BDSM – Modelle fürs Spiel und fürs Leben

Was es nicht alles gibt! TPE, EPE, CIS, RACK, 24/7, DEBRIS, APE, CNC, NonCon, SSC um nur einige zu benennen und wofür stehen nun die gängigsten (B)DS(M) Lebens- und Spielformen?

24/7
Jeder nutzt diesen Begriff anders, es gibt keine allgemeingültige Definition. Jede BDSM – Beziehung die durchgängig, also an allen sieben Tagen einer Woche und 24 Stunden eines jeden Tages ausgeübt wird, ist eine 24/7 Beziehung. Der Begriff sollte daher am besten mit der passenden Spezifikation genutzt werden, z.B. 24/7 EPE).

EPE
Erotic Power Exchange bedeutet, dass die gesamte Entscheidungsgewalt über sexuelle Dinge vom devoten auf den dominanten Part übertragen wird. Wo Erotik, oder korrekter ausgedrückt die Sexualität, anfängt und endet, ist hier nicht immer klar zu sehen. Meist bedeutet EPE einfach, dass der dominante Part den Körper des devoten Parts zu seinem eigenen Lustgewinn gebrauchen kann, wann immer und wie immer er will.

TPE (auch APE genannt)
TPE steht für Total Power Exchange. Die gesamte Entscheidungsmacht über alle Lebensbreiche des devoten Parts liegt bei dieser Spielart in den Händen des dominanten Parts. Uneins sind sich TPEler selbst in der Frage ob, und wenn ja, wo die Grenzen von TPE liegen. Manche nehmen es wörtlich und meinen, der dominante Part entscheide sogar über Leben und Tod. Andere meinen, es müsse dem geltenden Recht entsprechen und wieder andere TPEler finden, dass nur das, was moralisch zu rechtfertigen ist, dem Dom erlaubt sei. Letztere Auffassung hat das Problem, sehr schwammige Grenzen zu haben, denn Moral ist keine verlässliche Grenze. So hat jeder andere Sichtweisen und damit auch andere Moralvorstellungen.

CIS
Einigen BDSMlern war die Auffassung vieler TPEler zu lasch, zudem kann nach vielen TPElern auch mit einem Safeword gespielt werden und die Sub darf ihren Dom in letzter Konsequenz verlassen. So entwickelte sich CIS (complete irrevocable Submission), eine Beziehungsform, in der der devote Part dem dominanten für immer die vollkommene Macht über sich überträgt (irreversibel und eingeschlossen darin sind Finanzen, Familie und auch das Leben). CIS ist die extremste aller möglichen Unterordnungen und wird von nur wenigen BDSMlern erstrebt oder gar ausgelebt.

DEBRIS
Von den CISlern spaltete sich dann wiederum die DEBRIS Fraktion ab, kurz zusammengefasst sehen diese nur die rechtlichen Grenzen als Grenzen der Führung an. Handlungen die gesetzlich verboten sind lehnen sie ab, die Verwaltung der Finanzen liegt zum Beispiel beim dominanten Part, auch über soziale Kontakte bestimmt er, aber er könnte nicht über Leben und Tod der Sklavin entscheiden. Ebenso darf die Sklavin ihren Herrn verlassen, da eine Einwilligung in den Status Sklavin rechtlich von der Sklavin jederzeit wieder aufgelöst werden können muss (siehe Rechtliches beim Metakonsens). Im Rahmen des rechtlich zulässigen ist es also eine „Alles oder Nichts Situation“. Die Sklavin hat alles zu ertragen, außer sie beendet die Beziehung. Ob ein daraus resultierender extremer psychischer Druck evtl. zu einer Strafbarkeit von Debris Handlungen führt (Stichwort Nötigung in einem Abhängigkeitsverhältnis), wäre eine interessante Frage für einen Strafrechtler. Als Splittergruppe einer Splittergruppe kommt dieser Fraktion keine allzu große Bedeutung zu.

 

Neben den Modellen, die den Rahmen des Machtgefälles beschreiben, gibt es auch jene, die beschreiben wie die Verantwortlichkeiten verteilt sind. Nachdem die Szene zuerst BDSM definiert hat und es immer mehr Diskussionen um Moral und Sicherheit gab, entstand SSC, ein Begriff der früher der Grundsatz der gesamten Szene war.

SSC
SSC steht für safe, sane and consensual, also für sicher, vernünftig und einvernehmlich. Handlungen zwischen den Beteiligten müssen also grundsätzlich von beiden so gewollt, nicht unvernünftig und vor allem auch sicher sein. Früher sagte fast jeder er spiele SSC, inzwischen ist es eine nicht mehr so deutliche Mehrheit. Zudem liegt zwischen dem Lippenbekenntnis SSC und der Realität oftmals eine ganze Welt. Ehrliches und konsequentes SSC ist die Methode, wie BDSM wirklich sicher und ohne große Gefahren für Körper und Geist ausgeübt werden kann.

RACK
Von den SSClern spalteten sich die RACKler ab, diese stellen die Eigenverantwortung der Personen über alle anderen Aspekte. Rack, also risk-aware consensual kink, bedeutet frei übersetzt: „Risikobewusste einvernehmliche Andersartigkeit“. Wenn zwei Menschen das Risiko kennen und beide bewusst die Entscheidung treffen, dieses kalkulierbare Risiko gemeinsam einzugehen, so wäre dies RACK. Im Gegensatz zum SSC können also auch Handlungen vorgenommen werden, die eben nicht sicher sind und im schlimmsten Fall zum Tode führen, jedoch müssen es beide so wollen und beide müssen sich dessen bewusst sein.

CNC (Metakonsens)
CNC bedeutet consensual non-consent, kurz gesagt, der devote Part willigt ein, dass er oder sie in Zukunft keinerlei Rechte mehr hat. Die gesamte Macht liegt in der Hand des dominanten Parts und dieser muss keinerlei Rücksicht mehr auf den Willen des devoten Parts nehmen. Ironischerweise diskutieren CNCler darüber, ob extreme Handlungen die gegen das Gesetz verstoßen, noch von CNC gedeckt sind, sie haben dabei vor allem Kastrationen und ähnliches im Fokus. Warum ironisch? Nun CNC ist in Deutschland und so gut wie in allen Ländern dieser Welt, per se illegal, sobald der devote Part eine Handlung nicht mehr wollen würde (siehe rechtliche Bewertung Metakonsens).

 

Manche Lebens- und Spielformen sind eng miteinander verknüpft, so können z.B. CIS und Debris eben nur als CNC umgesetzt werden, andere können sich frei miteinander verbinden. Auch gibt es unterschiedliche Auffassungen, was nun konkret unter einem Begriff zu verstehen ist. Gerade zu 24/7 und TPE gibt es sehr unterschiedliche Auslegungen und Ansichten.

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