Zu Fasching dachte ich, es würde nicht schaden, auch mal in Outfit auf die Straße zu gehen. Dazu sollte gesagt werden, dass Fasching hier bei uns nicht wirklich groß gefeiert wird und Kostümierte sind eher eine Seltenheit, aber es gibt sie.
Meine Begleitung trug recht wenig Stoff am Körper, zudem modische Aluminiumfesseln für die Hand- und Fußgelenke und ein dazu passendes Halsband, an welchem eine Kette befestigt war. Ich schmiss mich in einen Anzug, setzte eine Ledermaske auf und nahm eine Peitsche in die Hand.
So zogen wir durch die Bars, wenn einer nach dem Outfit fragte, sagte ich, es ist Fasching.
Irgendwann kam die Frage wieder von einem Mitvierziger. Als ich standardmäßig antwortete, meinte er nur: Nun, das sind hochwertige BDSM-Utensilien, die trägt man nicht nur mal zu Fasching und ob ich nicht Angst hätte, hier in der Region so erkannt zu werden.
Ich lächelte und meinte: „Wer erkennt, dass es echte Spielsachen und kein Faschingsoutfit ist, der muss selber etwas mehr mit der Materie zu tun haben.“ Daraufhin erzählte er etwas aus seiner wilden Zeit und dass seine Ehefrau damit leider nichts anfangen konnte.
Nachdem wir das Lokal verlassen hatten, kam eine Gruppe junger Männer auf uns zu, die uns alles Gute zur Hochzeit wünschen wollten. Sie müssen ein echt interessantes Bild von der modernen deutschen Ehe gehabt haben: ein Mann, der seine Frau an die Kette nimmt und leicht bekleidet ausführt.
Auf dem Heimweg kam fast noch der BDSM-Klassiker, sprich die Polizei hinzu, aber entgegen aller Erwartungen schauten die beiden Polizisten uns nur interessiert zu, als ich sie an der Leine am Wagen vorbeiführte. Eingeschritten sind sie jedoch/leider nicht.