Mein Weg

Part1 - Too long ago
Ich hatte bereits während meiner ersten sexuellen Erfahrungen bemerkt, dass es mir gefällt geführt zu werden und mich eher passiv zu verhalten. Dann im Alter von ca. 20 Jahren verstärkten sich die Anzeichen meiner Neigungen in Form von recht ausschweifenden sexuellen Phantasien. Leider war es nicht möglich, diese mit meinem Ehemann entsprechend auszuleben. Sicher, wir sprachen „darüber“, kauften ein paar Hand- und Fußfesseln, machten Blümchensex mit Anbinden, aber er war wirklich nicht zum DOM geboren. Trotzdem hielten wir noch fast 10 Jahre an unserer Beziehung fest…

 

Part2 - Forgiven but not forgotten
Mit 29 lernte ich dann einen Mann kennen, der mich faszinierte. Bei ihm spürte ich von Anfang an eine unterschwellige und irgendwie animalische Dominanz. Ich ließ mich darauf ein, besser gesagt ich ließ mich mit ihm ein, aber die Empfindungen mit einem dominanten Partner -zwar mit viel Ausstrahlung und Körpereinsatz, berechnend und ohne Empathie- konnte ich in meiner ersten (Pseudo-)D/S-Beziehung nur mit folgenden Worten beschreiben:

Benutzt, gedemütigt, betrogen und zutiefst verletzt …

Vor und während dieser neun Jahre dauernden Beziehung habe ich mich weder theoretisch über BDSM informiert, noch habe ich mit Gleichgesinnten Gedanken ausgetauscht. Leider, denn dann wäre mir wohl einiges erspart geblieben.

Mit den Jahren hatten Alltag und Arbeit uns eingeholt und sein sexuelles Interesse an mir ließ proportional zur Dauer der Beziehung stark nach. Ich brauche wohl nicht extra zu erwähnen, dass ich das erneute Aufleben dieses Interesses auch nicht besonders gefördert habe.

Da die Beziehung darüber hinaus auch nicht sehr von zwischenmenschlichem Gedankenaustausch gelebt hat, fand ich den Mut meine psychische Abhängigkeit zu bekämpfen und schließlich zu besiegen. Nach neun langen Jahren und einigen kläglich gescheiterten Trennungsversuchen war es mir endlich möglich, mich aus dieser Beziehung zu lösen.

„Zu Hilfe“ kam mir ein 21-jähriges Mädchen… er hatte sich in sie verguckt und sie sah in ihm offensichtlich einen Vaterersatz. Eine ausgeprägte devote oder masochistische Neigung ihrerseits bezweifle ich, kann sie jedoch nicht gänzlich ausschließen. Ich denke, er hatte einfach genug von unserer „komplizierten“ Beziehung. Ausgelebt hat er sich ja nach Kräften und sehnte sich vielleicht insgeheim nach einem unkomplizierten und formbaren jungen Mädchen, Frau, Tochter oder was auch immer. So hatte er in der Trennungsphase zumindest seinen Spielplatz und fixierte sich nicht ausschließlich auf mich.

Als ich den Entschluss fasste, ihn zu verlassen, wusste ich jedoch noch nichts von diesem Mädchen. Ich spürte nur von Tag zu Tag stärker die Entfremdung zwischen uns. Meine Angst vor dieser Trennung war dennoch groß, aber Dank eines lieben Freundes aus Italien, dem ich mich anvertraut hatte und der mir in stundenlangen Gesprächen – um genau zu sein sprachen wir fast 3 Tage und Nächte auf English mit griffbereitem Wörterbuch- Mut machte, mir zeigte, dass ich nicht allein bin und mir in mein Bewusstsein zurückrief, dass ich ein eigenständiger Mensch mit freiem Willen sein kann. In diesen Tagen in Italien habe ich meine innere Stärke wieder gefunden. Ich war plötzlich wieder bereit für mich und mein Leben zu kämpfen!

Als ich dann endlich und völlig emotionslos die Beziehung für beendet erklärte, fiel eine zentnerschwere Last von mir ab. Ich war wieder frei! Natürlich noch nicht praktisch, aber zumindest einmal theoretisch war ICH wieder ICH. Was dann folgte, waren bittere Auseinander-setzungen, Vorwürfe, Drohungen, Macht und Ohnmacht. Aber mein unumstößlicher Wille nach Trennung führte zu seine Erkenntnis, mich für immer verloren zu haben und er ließ mich gehen…

Eines schwor ich mir jedoch: nie wieder diese Art von Beziehung! Am Besten einen netten Jungen von nebenan, mit gepflegtem Vorgarten, Familiensinn und Freitags… Blümchensex!

Part3 – closed by destiny
Dann lernte ich einen Mann kennen. Ein zufälliger Kontakt im Internet. Er sprach von einer „fesselnden Beziehung“ und meine gerade so gut verdrängten Erinnerungen kamen Wort wörtlich „mit aller Gewalt“ wieder hoch. Ich wehrte mich -zugegeben nicht mit aller Kraft- gegen die unterschwellige Anziehungskraft, die er auf mich ausübte. Wir verabredeten uns zum Essen, aber mein Innerstes wehrte sich noch immer ich sagte unter einer fadenscheinigen Begründung kurzfristig ab. Stattdessen traf ich mich mit dem netten Jungen von nebenan, mit Vorgarten und… na ja ihr wisst schon.

Ich wollte das alles nicht noch einmal durchmachen… Aber es kam wie es kommen musste. Der Junge mit dem Vorgarten konnte im Prinzip mit mir nichts anfangen. Er verstand mich nicht, nicht meine Blicke, nicht meine Gesten, gar nichts… und die Affäre war beendet bevor sie richtig begonnen hatte.

