Er sieht aus dem Fenster, es regnet wieder. Er seufzt. Sein Fuß juckt, direkt unter den Zehen. Mit Mühe widersteht er dem Impuls, sich zu kratzen, er weiß, dass es sinnlos wäre.
Vor seinem Fenster steht eine Weide. Er kann ihre Äste und Blätter von hier aus sehen, sie glänzen vor Nässe, grün in grün. Er greift nach der Fernbedienung, lässt sie dann jedoch wieder sinken. Dann denkt er an Caro, und mit einem Mal lächelt er.
Caro…
Er lehnt sich zurück. Gedankenverloren streicht er über seinen Oberarm. Seine Arme sind viel kräftiger als früher, besonders die Trizeps springen inzwischen deutlich heraus, wenn er anspannt.
Caro…
„Wo fährst du hin?“
Ihre Stimme klingt alarmiert. Er antwortet nicht sofort, er will Zeit gewinnen.
„Es ist eine Abkürzung“, murmelt er schließlich. Das Auto rumpelt jetzt so schwankend über den Waldweg, dass seine Aussage mehr als fadenscheinig klingen muss, das weiß er selbst.
„Eine Abkürzung?“, sagt sie zweifelnd.
„Ok, ich bin sie wohl schon eine ganze Weile nicht mehr gefahren“, räumt er ein.
Eine glatte Lüge, er ist erst gestern hier gewesen und hat sich das Gelände angesehen.
Der Wald ist ziemlich dunkel. Die Bäume stehen zwar weit auseinander, und Unterholz gibt es hier auch nicht, aber die Kronen berühren sich und filtern das meiste Licht weg.
Sie sind nun weit genug in den Wald hinein gefahren, er hält also an und stellt den Motor ab.
„Was soll das werden?“
Die aufkeimende Panik in ihrer Stimmen ist nicht zu überhören.
Er sieht sie einen Augenblick lang schweigend an. Sie ist hübsch, sehr hübsch, ihre Shorts sind ziemlich knapp, und die Beine sind so, wie sie sein sollten, lang, schlank, muskulös und von einem sanften, hellen Braun. Die Bluse ist ärmellos, Carolins Brüste zeichnen sich deutlich und schwellend darunter ab.
„Ich denke, du bist alt genug, zu wissen, was das bedeuten soll.“
Sie spricht schnell: „Nein. Bitte nicht das. Wir sind doch so gut miteinander befreundet. Mach das jetzt bitte nicht kaputt. Bitte!“
Gegen Ende hin hat ihre Stimme einen flehenden Klang angenommen, der ihm wohlig durch Mark und Beine fährt.
Er löst seinen Sicherheitsgurt.
„Lauf!“
Sie sieht ihn zweifelnd an. Er zieht sein Schnappmesser aus der Hosentasche und lässt es aufspringen.
„Lauf!“
Jetzt fummelt sie hektisch an ihrem Gurtschloss herum, öffnet die Beifahrertür und steigt aus dem Wagen. Dann rennt sie los. Nach einigen Augenblicken verfolgt er sie. Caro läuft ziemlich schnell, sie folgt dem Weg, auf dem sie eben hergefahren sind. Allerdings läuft sie nicht zurück, sondern rennt weiter in den Wald hinein. Unwillkürlich muss er grinsen. Obwohl sie eine gute Läuferin ist, kann er gut mit ihr Schritt halten. Während er hinter ihr herjagt, starrt er auf ihren Hintern und die Beine, deren Muskeln in der Bewegung deutlich hervorspringen. Er könnte sie jederzeit packen, aber er zögert die Jagd noch etwas hinaus. Jetzt rennt sie plötzlich in den Wald hinein, in einem Slalom zwischen den Baumstämmen hindurch. Er folgt ihr fasziniert. Mit seinen Bockshufen jagt er mühelos durch den Wald, er ist in seinem Element und…
Halt! Warum um Himmels Willen Bockshufe? Er runzelt die Stirn. Er hat keine Bockshufe, genauso wenig wie den Unterkörper eines Ziegenbockes. Er ist kein Satyr, kein Faun, er ist ein Mann. Ein ganz normaler Mann. Er hat Beine, Männerbeine, muskulös, etwas behaart. Gut trainierte Beine. Keine Bockshufe.
Er holt sie jetzt ein, packt sie und reißt sie zu Boden. Sie wehrt sich, windet sich, keucht, aber sie kann nicht verhindern, dass er ihr die Shorts herunterzieht, den Slip. Dass er ihre Bluse nach oben schiebt und nach ihren Brüsten greift. Sie wehrt sich und zappelt, trommelt ihre Fäuste gegen seinen
Oberkörper, doch ihr Körper ist heiß und anschmiegsam, und als er in sie eindringt, ist sie mehr als bereit für ihn. Er dreht sie auf den Bauch, nimmt sie von hinten, seine Beine schlingen sich um ihre und nehme sie in eine Zange aus Muskeln, halten sie, während er ihr Becken in den Waldboden hineinnagelt.
Caro fliegt. Ihre unbändige Lust reißt ihn mit. So ist es jedes Mal, bei jedem ihrer Spiele, und doch ist es immer neu. Caro…
Die Tür geht auf und sie kommt herein. Der weiße Kittel steht ihr gut, doch er würde sie zu gerne einmal nackt sehen.
„Wie geht es Ihnen heute, Herr Weber?“
Carolin bandagiert ihm mit routinierten Handgriffen die Stümpfe neu, und er beißt sich auf die Lippen. Er hasst Automatikgetriebe und Handgas, und am meisten hasst er den Rollstuhl.
Ach Caro…
Autor Gerwalt