Unfähigkeit das Safeword zu nutzen

Habt ihr oder euer Partner schon mal sein/ihr Safeword nicht nutzen können? Wie kam es dazu? Wie seid ihr damit umgegangen?

Tonja
Ja, das ist bei mir schon ab und an mal vorgekommen. Die Gründe dafür waren unterschiedlich. ich habe dieses mögliche Problem aber schon im Vorfeld erahnt und mit meinem sub besprochen. wir haben speziell für diesen Fall zusätzlich zum Safeword noch ein Klopfzeichen mit Händen oder Füssen vereinbart. als mein sub während einer Session wirklich mal nicht dazu in der Lage war, das Safeword auszusprechen, hat das mit dem Klopfzeichen aber wunderbar funktioniert. da es kein Problem war, sind wir völlig entspannt damit umgegangen.

sissypeaches
Ja, das hat es auch bei uns schon gegeben. Manchmal hat man "etwas" im Mund und ist noch zugleich so fixiert, dass auch Hand-/Fußzeichen nicht möglich sind. Wir hatten dann die Idee dass sub eine Murmel in die Hand bekommt und sobald diese fallen gelassen wird -BREAK-

Doc G
Meine Süße ist mitunter so weit weg, dass sie ein Safeword nicht benutzen könnte. Nicht aus physischen Gründen, sondern weil der Kopf einfach aus ist. Das gibt es dann kein Safeword mehr, nur noch Empfindungen, meine Berührungen, meinen Halt und meine Stimme. Wir haben deshalb kein Safeword. Es würde nichts bringen. Es liegt also allein in meiner Verantwortung, auf sie zu achten und sie zu beschützen. Bis jetzt funktioniert‘s

Senara
Ich hatte zweimal die Situation, dass ich gerade begonnen hatte, in meinem (in dem Moment total matschigen) Hirn nach dem Safeword zu kramen, als mein Herr das Geschehen beendete. Das war auch gut so, denn ich wäre weder in der Lage gewesen, etwas zu sagen, noch zu klopfen, noch irgendwas fallen zu lassen. Er hat also aus dem Wenigen, das ihm in dem Moment zur Verfügung stand, genau richtig geschlossen, wie es mir ging.

Alles, was ich tun kann, ist also weiter meinem Bauchgefühl zu vertrauen, um erneut einen Partner zu finden, mit dem so etwas funktioniert.

Enjoy86
Ich konnte das Safeword schon nicht nutzen beim Facesitting oder beim Deeptrouth, ich bekam keine Luft. Unsere Abmachung ist dann, dass ich intensiv mit dem Kopf schüttle. Was aber auch nicht wirklich ging.

Ich schlage ihm dann auf den Arsch oder sonst eine Region (abklatschen, wie beim Kampfsport) und er reagiert dann sofort. Da ich ja als Sub meinem Dom nicht den Arsch zu versohlen habe, ist das glaub ich ziemlich verständlich.

Thalia2020
Mit meinem letzten Herrn hatten wir in dem Sinn kein Safewort. Ich wäre auch nicht in der Lage gewesen es zu nutzen, oder zu klopfen oder was festzuhalten und loslassen. Sobald es los ging war ich auch schon immer vom Kopf her weg. Er hat aber, wenn er gesehen hat, dass es zu viel wurde oder darauf hinauslief, langsamer gemacht oder abgebrochen und eine Kuschelzeit eingelegt und mich gefragt und beobachtet wie es mir geht. Ich weiß nicht ob ich es beim nächsten so machen würde. Bei ihm war blindes Vertrauen da und besteht immer noch, nur nicht in einer Spielbeziehung mehr.

Malvolia01
Dito zu Thalia 2020@ was mein Vertrauen zu meinem Herrn noch mehr gestärkt hat.

La Rs
Hatte meiner letzten Sub ein kleines Glöckchen (z.B. Überbleibsel eines "geschlachteten" Osterhasen) in die Hand gelegt. Funktioniert wie die bereits oben erwähnte Murmel.

sissypeaches
Wir benutzen schon lange unter uns zweien kein safewort mehr, doch darum dreht sich ja die Frage/Diskussion nicht.

Wie schon zuvor mehrfach treffend beschrieben, lassen oftmals sensorische Deprivation, der "Flug im extatischen Tunnel" jede willentliche Reaktion unmöglich werden, doch selbst und gerade bei härterer Gangart, Atemreduktion etc., loslassen von irgendeinem Gegenstand erfolgt als Reflex des Körpers, real und in echt, nicht nur in medizinischer Fachliteratur;-)

Totoro84
Meine Antwort geht etwas an der eigentlichen Frage vorbei, da es nicht mir oder meiner Partnerin, sondern meiner besten Freundin passiert ist.

Diese konnte sich bei einem ersten Treffen mit einem Dom nicht dazu überwinden das Safeword zu nutzen.

Es war allerdings auch ihre erste "Session" im BDSM-Kontext überhaupt, vielleicht hat das zu dem Ganzen beigetragen.

