Halbheiten

Manchmal passiert etwas, das mich auf den Gedanken bringt: Wieviel Dienen ist eigentlich notwenig, wieviel Hingabe muß es geben und wieviel Einsatz braucht es für eine Sklavin?

Eine seltsame Überlegung?
Nein, das finde ich eigentlich nicht.
Egal, was diesen Überlegungen vorraus ging - ich komme immer zum gleichen Ergebnis.

Entweder dient man ganz, oder man dient gar nicht! Entweder gibt man sich mit ganzem Herzen, mit dem ganzen Leib und mit der ganzen Seele hin - oder man läßt es bleiben!
Nur ein bißchen kann es in diesem Bereich nicht geben!

Auch wenn ich immer wieder zu dieser Erkenntnis komme - so habe ich manchmal meine Probleme damit, das in die Realität umzusetzen. Oder vergesse ich es nur manchmal? Vergesse ich vielleicht manchmal meinen Status?
Da kommt es immer wieder zu kleinen Machtkämpfen. Die Sub in mir ist nicht bereit, sei es nun zu dienen oder zu gehorchen. Sie hat gerade ihren eigenen Kopf, ihre eigene Stimmung, ihre eigenen Launen. Und soll dann, von einer Sekunde auf die andere eine verhängte Strafe oder eine Züchtigung akzeptieren und sich dafür bedanken?
Was für eine abwegige Vorstellung! Lachhaft, in diesem Moment - lachhaft, unakzeptabel und schon ist er da, der Widerstand, der Trotz und meistens auch die Wut - den Dom wäre ja nicht Dom, wenn er dann nicht dementsprechend reagieren würde...

Habe ich eigentlich das Recht als seine Sub, seine Sklavin, seine Dienerin - mir anzumaßen und zu entscheiden, wann ich diene und wie? Habe ich überhaupt das Recht in diesen Momenten zu sagen, ich will dir jetzt nicht gehorchen und was du da mit mir machst, ist einfach lächerlich in diesem Moment? Bin ich generell in einer Position, um zu entscheiden, wann etwas geschieht und wann nicht?

Ich weiß es nicht genau. In dieser Hinsicht gibt es immer eine Restunsicherheit in meinem Inneren, und die macht es mir unmöglich abzuwägen, wann ich aus dem Bauch heraus reagieren kann und darf und wann nicht. Leider bleibt meistens der Bauch der Sieger über die Vernunft - und dann schieße auch ich alle Hingabe und alle Devotheit in den Wind und bin nur noch trotzig und wild und rebellisch.
Die Quittung dafür erhalte auch ich - wie die meisten anderen wohl auch - postwendend.
Und dann hänge ich in meinem Schmerz, halte an meiner Wut fest und hadere mit meinem Schicksal, warum ich bin was ich bin und warum ich das mit mir machen lasse und womit ich das überhaupt verdient habe...

Und jedesmal, wenn das geschieht - vergesse ich ganz einfach, wofür ich da bin. Was ich für ihn bin, was ich für ihn sein will und was ich für ihn sein kann. Meistens tue ich mir damit selber am allermeisten weh - und doch frage ich in diesen Momenten keine Sekunde danach, was ich ihm antue, wenn ich ihm den gebührenden Respekt verweigere und meinen Gehorsam vorenthalte.

Ganz oder gar nicht - das ist sonst eigentlich meine Devise.
Und trotzdem versage ich in solchen Situationen. Immer wieder.
Ob es an meinem übermäßig vorhandenen Stolz liegt? An meinem ausgeprägten Trotz? Oder an Erfahrungen, die ich in der Vergangenheit gemacht habe, bei denen immer ich es war, die dann zu Kreuze kriechen mußte und unsäglich darunter litt?
Auch das weiß ich nicht.
Ich weiß nur, wenn all diese Gefühle abklingen, wenn sich der Trotz verflüchtigt hat, wenn die Wut in sich zusammen gefallen ist und wenn mir klar wurde, dass Stolz ein kalter, einsamer Bettgeselle ist - dann fange ich nachzudenken an - und zu bedauern. Seltsamerweise nicht nur, was ich ihm angetan habe... sondern auch, was ich mir jedesmal damit selber antue.
Denn ich verstoße damit gegen meine eigenen Prinzipien, gegen das, was mich ausmacht, was mich darstellt. Ich verleugne mich selber...
Für mich gibt es die absolute Hingabe, den absoluten Gehorsam, das absolute Verständnis für ihn als meinen Herrn und meinen Partner. Ich kann soviele Fehler verzeihen und meistens auch über fast alle seine Launen hinwegsehen.
Warum ist es mir einfach nicht möglich, dies auch zu tun, wenn ich mich ungerecht behandelt fühle? Was stellt sich da in mir drin auf die Hinterbeine und wehrt sich dagegen?

Es ist doch sein gutes Recht, mich so zu behandeln, wie er es will - und vor allen Dingen, mich dann zu behandeln, wenn ER es will und nicht, wann es mir in den Kram paßt.
Auch in dieser Hinsicht sollte es keine Halbheiten zwischen uns geben...

Und doch... immer wieder tappe ich in die Falle des Hochmuts, des Stolzes und der Verblendung hinein. Ist schon irgendwie seltsam - man sieht seinen eigenen Fehler und kriegt ihn trotzdem nicht in den Griff!

Aber wer weiß - wenn das nicht so wäre, vielleicht wäre ich ja dann die perfekte Sklavin, und Leute - bei DEM Gedanken stellen sich mir dann sämtliche Haare auf. WER will schon perfekt sein? Ich ganz sicher nicht...

Du bist nicht angemeldet.
 Einloggen / Registrieren