Nonkonsensuale Spiele -Traum und Realität

Manch einer träumt von der totalen Unterwerfung oder auch einem extrem harten Spiel, zum Beispiel im Sinne einer Entführung oder Vergewaltigung. Nonkonsensuale Spiele sind dabei Spiele, bei denen eben kein Konsens vorliegt, sondern Dom uneingeschränkte Macht hat und auch gegen den Willen von Sub handelt. Wird dem Dom freiwillig eine solche Machtstellung eingeräumt aus der Sub selber nicht mehr aussteigen kann ist dies ein Metakonsens.
Worte sind im Vorfeld leicht gesagt* und Fantasien noch leichter im Kopf ausgelebt, aber etwas so intensives real erleben, dafür sind eher wenige geschaffen.


Beispiel 1: Die totale Unterwerfung

Hier geht es um die komplette Selbstaufgabe, wie ich es als Wunsch schon oft gelesen und auch live zumindest ab und an als Lippenbekenntnis erlebt habe. Aussagen wie: „Ich bin ganz Dein, mach mit mir was Dir beliebt, mein Herr!“ haben gleich zwei Haken.
Zum einen, falls so etwas gesagt wird, sollte es dann doch bitte „Ich bin ganz euer, macht mit mir was euch beliebt, mein Herr“ lauten, denn wenn sich jemand so weitgehend unterwerfen will, ist ein Duzen in Kombination mit „mein Herr“ mehr als unangebracht.
Zum anderen und auch viel schwerwiegender ist aber, dass sich fast niemand vollständig selbst aufgeben will. In dem Fall müsste nämlich auch dem Befehl, Selbstmord zu begehen (vgl. z.B. Seppuku in Japan) oder sich zu verstümmeln, entsprochen werden.

Natürlich kann nun entgegengehalten werden, dass der dominante Part eine Verantwortung übernommen hat und dieses in der Aussage impliziert ist. Aber damit ist es auch keine totale Selbstaufgabe, denn in diesem Fall unterstellt sich Sub vollkommen und ohne Ausnahme Doms Willen.
Ich halte diese totale Unterwerfung ohne Tabus und im Rahmen von 24/7 für ein beliebtes Hirngespinst, anregend in der Fantasie, aber würde es wirklich zu dieser Form kommen, dürfte die Schwelle zu einer krankhaften psychologischen Störung eindeutig überschritten sein.

Die extremsten Befürworter einer solchen totalen Unterwerfung sind meist reine online BDSMler oder Leute mit sehr schweren Komplexen. Die FantasieBDSMler beschäftigen sich viel und sicher auch intensiv mit dem Thema, aber über reale Erfahrung verfügen sie eben eher selten.
Die ExtremBDSMler versuchen, durch ihre Neigung irgendwelche Komplexe zu kompensieren. Beides geht aber an der gesunden Realität vorbei. Eine Partnerschaft, auch zwischen Dom und Sub, erfordert von beiden Seiten Kompromisse, sonst wird sie nie alltagstauglich sein, selbst, wenn BDSM gelebt wird. Dieses ist aber bitte nicht als Angriff auf Leute zu verstehen, die BDSM in einer 24/7 Form leben, denn fast immer gibt es hier ausgesprochene oder unausgesprochene Tabus, welche für beide Seiten bindend sind und wirkliche Willkür ist dabei etwas eher Unproduktives in diesen Beziehungen.


Beispiel 2: Befristete nonkonsensuale Spiele

Es ist eine Sache, sich eine Fantasie auszumalen, eine ganz andere, sie real umzusetzen. Nur, weil jemand eine Entführungs- oder Vergewaltigungsfantasie hat, bedeutet das nicht gleich, dass er dieses auch real erleben will, schon gar nicht mit einer ihm fremden Person. In der Fantasie mag es ein Genuss sein, einfach nur als Objekt benutzt zu werden, aber es ist eine Fantasie und wer steuert die Fantasie: natürlich der, in dessen Kopf sie entsteht.
Die Rolle des Opfers, das mit Gewalt und Willkür behandelt wird, ist nur eine Rolle, die dem eigenen Kopf entschlüpft ist und demnach genau auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt wurde.

Natürlich ist es äußerst verwerflich und zum Glück strafbar, solche Handlungen real zu begehen. Nicht strafbar ist hingegen eine nur gespielte Vergewaltigung oder Entführung. In diesen Fällen achtet aber auf euer Umfeld, Leute die davon nichts wissen, werden hoffentlich die Polizei verständigen oder dem vermeintlichen Opfer selbst zur Hilfe eilen.

Reale Vergewaltigungen oder ähnliches sollten auf jeden Fall zur Anzeige gebracht werden und da sie fast immer großen psychischen Schaden beim Opfer anrichten, ist professionelle Hilfe notwendig.

Gerade unter BDSMlern sind Rollenspiele sehr weit verbreitet, das reicht vom Petplay, über Schüler und Lehrer bis eben hin zur irgendwelchen mittelalterlichen Inquisitionsszenen. Auch eine Entführung oder eine Vergewaltigung kann ein Rollenspiel sein, zwar ein nicht gerade ungefährliches, aber zumindest kein verwerfliches.
Der Verzicht des devoten Parts auf ein Safeword ist dabei zu keinem Zeitpunkt rechtlich bindend. Es kann nicht im Vorfeld auf die Möglichkeit der freien Entscheidung verzichtet werden. Da der devote Part demnach ein Vetorecht hat, ist er/sie nicht in der Rolle des Opfers, sondern des einvernehmlichen Teilnehmers. Was kann den Reiz ausmachen?

Nun, ich kann nur aus dominanter Rolle schreiben und für mich hat es nur einen mäßigen Reiz, denn als Herr kann ich mit einer Sklavin (nicht Dienerin, hier müssen die verschiedenen möglichen Rollen differenziert werden) genau das gleiche machen wie mit einem Vergewaltigungsopfer. Es ist nur ein anderer Name und eine etwas anderes Szenerie. Aus Gesprächen heraus weiß ich aber, dass viele devote Frauen solche Fantasien haben. Ich glaube dabei sind folgende Punkte ein Auslöser:

- Der Reiz daran ist, dass der „Täter“ in diesem Moment das Opfer um jeden Preis besitzen will, auch wenn er sich gespielt dabei strafbar macht (was bei einem klassischen Sklavenverhältnis eben nicht strafbar wäre).

- Die absolute (gespielte) Macht auf der einen und die Machtlosigkeit auf der anderen Seite.

- Das Opfer steht, wenn auch unfreiwillig, im Mittelpunkt des Geschehens, gerade wenn mehrere Täter beteiligt sind.

- Die absolute Ohnmacht befreit von jeglicher Verantwortung für das, was dem Opfer widerfährt und was ihm zwar Spaß macht, aber mit den eigenen Moralvorstellungen nicht konform geht.

- Verarbeitung von früheren Erlebnissen (in meinen Augen der vollkommen falsche Weg, vor allem wenn es noch nicht aufgearbeitet worden ist).

Wer also ein solches extremes Rollenspiel spielen will, der sollte dies tun, zumindest falls beide psychisch stabil und relativ unvorbelastet sind. Aber wie immer, wenn es um ein Rollenspiel geht, es sind Rollen und das Wohlbefinden des Menschen, der die Rolle spielt, muss zu jedem Zeitpunkt oberste Priorität haben.


*So erhielt ich just in dem Moment als ich diesen Artikel schrieb eine Nachricht von einer Person, die ich gar nicht real kenne, mit folgendem Inhalt: „Ich hätte Lust darauf, mich in deine Hände zu begeben… und deiner Willkür auszuliefern!“

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