Herpes genitalis

Was ist Herpes genitalis? 
Herpes genitalis ist eine sexuell übertragbare Infektionskrankheit, die durch die Übertragung des Herpes-Simplex-Virus Typ 1 (HSV 1) oder Typ 2 (HSV 2) verursacht wird.

Für das Krankheitsbild des bekannten Lippenherpes (Herpes labialis) ist meist HSV 1 verantwortlich, nur selten das HSV 2. Eine Infektion erfolgt meist schon im Kleinkindalter und wird durch eine Tröpfchen- oder Schmierinfektion übertragen. Untersuchungen zufolge liegt die Durchseuchung im Erwachsenenalter im Durchschnitt bei 85 %.

Der HSV 2 ist mehrheitlich für die Infektion der äußeren Geschlechtsorgane (Herpes genitalis) verantwortlich. Eine Infektion erfolgt ab dem Alter, in dem man sexuell aktiv wird. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter und der Zahl der Sexualpartner zu. Auswertungen zufolge sind Frauen empfänglicher für den Virus und daher häufiger betroffen. Die Durchseuchung liegt im Durchschnitt bei 15 – 20 %.

Bedingt durch die Zunahme von oralen Sexualpraktiken ist in den letzten Jahrzehnten eine Zunahme des HSV 1 als Erreger des Herpes genitalis zu beobachten.

Welche Symptome gibt es? Primärinfektion (Erstinfektion)
Nach einem Erstkontakt mit dem Virus kann es zu einer schwachen Reaktion kommen, wie leichtes Kribbeln, kleine Pustelchen ähnlich einem Mückenstich und öfter kommt es auch zu gar keinen Krankheitszeichen (insgesamt ca. 60%). Dies resultiert auch daher, dass sich viele vorher bereits mit dem HSV Typ 1 infiziert haben. Die Antikörper des Typ 1 schützten bis zu einem gewissen Grad vor der Infektion mit Typ 2, daher kommt es seltener zu einer symptomatischen Primärinfektion.

Sonst zeigen sich nach einer Inkubationszeit von 1-26 Tagen an der Eintrittspforte die typischen Zeichen eines Herpes genitalis mit dem schmerzhaften und juckenden Bläschenausschlag. Die Bläschen füllen sich zuerst mit einer klaren Flüssigkeit. In Laufe der nächsten 14 Tagen wird die Flüssigkeit gelblich, die Bläschen können aufplatzen und Geschwüre (Ulzera) bilden und/oder verkrusten. Danach fällt die Kruste ab. Der Höhepunkt ist nach ca. 1 Woche erreicht. Danach beginnt eine ca. dreiwöchige Heilungsphase. Begleitend kann es auch zu Allgemeinsymptomen kommen wie geschwollenen Lymphknoten, Kopfschmerzen und Fieber. Klassische Infektionsorte sind hierbei die Geschlechtsorgane wie Penis, Hodensack, Vagina und Vulva. Aber auch das Rektum und der After, der Rachen oder das Auge sind mögliche Infektionsorte. Möglich ist auch, dass sich die Symptome am Oberschenkel zeigen. Der Virus kann in der Folge von diesen Stellen durch Schmierinfektion („Verschleppung“) auch auf andere Orte ausbreiten, z.B. auf die Harnröhre übergreifen und dort zu Beschwerden beim Wasserlassen führen. Ähnliches kann auch dem unteren Darmtrakt passieren und führt zu Schmerzen beim Stuhlgang. Es besteht auch die Möglichkeit, dass der Virus von dem Genitalbereich in den Rachenraum oder das Auge übergreift; übertragen z.B. durch den eigenen Finger. Ebenso kann der Virus bei kleinen Hautläsionen auf andere Bereiche des Körpers übertragen werden. Grundsätzlich funktionieren alle diese Übertragungen aber auch in die Gegenrichtung (also vom Rachen zum Genitalbereich).

Als seltene Komplikation kann eine Infektion aber auch eine Hirnhautentzündung (Meningitis) auslösen, wenn der Virus auf das Hirn übergreift.

Da der Virus plazentagängig ist, kann bei vorliegender Schwangerschaft das Virus auf das Ungeborene übertragen werden. Dies kann zu Hirnschädigungen und/oder zum frühzeitigen Beenden der Schwangerschaft führen. Sollte es vor einer Entbindung zu einer Infektion oder einer Reaktivierung kommen, so sollte man einen Kaiserschnitt in Erwägung ziehen, um eine Übertragung des Virus auf das Neugeborene und damit eine Infektion, auch Herpes neonatorum genannt, zu vermeiden.

