DEBRIS

Heute schaute ich in die Community und sofort fiel es mir ins Auge...„Debris und BDSM“. Ich war gespannt und neugierig, was Gentledom dazu zu sagen hat und stimmte in Vielem zu. Ich sah, dass es im Forum mehr darüber zu erfahren gibt, meldete mich an und las die Beiträge und Diskussionen. Irgendwie kribbelte es in meinen Fingern etwas dazu zu schreiben, aber ich hing an Gedanken und Erinnerungen fest und mir wurde bewusst: Seit Eintauchen in die BDSM Welt ist mir irgendwie auch Debris bekannt.

Ich möchte versuchen in diesem Beitrag nicht zu werten, sondern meine Eindrücke, Erfahrungen und Fragen, die mich dazu beschäftigen, zu schildern.

Neu und “grün hinter den Ohren“ in der Szene, stieß ich auf einen virtuellen Kontakt, der erst mal angab eine TPE Beziehung zu suchen. Ich war neugierig auf das Thema TPE und ließ mich auf einen Austausch ein. Nach einigen Fragen meinerseits, stellten sich folgende Regeln dar, die für den Einstieg und der Prüfung der Eignung für eine Versklavung gelten sollten: Jeden Tag sollte eine schriftliche Statusmeldung verfasst werden, die beinhaltet, was man den Tag über genau gemacht hat, was einen gedanklich beschäftigt, eine ausführliche Beschreibung des emotionalen Befindens und welche Themen/Gedanken einen in Bezug auf die Beziehung zum Herrn beschäftigen. Zudem sollte der Vorname mit einer weniger schmeichelnden Betitlung des weiblichen Geschlechtsorgan ergänzt werden und so habe sich dann die Sklavin ab sofort selbst und ihrem Herrn gegenüber zu nennen. Weiterhin seien “normale“ Bezeichnungen der Geschlechtsmerkmale einer Frau, die die Sklavin vor dem Einstieg gewählt hat, untersagt und sollten durch die vom Herrn festgelegten weniger schmeichelnden Bezeichnungen ersetzt werden. Ein Verstoß dieser Regeln würde hart abgestraft werden. Auch das Nichterfüllen oder ungenügende Erfüllen von Aufgaben, würde abgestraft werden, was sich individuell an den persönlichen Abneigungen der Sklavin richtet.

Mein Bauchgefühl sagte mir “Vorsicht“ und ich war mir relativ schnell darüber bewusst, dass diese Regeln sehr einschneidend seien, meinen Alltag bestimmen und mich...verändern würden. Auch fragte ich mich, was die nächsten Schritte seien, wenn man sich als geeignet erwies. Ich lehnte ab und suchte weiter nach ersten Eindrücken und Erfahrungen.

Irgendwann lernte ich einen Dom persönlich kennen, der mir im Verlauf von mehreren Gesprächen über Debris erzählte. Angefangen hat es damit, dass wir uns über Erfahrungen, die wir bis jetzt gemacht haben und Kontakte, die einem begegnet sind, unterhielten. Ich erzählte ihm von dem oben erwähnten Kontakt. Er sagte mir, dass sich dies sehr nach Debris anhören würde. „Was bitte ist Debris?“ Ich fragte nach und mir wurden die Philosophie und das Vorgehen im Groben beschrieben. Ich war neugierig und wollte mehr darüber in Erfahrung bringen, vielleicht auch weil ich mir nicht vorstellen konnte/ wollte, dass es so etwas gibt. Also suchte ich nach entsprechender Seite und fing an das Lexikon und das Handbuch von Debris zu lesen. Darin konnte ich auch ein paar der oben genannten Regeln finden. Je mehr ich darüber in Erfahrung brachte und mir die Inhalte der Abrichtungsphasen anschaute, umso mehr erschrak mich, dass nach der Philosophie von Debris eine Sklavin/ ein Sklave...ein Mensch erst gebrochen und dann neu konditioniert werden soll. Körper, Geist und Seele sollen abhängig und gefügig gemacht werden. Auch gibt es Anleitungen im Handbuch zur Verfahrensweise bei “aufmüpfigen“ Sklaven bis hin zu Empfehlungen eine Beziehung zu beenden, wenn sich Sklavin/Sklave als ungeeignet in ihrem Wesen erweist.

