Die Entwicklung der BDSM Szene, so wie ich mich daran erinnern kann.

Dafür mich angefangen zu interessieren hab ich mich wohl mit etwa 19, das war dann im Jahre 1989.

Viel Informationen gab es damals nicht, ich muss da auch dazu sagen, das ich in Österreich aufgewachsen bin und wir in dieser Hinsicht etwas Rückständig waren, Internet gab es da so glaube ich schon, aber so richtig bezahlbar war es dann doch wieder nicht.

Ich kann mich erinnern das ich da noch einen Commodore SX-64 besaß, was auch die Frage zum Internet haben, beantworten könnte, also nein.

So hat man sich insofern man sich getraute in so einen Zeitschriften Handel hinein gewagt um dann versteckt im Eck, auffälliger gings ja nicht mehr, sich das eine und andere Magazin durchzublättern, in der Hoffnung auf etwas zu stoßen das nur Ansatzweise dem entsprach was man sich vorstellte, also Inserate von Firmen, Inserate von Privat Personen die auf der Suche nach Gleichgesinnten waren und und und …

So wirklich viel gabs da einfach noch nicht.

Ich hatte mir dann auch das ÖKM gekauft, das Österreichische Kontakt Magazin, das ja nur vor lauter Inseraten strotze wo andere nunja wiederum andere suchten um mit diesen Sex zu haben oder eben auch anderweitige Vorlieben zu teilen.

Unter anderem las ich da ja auch das regionale Käseblatt und fand darin dann einen Bericht zu einem quasi Selbstmord wo sich ein junger Mann in der eigenen Badewanne insofern unglücklicherweise ums Leben brachte in dem er sich einen Sack aus Kunststoff über den Kopf zog, um so in der Badewanne, Atemreduktionsspielchen zu machen, das wäre ja auch nicht so unbedingt fatal geworden hätte er sich nicht auch noch den Duschschlauch in den Sack der um den Kopf war mit hinein verlegt, das Gewicht zog ihn dann nach unten und bevor er sich befreien konnte ertrank, bzw. erstickte er fürchterlich.

Inwiefern der Artikel so ganz der Wahrheit entsprach wusste ich nicht, aber ich las da zumindest schon mal was das in etwa der Richtung ging die ich selber schon ab und an ausprobiert hatte und dabei nicht nur einmal fast ohnmächtig geworden wäre um dann unweigerlich ebenso den Löffel abzugeben wie eben dieser Tote.

Meine quasi Flucht nach vorne war die Möglichkeit einen Leserbrief zu diesem Vorfall der Zeitung zukommen zu lassen in der Hoffnung irgendwer würde dies lesen und mich vielleicht kontaktieren, denn es konnte einfach nicht sein das nur ich solche Gelüste hatte und sonst niemand weiteres.

Ich habe das dann auch gemacht und es hat worin gefruchtet? Das es war wie davor, niemand wollte sich mir zu erkennen geben.

Das ist dann schon recht entmutigend, aber was solls.

Irgendwann später bin ich dann über das Magazin „WIENER“ gestolpert, das zu deutschen Verhältnissen mit dem STERN vergleichbar wäre.

Darin fand ich dann einen Artikel über Körperabformungen eines Wiener Künstlers der seine Freundin all zu gerne in wirklich immens eng geschnürtem Korsett abformte um daraus dann Skulpturen zu erstellen.

Wie man sich vielleicht vorstellen kann, habe ich diesen Artikel verschlungen, denn so etwas in der Richtung reizte mich auch ewigst, und ich will mich auch gar nicht mehr daran erinnern wie viele Rollen des wirklich guten Bauklebebandes, meines Vaters ich heimlich vergeudet hatte nur um sie mir um meine Taille eng und enger zu wickeln weil ich das Gefühl dieser Enge so unglaublich genoss.

Das Magazin WIENER wurde dann des öfteren wieder gekauft um dann später darin einen Artikel wieder zu finden von einem Latexfetischisten der über seinen Fetisch zu berichten wusste.

