Im Jahr 2007 führte ich eine sehr glückliche Fernbeziehung und wir waren schon dabei, die passenden Zukunftspläne für das Zusammenziehen zu schmieden. Da uns etwa 1000 km trennten, konnten wir uns nur alle 3-4 Wochen für ein verlängertes Wochenende sehen.
Meine Partnerin traf diesmal am Mittwochabend ein und sollte am Sonntagabend wieder heim fliegen. Da wir großen Spaß am Spielen hatten und uns eben nicht so oft sehen konnten, nutzten wir die Stunden vor der Abreise noch für eine ausgiebige Session.
Entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten, verlegte ich das ganze in den Flur und das Badezimmer, und natürlich war die Zeit nachher so knapp, dass ein Aufräumen einfach nicht mehr drin war. So hing noch eine Kette im Raum und diverse Spielsachen lagen verteilt herum, als wir uns auf den Weg zum Flughafen machten.
Alleine wieder zurückgekommen hatte ich einfach keine Lust mehr, das Chaos zu beseitigen und wollte lieber ins Bett und den verlorenen Schlaf nachholen. Morgens ging es dann ins Büro, wo das Tagwerk auf mich wartete. Da ich eh schwer aus dem Bett komme, beließ ich das Chaos im Flur und Bad so wie es war.
Gegen 17 Uhr machte ich dann meinen verdienten Feierabend und wenig später war ich wieder zu Hause. Krawatte und Anzug waren gerade abgelegt, da klingelte es an der Tür.
Meine Eltern wohnen 25 Kilometer entfernt in einer Stadt mit etwa 100.000 Einwohnern. Da mein Wohnort dann doch ein Mehrfaches an Einwohnern hat, kommen sie ab und an zum Shoppen hierher.
So war es anscheinend auch an diesem Tag, denn als ich die Haustür automatisch öffnete, kamen auch schon meine Eltern die Treppe hoch, was an ihren Stimmen leicht zu erkennen war. Zum Glück hatte ich meinen Schlüssel in der Hosentasche und konnte somit die Tür zuziehen, damit sie ihm Flur nicht die ganzen Utensilien sehen konnten, und so tun, als wäre ich gerade selber auf dem Sprung.
Der Grund des Besuchs war schnell klar: Meine Mutter meidet öffentliche Toiletten und da ich recht zentral wohne, dachte sie wohl, sie könnte kurz die meine nutzen.
Die Ausflüchte, ich könnte sie nicht einlassen, da bei mir nichts aufgeräumt sei und mir das peinlich sei, ließ sie nicht gelten. Sie meinte, so schlimm könnte es nicht sein und ich könnte ja auch gehen, die Tür zuziehen könnte sie beim Verlassen der Wohnung ja selber.
Irgendwie gelang es mir dann aber doch, meine Mutter zu überreden, mit mir in mein Lieblingsrestaurant zu gehen und dort das WC zu nutzen. Die Situation schien also gerettet.
Am Wochenende stand mein Besuch bei ihnen an und es kam wie es kommen musste. Direkt nach der Begrüßung fing meine Mutter an mich zu bearbeiten. „Du verheimlichst uns etwas“, war der zweite Satz, worauf ich erwiderte, jeder Sohn hat das ein oder andere Geheimnis vor seinen Eltern, das sei durchaus normal und ich würde auch nicht auf die Idee kommen, sie alles zu fragen. Dies reicht einer Mutter aber anscheinend nicht aus und so folgten gefühlte zwei Stunden, die so zusammengefasst werden können:
- Wir sind eine Familie, da kann/muss/braucht es doch keine Geheimnisse geben.
- Du bist unser Sohn und kannst/solltest uns alles erzählen
- Wir lieben Dich und wollen an Deinem Leben teilhaben
- Wir machen uns doch Sorgen
- und das ein oder andere Argument habe ich sicher vergessen
Nachdem es eh geplant war zusammenzuziehen, also ich mit meiner Partnerin, nicht mit meinen Eltern, dachte ich mir, es könne nicht schaden das Thema nun, wenn es sie so brennend interessiert, anzusprechen.
Ich fragte sie also: „Seid ihr wirklich sicher, dass ihr alles über mich wissen wollt?“ Natürlich kam ein sehr ausführliches „ja“ bei dieser Frage heraus.
