Unser Weg

Mit 16 Jahren bin ich drauf gekommen dass mein Orgasmus intensiver wird wenn ich einen Gürtel eng um meinen Bauch schnalle. Der nächste Schritt war die Atemreduktion. Zurückgedacht war das eigentlich auch schon das Ende meiner jugendlichen Erfahrungen ansatzweise mit BDSM in Kontakt zu treten. Damals wusste ich natürlich noch nicht dass es für das einen Namen gibt. 1986 war das auch mit dem Internet noch nicht soooo.

Ich war ein Spätzünder in Sachen Sex. Erste Freundin mit 21. Dafür ist sie heute meine Ehefrau. Konservatives Kennen lernen, zusammen ziehen, verloben, heiraten, Kinder kriegen….

Unser Sex war schön. Alles war gut. Manchmal ein wenig fesseln, aber immer Stino-Sex. Ich möchte diesen aber nicht schlecht schreiben. Auch dieser Sex war immer schön!

Mit der Verbreitung von Shades of Grey glaube ich war die Zeit gekommen. Auf meinem Weg zur Arbeit habe ich mir alle drei Bände im Auto als Hörbuch reingezogen. Nach dem ersten Teil dachte ich mir dass ich aufhöre. Dieses andauernde erröten der Hauptdarstellerin regte mich immer auf beim Autofahren. Aber dies soll keine Rezension sein, gibt’s ja genug. Aber ich war einfach neugierig und wollte das Ende wissen….. Meine Frau habe ich überreden können die Bücher als E-Book zu lesen.

Wir fanden die Geschichte beide „märchenhaft“ und ein wenig eigenartig. Aber die Basis für neue Gedanken war geschaffen.

Am 31.12.2012, also Silvester, entdeckte ich Gentledom - die Seite. Gelesen, gelesen, gelesen. Forum entdeckt und registriert. So, packen wir´s an. Wie habe ich denn zu sein? Ahja, Dom ist unnachgiebig, Dom ist hart, Dom kuschelt nicht, Dom ist der große Meister!

Die Erkenntnis traf mich (meiner Frau sei Dank) sehr schnell. Ich war ein Depp. Wollte jemanden spielen der ich nicht bin. Lernthema „Authentizität“.

Mein Rat an alle „angehenden“ Doms, Tops, wie auch immer eure Namen lauten ist, seid wie ihr seid! Verstellen bringt gar nix, außer Frust auf beiden Seiten!

Ich denke ich bin ein Schnellkneisser (ich begreife Dinge schnell) und nach Gesprächen mit meiner Frau war ich wieder ich. Zwar in meiner dominanten „Rolle“ jedoch authentisch. Mit Kuscheln erlaubt!

Sodalla, SSC war ja schon ein Begriff den wir beide auch in unserem Alltag leben. Aufpassen aufeinander halt. In Bezug auf BDSM natürlich umso wichtiger. Wir haben auch ein Ampelsystem eingeführt. Rot=bitte aufhören, zu stark. Stop=Abbruch

Wie ging es weiter? Sie war sich nicht sicher ob sie überhaupt eine Sub ist. Trallala, sie ist in erster Linie meine Frau! Welche Namen ich ihr auch immer gab. Am Beginn Kajira, jetzt wieder einen Anderen der uns beiden sehr gefällt. Aber sie ist und bleibt meine liebe Ehefrau! Sub hin oder her.

Ein wichtiges Kapitel in der Erforschung unseres BDSM´s ist unser Absturz. Wir haben die Erfahrung gemacht dass diese Art von Sex bei uns eine nicht gekannte Ebene von Emotionen anspricht. Tiefe, sehr Tiefe! Natürlich, Emotionen sind immer da, auch bei Stino-Sex. Hier jedoch kommen auf einmal Ängste hervor die man bisher erfolgreich „versteckt“ hat, bewusst oder unbewusst.

Ein Beispiel gefällig? Das „Fallen lassen“. Es fiel ihr irrsinnig schwer sich fallen zu lassen. 100% Vertrauen zu geben. Das Rasieren mit verbundenen Augen war unmöglich. Ebenso sich nach hinten in meine Arme fallen zu lassen. Die Angst war so groß dass es immer wieder zu Tränen kam.

Mittlerweile geht das Rasieren ohne dass sie hinschaut und mir mit der Klinge vertraut. Sie kann sich in meine Arme fallen lassen, und und und.

Noch einmal. Diese Art von tiefen Emotionen meine ich die zu Tage kommen. Ach ja vom Absturz wollt ich euch schreiben.

In meiner Euphorie brachte ich von einer Dienstreise aus Hamburg zwei Souvenirs mit. Eines davon war ein Nadelrad. Ich probierte es bereits in Hamburg an mir selbst aus (so wie alle Spielzeuge übrigens) und voller Freude kam es in einer der folgenden Spielstunden zum Einsatz. Sie war weder gefesselt noch sonst irgendwie eingeschränkt. Sie lag vor mir am Bett am Bauch und ich holte das Rad heraus und fuhr damit über ihren Oberschenkel. BUMM – Sie sagte STOP. Leider habe ich dies 2 Sekunden zu spät gehört, also in diesen 2 Sekunden weiter gemacht. Ich hörte dann auf weil ich bemerkte dass sie weinte. Auf mein Nachfragen was denn los sei, meinte sie dass ich das STOP überhört habe und trotzdem weitergemacht hätte.

