Ich wusste nicht, was ich verlieren würde

In Gedanken schaue ich an die Wand, habe ich wirklich alles verloren? Ich blicke in sein Gesicht vor mir, fühle den letzten Schlag und seine warme Haut. Es ist einfach nicht fair.
Die Sonne geht unter es ist wieder so kalt hier drin. Auch das warme Rot des Lakens vermag mich nicht zu trösten. Meine Handgelenke schmerzen, meine Kehle wie ausgetrocknet, mehr noch als nach Wasser durste ich nach Liebe und Leben.

Ich war so wütend vor einigen Tagen, dass ich nicht verstehen konnte, warum ich im Stich gelassen wurde. Ziellos ging ich durch die Straßen. Nichts war da, was ich zu verlieren hatte. Überall Kälte und Nässe, hässliche Dunkelheit, widerliche Ratten, die über die Straße huschten als Wut mich packte. Wieso ich? Hatte ich es nicht verdient glücklich zu sein?

... Blind ging ich durch die Straßen, ich suchte das nächste schäbige Lokal. Neben einem Mann, der Ruhe ausstrahlte, setzte ich mich nieder, er zeigte keine Gefühlsregung und doch schien er zu verstehen.
Er bestellte mir ein Getränk und ich erzählte diesem Kerl, was mich so bedrückte. Er hörte einfach nur zu und ließ die Zeit vergehen. Einmal nur sagte er etwas, er meinte:" Wenn du zu Ende erzählt hast, werden wir gehen."

Ich sprach ohne Pause, mal laut und mal ganz leise, ich stockte hin und wieder, er gab mir auch ein Taschentuch.

Als wir dann aufbrachen, fühlte ich mich wie benommen, nichts hatte sich geändert, aber ich sah alles nur noch aus der Ferne. Bei ihm angekommen, umarmte er mich und als mein Atem ruhiger wurde, bedeutete er mir, mich hinzuknien. Ich folgte seinen Worten wie aus der Ferne. Ich fühlte nichts, doch ich tat was mir befohlen wurde.

Er zog mich aus und band mich fest. Ich schaute tief in seine Augen und es beruhigte mich nicht, doch konnte ich auch nicht gehen.
Ich war noch immer so verletzt und wütend, als ich spürte wie ein körperlicher Schmerz mich traf. Es tat weh und dennoch war es gut. Ich fühlte, dass ich lebend war.

Er schlug mich mit der flachen Hand, mein Arsch so rot, mein Atem schwerfällig. Dann setzte er den Gürtel ein. Schlug mich fest, bis die Spuren sich in mir einbrannten. Ich musste schrill lachen, weinen konnte ich noch immer nicht. Er schlug mir dafür ins Gesicht.

... ich versuche mich auf dem Bett zu strecken, ich sehe in seine funkelnden stahlgrauen Augen, er hat mir Gewissheit geschenkt. Mir gezeigt, wofür ich lebe und was es mir noch wert ist. Ich liege hier und es wird mir nicht warm, könnte ich jetzt nur meine Liebsten in den Arm nehmen. Was wirst du tun! Schrei ich ihn an. Aber er ist immer noch der ruhige Mann.

... nach viel Schmerz und Qual legte er meinen müden Körper auf das Bett und band mich fest. Er erklärte nichts und ich lag nur da.

... einige Tage ist es noch immer her, als ich das letzte Mal getrunken und gegessen habe. Einige Tage ist es her, dass ich fühlte, als erlitt ich Höllenqualen, obwohl ich die Hölle nicht kannte! Mein Hals wie ausgetrocknet und mein Körper schreit nach Wärme.
Keiner da, der mir im Herzen nahe steht. Kann noch immer nicht weinen, aber lachen, endlich weiß ich, was mich am Leben hält. Und so frage ich den Unbekannten: "Wie lange ist mein Leben noch? Was hast du vor, was wirst du tun?" Er sagt wieder nichts und er lächelt nur.

Ich habe Angst alles zu verlieren und neuer Schmerz zerfrisst meine Seele, wenn ich an die Menschen denke, denen ich alles bin, auch wenn sie es mir nicht immer zeigten.
Plötzlich kann ich weinen. Tränen rollen meine Wange hinab, ich schaue in seine ausdruckslosen Augen, die nichts von Liebe verraten, sehe, wie meine Sanduhr abläuft und habe nur den einen Wunsch.

Noch einmal meine Liebsten sehen. Mir wird schwarz vor Augen und ich will schreien, kein Ton verlässt meine trockene Kehle, lauter Ruhe um mich herum. Er streicht mir das nasse verschwitze Haar aus der Stirn, das Kissen liegt weich auf meinem Gesicht, raubt meine letzten Gedanken.

Verfasserin süßes Chaoskätzchen

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