Nach der akuten Infektionsphase zieht sich der Virus in bestimmte Nervenzellen, den sog. Ganglienzellen, zurück und bleibt dort im latenten (ruhenden) Zustand. Diese Persistenz (= das Verbleiben im Körper) ist bei allen Herpesviren zu finden und hält lebenslang an. Eine Reaktivierung (erneuter Ausbruch) ist jederzeit möglich. Die Ursachen hierfür können ein geschwächtes Immunsystem, Stress, UV-Strahlung, Ernährung, Hormonveränderungen und auch Klimaveränderungen (z.B. auf Reisen) sein. Eine Reaktivierung führt zu den gleichen Symptomen wie bei einer Primärinfektion, diese können jedoch schwächer ausfallen. Allgemeinsymptome oder gefährliche Komplikationen treten bei der Reaktivierung nicht mehr auf und die Dauer ist mit 3 – 10 Tagen auch kürzer. Dabei führt HSV 2 deutlich häufiger zu einer Reaktivierung als HSV 1. So reaktiviert HSV 2 als Herpes genitalis bei einigen Personen zwar sehr selten, im Mittel aber etwa 5 Mal pro Jahr. Es können aber auch bis zu 12 Mal pro Jahr sein und dies über mehrere Jahre (chronischer, wiederkehrender Verlauf). Frauen sind hiervon häufiger betroffen als Männer.

Wichtig ist: Bei einer blühenden Herpes Infektion kann man sich leichter mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, insbesondere mit dem HI-Virus, infizieren.

Wie wird die Herpes genitalis übertragen? 
Die Übertragung erfolgt durch den Kontakt mit der hoch infektiösen Bläschenflüssigkeit oder durch Virus in Speichel, Sperma, Prostatasekret oder Vaginalsekret, welches aus Bläschen dorthin gelangt ist,ber auch durch Virus, welches von zerstörten Zellen im Rahmen einer asymptomatischen (also ohne Krankheitszeichen) Infektion oder Reaktivierung freigesetzt wird. Die Übertragung erfolgt dabei beim OV, GV, AV oder durch Tröpfcheninfektion, z.B. durch Niesen. Die Herpesviren können über die Schleimhäute im Genitalbereich, im Mund, Nase und selten auch über die Schleimhäute des Auges sowie über Verletzungen der Haut, ja auch kleinste Hautläsionen, den Körper infizieren. Wie bereits erläutert, kann der Virus auch über die Plazenta übertragen werden.

Aber auch eine Übertragung durch eine Schmierinfektion, also indirekt über Körperteile(z.B. Hände) oder Gegenstände, ist möglich, da das Virus mehrere Tage außerhalb des Wirtskörpers überleben kann, vor allem im feuchten Milieu. Innerhalb dieser Zeit ist eine Infektion durch mit infektiösen Sekreten behafteten Sexspielzeug oder Schlaginstrumenten ebenso möglich wie durch gemeinsam benutze Gläser oder selten auch Handtücher etc..

Das Virus dockt dabei an eine Wirtszelle an, durchbricht sie und vermehrt sich. Danach wird das Virus freigesetzt und die Wirtszelle stirbt ab. Es erfolgt die Infektion weiterer Zellen.

Eine Übertragung durch Blut wäre nur bei äußerst stark immungeschwächten Personen zu befürchten, über die Muttermilch wird das Virus nicht übertragen.

Wie wird die Infektion festgestellt? 
Die Infektion kann von einem Gynäkologen, einem Arzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten oder einen Urologen durch Augenschein festgestellt werden, wenn der Bläschenausschlag charakteristisch ist. Bei uncharakteristischem Erscheinungsbild besteht die Möglichkeit des Erbgutnachweises des Virus mittels molekularbiologischer Methoden (PCR). Hierfür ist am besten der Inhalt eines Bläschens geeignet. Es geht aber auch ein Abstrich von der Hautveränderung oder eine kleine Gewebeprobe. Mit dieser Methode kann auch die Unterscheidung, ob es sich um eine Infektion mit Typ 1 oder 2 handelt, erfolgen. Ein Antikörpernachweis ergibt nur Sinn zum Nachweis, ob man bereits (in der Vergangenheit) Kontakt mit dem Virus hatte oder bei vermuteter Erstinfektion, nicht aber bei einer Reaktivierung.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Der Virus selbst ist derzeit nicht heilbar, es verbleibt lebenslang im Körper. Nachdem die Symptome zurückgegangen sind, zieht sich der Virus in den Zellkern bestimmter Nervenzellen zurück, um gegebenenfalls bei bestimmten Triggern (siehe oben) wieder auszubrechen. Die Bläschen kann man gut mit entsprechen Gelen, Pasten und Cremes mit antiviraler, austrocknender, aseptischer und entzündungshemmender Wirkung behandeln, die jedoch unbedingt mit einem Wattestäbchen oder Einmalhandschuhen aufgetragen werden sollten (da sonst die Gefahr der Schmierinfektion an einen anderen Ort über die Finger besteht). Auch können Sitzbäder mir Kamille oder Eichenrinde eine unterstützende Wirkung haben. Die betroffenen Stellen sollte trocken gehalten werden. Bei Männern kann man unter der Vorhaut gegebenenfalls einen kleinen Mullverband anlegen, der jedoch öfter gewechselt werden sollte. Gegen evtl. Schmerzen kann man ein Schmerzmittel nehmen. Fälle mit schwererer Symptomatik lassen sich auch gut mit antiviralen Mitteln (hemmen die Virusvermehrung) in Tablettenform oder als Infusion behandeln. Bei häufig auftretender, symptomatischer Reaktivierung sollte man über eine längere Behandlung mit antiviralen Medikamenten in Tablettenform nachdenken. 

