Ich

Eigentlich sollte die Frage auf die Antwort: wer bist du - so einfach sein, nicht wahr? Ich bin ich!

Aber ich habe festgestellt, so einfach ist die Antwort nicht. In den seltensten Fällen weiß man, wer oder was man ist.
Ich dachte immer, ich wüsste es. Ich bin die Sklavin von Peitsch, eine Art 24/7, gehöre ihm und bin glücklich.
Und doch - so einfach war es nicht.

Zweifel. Fragen. Selbstzweifel. Unsicherheit. Fehler. Das Resultat, dieses Nicht-Wissens.

Jetzt haben sich die Ereignisse überstürzt. Und die Dinge geändert.
Ich bin jetzt das, was man eine Herrenlose nennt, ich trage seinen Ring nicht mehr. Und was mich früher NIE gestört hat, vor seiner Zeit, zeigt sich jetzt - wie schlimm das ist. Es ist unvorstellbar. Sein Ring war das Zeichen, das ich ihm gehörte, zu ihm gehörte... die Seine war. Und ich trage ihn nicht mehr.
Ein Teil von mir ist weg, in dieser kleinen Schmuckschatulle, in der ich seinen Ring jetzt aufbewahre.
Und das hat alles verändert.

Ich habe angefangen, nachzudenken. Über mich. Wer ich bin. Und was ich bin. Eine schonungslose Analyse.
Es ist erstaunlich, was ich dabei alles entdeckt habe.

Ich habe mein altes Ich zum Teil wieder gefunden. Selbstsicherheit, Kraft, Mut, Humor. Ich habe aber auch Abgründe gefunden. Ängste. Trauer. Verzweiflung. Schmerz. Zweifel. Unsicherheit.
Und zu allem viel viel Sehnsucht, Liebe, Bedauern.

Ich habe wieder einmal erkannt, wie wichtig die Sklavin für mich ist. Welchen Teil ich da leichtfertig weggeworfen habe, in dem ich sie ihm aufgekündigt habe in jener verzweifelten Aufwallung von Wut und Trotz. Und jetzt, wo sie weg ist, fehlt sie mir so sehr.
Ich möchte dienen, knien, mich hingeben, mich unterwerfen. Ich möchte genommen werden, benutzt, gequält und besessen.

Ich habe festgestellt, dass die Frau genügend Kraft und Selbstvertrauen und auch Willen in sich hat, um sich auf eigene Beine zu stellen und ihr Leben weiterzuleben. Ihren Weg zu gehen...

Aber die Sklavin, dieser Teil von mir, braucht ihn so sehr. Braucht seine Führung, seine Macht, seine Dominanz, seine Härte und seine Unnachgiebigkeit.
Er hat ihr gezeigt, was sie ist... wie sie ist... und wozu sie fähig ist.
Und jetzt mag sie darauf nicht verzichten. Sie will es unter seinen Händen erleben und erleiden, ihm wieder gehören, ihm wieder dienen, endlich wieder anfangen zu leben...

Aber sie ist so machtlos, diese Sklavin. So rechtlos. Und so unsicher.
Sie kniet in Gedanken vor ihm, schaut ergeben zu Boden, zeigt ihm ihre Hingabe und ihre Bereitschaft... legt ihm ihre Liebe und ihre Ergebenheit zu Füßen, bereit für seinen Schmerz und seine Härte - in der Hoffnung, in Gnaden wieder aufgenommen zu werden.
Sie bleibt stumm und wartet. Wartet auf ein Zeichen. Wartet darauf, wiederauferstehen zu dürfen...

Es klingt so schizophren, wenn ich darüber nachdenke. Und mich in Gedanken ihm so darbiete.
Ich lebe mein Leben, meinen Alltag... und habe doch die ganze Zeit über das Gefühl, nicht vollständig zu sein, nur ein kleiner Teil meiner Selbst. Und weiß doch nicht, wie ich es ändern soll... einfach, weil es nicht in meiner Macht und in meinen Händen liegt, dies zu ändern...

Das bin also ICH.
Nur ein Teil meiner Selbst. Ohne ihn.
Ich lebe nicht. Ich existiere...

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