Erste Suspension

Anmerkung: Da mein Partner und ich BDSM aus verschiedenen Bereichen einfließen lassen, möchte ich an dieser Stelle erwähnen, dass wir uns bei reinen Bondagesessions auf Augenhöhe bewegen, aber durchaus bei der Bezeichnung "Herr" bleiben, auch wenn es im Bondagekontex ja eher Rigger oder Aktiver heißt. Ich bitte auch um Nachsicht, sollte ich die Bezeichnungen nicht ganz korrekt treffen, ich bin Anfängerin und habe mich mit konkreten Bezeichnungen (noch) nicht eindeutig genug auseinander gesetzt.

Das nur Vorweg Da waren wir nun auf der Party, auf die ich mich schon so gefreut habe! Wir drehen nach einigen Gesprächen eine Runde in den "Spielbereich". In einer "Bondage" -Ecke sehe ich einen Mann der an der herabgelassenen Kette einen Ring befestigt und grade sich selbst daran befestigt. Das finde ich lustig und mir schmerzen schon ein wenig die Füße, so setz ich mich mit etwas Abstand auf eine Stufe vor einen Käfig und schaue fragend was er da versucht.

Er erklärt einigen, eine Beinfesselung und wie man die in eine Suspension einbauen kann... "Ahhh..."

Er befreit sich wieder und geht an seine Tasche... die direkt neben uns steht... und fragt mich "möchtest Du auch mal ein klein wenig Fliegen?" Ich zucke mit den Schultern, ja eigentlich schon, aber als mich das letzte Mal jemand unbekanntest fesselte fühlte ich mich unwohl, das Vertrauen fehlte. Ich schaue zu meinen Herren und er nickt sanft. "Ja, sehr gerne!"

Ich ziehe meine Corsage aus, die Stäbe machen sich beim Bondage nicht so gut mein Kleid bleibt an.

Er fragt mich ob ich Alkohol getrunken habe oder andere Substanzen? Ob ich Erfahrung mit Bondage habe und mit Hängebondage und ob es gesundheitlich Dinge zu beachten gibt, das finde ich gut, das nötigste zumindest Abfragen... Dann der Hinweis ihm sofort zu sagen, wenn sich was blöde anfühlt, was taub wird oder kribbelt, oder sonst irgendwas komisch ist.

Er lenkt mich unter den Ring, ich nehme automatisch die Hände auf den Rücken und lege die Arminnenseiten aufeinander, er führt das Seil ruhig und gelassen, über die Handgelenke. Der erste Knoten sitzt, ich spüre das er routiniert arbeitet aber dennoch voll konzentriert. Er kontrolliert seinen Knoten und fragt mich ob alles alles in Ordnung ist.

Nun beginnt er mit dem Oberkörperbondage, er legt das Seil oberhalb meiner Brust, über den Oberarm und sichert es auf dem Rücken, dann führt er das Seil an der Achsel über das Seil und geht abermals auf den Rücken. Danach legt er unterhalb der Brust das Seil ebenfalls über den Oberarm und sichert es erneut auf den Rücken. Der Oberkörper ist fixiert und er erfragt erneut mein Befinden b, kontrolliert dabei meine Hände nach Temperatur und Gefühl. Einmal mehr spüre ich, dass es beim Bondage weniger um sexuellen Hintergrund geht, als vielmehr um das Gefühl, der Körperwahrnehmung und der kunstvollen, ästhetischen Fixierung. Denn auch wenn er könnte er berührt nicht meine Brust, trotzdem er das Seil da lang führt. Auch daran erkennt man, einen "guten" Rigger.

Nun wo der Oberkörper gut verschnürt ist, geht es an die Beine, hier fixiert er das Seil an beiden Knöcheln. Ich kann leider nicht genau sagen, ob er nun schon den Oberschenkel mit fixiert oder ob er das später macht, ich bin etwas in meinen Gefühlen befangen... mir fehlt die Erinnerung.

So alle Seile sind an Ort und Stelle, er kontrolliert abermals seine Knoten meine Gliedmaßen und fragt erneut, ob alles in Ordnung ist. Dann erklärt er, dass ich gleich meinen Oberkörper nach vorn über beuge und auf Drei wird er mein Bein hoch nehmen, ich solle selbst entscheiden, ob ich mein anderes Bein mit nehme oder auf den Boden belasse... und das er mich nur kurz fliegen lässt, da er nicht abschätzen kann wie es sich bei mir zum ersten Mal verhält. Auch das ist völlig richtig und gibt mir nochmal mehr Sicherheit, dass er sehr gut weiß, was er macht und Verantwortungsvoll handelt.

Und dann ist es so weit... 3....2...1... ich nehme automatisch mein zweites Bein mit hoch und traue mich die Augen zu öffnen.... Wahnsinn mein Körpergewicht hängt im Seil, was ich an den Armen und am Brustkorb deutlich spüre, es fühlt sich gut an, sachte dreht er mich und ich bin überrollt von dem Gefühl. Er fragt noch einmal nach... was dann geschieht, kann ich nicht beschreiben...

