Keine Routine - Tipps für Paare

Der Alltag

Wie überall kann es auch in einer BDSM-Liebesbeziehung dazu kommen, dass die Lust von der Routine eingeholt wird. Meist sind es die Subs, die darunter leiden, denn sie können sich nicht einfach das nehmen, was sie gerade brauchen und zumindest meine Erfahrung ist es, dass Subs oftmals die aktiveren sind, wenn es darum geht spielen zu wollen.

Als Paar geht eure Beziehung natürlich über das rein Sexuelle hinaus. Ihr liebt euch und teilt eventuell sogar den Alltag miteinander, daher wird es nicht sofort zu einem Beziehungsproblem, wenn die Routine im Bett, oder wo auch immer ihr euch vergnügt, einkehrt, denn das Spiel ist nur ein Bindeglied von vielen. Aber diese Sicherheit muss nicht immer Bestand haben.

Wenn nun einer von euch (und das kann auch unbeabsichtigt passieren) auf jemanden trifft, dessen Offerten so ganz anders sind als die gewohnt bequeme Routine, dann entsteht eine Spannung, die unmittelbar auch in der Beziehung zu einer Spannung führen wird.

Der Vorteil bei einer gewissen Routine ist, dass ihr wisst, was eurem Partner gefällt und was man wie am besten mit ihm oder ihr machen kann. Nutzt dieses Wissen. Ist alles neu, ist es spannend alles auszutesten.
Ist es ausgetestet, benutzt die detaillierte Landkarte der Lust, die ihr über euren Partner habt und vergesst nicht ab und an auch mal wieder auf Neuerkundungen zu gehen. Animiert euren Partner, überrascht und verwöhnt ihn.

Ja, auch als Dom kann man der Lust der Sub dienen, denn seine Lust ist auch meist gleichgesetzt mit ihrer Lust, sonst wären beide Partner wohl kaum zusammengekommen. Ja, auch wenn es sich ungewohnt anhört, auch als Sub kann man einen Dom animieren. Wie das alles geschehen kann, dazu später mehr.

Schafft euch ruhig bewusst ein paar Routinen. Diese Rituale können wunderschön sein, nur sollten es nicht zu viele werden, da sie sonst Spontaneität und Kreativität im Keim ersticken. Seht das Spiel als ein kreatives Kunstwerk an, das aus einem Rahmen (Rituale), eurer Sub (die nackte Leinwand), euren Mitteln (Farbe als das wenig greifbare Psychische und Pinsel als das Materielle) und euch als schaffendem Künstler besteht.

Einige Rituale können den Rahmen für ein Spiel bilden (Anlegen des Halsbandes), einige Gegenstände eure Favoriten sein (Peitschen, Wachs), einige Handlungen zu euren Lieblingen zählen (verbale Erniedrigung), aber als Künstler solltet ihr nicht immer das gleiche Bild zeichnen. Bleibt eurem Stil treu, aber seid auch offen für Neues.

Was können beide Partner tun?

Kommunizieren und sich um den anderen bemühen ist hier ganz einfach zu nennen. Kommunikation ist, egal in was für einer Beziehung, immer eines der wichtigsten Elemente. Vielleicht geht ihr mal auf eine gute BDSM-Party? Es kann sehr erregend sein, wenn Fremde einem zusehen oder man selber auch mal zuschaut. Wegen der "guten BDSM-Party" solltet ihr euch im Bekanntenkreis umhören, was da empfohlen wird.

Natürlich können ebenfalls Sexspielzeuge oder, falls es beide reizt, auch eine weitere Person mit eingebunden werden. Eine weitere Option ist es, zusammen zu Basteln, nein, keinen Tannenbaumschmuck, sondern eine Peitsche oder Ähnliches. Die Lust, es auszutesten, kommt sicher ganz von allein.

Was kann Dom tun?

Nun, der Dom wird auch als der aktive Part bezeichnet, also hoch mit dem Hintern und werde dem Anspruch gerecht ;-)