"Geistig blockiert", hat sie das später beschrieben. Sie wusste, was sie hätte sagen sollen, konnte es aber nicht. Reden konnte sie, zu Beginn der Handlung sogar noch einen dummen Witz machen - aber das Safeword brachte sie nicht über die Lippen. Obwohl sie sich von Anfang an von der Gesamtsituation und auch dann der speziellen Handlung überfordert fühlte.

Sie hat dann letztendlich ertragen, was über sie hereinbrach, sich danach irgendwie verabschieden können und den Kontakt zu dem betreffenden Dom sehr höflich beendet.

Ihre Albträume wurde sie immerhin nach ein paar Monaten los, nach so ca. einem Jahr hatte sie den Vorfall dann weitestgehend verdrängt und hat dann nochmal ein halbes Jahr bis ein Jahr später wieder ganz zaghafte Versuche in Richtung BDSM unternommen.

Der beteiligte Dom fand den Abend recht gelungen, fand es aber am nächsten Tag ok den Kontakt vorerst zu beenden - und hat sich wohl der nächsten Dame zugewandt. Immerhin hat er sich einige Wochen später einmalig mit einer kurzen (und beiläufigen) Nachricht erkundigt, wie es dir denn so geht - was sie damals geflissentlich ignorierte.

Ich schreibe das hier, damit solche Gründe wie ein "Blockiertsein" neben den eher physischen Gründen, die bisher genannt wurden, nicht vergessen wird.

Lena1973
Ich habe dieses Problem nicht nur mit meinem Herrn, wo es noch nicht eskalierte, sondern auch beim Arzt. Ich kann noch antworten, aber nicht mehr aktiv kommunizieren. Ich bin aber geistig voll da, bekomme alles mit und denke auch noch: Mist, jetzt ist es zu spät. Deshalb gibt es immer vorher eine „Bedienungsanleitung“. Die Begabten holen mich zurück, die andern lesen mich halt vom Boden auf. Wobei ich einmal während einer Biopsie vierzig Minuten bei vollem Bewusstsein in meinem Körper gefangen war. Ein Horror, der mir aber jetzt beim BDSM viel nützt, weil ich weiss, dass ich vorher darauf hinweisen muss, dass man wirklich gut auf mich achten muss.

Jüli
… Ich konnte auch nicht Stopp sagen. Ich hab es einfach über mich ergehen lassen (Ohrfeigen) bis es zu viel war und ich wütend explodiert bin. Dabei wäre alles beendet gewesen, wenn ich das von ihm gewünschte frauenfeindliche Wort „ich bin deine …“ ausgesprochen hätte. Aber das konnte ich nicht und auch nicht nur zum Schein. Warum begreife ich bis heute nicht. Es wären doch nur Wörter gewesen und ich hätte nicht wochenlang noch ein Pfeifen im Ohr gehabt, weil ich ab einem gewissen Schmerzgrad weggezuckt habe… War meine erste BDSM Erfahrung und leider mit einem, der nicht auf mich geachtet hat…

andafterall
Wow, ich finde diese Diskussion super wichtig und für mich auch sehr lehrreich. Ich habe noch nicht so viel BDSM-Erfahrung. Musste zwar einmal beim Bondage das Safeword nutzen, das hat aber gut funktioniert und der entsprechende Partner hat sich auch schon vorher in der entsprechenden Situation immer wieder erkundigt, wie weit er gehen darf und wie es mir geht und hat dann auch dementsprechend schnell reagiert in dem Augenblick.

Tatsächlich ist das aber auch durchaus eine Angst bei mir, dass ich im entsprechenden Augenblick nicht reagieren kann - aus welchen Gründen auch immer - und etwas über mich ergehen lassen muss, was dann vielleicht in monatelangen Albträumen endet, wie Totoro es auch beschreibt... Ich kenne durchaus diesen fadenscheinigen, gefährlichen "Stolz"-Gedanken und muss mich selbst immer wieder ermahnen, diesem nur bis zu einem bestimmten Grad nachzugeben. Aber ich glaube, ich muss mich da einfach noch sehr intensiv - mit dem richtigen Partner - kennen lernen.

Es beruhigt mich aber, zu lesen, dass immer wieder Doms auch achtsam genug sind und die Handlung auch unterbrechen, wenn Sub gerade nicht in der Lage ist, das Safeword zu sagen.

Appleman75
Nachdem ich - was BDSM angeht - ein echter "Frühstarter" war und das mit Sexualität noch gar nicht am Schirm hatte, sondern dies ehr als ....hmmm . als was eigentlich? Kindliches Indianerspiel? Nein - das ging damals auch schon in eine definitiv "finalere" Phase.

Eine Schulkollegin hatte die Vorliebe, von mir gefesselt zu werden, was wir oft genug gemacht haben. Tja: Internet gab`s damals noch nicht - somit war vieles "trail and error". Wir haben genommen, was gerade verfügbar war: Seile, Ketten, Klebeband, Kabelbinder, Draht ... Das manches NICHT gerade geeignet ist, kann sich jeder denken. Noch dazu hatte meine "sub" das Verlangen, so alleine gelassen zu werden - um sich selbst zu befreien (was definitiv NICHT ging) - und ich bin in der Zwischenzeit Rad gefahren, im Teich baden, etc... (aus heutiger Sicht: IRRE - viel zu gefährlich!!!!). Von "Safeword" habe ich erst Jahre später erfahren - und so war dieses jugendliche "Spiel" ein sehr gefährliches... (denn sich selbst befreien konnte sich meine Partnerin nie!) ... Nachsatz: heute - älter und weiser - würde ich andere Methoden, Mittel und vor allem mehr Sicherheit verwenden. Damals ging ich viel unbekümmerter an diese Sache heran. Leider!).

