Grenzgänge - oder durch die Augen eines Ropebunnys betrachtet.

Wenn ich aus meiner kleinen aber feinen Seilblase derzeit auf die deutsche BDSM Szene sehe habe ich das Gefühl nicht mehr mitzukommen. So irgendwie scheint es habe ich den Anschluss an was auch immer verloren. Ich lese zur Zeit viele Beiträge und Fragen auf deutschen Boards und möchte am aller liebsten laut nach dem Warum fragen.

Das was ich so Land auf und ab Wahrnehme fühlt sich gehetzt an. Fast wie ein Wettlauf. Höher, Schneller, Weiter, Besser. Dabei bleibt aber ein ganz entschiedener Faktor auf der Strecke. Oft vermisse ich Anspruch, Niveau und Tiefe.

Was genau sehe ich also?

Ich sehe eine sehr große Masse von dem was ich gern "Super Sub's" nenne. Man kann es sehr schwer in Worte verpacken. Diese "schaut alle her wie toll und folgsam ich bin" Sub's meine ich. Ich lese Berichte die nicht wirklich echt wirken, denn ihnen fehlt die selbstkritische Seite. Mein Herr wollte und natürlich bin ich dem sofort nachgekommen, kein zögern, kein in sich gehen oder hinterfragen. Ich sehe Sachen bei denen ich mich Frage war die deutsche BDSM Szene schon immer so niveaulos, und ich bemerke es erst jetzt? Für alle sichtbar ohne Unterwäsche irgendwelche Veranstaltungen besuchen so das alle andern -am besten und geilsten scheinen hier nicht BDSM'ler das bevorzugte Publikum zu sein- sehen das super duper Subbi ist so geil! Sie zeigt ganz offen das Fehlen von Wäsche. Und spekuliert dann noch im eilig rausgeblasenem Web Beitrag ob es denn auch genügend mitbekommen haben und erwähnt am besten an fünf Stellen man tue das ja nur für den Herren weil der das so wollte. Denn es soll ja keiner Zweifeln wie ernst man seinen Status nimmt. Ich nehme auch recht viel Drängelei und Quengelei wahr. ZB. einfach mal das Thema Halsband genommen. Ehrlich was ist das momentan für eine Sache damit? Woher kommt denn nur diese Ungeduld? Man konnte doch vorher auch X Jahre durch sein Leben gehen und es bestreiten, heute lese ich Bottoms die es regelrecht jagen und erwarten, ich lese Beschwerden das der Dom Typ auch nach dem 4, 5, 6 Spiel noch immer nicht mit dem Ding rumgekommen ist. In meinen Augen passen fordernde Ungeduld auf einen Gegenstand und dieses so schwer in Worte zu fassende "Super Gesubbe" nicht zusammen.

Irgendwie wirkt das alles zusammen betrachtet wie ein neigungsinternes Wettrüsten. Wer ist die Super Sub 2015, und ich Frage mich warum? Wann hat es begonnen, und hört es auch wieder auf?

Die andere Seite erlebe ich aber auch. Manche dominante Herren legen zur Zeit eine sehr grobe und rohe Art an den Tag das ich kotzen möchte. Ja wenn ich mir meine Postfächer so ansehe frage ich mich wo sind die Gentleman hin? Versteht mich nicht falsch, ich rede nicht von Geld, Ansehen, Anzügen und dem restlichen optischen Zeug. Das sollte zweitrangig sein. Zumal ich selbst finanziell genug gefestigt bin um eben ganz entspannt nicht mehr auf Statussymbole achten zu müssen. Was ich mit roh meine ist die Art wie Konversationen zur Zeit bei mir ablaufen. Ist es dominanten Herren neuerdings unter ihrer Würde Profile auch zu lesen? Ich finde es sehr grob und roh wenn Anreden eher Beleidigungen sind. Generell mag ich keine Betitelungen die in irgendeiner Weise auf .......Stück enden. Warum ist es neuerdings schwer das ein Mensch dem anderen erstmal als eben solcher begegnet? Mich schreckt es ehrlich ab wenn man mir nach dem ersten Satz bereits einen Platz zuweisen will, ohne mich als Frau zu kennen. Ich empfinde es als grob und auch ein Stück weit als Desinteresse wenn ich Mails lesen muss in denen ich mich quasi für das Vergehen nur eine switchende seilliebende Frau zu sein rechtfertigen muss. Ja ich reagiere ganz dolle empfindlich wenn ich gefragt werde ob ich denn neben der Knoterei noch einen anderen Nutzen für einen Partner habe. Wenn ich Pech habe soll ich mich bitte durch einen Fragenkatalog quälen, die irgendwie immer gleich sind. Meist arbeite ich mich erst gar nicht durch diese Bögen und kürze ab in dem ich weiteren Kontakt ablehne. Denn meine Herren, wenn ich etwas auf einer Richterskala von 1-10 bewerten soll habe ich immer im Kopf das MEINE Bewertung nicht auch eurem Empfinden entsprechen kann und muss.

Ja auch einige sehr viele Dom's scheinen derzeit dem mehr und schneller verfallen zu sein.

Meine ganz eigene Einsicht neben all diesen großen und kleinen Wettrennen ist das all die vielen großen und kleinen Sachen so gar nicht meins sind. Aber so irgendwie habe ich auch ständig das Gefühl nicht zur Szene zu gehören oder besser und treffender ausgedrückt vermittelt mir das große und ganze momentan das Gefühl das ich so wie ich bin nicht mehr dazu gehören darf. Dieses ganze Gesubbe und toll sein, nervt mich denn es fühlt sich gekünstelt, extrem und aufgesetzt an. Ja, das was ich auf beiden Seiten sehe ist nicht meins. Überhaupt gar nicht. Und ich? Nun ich habe den Fehler das meine Neigung bei Seilen liegt und ich sonst nichts weiter zu bieten habe. Ich genieße durch aus die Entspanntheit und die Ruhe die ich bekomme wenn ich mich meinen Männern unterordne ja. Ich genieße im weitesten Sinne sogar die Macht die ich zeitweise überantworten DARF. Ich liebe diverse Praktiken evtl. sogar zu sehr. Tabasco, Zimt, Chili, Ingwer und co, Haare packen, Haare ziehen, Nackengriffe und Hände auf den Kopf fühlen sind wirklich sehr schöne zusätzliche Komponenten. Willkür, Strafen, Zwänge und all dieses müssen um des machens Willen, all diese Seiten, Definitionen, dieses ganze verdammte Sein müssen und sein sollen hingegen das ist nicht meins.

Darf ich also BDSM'ler auf meine eigene Weise sein? Darf ich also bitte so sein und bleiben wie ich bin ohne dafür ein nicht echt von Sub und Dom Seite zu kassieren? Ich jage keine Ereignisse um sie im Web zur schau zu stellen, ich habe drei Halsbänder und sie nie erwartet oder gewollt. Wenn ich ehrlich bin trage ich sie nicht einmal gern, einfach weil ich Halsbänder nicht leiden kann. Ich finde die Dinger echt unbequem.

Was am Ende also bleibt ist meine derzeitige Sichtweise, und die ist aktuell sehr kritisch und weniger schön.

Autorin Schallgewitter

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