Meine ehemalige Vermieterin war schon überaus neugierig... Sie selber ist schon weit jenseits der siebzig, aber noch relativ rüstig. Jedoch hat sie auch zwei bzw. drei Macken: Sie ist recht neugierig, wohnt direkt unter mir und zumindest früher beschwerte sie sich gerne, selbst bei Beschallung auf Zimmerlautstärke.
Ich bastelte mit zwei Bekannten nach 22 Uhr (ergo Nachtruhe) an zwei Korsagen (wenn man weiß wie, kann man die sehr leicht selber herstellen). Dabei fiel ab und an mal etwas auf den Boden, sonst arbeiteten wir recht ruhig.
Da meine Vermieterin früher sehr empfindlich reagierte, klingelte sie Sturm und wollte sehen wer drin ist. Bevor es zu viel Ärger gab, ließ ich sie rein und dort standen nun die beiden Frauen oben ohne herum und schnitten Leder. Ergo kam ein „Herr XY, wir müssen reden!“
Also ging es in ihre Wohnung und sie fragte mich, was ich denn da so machen würde. Weil’s unverfänglich war, antwortete ich wahrheitsgemäß, dass wir Korsagen bauen.
„Wofür braucht man die denn?“, war ihre nächste Frage. Ich erklärte es mit einem Faible fürs Mittelalter (Larp) und sie schien schockiert zu sein.
„Also wirklich Herr XY, so etwas hätte ich von Ihnen ja nicht erwartet!“ Wenn Du gute Frau nur gewusst hättest, was ich sonst so mache ;-)
Einige Zeit später war sie schon nicht mehr so anfällig für solche Aktionen und ich war wieder fest liiert, womit sich mein Frauenbesuch auf jene Frau und ab und an eine zweite Frau, für uns beide, reduziert hatte.
Ich kam auf die „glorreiche“ Idee, meine Sub in der Nacht anzuketten. Nein, nicht in einem dunklen Verließ, sondern in meiner Wohnung. Die Kette war an ihrem Fußgelenk und an einer Kommode im Wohnzimmer fixiert, so dass sie gerade noch so auf das WC und relativ bequem ins Bett gehen konnte.
Plötzlich wache ich mitten in der Nacht auf und ich frage mich, woher denn bitte schön gerade dieses Kettengerassel kommt. Es war schnell klar: Meine Sub hat eine schwache Blase und macht sich vom Schlafzimmer über das Wohnzimmer über die Küche und über den Flur auf den Weg ins Badezimmer.
Da meine Wohnung recht hellhörig ist, Laminat dort liegt und meine Vermieterin unter mir wohnt, dachte ich nur „Na toll, entweder denkt sie, Balduin das Nachtgespenst ist unterwegs oder aber ihr dämmert es, was ich da wirklich so mache.“
Einige Monate später trug es sich dann zu, dass das Dach des Hauses undicht war. Es merkte aber erstmal niemand und ich auch erst, als sich Schimmel an einer Stelle bildete. Sofort verständigte meine Vermieterin die Handwerker und der Schaden war binnen einiger Tage komplett behoben. Danach ließ sie noch die Hälfte des Schlafzimmers (wobei nicht mal ein Quadratmeter betroffen war) neu tapezieren.
Wegen der Handwerker mache ich mir nie Sorgen und da lasse ich eigentlich alles stehen bzw. hängen. Jedoch war ich mir sehr sicher, dass sich meine Vermieterin die Arbeiten anschauen wollen würde, also hängte ich das Bondagebrett, was im Raum hing, ab und verstaute die Sachen so, dass es zumindest nicht extrem offensichtlich war, was ich denn für einer bin.
Nach zwei Wochen ohne ein Zeichen dachte ich mir, sie käme nicht mehr vorbei, also hing das Bondagebrett am nächsten Tag wieder. Logischerweise schellte es zwei Tage später an der Tür und da ich keine Lust hatte, alles wieder umzuräumen, ließ ich sie herein.
Da sich die betroffene Stelle im Schlafzimmer direkt hinter der Tür befand und sie viel kleiner ist als ich, glaubte ich, es würde reichen, mit meinem Körper ihr Blickfeld abzudecken. Es gelang mir so gut, dass wir uns sicher eine viertel Stunde über den Schaden und die Arbeit der Handwerker unterhielten und sie gar nichts anderes bemerkte.
Erst beim Rausgehen war meine Körperabdeckung wohl nicht so perfekt und so erhaschte sie einen Blick auf das Bondagebrett. Mit den Maßen 2.30 x 1.10 und an sechs Stahlketten aufgehängt, wohl nicht gerade das kleinste Möbelstück, was man so hat. Folgende Konversation entwickelte sich daraus:
Sie: Herr XY, was ist denn das?
Ich: Das ist mein Schaukelbett.
Sie: Was ist denn ein Schaukelbett?
Ich: Nun, man kann darin schaukeln.
Sie: Wozu brauchen Sie denn das?
Ich: Na ja, ich stecke mitten im Examen und kann mich so schlecht zum Lernen motivieren und auch konzentrieren. Deswegen habe ich mir ein Schaukelbett gebaut, ich schaukele darauf und lerne aus den Skripten oder bearbeite die jeweiligen Akten.
Sie: Und das hilft Ihnen?
Ich (mit voller Inbrunst der Überzeugung): Ja, seitdem ich es habe, kann ich viel besser lernen.
Sie: Ach, deswegen haben Sie vor einiger Zeit so viel gebohrt.
Ich: Ja, deswegen.
Sie: Hält die Decke das denn aus, Sie wissen ja, Sie müssen pfleglich mit der Wohnung umgehen!
Ich: Ja, ich habe nur Löcher gemacht, wo Stahlbeton und Stahlträger liegen, jeder Haken hält 300kg aus.
Sie: Ja, aber ist das nicht unbequem?
Ich: Nein, ich habe es gut gepolstert und es kann nach allen Seiten, also auch seitlich, schwingen.
Sie: Ach so, sagen Sie das doch gleich, dann ist das ja so etwas wie ein Wasserbett.
Ich: (innerlich sehr amüsiert): Ja Frau Schmidt, ich habe mich da wohl wirklich etwas zu kompliziert ausgedrückt, es ist eine Art Wasserbett.
Damit beließ sie es auch und wie es scheint, hat sie die Spielsachen, die an der Wand hingen, einfach nicht wirklich wahrgenommen (der kleine Vorteil bei alten Leuten, die aus Eitelkeit keine Brille tragen wollen).
Ein paar Monate später, es war Winter und sie wollte nur sehen, ob die Schäden wieder aufgetreten sind, hing dann mal eine gusseiserne Spreizstange und eine Art Schaukel dort.
Nachdem ich die Spreizstange mit „das ist für Klimmzüge“ erklärt hatte, fragte sie wofür denn das andere Gerät ist. Auf die Antwort „eine Schaukel“ kam dann nur ein „darf ich die auch mal probieren“. Charmant verneinte ich es unter Hinweis auf ihren Sturz ein halbes Jahr zuvor und die Risiken bei dieser Schaukelkonstruktion.
Wenn sie nur wüsste, wofür die Geräte eigentlich bestimmt sind...