Man muss auch dazu sagen diese Zeiten der Latexfetischisten waren insofern hart weil es kaum welche gab die gute Sachen in Latex angeboten hatten, es gab wenn dann nur Sachen in schwarz, meist getaucht und selten geklebt und man musste sich die Hersteller buchstäblich zusammen klauben, nicht so wie heute wo nahezu jeder LatexBekleidung herstellt und verkauft und man überschwemmt wird mit Latex, Latex, Latex.

Sealwear war da unter anderem mit dabei und auch Lampe, wobei dieser, habe gerade bei einem Freund nachgefragt der noch länger in der Materie dabei ist als ich, da schon nicht mehr wirklich viel hergestellt hatte.

Dann gab es noch das GUM, Club Caprice, den Kastley Versand, der allerdings weniger in Richtung Latex anbot sondern eher derlei schicke LederTeilchen die nachdem man sie trug recht restriktiv eingeschränkt war, und der aktive Part dir dann deinen Zustand erschweren oder je nachdem wie mans betrachten wollte, versüßen konnte (g)

So hat man dann angefangen alles zu sammeln und zu bestellen das irgendwie weiter helfen konnte, aber den Kontakt zu anderen Gleichgesinnten war immer noch nicht möglich.

Über das Magazin WIENER bin ich dann über ein Inserat gestolpert, der Libertine Wien, die wiederum deshalb so stark bestehen konnte weil da ein Hermes Phettberg mitgemischt hatte, der keine unbekannte Größe darstellte.

Damals hat man sich dann noch hingesetzt, einen Brief geschrieben und den per Post versandt, so kam ich dann zu dem monatlichen Magazin der Libertine Wien, das aus 4 kopierten Blättern bestand die wiederum mit Informationen strotzen.

Nach Wien zu fahren, war mir schlichtweg zu weit.

Denn da hätte ich gute 800 Kilometer quer durch Österreich fahren müssen, nur um an einem Abend dabei sein zu können.

Irgendwann später las ich dann darin das sich im Westen Österreichs eine Gruppierung aufgetan hatte und zwar die Libertine Innsbruck, die von mir aus nur noch 150 Kilometer entfernt war.

Da wiederum den Kontakt per Brief gesucht, Antwort bekommen und dann irgendwann hingefahren.

Nächtigen konnte ich bei den Stammtisch Chefs, die Architekten und nunja, wirklich nette liebe Leute waren.

Da bin ich dann auch so regelmäßig gewesen, habe dann da wen getroffen der aus meiner Ecke kam, mich mit diesem angefreundet, und dann mit diesem und einer weiteren Person den Stammtisch der Libertine Vorarlberg gegründet.

So kam dann einfach eines zum anderen, man lernte immer wieder neue Menschen kennen, und stellte fest das man gewisse Neigungen geteilt hat.

Die ersten SMash Parties der Libertine Innsbruck waren dann auch schon legendär, die Leute kamen von überall her, ob dies nun Hamburg war, oder Berlin, oder München, oder gar Zürich, oder Meran oder gar Bozen, sie kamen von überall her.

Denn gerade damals war es eben auch ganz anders als eben heute wo man sich schon schwer tut zu entscheiden wohin man gehen will, also an Events denn es gab damals nur in etwa 2 oder maximal 3 Events im Jahr die in einem akzeptablen Radius statt fanden.

Was ich damals auch immens toll fand war der Austausch an Informationen, so fand am Samstag die SMash statt, und am Sonntag wurde gebruncht oder es gab noch ein Treffen der ganzen Stammtischleiter und -Innen um sich gedanklich auszutauschen und Informationen zu erhalten, mal vom gegenseitigen besseren kennen lernen abgesehen.

So war das damals, und ich bereue nichts (lach)

Über die Kontakte und die SMash Parties lernte ich auch welche aus München kennen wo ich dann auch mal gerne insofern es sich lohnte zu einer Fete fuhr die damals noch im Kunstpark Ost im Shockers (gibt’s heute nicht mehr) statt fand.

Da lernte man dann wieder welche kennen und so dann auch den Stammtisch von freieSMuenchen da wiederum andere interessante Menschen.

Neben meiner damalig großen Liebe und meinen Neigungen und dem quasi Überangebot in München, bin ich dann aus Österreich weg und nach München gezogen wo ich heute seit 2002 lebe.

