Ich stehe vor einem echten Problem. Mein Partner hat mir offenbart eine Geschlechtsumwandlung vornehmen lassen zu wollen, da er sich seit seiner Jugend nicht wohl in seinem Körper fühlt. Nachdem er wegen anderer Probleme in Therapie war, war das nun eines der Ergebnisse. Ich kann mir eine Beziehung mit ihm als Frau aber nicht vorstellen, was er nicht verstehen kann, da ich bisexuell bin. Ich liebe ihn und bin selbst erschrocken über mich, da ich mich nicht für oberflächlich halte und seinen Charakter sehr schätze und dieser wird sich durch die Hormone und OPs ja nicht verändern. Aber wenn er eine Frau wird, könnte ich ihn wahrscheinlich als Freundin aber nicht als Partnerin unterstützen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass das gerade eine sehr schwere Situation für dich ist. Die Veränderungen, die anstehen, werden nicht nur das Leben deines Partners, sondern eben auch deines massiv verändern. Bisexuell bedeutet nicht, dass man sich alles mit jedem (Geschlecht) vorstellen kann. Ich kenne es aus eigenen Beziehungen, dass eine Partnerin zwar im Bett Frauen mochte, aber sich nicht jede auch eine Beziehung mit einer Frau vorstellen konnte. Zumal bisexuell nun nicht bedeutet, man mag beide Geschlechter exakt gleich stark. Ich finde es vollkommen legitim zu sagen, dass du dir mit ihr eine Liebesbeziehung nicht vorstellen kannst. Ich glaube zwar, dass sich bei einer solchen Umwandlung auch ein Charakter ändern kann, aber nicht in dem Maße, dass dabei, zumindest in den meisten Fällen, ein ganz anderer Menschentyp entsteht. Was sich aber ändern wird ist seine Hülle, und auch die Sicht Dritter auf euch.
Nochmals, eine Trennung ist vollkommen ok, ebenso wie eine Reduktion der Beziehung auf zum Beispiel eine Wohngemeinschaft und/oder Freundschaft. Dennoch sehe ich da durchaus auch noch kleine Chancen für eine Liebesbeziehung. Wenn du ihn vor allem wegen seines Charakters schätzt und dich Frauen reizen, würde ich dir noch gerne zwei positive Punkte mit auf den Weg geben. So eine Geschlechtsumwandlung (wobei ich glaube, wenn man sich als Frau fühlt, spricht man inzwischen von Angleichung) ist ein steiniger Weg, wenn man so einen zusammen geht, schweißt das zusammen (wie geschrieben, es gibt aber absolut keine Pflicht für dich, diesen mit ihm/ihr zu gehen) und ich kann es mir sehr gut vorstellen, dass dein Partner durch die Veränderung deutlich glücklicher sein wird. Das kann für eine Beziehung noch mal einen kleinen Boost geben. Jedoch du musst dich wohlfühlen, aus Pflichtbewusstsein heraus sollte man nicht dauerhaft eine Beziehung führen.
Liebe kann vieles ermöglichen und verändert Menschen, vielleicht wird sich deine Einstellung noch ändern, wenn du ihn beim Prozess der Umwandlung begleitest, das darf der Partner auch hoffen, es aber vorauszusetzen, geht gar nicht. Er wird damit klarkommen müssen, dass Menschen ihn als Frau anders wahrnehmen und ihn anders behandeln werden, als es eben als Mann der Fall war und ein guter Therapeut muss ihn darauf vorbereiten.
Es gibt mehrere Beratungsstellen für Transmenschen und deren Angehörige. Du könntest dich bei Fragen auch an Trans-Ident e.V. wenden, soweit mir bekannt, gibt es dort spezielle Beratungen für Partner von Menschen, die ihr Geschlecht angleichen lassen wollen.
Lass dich in nichts hineindrängen, aber schau einfach, was vielleicht möglich ist. Dennoch solltest du deinem Partner klar kommunizieren wo deine Grenzen liegen und dass er keinen Anspruch auf dich hat. Ich war nicht bei eurem Gespräch dabei, finde aber die Erwartungshaltung, mein Partner ist bi, also darf er kein Problem damit haben, wenn ich mein Geschlecht ändere, problematisch. Führe die Beziehung, die dir guttut und bei Beziehungsformen und Arten gibt es kein Richtig oder Falsch nur eben tut beiden gut oder tut beiden nicht gut.