Mein Dom hat echten Mist gebaut und ich darf ihn deswegen einen Abend unterwerfen und mich an ihm rächen, was könnte ich da mit ihm anstellen?
Ich finde Rache und BDSM passt nicht wirklich gut zusammen. Wenn du schreibst, dass du nicht wirklich weißt, was du anstellen willst, dann scheint die dominante Seite für dich Neuland zu sein. Dem dominanten Part obliegen die Kontrolle und die Verantwortung. Getrieben von negativen Gefühlen und der speziellen Situation kann eine Rache schnell außer Kontrolle geraten. Wenn es dann zudem noch die erste Session mit dieser Person und sogar überhaupt ist, sind Unfälle alles andere als unwahrscheinlich.
Was passiert eigentlich, wenn der Rollentausch deinem Partner Freude bereitet, würdest du ihn dann dauerhaft dominieren wollen oder auch kannst du in einigen Wochen und Monaten zu ihm aufschauen, wenn du nun in dieser Art auf ihn herabgeblickt hast? Gesetzt den Fall, du rächst dich in seinen Augen zu hart, wird sich vielleicht auch sein BDSM dir gegenüber verändern. Solch eine Rache kann sich auf verschiedenen Wegen auch an dir rächen.
Dennoch verstehe ich dich durchaus, vor sehr vielen Jahren hatte ich auch eine Rachesession mit einer Partnerin, von der ich wusste, dass sie einen Dom sucht, obwohl sie sagte, monogam zu sein und auch sein zu wollen. Es war damals eine Gratwanderung für mich und es ging gut, dennoch sage ich inzwischen, ich werde so etwas nie wieder machen, dann trenne ich mich lieber. Mir entglitt die Situation nicht, aber ich war damals schon sehr kontrolliert, hatte es akribisch geplant und blickte auf ungefähr sechs Jahre BDSM Erfahrung zurück. Gebracht hat es mir übrigens nur eine kurzfristige Genugtuung und ein Versprechen, dass so etwas nie wieder geschehen würde, was sich nach einigen Monaten ebenfalls als Lüge herausstellen sollte.
Die rächende Partnerin ist aber ein Gedanke, den wohl einige haben, wie gut in der verlinkten Kontaktanzeige gesehen werden kann.
Was also bringt Rache? Vor allem eine kurzfristige Genugtuung, für welche etwaige Schäden billigend in Kauf genommen werden.
Was wirklich etwas bringen würde, wäre eine Sühne. Bei der Sühne wird mittels einer Strafe eine bestehende Schuld getilgt. Eine Strafsession kann diesen Bußgedanken vortrefflich erfüllen, dafür muss aber die Verfehlung eingestanden, ein faires Strafmaß gefunden werden, Respekt vorhanden und vor allem muss danach die Schuld auch wirklich getilgt sein! Jemanden büßen zu lassen bedeutet, eine angemessene Strafe zu finden, welche dazu genutzt wird, die begangene Verfehlung zu kompensieren. Die Strafe selbst wäscht die Schuld vom Sühnenden ab und reinigt ihn. Sollte dies euer Ansatz sein, dann wird aus einer negativ behafteten Rachesession eine möglicherweise positive Sühnesession. Dem Büßer nach dieser Aktion seine Verfehlungen weiterhin vorzuhalten, würde lediglich die Kleingeistigkeit zeigen, die dem Strafenden innewohnt. Direkt in der ersten Session als aktiver Part überhaupt richtig zu strafen erfordert ein hohes Maß an Empathie, Kommunikation und Fingerspitzengefühl vor allem dann, wenn möglicherweise eine eigene Verletzung dem allen zugrunde liegt. So sehr ich den Bußgedanken mag, habe ich erhebliche Zweifel daran, dass dieses Konstrukt für euch in der vorliegenden Konstellation geeignet wäre.
Rache rächt sich fast immer zweimal, zuerst an jenem, gegen den sich die Rache richtet und später zumeist eben auch an dem Rächer selbst…. Rache rächt zweimal…. Überleg es dir also gut, ob du dir das wirklich antun willst.