Nach einiger Zeit nahm ich wieder Kontakt zu ihm auf. Erneut über das Internet, denn ich konnte diese Stimme, welche ich nur in einem einzigen Telefont gehört hatte, nicht vergessen. Nach einem kurzen Chat haben wir dann zum zweiten Mal telefoniert. Vier Stunden über dies und das, ganz vorsichtig, unverfänglich.


Am nächsten Abend telefonierten wir über fünf Stunden. Ich habe ihm von meiner Angst vor einer D/S-Beziehung berichtet und auch in groben Zügen geschildert, wie es dazu gekommen ist. Er ging auf mich ein und ich hatte wirklich das Gefühl, dass er sich ernsthaft damit auseinander setzt und mich versteht. Er empfahl mir einige Internetseiten zu dem Thema, zeigte mir Perspektiven auf, nahm mir nach und nach meine Angst und wir sprachen über die Begriffe BDSM, Dom, Sub und vieles andere.

Ja, ich hatte tatsächlich langjährige praktische „Erfahrung“ in Demütigung, Erniedrigung und körperlichen Schmerzen, aber ansonsten hatte ich wirklich keine Ahnung. Und zum ersten Mal habe ich mich mit einem anderen Menschen über das Thema BDSM auseinandergesetzt.

Breits am darauf folgenden Abend haben wir uns getroffen. Ich denke, wir waren beide nervös. Was würde passieren? Ich fühlte mich wohl in seiner Nähe und hatte ein Gefühl der Zuneigung, Wärme und Geborgenheit. Sein Blick, seine Gesten, seine Ausstrahlung nahmen mich gefangen.

Nach sechs Monaten kauften wir zusammen ein Haus und weitere sechs Monate später waren wir bereits verheiratet. In unserem Alltag bestand kein gelebtes Machtgefälle und unser BDSM lebten wir nur auf rein sexueller Ebene aus. Wir tasteten uns immer weiter vor und wuchsen mit unseren gemeinsamen Erfahrungen.

Unser Leben in Liebe, Harmonie und Geborgenheit, unser erotisches Spiel mit Macht und Demut, Schmerz und Lust, voller Respekt und in der Gewissheit, niemals verletzt zu werden dauerte 6 schöne Jahre. Weitere 2 Jahre führten wir dann gemeinsam einen am Ende aussichtslosen Kampf gegen den Krebs. Er nahm mir meinen Halsreifen ab als er spürte, dass ihn mehr und mehr die Kräfte verließen. In diesem unbeschreiblich traurigen Moment gab er mich wieder frei…

Drei Monate und eine Stammzellentransplantation später habe ich die Beatmungsmaschine abgestellt und sechs Stunden an seinem Bett auf den letzten Atemzug gewartet.

Ein paar Tage nach der Beerdigung hatte ich einen Nervenzusammenbruch, den ich mit 18 Stunden Schlaf am Stück „behandelt“ habe, um am nächsten Tag für mich die Entscheidung pro vita zu treffen und den Kampf wieder aufzunehmen. Ich habe das Haus verkauft, meine komplette Kleidung und sämtliche Möbel verschenkt oder entsorgt. Neue Wohnung, neue Möbel, neue Kleidung, viel Arbeit und viele Tränen…

Zwei Jahre und große Unterstützung von einem guten Freund hat es gebraucht, um das Schicksal zu akzeptieren, meine Trauer zu verarbeiten und meine Sehnsucht nach dem Glück zu zweit langsam wieder zuzulassen. Ich habe mich im Internet nach Kontaktmöglichkeiten und Informationen über BDSM umgesehen und kam so auf www.gentledom.de

 

Part4 - Finally arrived
In der Anzeigenrubrik der Community las ich dann eine wunderschön formulierte Anzeige, die mich auf eine magische Weise berührte und in der ich mich wie in einem Spiegel selbst sehen konnte. Nach ein paar Nachrichten, in denen wir uns über unsere Lebenssituationen, unsere Vorstellungen und Vorlieben ausgetauscht hatten, führten wir ein langes Telefonat und ich verliebte mich sofort in Seine Stimme, mit der Er mich so selbstverständlich, so ruhig und bestimmt durch das Gespräch führte als würden wir uns schon sehr lange kennen…

Vier Tage später stand ich vor Seiner Tür und ohne ein Wort zu sagen, nahm Er mich fest in Seine Arme. Die Nähe, die Wärme und die Sicherheit, die ich in diesem Augenblick fühlte, haben mich überwältigt. In der nächsten Nacht haben wir auf einer Brücke über dem Neckar gemeinsam das Silvesterfeuerwerk angeschaut und Arm in Arm das Jahr 2015 begrüßt. In diesem ganz besonderen Moment habe ich mich für Ihn entschieden.

Die Übereinstimmung unserer Wünsche und Vorstellungen, das Gefühl sich schon ewig zu kennen, die Verschmelzung von Macht und Unterwerfung, von Schmerz und Lust zu einer Einheit, die daraus in kurzer Zeit entstanden ist, mag für Außenstehende nicht nachvollziehbar sein. Für mich bedeutet es angekommen zu sein und ich trage stolz Seinen Halsreif, der inzwischen viel mehr symbolisiert als ich mir das in jener Nacht auf der Brücke über dem Neckar hätte vorstellen können.

Die Verantwortung und die Entscheidungen für alle Bereiche meines Lebens habe ich Ihm nun ohne Einschränkungen übertragen. Mit diesem Schritt habe ich mich in tiefer Liebe, Demut und absolutem Vertrauen vollkommen in Seine Hand gegeben.

 

Autorin Danuvia

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