  • Sorge für Spannung, indem du Neues erschaffst. Ein Austausch mit anderen BDSMlern ist ebenso sinnvoll, wie selber zu überlegen, was man machen könnte.
  • Verlege das Spiel raus aus der gewohnten Umgebung und ruhig auch mal zu einer ungewohnten Zeit. Überraschungen sind gut und müssen nicht immer perfekt durchgeplant sein. Den Partner auf dem Nachhauseweg in eine dunkele Ecke zu zerren ist sicher erlaubt.
  • Kombiniere deine Mittel, zum Teil haben sie dann eine ganz andere Wirkung.
  • Füttere das Kopfkino mit Andeutungen, die zwar eindeutig in eine Richtung gehen, aber höchstens erahnen lassen, worum es denn konkret gehen wird.
  • Erteile eine Aufgabe. Erst wenn diese erfüllt ist, wird gespielt (Ja, es sollte einen BDSM-Kontext haben, „Müll raus bringen“ gehört hier nicht hin!).
  • Gehe neue Wege. Wenn Du die Sub immer fixierst, bevor Du sie züchtigst, gib ihr die körperliche Freiheit, aber fordere ein, dass sie still steht.
  • Spiel mit Dingen wie Sinnesentzug. Nimm ihr mit einer Augenbinde die Möglichkeit zu sehen, ihre anderen Sinne werden so noch sensibler. Nimm ihr das Zeitgefühl und entferne alle Uhren, sie soll nicht wissen, was wie lang geht. Nimm ihr das Gehör, sie wird nur noch fühlen. Je mehr du ihr nimmst, desto mehr Lust wird sie empfinden und umso mehr wird sie dir vertrauen müssen.
  • Sei auch mal rein egoistisch. Die meisten Subs mögen es, benutzt zu werden und mal ehrlich, wer benutzt nicht auch gerne auf dominanter Seite. Steh dazu, Du bist ein Dom.
  • Probier Neues aus, natürlich nur, wenn es kein Tabu ist. Tunnelspiele oder Mindgames werden von nur sehr wenigen Paaren praktiziert. Dafür gibt es aber eigentlich gar keinen Grund (außer vielleicht die Faulheit, ein Mindgame zu konzipieren, aber siehe oben, du bist hier der, den man landläufig als aktiven Part bezeichnet).

 

Was kann Sub tun?

Also, quengeln hilft wenig. Meist führt es dazu, dass er noch weniger Lust hat zu spielen und selbst wenn er spielt, wird er es nur halbherzig machen. Aber sich dem Schicksal fügen, das muss man wirklich nicht.
Jedoch will ich dich auch etwas vorwarnen: Wenn man sich so anbietet, wie unten gleich beschrieben, kann es sehr hart sein, wenn er das Angebot ausschlägt. In diesem Fall stimmt aber eh etwas mit eurer Beziehung nicht und hier solltest du dann auch direkt ansetzen, nicht als Sub, sondern als Partner. Aber nun die hoffentlich hilfreichen Tipps:

  • Biete dich an, aber nicht aggressiv, sondern demütig und überlasse ihm die Entscheidung, ob er dieses Angebot annimmt oder nicht. Du weißt, er kommt Freitag um 17 Uhr nach Hause. Nun, schick ihm um 16.45 Uhr z.B. eine SMS, dass du hinter der Tür kniend auf ihn wartest und ganz sein bist.
    Präsentier dich so wie er es mag. Halt z.B. in der einen Hand eine Kleinigkeit als Begrüßung bereit und in der anderen Hand sein Lieblingsspielzeug. Oder bekoche ihn in einem sexy Outfit oder nackt, koche nur für ihn und bediene ihn wie er es will. Nimmt er nur, aber gibt gar nichts zurück, weis ihn nicht im Spiel darauf hin, sondern im Anschluss daran.
  • Ihr seid essen gewesen. Nun, in deine Handtasche passt sicher ein kleines Spielzeug, biete dich als Nachtisch an.
  • Überrasch ihn. Ja, auch du kannst und darfst das. Strippe für ihn oder mach, was auch immer ihn animieren könnte. Du dürftest ihn dahingehend am besten kennen.
  • In all diesen Tipps ging es um's anbieten, aber das ist eben deine Rolle. Einfordern, das ist schwer, denn im Spiel stehst du unter ihm. Das sollte, wenn dann, auf der partnerschaftlichen Ebene geklärt werden, in der du dann deine Wünsche und Bedürfnisse vorbringen kannst.
  • Da ich gerne spiele, hat sich mir ein Partner in obiger Form noch nie von sich aus angeboten, aber was ich selber gerne mag und was viel zu selten gemacht wird ist folgendes: Der Dom mag etwas ganz besonders gerne und nimmt es sich regelmäßig. Ihn wird es aber noch viel mehr erfreuen, wenn du es mal ohne eine Aufforderung machen würdest, eben ganz von dir aus.
  • Achja, zu guter Letzt hilft zur Not nur eins: Provozier ihn als Dom, nicht als Partner. Ist er noch dein Dom, wird er nun reagieren müssen, zwar mit einer Sanktion, aber vielleicht ist das in dem Moment für dich besser als nichts. Aber auch hier wird es Probleme geben, die besser nach dem Spiel mal angesprochen werden sollten.

Da mir die Metapher mit dem Künstler gefällt, wünsch ich allen Doms viel Spaß beim Malen und allen Subs beim Bepinselt werden!

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