Bei Verdacht oder einem Ausbruch sollten schwangere Frauen unbedingt den Gynäkologen aufsuchen, da eine Übertragung über die Plazenta und bei der Geburt möglich ist.

Wie kann ich mich und andere schützen?
Da der Bläscheninhalt hochinfektiös ist, ist äußerste Hygiene erforderlich. Sexuelle Kontakte sollte man bei floridem Herpes genitalis vermeiden oder Kondome benutzen. Letztere senken das Übertragungsrisiko zwar deutlich, aber nicht auf „Null“. Von Oralverkehr wird abgeraten, da dies zu einer Infektion im Rachen führen kann. Umgekehrt sollte aber auch bei Lippenherpes kein Oralverkehr stattfinden, da dieser dann zu einer genitalen Infektion führen kann. Bei Kontakt mit den Händen sollte man die Hände gründlich desinfizieren, dabei auch die Fingernägel nicht vergessen. Sämtliche Toys, Schlagwerkzeuge etc. sollten ebenfalls desinfiziert werden (siehe eigenes Kapitel). Bei Toys sollte man ggf. Kondome überziehen, wobei auch trotz Kondom danach eine Desinfektion erfolgen sollte, da auch hierbei der Schutz nicht 100% ist. Wäsche sollte bei mindestens 60° C gewaschen werden, nach einer 40°C Wäsche wurde der Erreger noch nachgewiesen.
Leider kann es auch ohne erkennbare Anzeichen einer Infektion oder Reaktivierung zu einer Übertragung kommen, da das Virus auch ohne Krankheitszeichen (asymptomatische Infektion oder Reaktivierung) über die Schleimhäute ausgeschieden wird.
Sofern man selbst Herpes hat, ist ebenfalls äußerst umsichtige Hygiene gefragt, um das Virus nicht an andere Stellen seines Körpers zu verschleppen. Dies gilt vor allem für die Händehygiene.

Gibt es eine Impfung?
Eine Impfung ist derzeit nicht möglich.

Wie verläuft die Erkrankung mit/ ohne Behandlung?
In der Regel heilt ein Herpes genitalis binnen 2-4 Wochen gut ab. Eine antivirale Therapie kann den Verlauf verkürzen. Eine Ausheilung findet aber auch mit Therapie nicht statt, das Virus verbleibt lebenslang im Körper und kann immer wieder reaktivieren. Sofern diese Reaktivierungen stark symptomatisch sind oder sehr häufig vorkommen, kann man auch hier mit antiviralen Medikamenten den Verlauf günstig beeinflussen.

Hinweis
Die hier zur Verfügung gestellten Texte dienen der Information. Sie sollen damit einen Beitrag zur Aufklärung und auch zur Prävention sexuell übertragener Erkrankungen leisten.
Es wird eindringlich darauf hingewiesen, dass die hier jeweils dargestellten Informationen dem interessierten Leser nur eine Orientierung geben können und keinesfalls (!) den individuellen direkten Arztkontakt ersetzen können! Bei Erkrankung oder V.a. eine Erkrankung sollte daher unbedingt der individuelle Arztkontakt erfolgen.


Quellen
onmeda.de/krankheiten/
herpes_genitalis.html Datum des Zugriffs 24.11.17

netdoktor.de/krankheiten/
herpes/genitalis/ Datum des Zugriffs 24.11.17

m.wikipedia.org/wiki/Herpes_simplex/ Datum des Zugriffs 24.11.17

gesundheit.de/familie/sex-und-
partnerschaft/geschlechtskrankheiten/
herpes-genitalis/ Datum des Zugriffs 24.11.17

rki.de/DE/Content/InfAZ/H/Herpes/
Herpes_Forschung.html/ Datum des Zugriffs 03.12.17

cdc.gov/std/herpes/stdfact-herpes-
detailed.htm/ Datum des Zugriffs 03.12.17

canada.ca/en/public-health/services/
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infections-32.html / Datum des Zugriffs 03.12.17

Hellenbrand W1, Thierfelder W, Müller-Pebody B,et al.: Seroprevalence of herpes simplex virus type 1 (HSV-1) and type 2 (HSV-2) in former East and West Germany, 1997-1998. Eur J Clin Microbiol Infect Dis. 2005 Feb;24(2):131-5

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Fieberbläschen, Herpes & Co. Von Univ. Doz. Dr. med. F. Breier, Dr. phil. K. Gruber Verlagshaus der Ärzte ISBN 978-3-99052-015-4 Seite 44 ff.

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