Total Enclosure

Ich trage ein Catsuit aus schwarzem Gummi. Dazu eine passende Maske, die meinen gesamten Kopf umhüllt. Schwarze Gummihandschuhe und ein eng geschnürtes Korsett vervollkommnen mein Outfit. Wir haben eine kleine, sehr schmale Bank. Die Sitzfläche ist etwa 20cm breit. Eigentlich ist es eher ein Balken, ähnlich dem Schwebebalken den man noch aus der Schule kennt.

Ich lege mich darauf. Es fällt anfangs etwas schwer, die Balance zu halten. Doch mit der Zeit ist man darin geübt. „Nicht bewegen“, sagt sie. Dann beginnt sie, mich mit einer Folie einzuwickeln. Nicht die klassische Frischhaltefolie, die man in der Küche benutzt. Schwarze Verpackungsfolie, die normalerweise zum Umwickeln von Paletten benutzt wird schmiegt sich enger und enger um meinen Körper. Und drückt mich immer fester auf die schmale Bank. An Bewegung, Befreiung zu denken, ist sinnlos.

Das Atmen fällt etwas schwerer. Zusätzlich zum Korsett engt mich die Folie ziemlich ein. Aber... es erregt mich. „Mund auf“, sagt sie. Ein aufpumpbarer Knebel mit einem Schlauch wird mir in den Rachen gesteckt und an der Maske befestigt. Eine Gasmaske wird mir übergezogen und dann verliere ich meinen ersten Sinn: Mein Kopf wird mit Folie umwickelt, und um mich herum wird es schwarz.

Ich spüre, wie ich weiter eingewickelt werde. Ich spüre und genieße die Enge. An meine Ohren dringt ein leises Geräusch. Ich versuche meine restlichen Sinne zu schärfen, so dass ich erkennen oder erahnen kann, was passieren wird. Ich höre das Rascheln der Folie und dann merke ich, dass meine Unterschenkel noch fester zusammengepackt werden.

Sie hat eine Rolle Gaffa Tape genommen. Leise höre ich das ratschende Geräusch, wenn das Klebeband von der Rolle abgezogen wird. Langsam werden meine Beine, mein ganzer Körper umwickelt. Dann um meinen Kopf. Die Gasmaske presst sich auf mein Gesicht, mein Gehör wird weiter eingeschränkt. Ich kann meinen Kopf nicht mehr bewegen.

So liege ich nun da: Eingewickelt, einer Mumie zum Verwechseln ähnlich. Um mich herum ist nur Dunkelheit. Ich spüre schwach, wie mein Körper berührt wird. Die mehreren Schichten, die meine Haut bedecken, wirken wie ein Panzer, der nur bedingt Berührungen nach Innen durchdringen lässt. Ich konzentriere mich auf meine Atmung und versuche gleichzeitig zu erahnen, was geschehen wird. Ich merke, wie sich das Ventil der Gasmaske bei jedem Atemvorgang öffnet und wieder schließt. Immer begleitet von einem leisen „klapp“ Geräusch. Ich versuche, einen Atemrhythmus zu halten – konzentriere mich voll darauf.

Das Gefühl für Zeit verliere ich allmählich. Ich kann nicht sagen, wie lange ich so liegen bleiben muss. Ein Schlauch wird an die Gasmaske befestigt. Somit kann genau kontrolliert werden, welche Gerüche ich wahrnehmen darf. Das Atmen durch die Länge des Schlauches schwerer... ...ein leises Blubbern setzt ein. Und mein Geruchssinn nimmt einen Duft wahr.

Mir ist klar, dass ich ihr ausgeliefert bin. Doch dies genieße ich. Ich gebe mich ihr vollkommen hin – sie kann tun und lassen, was sie möchte. Ich bin nur damit beschäftigt meine restlichen Sinne so zu stärken, dass ich möglichst viel mitbekomme. Und meine Erregung steigt mit der Einschränkung meiner Sinne.

Erregt spüre ich, wie sie mit ihrer Hand langsam über meinen Schritt streicht. Langsam aber dennoch fest. Ich bemerke eine minimale – wirklich nur minimale – Lockerung meines „Gefängnisses“. Vorsichtig schneidet sie an dieser Stelle ein Loch in das Klebeband. Vorsichtig langt sie mit ihren Gummihandschuhen hinein... meine Konzentration fokussiert sich vollkommen auf diese eine Stelle. Dieser eine Teil meines Körpers, der nun höchst sensibel auf jede Art Berührung reagiert...

Ich wurde gebeten, etwas über „Total Enclosure“ zu schreiben. Ich dachte mir, am leichtesten und am besten verständlich ist es wenn ich es aus meiner Sicht erkläre und beschreibe wie ich selbst gerne erlebe.

Sicherlich gibt es eine ganze Reihe anderer Möglichkeiten, dies alles auszuleben. Einige benutzen innen gepolsterte Kisten, die verschlossen werden können oder arbeiten sogar mit Gipsbinden oder mit Schlafsäcken. Es gibt vielzählige Variationen.

