Der Weg zu meinem neuen Ich

Die Beziehung damals erst ein paar Monate am Ende und eigentlich war ich an sich als Single doch recht glücklich so wie es bis dahin war. Merkte ich zwar immer wieder das mir trotz alledem irgendetwas fehlte, doch hinterfragte ich es mich nie wirklich weiter durch meinen Alltag und der Ablenkung.
Eine Weile verging und ich lernte eine mir heute sehr wichtige Person kennen. Er wurde sehr schnell zu meinem besten Freund und Seelenverwandten. Wir redeten über Gott und Welt, vertrauten uns vieles sehr schnell an und irgendwann wurden die Gespräche auch sehr viel tiefgründiger.
Er fing an mir von seiner Liebe zum BDSM zu erzählen, die er seit Jahren auslebte und die er nicht mehr missen möchte.
Klar war mir BDSM ein Begriff, wusste was es ist und worum es geht, doch hatte ich bis dato nie persönliche Berührungspunkte zu diesem Thema gehabt.
Als er davon erzählte merkte ich auf einmal wie alles über mich einbrach und mir 1000 Fragen durch den Kopf schossen und die ich mir selber erst einmal gar nicht beantworten konnte.
„Wieso reizt mich dieses Thema gerade so extrem, wenn er davon erzählt...? Wo wären eigentlich generell meine Hard Limits...? Wie viel wäre ich in allen Bereichen bereit zu geben und zu ertragen als Sub was meine Soft Limits angeht...?“
Gehört doch so vieles mehr dazu eine Sub zu sein, als nur wie im alltäglichen ein bisschen Haare ziehen und grober anpacken im Bett.
Er öffnete ohne es zu wissen in mir ein Tor zu einer anderen geheimnisvollen Welt.
Eine neue Welt, die ich besser kennenlernen wollte, die mich total faszinierte, die mich wahnsinnig neugierig machte auf mehr und mich alles bisherige in meinem Leben was dieses Thema anging hinterfragen ließ.

Ein paar Stunden später ließen wir den Abend ausklingen und er fuhr mich nach Hause.

Nun saß ich nach diesem Abend da, in meinem Bett, ganz mit mir allein und in einer totalen Stille. Wurden mir durch meinen besten Freund doch die Tore in die Welt des BDSM geöffnet.
Hieß es nun für mich selbst „Wer bin ich und was will ich?“
Fest im Hinterkopf immer die Erzählungen und Fragen von ihm die er an mich äußerte.
Fragen wie z.B.: Was löst es in dir aus, wenn du über unser Gespräch nachdenkst...?
Wo waren erst mal im normal Bereich deine Grenzen oder hattest du dort überhaupt welche...?
Wärst du, wenn bereit diese bedingt zu überschreiten...? Was wären Grenzen für dich, die du gar nicht gewillt bist zu überschreiten, weil du es weder kannst noch willst...?

und Wie willst du es persönlich ausleben...?

Erst wenn du dir das alles mit Sicherheit und Klarheit beantworten kannst, kannst du einen Schritt weiter denken.

Ich ging also los, auf eine Reise mit samt der Fragen an mich im Gepäck.

So fing ich also an in mein tiefstes Inneres zu schauen und mir über alles Gedanken zu machen.

Klar war eines für mich jedoch direkt.

Bin ich doch eine Frau mit Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl, die nie mit Meinungen und Gedanken hinter dem Berg hält egal ob positiver oder negativer Natur.
Schnell erkannte ich, das dies aber genau die Eigenschaften sind, die ich dazu auch unbedingt benötige um es ausleben und genießen zu können.
Sie zu besitzen um zu sagen, wenn ich etwas nicht will, um sagen zu können meine Grenze ist bald erreicht oder um meine Fantasien und Träume mitteilen zu können.
Mit dieser Erkenntnis stolperte ich automatisch zu den von ihm gestellten Fragen.

Tausend Stichpunkte kamen in meinen Kopf zusammen wie:
Dominanz, Verantwortung, Stärke, Unterwerfung, Demut, Bestrafung, Schmerz, Verzicht aber natürlich auch Vertrauen, Respekt, Akzeptanz, Belohnung und Hingabe.
Die Gedanken an BDSM lösten in mir pure Neugierde, einen Reiz und ein enormes Verlangen aus, die ich nicht mehr länger unterdrücken sondern ausleben wollte.
Puh da kam ich nun also bei der Frage an wo wären deine Grenzen?
Ich wusste das ich sehr experimentierfreudig bin, immer gern was neues ausprobiere aber nun musste ich mir ganz klar darüber werden.
Wurden meine Grenzen doch nicht mal annähernd angetastet.
Mein Kopf fuhr Karussell, was es zu beseitigen galt.

Ok, also machte ich mir erst ein mal Gedanken über meine Hard Limits, wo ich schnell wusste wo diese sind und mir dort auch ganz sicher war, diese nie überschreiten zu können.
Hmm ja und die Soft Limits, dort kam ich zu dem Schluss, das ich aus der Lust und der Leidenschaft heraus bereit bin einen gewissen Teil über mich selbst hinauszuwachsen,
was Schmerz. Demut, Verzicht und Bestrafung angeht, wenn das Gefühl zu 100% meinem Dom gegenüber stimmt.

Stellte sich nun schlussendlich nur noch die Frage nach dem „Wie“?
Wie erwähnt, bin ich eine sehr selbstbewusste Frau, die im täglichen Leben ihren „Mann“ steht und dies auch unbedingt braucht.
Mir würde es schwer fallen das Machtgefälle zwischen Dom und Sub mit in den privaten Alltag zu nehmen, da ich mir da nur bedingt gern was befehlen lasse und lieber mein eigener Herr bin.
Daher war mir sofort klar, das ich es nur in Sessions ausleben möchte.
Wo es in dem Moment nichts schöneres gibt eine gewisse Zeit die komplette Verantwortung abzugeben, sich bedingungslos fallen zulassen und hingeben zu können. Schlussendlich ist es eine lange Reise durch sein eigenes „Inneres Ich“ und man sollte sich genau bewusst sein was man für sich selber möchte, egal ob man Sub oder Dom ist.
Nur mit diesem Wissen über sich selbst, dem Vertrauen, dem Respekt und der Akzeptanz gegenseitig kann man sich fallen lassen und Freiheit spüren, denn nichts anderes ist es, wenn man diese devote oder dominante Seite in sich trägt.

 

Heute weiß ich dank ihm ganz genau was mir all die Zeit gefehlt hat:

die Liebe zur Hingabe, der Unterwerfung, die Hörigkeit, der Demut, dem Verzicht, dem Schmerz, der Bestrafung, der Belohnung, die extreme Leidenschaft und der Reiz des Unbekannten.

Manchmal bedarf es halt einen Stupser, durch eine bestimmte Situation oder einer Person wie in meinem Fall um zu merken was eigentlich die ganze Zeit schon tief in einem selbst schlummerte. Zu realisieren was für einen selber innerliche Freiheit bedeutet und die man nun selber nicht mehr missen möchte.

Autorin Sub from Deep Passion

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