Er bereitet mich auf die Landung vor, und sagt, ich schenke Dir wieder Bodenkontakt, dass soll reichen fürs erste....

Was dann geschieht, weiß ich leider nicht mehr so genau ich bin von meinen Gefühlen überrollt... diese Erfahrung werde ich so schnell nicht vergessen, es war himmlisch!

Ich bedanke mich mehrmals bei dem Rigger nachdem er die Seile gelöst hat... ich spüre wie mir in dem recht warmen Raum kühl wird, so ohne Seil.... Er reicht mir seine Visitenkarte und sagt das er immer mal Modelle für Veranstaltungen oder Fotos sucht.

Die Erfahrung auch wenn sehr kurz, war sehr intensiv und spannend und zeigte mir, dass mein Herr und ich unsere Kenntnisse vertiefen sollten, um eine Suspension auch bald alleine durchführen zu können.


Die ersten Seile und die erste Bondageparty

Ich halte den Flyer in der Hand, den mir mein Partner gestern in die Hand drückte.
Bondageparty Workshop mit Anschließender Party und Show

Ich kann mir da nichts drunter vorstellen, hört sich aber interessant an. Wir beschließen hin zu gehen, uns eine eigene Meinung zu machen.

Die nächsten Tage beschäftigen wir uns mit Seilen, unsere Baumarkt Seil kauften wir um zu sehen, ob Bondage etwas für uns ist, allerding haben diese Seile so den einen oder anderen Nachteil. Sie sind nicht ganz so anschmiegsam, sie sind eher fest in ihrer Struktur und von der Sicherheit mag ich gar nicht erst sprechen, dass ist uns durchaus bewusst. Vernünftige Seile müssen her und so durchstöbern wir gemeinsam verschiedene Webseiten, aber keins sagt uns zu. Ich möchte das Seil anfassen bevor ich es kaufe und Vergleichen können. Wir beschließen vor dem Workshop einen Laden zu besuchen, wo wir eh schon lange mal hin wollten.

Der Seilkauf
Vorab habe ich dort angerufen, um zu erfragen, ob Hanf- und Juteseil als Set vorrätig sind. Einen Tag drauf geht es los, wir begutachten die Hanfseile … fühlen sich gut an… wir fühlen bei den Juteseilen nach… die sind es, da sind wir uns schnell einig und entscheiden uns endgültig für diese. Sie sind ein wenig gold- glänzend, gebrauchsfertig und gar nicht mit Baumarktseilen zu vergleichen.
Bis zur Veranstaltung bleiben uns knapp 3 Stunden, reichlich Zeit noch Essen zu gehen und die Karten vorab zu kaufen.

 

Die Veranstaltung
In der Location werden wir herzlich begrüßt, wir mieten einen Spint und ziehen uns um. Die Veranstalterin kommt auf uns zu und begrüßt uns herzlich, erzählt uns von dem Programm des Abends. Hört sich interessant an und wir sind gespannt, was uns erwartet.
Sie eröffnet den Abend bald darauf und gibt kurz Einblicke, warum das Motto „bunt" ist....
Dann beginnt sie den Workshop
Jeder der mag, darf sich Übungsseile nehmen und dran teil nehmen, wir bevorzugen unsere eigenen Seile.
In Reih und Glied stellen wir uns auf, die Modelle auf die eine Seite, die Rigger auf der anderen, alle Augen sind auf sie und ihr Modell gerichtet.
Dann geht es los … die nötigsten Sicherheitshinweise werden angesprochen, das Modell nicht alleine lassen, niemals! Schneidewerkzeug bereit legen, Kreislaufprobleme…. Gut die Sicherheit als solche kommt ein wenig zu kurz ABER ich gehe mal davon aus, dass man sich schon mit Bondage auseinandersetzt bevor man eine solche Veranstaltung besucht.
Und kurz und bündig mir gefällt es, dass da nicht wieder irgendwelche Horrorgeschichten ausgekramt werden.

Erstmal die Grundhaltung bei dem Modellen … die Arme auf den Rücken und der Rigger drückt ein wenig die Arme weiter zusammen. Und dann die Rigger, nur um ein Gefühl zu bekommen, was sie ihren Modellen da abverlangen. Das finde ich persönlich total gut, viele glauben, so ein Modell hat es einfach und der Rigger hat die Arbeit... ist sicher ein Stück weit auch so, aber es ist nicht einfach, die Arme in der Ungewohnten Haltung zu halten, ohne sich zu bewegen. Da gehört schon einiges an Anstrengung dazu, zumindest am Anfang, und eine Bondagesession geht gerne mal über einige Stunden.

Der Grundknoten wird vorgestellt, sie macht an ihrem Modell vor, wir machen nach. In ihrer Interaktion mit dem Modell, wird deutlich, dass sie als Rigger sich um das Wohl ihres Modells kümmert, immer wieder fragt sie „alles okay?“ und gibt kurz den Grund an warum das so wichtig ist. Sie hält beständig Körperkontakt zu ihrem Modell.