„Total Enclosure“ – was ist das an sich genau? Nunja... der Begriff erklärt es eigentlich sehr schön. „Vollkommenes Einpacken“. Dies dann möglichst in Verbindung mit der Reduktion oder gar Abschaltung der Sinneswahrnehmung nach „draußen“. Das klingt ja alles auf dem ersten Blick arg umständlich und komplex. Andere haben einfach einen Haken an der Decke und ein Stück Seil ist ausreichend, um glücklich zu sein.

Sessions dieser Art sind meist recht intensiv – sowohl vom zeitlichen Aufwand als auch von der Art des Empfindens und Erlebens. Dies sind vermutlich auch Gründe, warum man derartiges eher selten oder gar nicht bei Performances auf diversen Partys oder Messen sieht. Total Enclosure hat teilweise schon etwas Meditatives. Man liegt da, lässt sich fallen, schaltet ab, ist aber dennoch hochkonzentriert, die Wahrnehmungen sind extrem reduziert. Eigentlich alles in allem ein sehr intimes Spiel. Es würde schwerfallen, dies in der Öffentlichkeit durchführen zu können.

Die sehr eingeschränkte Wahrnehmungsfähigkeit sorgt auch dafür, dass sich sehr viel im Kopf des Passiven abspielt. Das Gefühl für Zeit verschwimmt, und man hat keinen Einfluss auf den Ablauf. So ist es beispielsweise durchaus vorstellbar, dass man selbst bewegungslos fixiert wird, während der Partner daneben sitzt und einer ganz anderen Tätigkeit nachgeht. Gemeinsame Fernsehabende erreichen dadurch eine komplett neue Dimension, die mit Hilfe von Elektrostimulation wirklich interessant werden kann (unabhängig vom Fernsehprogramm welches man ja sowieso nicht direkt mitbekommt).

Die nötige Erfahrung und Qualifikation vorausgesetzt, ist es auch ein Leichtes mit Hilfe eines Katheters oder anderem Equipment zusätzlich zu den Sinnen auch noch die Körperfunktionen des Gegenübers zu kontrollieren. Gerade hierbei spielt das Vertrauen zum Partner eine immens große Rolle.

Besonders und ganz bestimmt dann, wenn Atemreduktion oder Zwangsernährung mit ins Spiel kommen. Sehr schnell kann aus dem vermeintlich harmlosen Spiel eine lebensgefährliche Situation entstehen. Daher sollte man dies alles niemals alleine und unbeaufsichtigt durchführen. Nicht selten liest man von autoerotischen Unfällen mit Todesfolge in diesem Bereich. Auch zu zweit sollte man das passive Gegenüber niemals alleine lassen und ihm immer das Bewusstsein geben, dass man zugegen ist. Sei es durch Berührungen oder durch kurze Ansprache – oder mit besagten Elektrogeräten.

Es sollte auch noch erwähnt werden, dass es durchaus möglich ist eine komplette Nacht in Total Enclosure zu verbringen. Ob man dabei allerdings einen geruhsamen Schlaf findet, ist eine andere Frage.

Mittlerweile gibt es in gut sortieren SM-Shops bereits passendes Equipment. So gibt es Bondagesäcke aus Gummi, Leder, Leinen oder aus Neopren. Segufix Gurte aus dem medizinischen Bereich finden auch eine Verwendung. Gerade in diesem Umfeld kann man über diverse Internetseiten recht gutes Zubehör (teilweise nicht gerade billig) kaufen.

Sehr beliebt ist oftmals die eingangs erwähnte Verpackungsfolie und das Gaffa Tape. Hierbei sollte allerdings beachtet werden, dass das Klebeband nicht auf nackter Haut oder direkt auf Gummi(Latex)Kleidung aufgeklebt wird. Die Rückstände sind nur sehr schwer wieder zu entfernen, des Weiteren ist es recht schmerzhaft das Klebeband wieder von der Haut abzuziehen. Auch im Haupthaar ist das Gefühl nicht ganz prickelnd. Daher darauf achten, dass immer eine Schicht Folie zwischen Gaffa Tape und Haut oder Latexkleidung ist.

Dieses herrliche Klebeband wird von unsereins immer gerne benutzt und wenn es zu günstigen Preisen angeboten wird auch in größeren Mengen mitgenommen. Es ist ja oftmals so, dass Baumärkte für die Gruppe der sadomasochistisch veranlagten Mitmenschen geradezu als Paradies betrachtet werden. Man findet dort eigentlich alles, was das Bastelherz begehrt. Daher: Wenn einmal jemand mit einer vehement großen Menge an Klebebändern an der Kasse steht, muss es nicht zwingend für die herkömmliche Verwendung im Haushalt gedacht sein.

 

Verfasser Mozo

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