Ich war zu Besuch bei einer Bekannten, die als professionelle Domina arbeitet und einen Langzeitgast hatte. Dieser wollte für drei Tage ihr Hausschwein sein. Pferde, Hunde und Katzen waren mir bis dahin durchaus schon begegnet, diese tierische Spielart kannte ich aber noch nicht.
Für ihn war in der Wohnung ein Schweinegatter aufgestellt, in dem er sich aufhielt, solange die Herrin ihn nicht dort rausholte und er umherlaufen durfte.
Wir unterhielten uns also im Wohnzimmer über Gott und die Welt und ab und an bekam das „Schweinchen“ ein Apfelstück in sein Gatter geworfen oder wurde zur Ruhe ermahnt. Dabei klärte sie mich darüber auf, dass das Schweinchen im wahren Leben ein Klaus ist.
Als die Gute in die Küche ging, um einen Tee zu machen, war ich doch neugierig und trat an das Gatter heran. Klaus alias Schweinchen trug ein perfekt sitzendes Kostüm und nur seine Hände und Augen waren nicht bedeckt. Fasziniert von dem Spektakel wollte ich eine Konversation mit ihm beginnen.
Nach einigem erfolglosem Zureden antwortete er mir auf die Frage, was er denn sonst noch für Rollen mag mit dem schlichten, etwas genervten Satz „Ich bin ein Schwein“. Eine durchaus lustige Antwort.
Klaus hatte nun, was ich nicht ahnte, ein Problem. Just als er diesen Satz sagte, kam seine Herrin zurück und hörte selbigen. Sie ging wortlos an mir vorbei, machte die Gattertür auf und trat dem Armen zweimal mit den Worten: „Schweine können nicht reden!“ kräftig in die Seite. Für sie war die Sache damit erledigt.
Ich hingegen hatte nun ein schlechtes Gewissen und ließ bevor ich mich verabschiedete heimlich noch ein paar Schokoladenstücke in das Gatter fallen. Ich denke auch Schweine mögen Schokolade und ich hoffe, Klaus hat mir inzwischen verziehen ;-)