Innocenza
Bei mir sind es verschiedene Gründe. Einmal konnte ich es nicht sagen, weil ich so tief im Geschehen war und ein anderes Mal hab ich es aus falschem Stolz heraus nicht getan.

Wieder ein anderes Mal aus Trotz.

Aber egal welcher Grund, es hat mir geschadet.

Jetzt habe ich das Glück, dass mein Herr zugleich mein Partner ist und er sehr auf mein Wohl bedacht ist.

Diese Dinge wurden anschließend besprochen und mittlerweile kennt er jedes Signal meines Körpers und beendet selbst seine Aktion, sollte ich nicht in der Lage dazu sein, egal aus welchem Grund ;)

Nastie
Tolle Diskussion, perfekt das sie archiviert wird. Hätte gedacht das ich die einzige bin der das schon passiert ist. Probleme gab es eigentlich erst hinterher als ihm klar wurde das bucht alles mit mir ok ist und ich indirekte Vorwürfe gemacht habe und zeitgleich Schuldgefühle hatte, weil ich eben nicht das Safeword gesagt habe. Hat uns geschadet, nachhaltig der Beziehung aber zeitgleich ist es Ihm danach aufgefallen als es schieflief und er hat es nicht so weit kommen lassen weil er mich dann gefragt hat und ich dadurch „antworten“ konnte auch wenn ich’s Safeword an sich nicht gesagt habe.

Yvvie
Ja, in meiner letzten Beziehung war das der Standard. Mein Ex war lange emotional übergriffig und als es dann auch körperlich wurde, habe ich es nicht geschafft es zu verhindern. Auch wenn es völlig unvernünftig ist, habe ich mir dafür lange Vorwürfe gemacht. Inzwischen ist zumindest das mit den Vorwürfen besser. Einen vernünftigen Umgang mit dem Safeword habe ich aber noch nicht gelernt. Stattdessen nimmt mein Spielpartner die meisten abwehrenden Verhaltensweisen erst Mal so auf, wenn es nicht anders abgesprochen war. Reicht nicht immer, aber meistens.

Und was bei so einer Frage auch nie vergessen werden darf: Das kann passieren. Entscheidender ist, was danach kommt. Und wie der Absturz, der wahrscheinlich immer zu einem verschleppten Abbruch gehört aufgefangen wird. Darin ist mein Spielpartner sogar noch besser. Er ist da. Mein Ex hat sich immer in Selbstvorwürfen zerfleddert, bis ich in meinem miserablen Zustand ihn getröstet hab.

Oder zusammengefasst, mein Apell, insbesondere an die anwesenden Aktiven: Seid immer wachsam, passt auf wie abhängig Sub emotional wirklich ist und, wenn der Extremfall eintritt: Tut genau das, was Sub verlangt an Nähe oder Distanz. Macht euch keine Vorwürfe, wenn Sub in Überforderung Abstand braucht oder völlig heulend zusammenbricht. Das kann passieren. Auch bei der gleichen Person innerhalb von wenig Zeit. Hört einfach auf die Bitten der Person, egal wie unlogisch das erscheint. Dann habt ihr die höchsten Chancen, dass die Beziehung möglichst wenig Schaden nimmt.

bella
Ich hatte es zweimal, einmal weil ich am Anfang als Sub recht dumm war und dem Dom glaubte, dass ein Safeword doch nur Zeichen mangelnden Vertrauens ist und er erfahren genug sei, dass wir keins bräuchten. Jahre später dann mit einem vernünftigen Dom, wo ich es aber für ihn durchhalten wollte und so selbst meine Grenze bewusst überschritten hatte, was alles andere als gut war. Zum Glück hat er nach einiger Zeit realisiert, dass es mir alles andere als gut ging und der Absturz war zwar schlimm aber aus beiden Erfahrungen habe ich viel gelernt und ich denke, inzwischen habe ich einen gesunden Umgang in Bezug auf das Safeword entwickelt.

gentledom
"Dabei wäre alles beendet gewesen, wenn ich das von ihm gewünschte frauenfeindliche Wort „ich bin deine …“ ausgesprochen hätte."

Ja, ein Safeword darf kein Unwohlsein verursachen, sonst kommt es zu solchen Situationen wie hier beschrieben. Ich kenne das selbst, zumeist ist mein Safeword Gnade, ich hatte aber auch eine Sub die sagte, das würde nicht gehen, sie wäre zu stolz dafür um Gnade zu betteln. Vorher drüber gesprochen und eben nicht einseitig festgelegt hatten wir beide dann ein anderes Safeword und waren damit beide glücklich. Beim Safeword geht es nicht um Macht es geht schlicht um Sicherheit.

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