What if? (Gedankenspiel)

Sie kniet vor mir, und es berührt mich nicht.
Ich habe sie gefesselt.
Ich habe sie geschlagen.
Ich habe sie erniedrigt.
Ich habe sie beschlafen.
Es gibt mir nichts.

Mir ist klar, dass es nicht fair ist, ihr gegenüber.
Sie ist nicht wie Du, kann es gar nicht sein.
Ihr fehlt deine Anmut und die Selbstverständlichkeit deines Gehorsams.
Ihr fehlen die Jahre mit mir, die blinde Vertrautheit.
Ich sollte mich auf so etwas nicht mehr einlassen.
Schon ihretwegen nicht.

Du fehlst mir.
Jede Sekunde.
Doch selbst wenn Du wieder zurückkämst, ich würde dich nicht mehr aufnehmen.
Jetzt nicht mehr.

Aber da ist die Leere in mir, die mir schmerzhaft klar macht, was Du mir immer noch bedeutest.
Bislang war ich ein Dom, jetzt, ohne Dich, bin ich ein Nichts.

Ich weiß, ich dürfte mich nicht darüber definieren, sicher nicht.
Ich bin ja schließlich auch so, ohne Dich, als Individuum …

… ein Nichts.
Nur die eine Hälfte eines zerbrochenen Tellers.

Natürlich ist das jetzt die Herausforderung, zu wachsen und sich neu zu orientieren.
Ein Gewinn an Lebenserfahrung.
An Identität.
Und jede Veränderung birgt ja bekanntlich auch Chancen in sich.

Dieses dumme Geschwätz ist mir nicht fremd, und es ist auch leicht dahergesagt.
Ich habe selbst schon so argumentiert, als Nichtbetroffener.

Doch damals, in der Klinik, habe ich gesehen, wie Beinamputierte wieder das Laufen lernten.
So gut es eben noch ging.

Ich werde letztendlich auch lernen, ohne Dich zu leben.
Es bleibt mir ja nichts anderes übrig.
Die Welt wird deshalb nicht untergehen.
Sie ist nur unerträglich leer.

Bitte, komm zurück.

Verfasser Geralt

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