Nun, dieser Vertrauensbruch, weil ich nicht genug aufgepasst habe, „kostete“ ca. 4 Monate „Aufbauarbeit“ an Vertrauen bezüglich BDSM Spielereien. So hieß es für mich/uns zurück an den Start!

Es ging eine gefühlte Ewigkeit gar nix mehr, ich wollte alle Spielsachen entsorgen. Wir haben beide viel geweint. Hier kamen wieder diese tiefen Emotionen hervor. Grauslich…. Ich versank fast in Selbstmitleid. Ich der böse Dom, habe das Vertrauen meiner Subbi missbraucht und sie enttäuscht. So viel zum großen Meister…..

Das Forum, in Form der Mitglieder half uns durch diese schwere Zeit. Ich kann mich jetzt nicht einmal an direkte Verurteilungen erinnern. Wir wurden bei Gentledom richtiggehend aufgefangen. Viele nette Kontakte ergaben sich daraus. Wenn man bei dieser Situation von „schön“ reden kann, dann sag ich mal es war schön wie uns Beiden mit Zusprüchen und Tröstungen geholfen wurde. Ich bin heute noch dankbar!

Dieses Kapitel ist abgehakt und es ist mir bisher nie wieder passiert. Ich bin achtsam und passe auf sie umso mehr auf.

Geblieben ist aber nach wie vor das Forum. Mittlerweile haben wir viele nette Mitglieder persönlich kennen lernen dürfen. Auch wenn wir dafür immer weit fahren mussten. So z.B. 800km zu unserer ersten Fetishparty. Ein tolles Ereignis, das mich in Punkto Selbstvertrauen stählte! Als einziger mit einem weißen Tudor-Hemd unter lauter schwarzen Lack/Lederträgern – welch ein Spaß! Für mich!

Ich war/bin kein Meister vieler Worte. Sie sagt von mir, wenn ich ein Problem habe verkriech ich mich in meiner Höhle und komm erst wieder raus wenn ich „das Problem“ gelöst habe. Ich glaube sie hat recht…..

Deshalb verfolgte ich folgende Strategie: Schreiben! Ich schrieb unsere Sessions auf. Was habe ich gemacht, wie hat sie reagiert, was habe ich gefühlt usw… Diese „Geschichten“ habe ich sie lesen lassen. Danach wurde darüber gesprochen. Auch das hat uns/mir mit der Auseinandersetzung geholfen was hier abgeht. Heute schreib ich nix mehr auf.

Das schöne ist, wir passen in keine Schubladen. Die Fragen „Bin ich ein richtiger Dom?“ oder bei meiner Frau „Bin ich eine richtige Sub?“ haben wir schon lange hinter uns gelassen. Wir sind wie wir sind und fertig. Deshalb sprechen wir auch immer von UNSEREM BDSM. Als Ermunterung für alle Anderen, lasst euch in keine Schublade stecken. Egal was wir tun oder nicht tun, für uns muss es passen, für niemanden sonst! Und, ja, ein Dom darf Kuscheln, ein Dom darf weinen!

Als letztes schreibe ich noch über Grenzen und Tabus. Eines weiß ich sicher, das Nadelrad ist bei uns ein Tabu! Ebenso gibt’s verschiedene Spielarten/Praktiken die uns beide immer fremd sein werden.

Andererseits gibt’s die Grenzen. Grenzen sind erweiterbar. Gemeinsam springen wir oft über eine Solche. Manchmal wieder zurück und manchmal hat sich die Grenze dann verschoben. Das sind schöne Erlebnisse.

Immer aber spielt sich das Ganze im Rahmen von SSC ab.

Ein schönes Erlebnis zu Schluss. Natürlich hängen Spielstunden von der Tagesverfassung ab. Nicht jeder Tag ist gleich oder geeignet. Zum Beispiel wenn der Arbeitstag bei ihr sowieso schon bis 20:00 Uhr war, wird wohl nicht mehr gespielt. Oder am nächsten Tag um 05:00 Uhr aufgestanden wird.

So ergab sich ein „geeigneter“ Tag. Ich wollte spielen. Meine Frau spürte dies und meinte dass sie heute nicht unterwürfig genug wäre um zu spielen. Aber Kuschelsex, schönen, einfachen Kuschelsex wollte sie haben. Alles klar, ab ins Bett ….. So kuschelten wir schön. Nach kurzer Zeit fuhr ich ihr ins Haar und zog sie daran zurück. Starkes Stöhnen war die Antwort. Die Gangart wurde ein wenig härter. Plötzlich griff sie auf das Nachtkasterl und übergab mir ihr Halsband. Sie meinte „leg es mir um, ich brauche es“. Wie es weiter ging könnt ihr euch denken….

Und immer wieder kommen Überraschungen, das Leben bleibt spannend, auch nach 23 Jahren Beziehung mit derselben Person! Wir sind auf unserem "BDSM"-Weg!

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