Borderline und BDSM, gibt es da Zusammenhänge?

Es kommt da bei vielleicht immer auf die Sicht des Kranken an und in welcher Situation er steht. Ich kann jetzt nur aus meiner Sicht als Sub schreiben. Für mich ist es sehr wichtig dass mein Meister Bescheid weiß, dass ich erstens psychisch krank bin und vor allem welche psychische Erkrankung vorliegt, also in meinem Fall Borderline.

Ich habe mittlerweile 7 Jahre Therapie hinter mir und bin an einem Punkt wo ich sehr gut mit meiner Erkrankung zurechtkomme. Mein Meister soll aber immer wissen in welcher Situation ich mich gerade befinde, also ob ich den Schmerz als Lustschmerz oder eben als Selbstbestrafung empfinde. Für mich persönlich würde ich es nie als Selbstbestrafung sehen, sollte es denn noch mal so sein, würde ich erstens nicht mit meinem Meister spielen bzw. ihm Bescheid geben wie ich unser Spiel in dieser Situation sehen würde.

Für mich steht nur fest, wer die Krankheit wirklich hat sollte offen mit seinem Partner drüber reden und nicht für sich behalten, weil man nie weiss in welche Schiene es geht. Und für die Doms urteilt nicht über die Krankheit, manche haben sie echt gut unter Kontrolle und können offen drüber reden!

Wie Lebe ich also Borderline und BDSM aus, es gibt Tage da versuche ich meinen Meister auszutricksen. Denn manchmal habe ich einfach keine Lust auf Strafen und nutze das eben dann doch schon sehr aus. Nur zu meinem Leid durchschaut das mein Meister recht schnell!

Was meinem Meister aber zu schaffen macht ist das Thema Nähe und Distanz. Es ist eben nicht jeder Tag gleich, also kann ich an manchen Tagen Nähe wirklich gut zu lassen und an anderen Tagen geht es gar nicht und ich stoße ihn so richtig vor dem Kopf. Ich weiß das mir mein Meister versucht in so einem Moment zu helfen, was aber nicht einfach ist, denn in so einer Phase ist es am besten mich einfach in Ruhe zu lassen und nicht anzusprechen.

Ausleben: Mein Meister steigert jedes mal, wenn wir spielen das Tempo und verlangt mehr von mir, aber sobald er merkt es geht nicht mehr oder ich stoße mit meinen Borderline aneinander ändert er seine Strategie. Es macht mich einfach noch etwas fertig wenn wir auf der Ebene DS spielen, da gibt es so viele Aspekte wo ich einfach nicht durch blicken kann oder mir eben meine Krankheit im Weg steht. Es gibt eben so viele Gefühle die einen überfordern bzw man sie einfach nicht einordnen kann, wenn man ganz ernst mit mir spricht oh je da kommen dann gleich wieder die Fragen was hab ich jetzt falsch gemacht oder spielt er gerade mit mir oder, oder, oder! Einfach ist das nicht, aber eines weiss ich kann da offen mittlerweile drüber reden. Was wirklich wichtig ist ohne reden klappt auf keinen Fall Borderline und BDSM.

Nutze ich Lustschläge als Strafe für Selbstbestrafung aus? Nein auf keinen Fall sage ich jetzt, ich weiß das nicht jeder Tag für mich gleich ist und das ich in jeder Situation anders reagiere. Manchmal machen mir die Schläge nichts aus, da genieße ich es aber es gibt auch Tage da habe ein anderes Gefühl in mir, was für eines? Schwer zu sagen, innerhalb einer Session musste ich bis jetzt auch noch nie etwas dazu sagen, da mein Meister immer genau dann aufgehört hat bevor ich es Stoppen musste.

Ich denke für meinen Meister ist das auch nicht immer ganz einfach, da sich die Stimmung oft im Minutentakt ändern kann. Oftmals ist es so dass ich gar nicht mitbekomme das sich in mir oder an mir etwas ändert, aber meinem Meister fällt es sofort auf. Deswegen auch von ihm ein kleiner Einblick wie er sich damit fühlt.

Spielen mit einem Borderliner Das wir, die den aktiven Part vertreten im Spiel mit Weitblick und Verantwortung agieren sollten muss hier an dieser Stelle nicht noch mal erwähnt werden. Zu allererst ist es natürlich wichtig, wie auch schon angesprochen das ich als aktiver Part über die Erkrankung meiner Sub Bescheid weiss. Dazu sei gesagt, das reine Wissen darüber das diese Krankheit vorliegt, bringt überhaupt nichts wenn man sich nicht mit dem Krankheitsbild beschäftigt. Aber wie verhält sich das nun in einer Session mit einem Borderliner? Oder anders ausgedrückt was erwartet mich als Dom in einer Session mit einem Borderliner? Eine Session mit einem Borderliner muss nicht zwingend anders sein als eine Session mit einem nicht erkranktem Menschen. Allerdings und das musste auch ich erst lernen, ist hier Weitblick und die Fähigkeit zur Empathie noch wichtiger. Ich bin nun in der glücklichen Lage das meine Sub sehr gut mit ihrer Erkrankung umzugehen weiß, aber denn noch kann es passieren das ihre Stimmung während des Spiels urplötzlich umschlägt. Diese Stimmungsschwankung äußert sich aber eher unauffällig, sprich nonverbal. Ich persönlich merke das dann an dem Ausdruck ihrer Augen und an der Körperhaltung. Ich muss zugeben, um das mit zu bekommen muss man seinen Partner schon recht gut kennen.