Eine Oberkörperfesselung mit den Händen im Nacken wird demonstriert und erläutert, auch hier fließt der Hinweis auf die Kreislaufprobleme, die diese Körperhaltung verursachen kann, mit ein. Und um das ganze zu Untermauern, geht es kurz darauf einer der Teilnehmerin nicht gut… Kreislauf. Die Veranstalterin bemerkt es und fragt nach ob alles okay ist.

Hilfe von den Nichtteilnehmern sind sofort zur Stelle. Erfahrenere stehen dem angehenden Rigger und seinem Modell zur Seite. Die Veranstalterin blickt einmal auf die Situation, sieht die Hilfe und fährt unbeirrt fort. Sagt aber deutlich, sowas kann immer mal passieren. Später am Abend werde auch ich mit meinem Kreislauf Bekanntschaft machen.

Das lösen der Seile wird auf unterschiedliche Weisen vorgeführt, einmal unsanft und schnell einmal sehr Gefühlvoll und mit sehr viel Hingabe. Beides ist sehr interessant zu beobachten und einmal mehr wird uns klar, was man alles mit Seilen machen kann.


Und so komme ich zur Show
Ich bin immer wieder beeindruckt was mit Seil, Gefühl und Erfahrung machbar ist. Man sieht vor sich ein Paar und sie spielen mit dem Seil

Jede Session ist mit Musik untermalt, die Atmosphäre stimmig und die Zuschauer förmlich gefesselt. Mal ist es eher etwas unsanfter… die Musik dazu dunkel und die Akteure untermauern das mit Mimik und Gestik. Ein Spiel mit Dominanz und Unterwerfung. Mit Gegenwehr und Gefühlvollem dirigieren. Und mal sehr sanft mit viel Gefühl, Leidenschaft und Hingabe zu sanfter Musik -Sehr beeindruckend

Der Wunsch der Veranstalterin einfach mal auf Leute zu gehen, sie für ihre „kunstvollen Ergebnisse“ loben und ruhig mal drauf ansprechen, ich zitiere an dieser Stelle den Satz
„Fremde sind Freunde die wir nur noch nicht kennen“

Und ich finde da ist was Wahres dran, viel zu häufig fallen einem negative Dinge auf… immer mal hört man von Riggern, die ihre Modelle nicht gut behandeln und von einigen Erfahrenen Riggern hörte ich, dass sie auf Partys schon öfter ihr Messer nutzten, weil ein Absturz nicht bemerkt, ein Kreislaufzusammenbruch nicht erkannt wurde, weil unerfahrene sich überschätzen. So etwas spricht sich schnell rum aber weniger oft hörte ich wie gefühlvoll jemand mit seinem Modell umgeht, wie gerne man jemanden zu sieht, wenn er sein Modell mit Seilen kunstvoll verziert... Das wird einfach erwartet!

 

Zur Party
möchte ich gar nicht viel sagen, wie auf jeder Party hat man die Möglichkeit, mit Gleichgesinnten ins Gespräch zu kommen, man tauscht Erfahrungen und Ideen. Smaltalk wird an jeder Ecke betrieben.
Man kann Kontakte knüpfen, selber grade gelerntes ausprobieren, zusehen wie andere Fesseln, sich zurück ziehen und sich im kleinen Kreis ein wenig austauschen, ausprobieren…
Wir sehen uns ein wenig um und verabreden uns mit einem bekannten Paar zur Suspension. Der Entschluss ist schnell gefasst … das Bondage wird besprochen und wenige Augenblicke später hänge ich im Seil … nicht so intensiv wie das erste Mal… es war mir zu technisch, aber auch das gehört dazu, dass Bondage eben auch mal technisch besprochen wird. Ich schwebe im Seil etwa einem Meter über dem Boden… ich spüre wie ein Druck auf die Ohren kommt, Umgebungsgeräusche nur sehr weit weg durchdringen und vor meinen Augen schwarze Flecken flackern… Ich schaffe es grade noch „STOP“ zu äußern und die beiden Rigger bringen mich sofort wieder auf den Boden der Tatsachen…

 

 

Persönliches Fazit
Für Anfänger wie uns hat sich der Abend gelohnt. Eine solche Veranstaltung die sich rein auf Bondage bezieht war uns schlicht unbekannt … wir haben Spaß am Seil und der Muskelkater am nächsten Tag lohnt sich alle mal
Auf Leute zu gehen und einfach mal ins Gespräch kommen, ist gar nicht schwer und die ersten Suspensionen sollten mit mehrern Leuten durchgeführt werden, wenn auch die Intimität vielleicht fehlt, so ist es für Rigger und Modell angenehmer in kritischen Situation nicht Hilflos alleine da zu stehen.

Zu den Seilen noch kurz ein Wort, ich fand die Aussage „ich liebe meine Seile“ immer etwas merkwürdig, komisch, ja nahe zu belustigend … Inzwischen weiß ich, was gemeint ist!
Unsere Juteseile und ich haben ein Verhältnis, ich liebe sie und kann ihre nächste Umarmung kaum erwarten!

 

 

BeLo1512 & derLoki im Mai 2015 (Erstveröffentlichung im Forum bei den Erlebnisberichten)

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