Ich habe seit einigen Monaten eine BDSM Beziehung mit einem Dom, er würde gerne auf das Kondom verzichten und ich würde ihn auch sehr gerne richtig spüren. Als ich ihm sagte, dass ich gerne ohne Gummi mit ihm schlafen würde, wir uns beide aber davor testen lassen müssen, reagierte er sehr erbost. Er meinte, er gehe doch nicht mit jeder Schlampe ins Bett, sei kerngesund und ob ich ihm denn nicht vertrauen würde. Als ich zwei Treffen später wieder das Thema angeschnitten hat, schnappte und bestrafte er mich.
OK, dann will ich das mal der Reihe nach abarbeiten. Ich verstehe nur zu gut, dass Sex ohne Kondom viel geiler ist, geht mir nicht anders. Aber so ein Test tut doch nicht weh, kostet nichts oder nur wenig (wobei ich schon zu einem umfassenden Test raten würde, denn es gibt mehr Geschlechtskrankheiten als nur HIV) und wäre der Test durch Inaugenscheinnahme möglich, dann bräuchte es keine Labore. Man kann nicht wissen, ob man eine Geschlechtskrankheit hat, selbst wenn man Jungfrau ist, kann man sich einige Krankheiten auch ganz ohne Sex zuziehen. Neben dem Test muss natürlich auch die Verhütung bedacht werden, ich gehe aber davon aus, du nimmst schon länger die Pille oder ein anderes Produkt, das Schwangerschaften unterbindet. Sich auf verschiedene ansteckende Krankheiten testen zu lassen, ist sinnvoll. Die meisten Doms behaupten ja, sie würden BDSM in der Form SSC haben, wenn er das auch behauptet, stellt sich die Frage, wie soll ungeschützter Sex ohne Kondom bitte schön SSC sein? Das aber nur zu Feinheiten des BDSM:)
Seine Reaktion selbst spricht Bände. Warum er Angst vor einem solchen Test hat, zumindest vermute ich dies, kann ich dir nicht sagen. Aber zwei Punkte lassen mich an seiner Befähigung, ein guter Dom zu sein, sehr stark zweifeln. Wenn Sub eine berechtigte Forderung stellt (halte meine Tabus ein, lass uns testen bevor wir ohne Gummi Sex haben), dann bewegt ihr euch in einem Bereich, in dem ihr mindestens gleichberechtigt seid oder aber Sub die bestimmende Person ist. BDSM ist etwas, das einvernehmlich erfolgt und somit kann Sub Forderungen aufstellen, die Dom zu akzeptieren hat, wenn er denn BDSM mit ihr betreiben will. Deine Forderung nach einem Test ist logisch und nachvollziehbar, wer darauf erbost reagiert, der erscheint mir schnell suspekt.
Noch viel schlimmer als eine erboste Reaktion ist es, dich zu bestrafen, nur weil du ein berechtigtes und wichtiges Thema erneut ansprichst. Ein solches Verhalten zeigt, dass er mit der Macht, die du ihm über dich geschenkt hast, nicht verantwortungsvoll umgeht. Für mich ist das ein Versuch, deine Grenzen durch Gewalt und gegen deinen Willen zu verschieben und das hat nichts mehr mit BDSM zu tun, sondern geht, selbst wenn du ihm erlaubt hast dich zu züchtigen, in eine sehr ungesunde Richtung. Willst du wirklich einem Mann dienen, der deine Grenzen und deine Ansichten mit seinen Füßen tritt und für den Gewalt die Lösung für zwischenmenschliche Probleme zu sein scheint?
Ob es Angst, Komplexe, pure Selbstüberschätzung oder schlicht Dummheit ist, die sein Verhalten lenkt, kann ich nicht sagen, aber einer oder auch mehrere dieser Punkte werden bei deinem Dom leider zutreffen. Tritt bitte mal einen Schritt zurück und versuche das alles nicht nur mit Subaugen zu sehen. Hier geht es um deine Gesundheit und damit um dein Leben. Willst du wirklich eine Beziehung mit jemandem führen, der deine Gesundheit nicht schützt, sondern seinen entgegenstehenden Willen mit Gewalt durchsetzen will? Frag ruhig auch Bekannte, was sie davon halten, denn das was er gemacht hat, hat wenig mit BDSM zu tun. Erzähl du hast einen neuen Freund/Liebhaber und dieser war zuerst erbost wegen der Forderung nach einem beidseitigem Test und später hat er dich dann bestraft als du das Thema nochmals auf den Tisch gebracht hast. Das aufgeworfene Problem hat wenig mit BDSM zu tun und die Antworten werden ähnlich ausfallen, egal ob du den BDSM Kontext erwähnst oder eben nicht.
BDSM bedeutet, dass der devote Part die Grenzen festlegt, in welchen sich der dominante Part bewegen darf. Du hast eine Grenze definiert und solch eine Grenze ist zu respektieren oder mit Argumenten und Zeit zu verschieben (wobei Gewalt eben kein Argument ist).