreten. Infektionen mit Chlamydien gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen.
Der Bakterium Chlamydia trachomatis kann in drei Gruppen unterteilt werden, von denen eine ursächlich für Augenbindehautentzündungen ist und die anderen Auslöser von sexuell übertragbaren Erkrankungen sind, um die es hier geht. In den Tropen verursacht eine Untergruppe das Lymphogranuloma venereum, eine sexuell übertragbare Infektion, die weltweit jedoch abnimmt.
Chlamydien gehören weltweit zu den häufigsten Erregern sexuell übertragbarer Infektionen. Im Jahr 2001 erfolgten weltweit geschätzt jährlich 89 Millionen Neuinfektionen, in den Industriestaaten sind sie die Hauptursache.
Die meisten Neuerkrankungen betreffen Jugendliche und junge Erwachsene, also das Alter, in dem wahrscheinlich eine hohe sexuelle Aktivität mit wechselnden Geschlechtspartnern stattfindet.

2. Symptome
Bei Frauen verlaufen bis zu 80% der chlamydienbedingten Genitalinfektionen ohne Symptome. Die Infektion befällt zuerst den Muttermund und macht daher kaum Beschwerden, da dieser sehr unempfindlich ist. Die Infektion kann aber auch die Harnröhre und die Bartholin-Drüsen einbeziehen und wird spätestens dann symptomatisch. Vom Muttermund kann die Infektion weiter in die inneren weiblichen Organe aufsteigen (Gebärmutter, Eileiter, Bauchfell). Durch die Folgen kann es zu Verklebungen und narbigen Strikturen kommen, was den Funktionsverslust der Eileiter nach sich ziehen kann. Somit sind Chlamydien einer der wichtigsten Gründe für extrauterine Schwangerschaften und die sekundäre Sterilität von Frauen.
Genitale Infektionen mit Chlamydien treten bei Männern zunächst als Harnröhrenentzündung auf, die durch Druckgefühl und Schmerzen sowie Brennen beim Wasserlassen auffallen. Chlamydieninfektionen können bei ca. 50% der Männer asymptomatisch verlaufen und bleiben daher häufig unerkannt.
Chlamydieninfektionen der Harnröhre verursachen Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen sowie einen eitrigen Ausfluss. Chlamydien können in die Prostata aufsteigen und weiter in die Nebenhoden. Die dann auftretende Entzündung ist sehr schmerzhaft und führt die Patienten zum Arzt. Als Ergebnis der durch Chlamydien ausgelösten Infektion der Prostata wird auch die Sterilität des Mannes diskutiert.
In der Folge der akuten Infektion mit Chlamydien kann es zur Arthritis in verschiedenen Gelenken, zur Sehnenscheidenentzündung kommen. Entsprechend der sexuellen Gewohnheiten des Patienten kann die Infektion auch als Enddarmentzündung, Halsentzündung oder Augenentzündung in Erscheinung treten.
Gleichzeitige Infektionen mit Gonokokken sind mit 15% relativ häufig.
Lymphogranuloma venereum:
Am Infektionsort entsteht nach 3 bis 12 Tagen zunächst ein schmerzloses Bläschen, dann ein oberflächliches Geschwür. Nach 10 bis 30 Tagen kommt es zu schmerzhaften Schwellungen der regionären Lymphknoten, die aufbrechen können. Die Abheilung erfolgt unter Bildung bindegewebiger Narben, Verlegung der Lymphgefäße mit nachfolgenden Abflussstörungen.
Je nach sexueller Gewohnheit kann es auch zu einer massiven Enddarmentzündung mit schleimigem oder blutigem Ausfluss, Krämpfen und Fieber oder zu Abszessen und Fisteln in der Analregion kommen. In der Folge können sich narbige Strikturen und Stenosen bilden, die unter Umständen chirurgisch therapiert werden müssen.

3. Ansteckung/Inkubationszeit
Die Inkubationszeit für die Erstinfektionen beträgt etwa 1 bis 3 Wochen.

4 .Übertragungswege und Wahrscheinlichkeit
Eine Übertragung ist nur durch sexuellen Kontakt sowie bei der Geburt möglich. Die selten auftretende „Schwimmbadkonjunktivitis“ ist eher eine Folge sexueller Aktivitäten als Folge einer Übertragung durch Wasser in Schwimmbädern.
Chlamydien befinden sich in den Schleimhäuten von Harnröhre, Scheide und Enddarm, außerdem in der Scheidenflüssigkeit und im Sperma. In geringerer Konzentration findet man sie auch im Urin und im „Lusttropfen“ des Mannes.
Eine Infektion ist bei allen sexuellen Praktiken möglich, bei denen es zu direktem Kontakt mit infektiösen Schleimhäuten oder Körperflüssigkeiten kommt (auch mit den Händen!). Der häufigste Übertragungsweg ist ungeschützter Vaginal-, Analverkehr und auch Oralverkehr.

5. Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Eine exakte Dauer der Ansteckungsfähigkeit kann aufgrund asymptomatischer Verlaufsformen der Infektionen nicht angegeben werden.
Bei Behandlung mit Antibiotika muss die Behandlung auf jeden Fall abgeschlossen sein.
Beim Lymphogranuloma venereum müssen die Wunden verheilt sein.

6.Risikofaktoren
Junge Menschen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern.

