Fesselwelten, Wandel bei den Bondageevents

Alle Jahre wieder, so sicher wie es Weihnachten mit Lichterterror gibt, so sicher wie das irgendwann im Jahr der Sommer kommt, genau so sicher gibt es auch die BoundCon. Ich war vor vielen Jahren auch dort vertreten. War es doch eine der Veranstaltungen auf denen man "seines Gleichen" treffen konnte.

Ich kann gar nicht genau sagen wann diese Wandlung ins negative bei mir begonnen hat, Rückblickend möchte ich fast sagen es war ein schleichender Prozess, Jahr um Jahr etwas mehr Abneigung bis hin zu der Überzeugung das ich dort nicht mehr hin will. Weder als Teilnehmer noch als Besucher. Zu viel Gedränge, Menschen die sich an einigen Stellen von A nach B schieben, oh und der typisch deutsche Anstand. Gut letzteres ist die reine Ironie. Manchmal bezweifle ich ehrlich ob es sowas wie Zurückhaltung und Anstand, gültige Benimmregeln in diesem Land gibt.

Die Boundcon ist zu voll, zu überlaufen, zu viel Kommerz und das meiste davon weder sinnvoll noch nachhaltig. Neben all den Terminkriegen die es so gibt ist die Boundcon für mich wie für viele meiner Freunde nur noch sowas wie ein Karneval der etwas anderen Art geworden. Laut, schrill, an einigen Ecken skurril und ja ein Ort an dem man Gegenstände für völlig überzogene Preise bekommt. Wenn ich meine Bekannten so nach der Boundcon frage höre und lese ich immer öfter die Antwort "die spielt für mich keine Rolle mehr", "ist mir zu überlaufen", "gefällt mir nicht mehr" usw. Wenn ich es richtig gesehen habe bewirbt man das Mainstream und nicht BDSM Publikum in diesem Jahr mit flotten SoG Werbeslogan. Ganz toll und ich erwische mich immer öfter bei Gedankengängen und Überlegungen die in die Richtung von Szeneausverkauf gehen. Hat man sowas für einen Platz in der Öffentlichkeit denn wirklich nötig? Will man so gern in die Mitte oder besser endlich und unbedingt anerkannt werden und aus der angeblichen Schmuddelecke kommen das man sich nun sogar SoG bedient?

Vor 4 Jahren war es, da ereilte mich eine Einladung nach Wien. Da ich Zeit hatte dachte ich ja gut mal gucken was mich erwartet. Ich traf in Wien auf meines Gleichen. Auf Rigger und Ropebunnys aus ganz Europa. Man tauschte sich aus, setzte sich bei einen Getränk zusammen und redete von Angesicht zu Angesicht mit geladenen Gästen über Techniken, die neusten Seile, Ideen und Visionen. Wien das durfte ich damals merken war etwas anderes. Wir waren andere.

Kaum zu glauben zu was sich Wien innerhalb von 4 Jahren gemausert hat. Hätte man mir vor fünf oder sechs Jahren gesagt das Wien zu einer Art neuem Mekka für kreative Fessler werden wird, ich hätte ihn ausgelacht und nein gesagt. Heute sieht es anders aus. Wenn ich mein bevorzugtes Kommunikationsmedium Twitter öffne, dann beherrscht derzeit ein Hashtag meine Timeline. Da Fragen sich meine japanischen Freunde und Bekannte wie man denn nicht negativ auffällt, es werden Wörterbuch und Sprachapps empfohlen man gibt Erfahrungen und allgemeine Benimmregeln untereinander weiter. Es herrscht eine sehr positive Aufregung unter "IIIVienneseRopeFestival" und "IIIViennese" und ich finde es schön zu erleben das sich so viele Menschen auf ein Event freuen, das viele dem so entgegenfiebern.

Wenn sich die Wiener Fesselspiele weiter so entwickeln wie in den letzten Jahren, dann hat diese Veranstaltung die Macht eine der wichtigsten Veranstaltungen weltweit zu werden.

Ich habe das Gefühl das ein großer Wandel in der Luft liegt, noch bin ich mir aber nicht sicher woran genau dieses Gefühl liegt. Kleine eher heimelig anmutende Veranstaltungen, die man sonst nicht wahrgenommen hat erleben einen Zulauf und die großen, nun sie bekommen wohl viel neues Klientel dazu.

Wenn ich mir so Veranstaltungen wie die Celtic Rope ansehe die erst Ende September beginnt, und das erste mal seit bestehen bereits jetzt restlos ausverkauft ist, dann frage ich mich schon was nur los ist.

Was besuche ich nun in diesem Jahr so? Der BoundCon werde ich definitiv fern bleiben. Ich muss ja nicht wie der berühmte "Hans Dampf in allen Gassen" sein, wie es ein Sprichwort so schön sagt. Fest steht ich werde mir einen Tag die Wiener Fesselspiele geben, und ich werde eine Woche in Hongkong verweilen und im Dezember wie jedes Jahr London, vielleicht nehme ich auch noch Vegas, Dallas und Dublin mit. Aber das steht noch nicht fest.

 

Autorin Schallgewitter

Du bist nicht angemeldet.
 Einloggen / Registrieren