Da ich ihr vertraue und ich weiß das sie ihr Safewort gebrauchen würde, sollte es nicht mehr gehen, lenke ich das Spiel dann in eine andere Richtung. Denn noch bleibt es immer schwer sich auf solche "Schwankungen" einzustellen, gerade weil sie wirklich im Minutentakt auftreten können. Das bedeutet aber nicht, dass das in jeder Session so wäre. Überwiegend läuft unser Spiel ganz "normal" ab, das bedeutet wir sind schon in der Lage unsere Lust aus dem Spiel zu ziehen ohne das wir mit dem Borderline aneinander stoßen.

Da Borderliner oftmals zu manipulierendem Verhalten neigen, kann es durchaus vorkommen dass sie versucht mich in eine bestimmte Richtung zu lenken oder ihre Erkrankung dazu nutzt um eventuell eine Strafe zu umgehen. Das ein oder andere mal hätte das auch beinahe an meinem Ego gekratzt, da ich ja doch eigentlich derjenige bin der lenkt eventuell auch "manipuliert". An so einem Punkt, muss man sich dann doch wieder ins Gedächtnis rufen mit wem man spielt. Das bedeutet aber nicht das ich dieses Verhalten dulden oder als gegeben nehmen müsste :-). Hier ist halt wieder der richtige Umgang mit der entstandenen Situation gefragt, dieses zu verallgemeinern wäre aber zwecklos, denn es gibt nicht den einen Borderliner.

Viele Borderline Betroffene neigen dazu mehr oder minder extrem ungeduldig zu sein, so wie auch meine Sub. In unserem Fall äußert sich das so dass sie am liebsten alles auf einmal will, sprich buchstäblich manchmal mit dem Kopf durch die Wand, aber dabei nicht in der Lage ist zu erkennen das sie sich damit heillos überfordert. Natürlich steht sie noch am Anfang was BDSM betrifft, hat wenig Erfahrung und alles was neu ist, ist auch sehr reizvoll. Ich denke das kennen wir selber aus unseren eigenen Anfängen, aber wenn ich ihr sage, dass sie sich mit dem überfordert, gerade weil sie noch nicht so weit ist, entsteht bei ihr sehr schnell der Gedanke im Vorfeld alles falsch gemacht zu haben oder gar meinen Ansprüchen nicht zu genügen. Hier ist wieder viel Fingerspitzengefühl nötig um ihr in diesem Fall zu erklären dass das nicht so ist.

Ein wichtiger Aspekt im Spiel mit einem Borderliner ist das Thema Nähe und Distanz. Nun werden viel sagen, innerhalb einer Session, bestimme ich doch selber wie viel Nähe oder Distanz ich zu meiner Sub haben will, aber ganz so einfach ist das in diesem Fall nicht. Denn Nähe (Harmonie), ich spräche hier von körperlicher Nähe, Berührungen jeglicher Art und Distanz (Abgrenzung) also das genaue Gegenteil, Berührungen, Nähe nicht ertragen zu können liegen in diesem Fall nicht in meiner Macht. Es gibt also Tage an denen ein "normaler" Sessionaufbau durchaus möglich ist und Tage an denen ich mir sehr genau überlegen muss was ich überhaupt machen kann, weil es ihr schwer fallen würde Nähe zu ertragen. In diesem Fall müsste man eigentlich sagen es wäre unmöglich zu spielen, denn wie baue ich eine Session mit einer Sub auf die meine Berührungen, meine Nähe nicht ertragen kann? Hier haben wir einen nicht unerheblichen Aspekt, denn in der Tat bleiben da nur zwei Möglichkeiten. Die Session abzubrechen bzw. ganz darauf zu verzichten, oder aber doch zu spielen, mit dem Wissen das sie nun sehr über ihren Schatten springt und das nur für mich erträgt. Natürlich macht es mich stolz wenn sie in diesem Fall über ihren Schatten springt und die Nähe für mich erträgt, aber aus der Verantwortung heraus bringt mich das jedes Mal in eine Zwickmühle. Wie kann ich meine Lust über das Wohlergehen meiner Sub stellen? An dieser Stelle möchte ich ganz deutlich sagen das ich das nicht tue. Unser Weg ist Kommunikation und Vertrauen, für uns speziell ein weg der Unabdingbar ist um Borderline und BDSM zu vereinbaren.

Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick geben und lasse nun wieder meine Sub das Wort ergreifen.

Geduld Geduld, ja ich habe null Geduld was das Spielen oft nicht einfach für uns beide macht. Ich habe noch nicht so viel Erfahrung, aber wenn wir Spielen geht mir alles viiiiiiiiiiiiiel zu langsam. Das bedeutet das ich viel zu viel auf einmal will, aber das gar nicht möglich ist. Denn meinen Meister ist es wichtig, das ich vor nichts Angst habe . Das geht auch im Alltag so das ich so viel mir aufbrumme, aber mir keine Geduld damit erlaube, eigentlich sollte ich auch in so einem Moment nicht spielen, was ich aber dennoch gerne tue, weil ich einfach gern mit meinem Meister spiele. Aber ganz realistisch betrachtet sollte ich in manchen Punkten einfach mal einen Gang zurück schalten.

Nähe und Distanz Mein Meister hat ja schon angesprochen mit Nähe und Distanz, es gibt Tage da macht mir das null aus da kann er mich berühren wie er mag wie er will, da kann er die Session so aufbauen wie er mag. Dann kommen die Tage wo er mich nicht mal berühren kann, das macht das Spielen gar nicht so einfach für uns, entweder ich springe sehr über meinen Schatten und lass ihn machen oder ich stoße ihn so heftig weg, dass ich nicht ohne Strafe davon komme. Manchmal versuch ich ihm, dann zu erklären was mir in dem Moment durch den Kopf gegangen ist oder ich lass alles so stehen und akzeptiere meine Strafe. Ich muss sagen das ich sehr viel Glück habe mit meinen Meister, ich weiss nicht, ob das jeder machen würde sich so mit meiner Krankheit auseinander zu setzen und auf jede kleine Veränderung achtet so wie er, da drüber bin ich so glücklich und stolz.

Borderline und Partnersuche Ganz schwierig würde ich sagen, weil meistens habe ich das Gefühl das ich mir immer die falschen Aussuche. Mein erster Freund wusste das ich auf BDSM stehe, aber ausleben war nicht möglich für uns, weil er sich nicht von seiner Freundin heutigen Frau trennen konnte, also beendete ich das nach 3 Jahren, weil ich keinen Sinn mehr in dieser Beziehung sah und zog von dannen.

Mein zweiter Freund wusste nichts von meiner Leidenschaft, aber mit ihn konnte man sich auch nicht wirklich gut unterhalten, also war das eine rein Vanilla Beziehung. Aber in jeden Punkt war es schwierig, weil er sich einfach nie auf mich einlassen konnte wie ich das mir gewünscht hätte, so konnte er sich nie mit mir beschäftigen oder mich verstehen wie ich eben oftmals reagiere.

Bei meinem jetzigen Partner ist es das erste mal dass ich mich so richtig öffnen konnte und vor allem so fallen lassen kann wie ich es mir eben zu vor gewünscht hätte. Ich weiss das ich mich zu 100 Prozent auf ihn verlassen kann und das er nie meine Unsicherheit, die ich in mir trage ausnutzen würde. Mir ist es bewusst das ich schwierig bin und das es für ihn überhaupt nicht leicht ist, wenn ich versuche seine Grenzen auszunutzen.

Ich würde jetzt nicht sagen, dass da jeder Borderliner gleich ist, aber bei mir läuft es so, dass ich ganz schnell die falschen Menschen vertraue. Daher dass ich meinen Meister und Partner schon gut 10 Jahre kenne und er vieles über mich weiss machte es eben leichter mit ihm über BDSM zu reden, dabei muss ich sagen kannte ich ihn persönlich zu diesen Zeitpunkt noch nicht.

So im Groben betrachtet sehe ich immer im Menschen das Gute immer nur seine gute Seite und denke immer sie meinen es gut mit mir, mittlerweile lege ich sehr viel wert auf das was gute Freunde zu mir sagen und wie sehr sie meinen Partner vertrauen, bevor ich mich auf eine Beziehung ein lasse, da ich zwei Beziehungen hatte die nicht so verlaufen sind wie ich sie mir gewünscht habe. Da läuft die Jetzige um einiges besser. Ich darf nicht sagen das alles immer schief gelaufen ist, aber eben vieles! Dadurch das ich immer zu schnell vertraue, macht es eben nicht immer leicht den Durchblick zu behalten, aber da ich in den letzten Jahren viel gelernt habe, betrachte ich jetzt vieles aus einem anderen Blickwinkel.

Ich musste es jetzt einfach schreiben, weil immer so viel über Borderline geurteilt wird, aber man kann ja nicht über eine Krankheit urteilen, wo man gar nicht richtig Bescheid weiss um was es sich handelt. Ich hab mich jetzt lange genug mit meiner Krankheit und natürlich auch in BDSM beschäftigt und ausgelebt.

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