Inzwischen saßen wir im Wohnzimmer an einem großen Tisch und wie es der Zufall wollte, trug ich an jenem Tag eine Trsikele (eher unbekanntes Erkennungszeichen von BDSMlern) um den Hals. Da mein Vater über eine sehr gute Allgemeinbildung verfügt, zog ich die Kette mit dem Anhänger aus, legte sie auf den Tisch und fragte meinen Vater, ob er denn damit etwas anfangen könnte.
Nach kurzem Zögern kam ein: „Oh mein Gott, du bist ein Gothic!“ dabei heraus, worauf ich erwiderte: „Paps, ich habe etwa achtzig Hemden im Schrank, höchstens fünf davon sind schwarz, ich bin ganz sicher kein Gothic.“ (Dabei höre ich manches aus der Richtung ganz gerne mal).
Nach einer kurzen Denkpause kam die nächste Frage: „Bist du etwa in einer Sekte?“ Diesmal entgegnete ich: „Ich bin Humanist, Atheist und Determinist, das alles sind Überzeugungen, aber ganz sicher keine religiösen.“
Daraufhin kam die Frage: „Und was willst du uns damit denn nun sagen?“, die wahrheitsgemäß mit einem „ich bin dominant/sadistisch veranlagt“ beantwortet wurde. Schweigen…
„Und was soll das nun bedeuten?“ Nach kurzem Überlegen entschied ich mich für folgende Antwort: „Ich schlage und erniedrige meine Freundin in gegenseitigem Einvernehmen ganz gerne mal.“
Tja, es folgte ein langes Schweigen und dann eine noch sehr viel längere Diskussion.
Am folgenden Wochenende ging die Diskussion natürlich weiter und meine Mutter machte den Vorschlag, einen Psychologen zu bezahlen, wenn ich denn in Therapie gehen würde. Als ich meinte, ich war genau wegen meiner Neigung schon einmal bei einem, weil ich einfach neugierig gewesen bin, warum ich so ticke, wurde erst mal dessen Qualifikation angezweifelt.
Nachdem ich erklärt habe, dass der Psychologe einen guten Ruf hat und auf den Bereich der Sexualität spezialisiert ist, wollten sie das Ergebnis wissen. Ich erzählte ihnen, dass sich allgemein diese Neigung wohl durch Erfahrungen entwickelt, in meinem Fall aber nichts Derartiges festgestellt werden konnte.
Nach einigen Sitzungen machte er den Vorschlag, mich durch einen Arzt untersuchen zu lassen, der dann einige stark erhöhte Werte wie Testosteron feststellte. Somit schien meine Neigung eher genetisch determiniert zu sein.
Bei den Worten „genetische Ursache“ schauten sich die beiden an und es fehlte nur noch der ausgestreckte Finger, der sagt, „das hat unser Sohn von dir“. Nachdem aber keiner die Schuld an diesem „genetischen“ Defekt haben wollte (und meine Gene stammen ja von den beiden), wurde lange überlegt, wie das denn passieren konnte.
Irgendwann kam mein Vater auf einen Großcousin, der schwul ist, worauf ich nur meinte: „Das ist eine ganz andere Baustelle und hat nichts mit meiner Neigung zu tun. Ich bin heterosexuell und kann mit Männer gar nichts anfangen.“
Inzwischen haben meine Eltern meine Neigung zum Glück recht gut akzeptiert, wenn sie sicher auch nicht gerade glücklich darüber sein mögen. Diskussionen gibt es nicht mehr und es kommt sogar vor, dass meine Mutter mir etwas Gutes tun will.
So hatte sie einen Gürtel, dessen Schnalle sie sehr mochte, der aber nicht mehr passte. Ich sagte ihr, ich habe nicht das passende Leder da, um einen neuen Gürtel mit der Schnalle herzustellen, kenne aber einen Fachmann, der das sicher macht.
Nachdem der Gürtel erneuert war, brachte ich ihn ihr und natürlich auch das Leder des alten Gürtels. Sie meinte nur, ich könne damit sicher mehr anfangen als sie.
Natürlich nahm ich das Leder gerne wieder mit, nur stellte mein im Raum anwesender Vater die Frage, was ich denn daraus machen will. Ich antwortete, er wäre ideal für Halsbänder. Weil es sich um recht robustes Leder handelte, entgegnete er, dass das doch dafür nicht geeignet sein könne, weil es viel zu hart sei.
Nach meiner Antwort: „Ich bin ein netter Typ und polstere es noch aus“ war dann wieder Ruhe eingekehrt.