7. Diagnostik/ Erregernachweis
Für den Nachweis einer Infektion ist der direkte Erregernachweis die Methode der Wahl, dies ist in der Regel bei der Frau ein Abstrich des Muttermundes, oder beim Mann ein tiefer Abstrich der Harnröhre oder bei beiden Urin. Je nach Ort der Erkrankung können aber auch die Augen, und der Enddarm u.a. abgestrichen werden.

8. Therapie
Chlamydien sind mit Antibiotika gut behandelbar. Je früher die Behandlung beginnt, desto einfacher und kürzer ist sie normalerweise. Aber auch bei unkomplizierten genitalen Infektionen wird eine Behandlungsdauer von mindestens 14 Tagen empfohlen. Unter Umständen sind bei fortbestehender klinischer Symptomatik mehrere antibiotische Kuren erforderlich.
Wegen der hohen Ansteckungsgefahr sollte auf Sex verzichtet werden, bis die Therapie abgeschlossen ist. Sexpartner sollten sich untersuchen und gegebenenfalls mit behandeln lassen, damit kein „Pingpong“-Effekt eintritt.
Auch eine Untersuchung und Mitbehandlung von allen Sexualpartnern der letzten 60 Tage soll veranlasst werden, um Reinfektionen zu verhindern.
Beim Lymphogranuloma venereum erfolgt eine Behandlung von 3 Wochen.

9. Vorbeugung / Schutz
Die Maßnahmen der Prävention entsprechen den allgemeinen Grundsätzen der Verhütung sexuell übertragbarer Infektionen (Information, Aufklärung, Expositionsprophylaxe).
Bei sexuell aktiven Frauen unter 25 Jahren wird ein Chlamydien-Screening angeboten und von den Krankenkassen erstattet, wenn Urinprobe durchgeführt wird. Unumstritten ist die frühzeitige Erfassung einer Chlamydieninfektion zur Prophylaxe der chronischen Eileiterentzündung.
Das Screening von schwangeren Frauen und Frauen vor Schwangerschaftsabbruch ist in Deutschland ist Bestandteil der Mutterschaftsvorsorge der gesetzlichen Krankenversicherung.

10. Maßnahmen für Patienten und Kontaktpersonen und Beratung
Genitale Chlamydieninfektionen sollten möglichst frühzeitig erkannt und behandelt werden. Sexuelle Kontakte dürfen erst nach Abschluss der Behandlung wieder aufgenommen werden. Im Falle einer festgestellten genitalen Chlamydieninfektion bzw. eines Lymphogranuloma venereum sollte der Arzt mit dem Patienten besprechen, dass eine Beratung und Untersuchung des Partners/der Partnerin notwendig ist (relevant sind Sexualpartner innerhalb der letzten 60 Tage). Wegen des Infektionsrisikos (und der Möglichkeit falsch negativer Befunde bei genitaler Infektion durch Chlamydien) wird – bei vorliegendem Einverständnis – eine gleichzeitige Mitbehandlung empfohlen. Diese Sicherheitsbehandlung schützt den Betreffenden vor den Folgen der Infektion und verhindert eine Weiterverbreitung bzw. eine Reinfektion innerhalb der Partnerschaft. Anderenfalls wären wiederholte Kontrolluntersuchungen erforderlich.
Im § 19 des Infektionsschutzgesetzes ist festgelegt, dass das Gesundheitsamt im Rahmen des Schutzes vor sexuell übertragbaren Infektionen Beratung und Untersuchung anbietet oder diese in Zusammenarbeit mit anderen medizinischen Einrichtungen sicherstellt. Diese Maßnahmen können für Personen, deren Lebensumstände eine erhöhte Ansteckungsgefahr für sich oder andere mit sich bringen, auch aufsuchend angeboten werden; im Einzelfall können sie die ambulante Behandlung durch einen Arzt des Gesundheitsamtes umfassen, soweit dies zur Verhinderung der Weiterverbreitung der sexuell übertragbaren Infektionen erforderlich ist.

11. Meldepflicht gemäß IfSG
In Deutschland besteht keine krankheits- oder erregerspezifische Meldepflicht gemäß IfSG.
Es können jedoch allgemeine nicht erreger- oder krankheitsspezifische Meldepflichten bestehen (länderabhängig).

12. Prognose / Verlauf
Unbehandelt sind Unterleibsentzündungen bis hin zur Unfruchtbarkeit bei Mann und Frau möglich. Risiko für HIV-Infektion beim Sex steigt!

Hinweis
Der hier zur Verfügung gestellte Text dient der Information. Er soll damit einen Beitrag zur Aufklärung und auch zur Prävention sexuell übertragener Erkrankungen leisten. Es wird eindringlich darauf hingewiesen, dass die hier jeweils dargestellten Informationen dem interessierten Leser nur eine Orientierung geben können und keinesfalls (!) den individuellen direkten Arztkontakt ersetzen können! Bei Erkrankung oder Verdacht auf eine Erkrankung sollte daher unbedingt der individuelle Arztkontakt erfolgen.

13. Quellangaben
Liebes Leben: liebesleben.de/ist-da-was/sti-im-ueberblick/chlamydien (Stand: 13.09.2016)
Robert-Koch Institut: www.rki.de/DE/Content/InfAZ/C/Chlamydia_trachomatis/Chlamydia_trachomatis.html (Stand 13.09.2016)
WALK IN RUHR – das neue Zentrum für Sexuelle Gesundheit und Medizin in Bochum: wir-ruhr.de/wissen/sti-leicht-erklaert/chlamydien/ (Stand 13.09.2016)

Erarbeitet von @Renitenzia und @Miss C

Du bist nicht angemeldet.
 Einloggen / Registrieren