Kellergedanken

Sie lag auf dem harten Kellerboden. Geschunden kreisten ihre Gedanken nur im die letzen Tage. Sie war allein im Wald gewesen, als die Männer gekommen waren. Flucht war ihr nicht möglich gewesen. Wild und ruppig, ohne Erbarmen hatte man sie gepackt.
Dann wurde sie geschlagen, fiel zu Boden, wurde mit groben Stricken eng verschnürt. Raue Hände schleiften sie hilflos über den Boden und Stricke rieben sich in ihren Körper. Die Männer hatten dabei noch gescherzt, hatten sie ohne Erbarmen gepackt ... kein Erbarmen.
Als sich der Kofferraumdeckel der Männer schloss spürte sie, dass es kein Zurück mehr geben würde.

Die vielen Männer, die gekommen waren, um sie auf dem großen Platz zu mussten, machten ihr Angst. Männer, einige Frauen, festlich gekleidet. Doch schien sie niemandem genügen zu können. Und sie wusste nicht was schrecklicher war.
Das “gemustert werden”, die vielen Hände, die sie berührten, betatschten und ihre intimsten Stellen begutachteten. Die jeden Makel ihres schlanken Körpers zu suchen schienen ... oder das immer wieder abgewiesen werden. “Zu groß” ... “zu dürr” ... “nicht kräftig genug” ... “nicht passend” ... “oder gar einfach “zu hässlich” ...

Dann stand ihr neuer Herr vor ihr. Der große schlanke Mann kam geradewegs auf sie zu, beachtete die anderen gar nicht. Er sah sie. Ein paar prüfende Blicke und er schob dem Händler ein paar Geldscheine zu. Der Handel war perfekt. Wieder wurde sie von einem grobschlächtigen Mann gepackt, gebunden und zum Wagen ihres neuen Herrn gebracht.


Die Fahrt endete in einem großen Haus, weit abseits der Stadt. Wieder waren es Männerhände, die nach ihr griffen.
“Du hast eine gute Wahl getroffen, Vater”, bemerkte einer der jungen Männer. “Ja, es wird wie immer ein krönender Abschluss werden!”, hatte ihr neuer Herr geantwortet.

Sie wurde in den Keller gebracht und gereinigt. Schmutz und Dreck ihrer Odyssee klebten noch an ihrem Körper, aber die Hände der Männer waren fast zärtlich zu ihr.
Dann ging es die Treppe des Hauses hinauf. Inmitten eines großen Raumes stand bereits ein schweres Gestell. Sie ahnte, dass es nur für sie bestimmt war und so blieb ihr nichts übrig, als auch diese Tortur über sich ergehen zu lassen. Sie wurde von den Männern fixiert.
Mit schnellen Bewegungen schaffte ihr Herr es, sie innerhalb weniger Augenblicke sie jeder verbliebenen Bewegungsfreiheit zu berauben. Sie wusste, dass sie nun allen Blicken schutzlos ausgeliefert sein würde.

Leises Klacken ließ sie aufhorchen. Eine Frau betrat den Raum. Sie trug ein elegantes, langes, schwarzes Kleid. Ihre langen dunklen Haare glänzten und auf den hohen Absätzen ihrer ledernen Pumps wirkte sie nicht nur elegant, nein sie war es auch. Ihr Herr wandte sich der Frau zu, begrüßte sie mit Handkuss.

Die Frau ging mit abschätzigem Blick auf sie zu; besah sich das hilflose Wesen mit musterndem Blick. Oh, wie gerne hätte sie sich verkrochen, wäre geflüchtet, aber es gab keine Chance, kein Zurück, keinen Schutz.
“Du wirst sie vorbereiten, Liebling”, warf der Mann ein. Dann sah er zu seinen Söhnen hinüber und die Männer verließen den Raum.

Die Dunkelhaarige ging erneut um sie herum. Sie spürte die Hände der Frau auf Ihrem Körper ... dann ein Zwicken ... ein erneute Zwicken. Was hatte die Dunkelhaarige vor? Warum überließ man sie der Frau?
“Wollen doch mal sehn, was wir mit dir anstellen?”, sagte die Dunkelhaarige und stöckelte mit leisem Klacken auf eine Truhe zu.