„Der Herr definiert die Lebensrealität der Sklavin und bestimmt damit die Selbstwahrnehmung der Sklavin“ war eine Aussage, die bis heute bei mir hängen geblieben ist.

Da im Beitrag von Gentledom und im Forum schon einiges zu den Inhalten gesagt wurde, möchte ich nicht noch mehr auf die Inhalte eingehen, aber noch die ein oder andere Information ergänzen, die mir zuteil wurde und die ich teilen möchte. Vielleicht sollte man diese Information erst mal als Gerücht behandeln, aber manchmal steckt ja doch ein Stück Wahrheit dahinter. Angeblich soll innerhalb von Debris eine hierarische Struktur unter den Herren/ Herrinnen bestehen. Damit man in einen höheren Kreis aufgenommen wird, muss man auch als Dom Aufgaben erfüllen und eine perfekte Abrichtung von Sklavinnen/ Sklaven erzielen, die von den Höheren bewertet und geprüft werden. Dazu dienen auch die Mementos auf der Seite von Debris...Aufgaben, die Sklavinnen/ Sklaven erfüllen können/müssen, die von anderen Herren gestellt und bewertet werden können. Auch haben andere Herren Mitspracherecht in der Abrichtung einer Sklavin/ eines Sklaven.

Hat man als Sklave/Sklavin dann noch eigentlich den einen Herrn/Herrin oder dient man dem System? Und was ist die eigentliche Absicht, das Ziel in einer Abrichtung?...die perfekte Sklavin zu erschaffen oder einen höheren Rang und Anerkennung zu erlangen? Sucht die Sklavin nach Anerkennung bei ihrem Herrn und der Herr nach Anerkennung in dem System?

Wenn ich an Debris denke, beschäftigen mich mittlerweile eher Fragen um die Menschen, die sich für diesen Weg der Versklavung entscheiden und entschieden haben. Denn ich bin der Überzeugung, dass es einen Menschen wesentlich verändern und Spuren hinterlassen kann. Warum entscheidet man sich für solch einen Weg ? Ist ein Ausstieg einfach so möglich ?

Natürlich lässt sich argumentieren, dass wenn es in beiderseitigem Einverständnis geschieht, beide psychisch stabil und die Herrin/ der Herr verantwortungsbewusst handelt und wie es im Handbuch steht „Um die persönliche Entwicklung des Untergebenen voran zu treiben“, es zu einer Erfüllung auf beider Seiten kommen kann.

Aber was ist mit den Menschen, die manche von uns als DummDoms bezeichnen? Können diese verantwortungsvoll und vorausschauend damit umgehen?

Vor einiger Zeit bekam ich eine Anfrage auf einer Plattform, die nicht speziell für BDSMler ausgerichtet ist. Aber man kann bei der Suche den Wunsch „dominante Kontakte“ angeben. In der Anfrage stellten sich folgende, für mich bekannte Bergriffe heraus: 3-Loch-Stute, Verleih und Benutzung durch Andere und Abgabe aller Rechte. Ich beantwortete die Anfrage etwas provokativ mit der Bemerkung, dass ich an einer Abrichtung nach Debris nicht interessiert sei. Ich bekam keine Antwort mehr, trotz dass diese Person noch mehrmals mein Profil besuchte. Die Person wurde wenige Zeit später entfernt.

Begegnet man dem Thema eigentlich öfter als man denkt und ist die Faszination an diesem System weit größer als man glaubt?

 

Verfasserin Anonym

Du bist nicht angemeldet.
 Einloggen / Registrieren