Wenn ich auch die Entwicklung der Stammtische vergleiche muss ich sagen das die Stammtische von freieSMuenchen die einfach besten waren, man traf sich im Cook (gibt’s auch nicht mehr) ob in Zivil oder in Fetischkleidung oder anderweitig freizügiger Bekleidung, lernte sich kennen, hatte Spaß und wenn wer Sex haben wollte hatten die eben Sex, und wenn mal wieder eine über frech war wurde ihr vor Augen aller der Arsch versohlt oder wenn so mancher Herr Lust darauf hatte sich einen blasen zu lassen, ließ der sich einen blasen, man sah dann zu oder auch nicht, hat auch niemanden gestört.

Heute ist das auch wieder anders, es herrscht wieder eine gewisse Prüderie, wo man derlei Handlungen als nicht schicklich empfindet, Schade irgendwo ...

Wenn ich das von damals mit heute vergleiche will ich nicht behaupten das es besser war, aber es war auf jeden Fall anders, und was auch ganz wichtig war, es war ehrlicher, es war subKultur, nicht Mainstream wie es heute leider geworden ist, bzw. sich in den letzten Jahren entwickelt hat.

Wenn ich mir etwas wünschen könnte dann das es wieder subKultur würde, so familiär und ehrlich wie es damals war, aber ich glaube dieses Begehr wird Wunschdenken bleiben.

Mit der Entwicklung der ganzen Communities hat das ganze angefangen, eine SZ gab es damals auch noch nicht, da hat man sich eben auf anderen Portalen getroffen, da mit anderen Leuten in Kontakt geraten und so weiter.

Ob dies ein Bizarr Chat war, oder ein ich glaub Golden Gate, oder zumindest ähnlich betitelt, oder eben auch den klassischen SZ1 Chat der Schlagzeilen …

Die Informationsflut war überschaubar, man konnte sich als Stammtischleiter und -In bei einem E-mail Verteiler anmelden und bekam so immer die aktuellsten und neusten Meldungen zum Thema BDSM und Fetisch, es war wirklich hoch interessant, und vermutlich deshalb so hochinteressant weil man sich die Quellen wirklich zusammen suchen hat müssen.

Heute so kommt es mir oft vor wird einem alles, ob man es will oder nicht aufs Auge gedrückt, man versucht um Akzeptanz in den Medien und Co. zu kämpfen, einerseits gut, aber andererseits auch total unnötig.

Es artet alles in Mainstream aus und man stellt sich heute oft die Frage ob man sich dies alles noch antun will, denn man kannte es ja auch anders.

Dann kam irgendwann die SZ auf, war auch hochinteressant und ich will, bin nun seit April 2004 da mit dabei, die Zeiten auch nicht missen.

Aber es ist interessant zu beobachten inwiefern sich dies alles verändert hat, nicht zwingend zum besseren, was ich persönlich als schade empfinde.

Früher nahm man sich so an wie man eben war, und hat sich gegenseitig nicht vorgeschrieben wie was zu sein hat, fremde Meinungen waren genauso gerne gefragt wie diese Meinungen die man selber vertrat weil man aus diesem Wissen nur profitieren konnte.

Heute ist vieles davon anders, manche haben eine unglaubliche Freude daran irgendwelche vereinsmeierische Tätigkeiten herauszusuchen, um dann quasi Gleichgesinnte zu suchen die dem Vereinsmeister jeden Tag die Füße küssen, und wehe man vertritt eine andere Meinung schon ist man eine unerwünschte Person, und wird ausgeschlossen, gemobbt oder gar hinausgeworfen insofern man nicht selber gehen wollte, nur weil man in manchen Dingen eine andere Meinung vertritt als eben der Meister Bla Bla ...

Also um dies alles ab zu schließen, ich bin nicht happy wie es sich entwickelt hat, es hat sich nicht in allen Bereichen verbessert, und es ist unglaublich schade das es Mainstream geworden ist.

Was ich aber gut finde ist das so manches Angebot einfach mehr geworden ist, denn man kann immer wieder beobachten das es auch heute gerade bei den jüngeren Generationen immer wieder welche gibt die genauso narrisch und verrückt ihren Neigungen nachgehen wollen wie damals wir, die heute zu den Alten gehören.

Xanthia_D aka s29

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