Sie beobachtet - soweit ihr das möglich war - die Bewegungen der Frau, die sich trotz des langen Kleides sehr elegant über die Truhe beugte. Leise klimpern ... die Frau kam zu ihr zurück.
Dann spürte sie, wie sich Klammern tief in ihren Körper drückten. Schmerz ... eine Klammer, eine weiter, die Marter schien nicht enden zu wollen. Endlose Qual, die noch dadurch verstärkt wurde, dass die Frau genüsslich runde Gewichte an die Klammern hängte, den Körper mit Ketten umschnürrte, bis es fast unerträglich schien.
Ihr blieb die Luft weg. Am liebsten wäre sie umgefallen, aber es ging nicht. Gnadenlos wurde sie vom Gestell fixiert. Gnadenlos war sie den Launen der Dunkelhaarigen ausgeliefert.

Es war Abend geworden und sie stand - immer noch unter den fast unerträglichen Qualen der vielen Klammern und der einschnürenden Ketten - allein im Raum. Nur ein paar Kerzen spendeten etwas Licht.
Sie hatte Durst. Wasser, was hätte sie nun für etwas Wasser gegeben, aber niemand hatte daran gedacht, ihren Durst zu stillen.
Dann plötzlich öffnete sich die Tür. Lautes Stimmengewirr. Die dunkelhaarige Frau trat herein und Sekunden später folgten ihr viele festlich gekleidete Menschen. Männer und Frauen, alle auf das feinste gekleidet. Auch ihr Herr betrat den Raum. Jemand reichte Sekt. Die Anwesenden unterhielten sich und sie hörte, dass auch sie Gesprächsthema war.

“Ein wirkliches Prachtstück, hast Du da!”, lobte einer der Anwesenden, “hat sicher eine gute Summe gekostet?”
Ein junger Mann lief um sie herum, dann zog er mit frechem Grinsen eine der Klammern an, ohne sie vorher zu öffnen. Schmerz! Er grinste. Sie spürte Schmerz. Um sie herum begann sich alles zu drehen. Der junge Mann machte sich einen Spaß daraus weiter Klammern von ihrem brennenden Körper zu ziehen. Jemand schlug mit einem Löffel gegen ein Glas.

“Liebe Freunde ...”, begann ihr Herr, “... wir werden nun zum Höhepunkt kommen.” Er nickte der Dunkelhaarigen zu, die eine Kerze entzündete.
“Lasst uns den Augenblick genießen!”, fügte der Mann hinzu.
Sie spürte glühendes Kerzenwachs über ihren Körper laufen... es war ein Schmerz, wie sie ihn bislang noch nicht gekannt hatte. Tropfen für Tropfen heißen Wachses ließ sie fast den Verstand verlieren.
Die Menge starrte das Spektakel mit großen Augen an. Die Frau, die mit sichtlichem Vergnügen und sehr langsam zu Werke ging, entzündete eine weitere Kerze ... Schmerz. Wahnsinn ... wieder drehte sich alles um sie herum ...

Als sie wieder zu Bewusstsein kam, lag sie in der Ecke des Kellers. Es war kalt, dunkel und immer noch sehnte sie sich nach ein wenig Wasser. Ihr schutzloser nackter Körper schmerzte. Wachs, Klammern und die Fixierung hatten tiefe Wunden hinterlassen. Sicher waren Stunden, wenn nicht Tage vergangen, seit sie das Bewusstsein verloren hatte. Sie hörte draußen Geräusche, dann Stimmen.
“Hol mir die Axt, es wird Zeit!” Es war die Stimme ihres Herrn. Was mochte das zu bedeuten haben? Was wollte er tun? Ihre Gedanken begannen Achterbahn zu fahren. Endlose Stille, endloses Schweigen, dann das leise Schaben von Metall auf Metall.

Ihr Meister stand vor dem Kellereingang und schliff eine Axt. Es war kalt geworden und sein Atem verdampfte in nebeligen Schwaden. Er wusste, es würde Zeit, die Axt nun zu benutzen. Er hasste es, dies jedes Mal wieder tun zu müssen. Beim nächsten Mal würde die “Drecksarbeit danach” nicht wieder an ihm hängen bleiben, beschloss er.

Er holte erneut tief Luft und sah dann zum geöffneten Fenster des Wohnzimmers, wo die dunkelhaarige Frau stand. Dann rief er zu ihr hoch: “Gerda, nächstes Jahr Weihnachten holen wir einen Weihnachtsbaum mit Wurzeln! Den müssen wir dann nicht immer gleich entsorgen.”
Dann ging er in den Keller, um aus ihr, dem vertrockneten Christbaum, Brennholz zu machen.

Verfasser Haggard
Webseite des Verfassers: www.haggards-schloss.de.vu

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