BDSM und Perfektion

Was sind eure Gedanken zu diesem Thema? Strebt ihr beim BDSM nach Perfektion, ist diese hinderlich oder habt ihr vielleicht eine ganz eigene Definition von Perfektion? Das ist ein freies Thema, euer Beitrag ist daher bereits perfekt, wenn er irgendwie mit Perfektion und BDSM im Kontext steht :)

Herbstblüte
Perfekt ist das, was alle dazugehörigen Menschen glücklich macht.

Es gibt nicht die perfekte Sub oder den perfekten Dom. Es ist immer nur eine Momentaufnahme die Partner bezogen ist. Ich halte Verallgemeinerungen in dem Thema für unfassbar schwierig, einfach weil ich selbst zu oft gehört habe "du bist nur eine perfekte/gute Sub wenn du xy tust" das ist halt absoluter Unfug, ja für die eine Person mag das stimmen, aber nicht für die nächste. Mein bestes Beispiel war Positionstraining, "nur wenn du das perfekt beherrscht bist du eine gute Sub" also habe ich damals jung und dumm wie ich war, versucht das perfekt zu lernen. Abgesehen davon das ich das ganze total scheiße fand, hatte der nächste Mensch der mir begegnete dafür auch nichts über. Also nix mit perfekter Sub.

Allgemein auf Perfektion bezogen, finde ich das es unmöglich ist. Einfach weil wir Menschen niemals auslernen und das Streben danach einen großen Druck erzeugt. Ich versuche nicht mehr perfekt zu sein, sondern glücklich und auch meinen Partner glücklich zu machen

Dulcissima
Eine Session nach der ich glücklich und zitternd in den Armen der anderen Person liege ist für mich perfekt. Dafür braucht es keine perfekten Menschen (sowieso nicht existent), keine perfekte Planung, keinen perfekten Ablauf oder die perfekte Verbundenheit miteinander. Manchmal läufts einfach gut :)

GreenBlueEyes
Perfekt ist, wenn alle schlussendlich bekommen, was sie wollen. Perfekt ist aber auch, wenn man gemeinsam drüber lachen kann, wenn was schiefgelaufen ist. Also entweder unperfekt perfekt oder halt perfekt unperfekt:). Aber niemals perfekt…

Gentledom
Eine Sub zur Perfektion anzuhalten ist in meinen Augen nicht gut. Es baut Druck auf und führt fast immer zur Frustration, denn Perfektion ist kaum erreichbar. Wenn sollte man Sub zur Exzellenz anhalten, also einem möglichst guten Verhalten im Rahmen ihrer Möglichkeiten.

Exzellenz stellt den Versuch dar, eine Aufgabe auf die bestmögliche Weise zu erledigen, wohingegen Perfektion die hundertprozentige richtige Vorgehensweise wäre. Exzellenz kann daher durch jede Person erfüllt werden, auch wenn es kein einfacher Weg ist, Perfektion hingegen kann von (fast) niemandem erreicht werden.

BDSM soll Freude bereiten, beiden Seiten. Perfektion steht für mich für Druck, man muss etwas schier Unmögliches erreichen, wohingegen Exzellenz für ein Bestreben steht und damit viel besser zu meinem Begriff der Devotion passt.

Perfektion ist für mich ähnlich wie totale Unterwerfung, ein Zustand, der von einem denkenden und fühlenden Menschen nicht erreicht werden kann und für den es einer Maschine bedürfte. Wer meint, totale Unterwerfung oder Perfektion erreichen zu müssen, der wirkt auf mich im besten Fall arrogant, im schlimmsten Fall unverantwortlich. Zumal ich die Perfektion einer Sub, wenn überhaupt, nicht in der Ausführung einer Handlung messen wollen würde, sondern in dem Grad dessen, wie sehr sie selbst bestrebt ist, mir zu dienen. Somit kann jemand, der auf andere imperfekt erscheint, in meinen Augen schon sehr nah an die Perfektion heranreichen und dabei im Vorbeigehen das Ziel der Exzellenz erreicht haben.

Ein weiterer Punkt, in dem sich Perfektion und Exzellenz (Demut) unterscheiden, ist die Zielrichtung. Perfektion ist quasi nur möglich, wenn man besser ist als alle anderen, Exzellenz hingegen ist der Versuch, besser zu sein als das, was man bereits ist. Aber egal ob nun nach der unerreichbaren Perfektion oder der schwierigen, aber möglichen Exzellenz gestrebt wird, es ist ein Streben, das im Idealfall von Dom und Sub gleichermaßen ausgeht. Beide Wegen sind zusammen mit dem nötigen Lob und der Anerkennung einfach deutlich angenehmer, als wenn diese allein gegangen wird.

Unabhängig von der ganzen Optimierung, sollte es aber vor allem darum gehen zusammen zu wachsen und Spaß zu haben. Der eine wird BDSM eher spielerisch betreiben, der andere mag vielleicht sehr starre Vorgaben und wieder andere springen zwischen diesen Polen hin und her. Wichtig ist es den Partner zu finden mit dem man harmoniert und daher ist es gut nicht nur über Vorlieben zu sprechen und zu schreiben, sondern eben auch darüber welcher Typ man so beim BDSM ist.

Und zu guter Letzt, nicht nur Subs können nach Perfektion oder Exzellenz streben, das ist auch etwas an dem Dom arbeiten kann/können sollte.

Innocenza
BDSM soll nicht an Perfektion gemessen werden. Eher an der Leidenschaft, am Spaß daran und letztendlich an der Einstellung und der jeweils entsprechenden Neigung eines jeden einzelnen.

Perfekt sind Menschen nie und sollten es auch nicht sein müssen.

Wenn was perfekt sein muss bzw.soll, dann wird es krampfig. Und wer will verkrampften Sex? Ich kenne keinen!

Es gibt ein "sehr gut" oder "nahe dran" oder " de Luxe " oder "zauberhaft" oder ein " mit dir immer wieder sehr gerne", ist das nicht mehr erstrebenswert als "perfekt " ?

Ich denke schon...

Denn wenn Zufriedenheit auf beiden Seiten das Ergebnis ist, ja was will man dann mehr ?

Für mich persönlich gehen diese zwei Begriffe nicht miteinander .... BDSM und Perfektion.

Doc G
Ciao Inno,

grundsätzlich stimme ich Dir zu. Es soll gut sein und alle Beteiligten glücklich machen. Das Beste ist der Feind vom Guten. Andererseits. Wenn es gut war, möchte man es beim nächsten mal nicht wieder so gut hinbekommen. Ist noch ein bisschen besser? Und ist das dann nicht schon immer auch das Streben nach Perfektion? Oder wie GD sagt Excellenz? Und wo ist hier dann noch der Unterschied?

Innocenza
Hm...ich versuche es mal zu erklären.

Es ist egal, ob ich es Perfektion oder Excellenz nenne, alleine das Streben danach ist für mich schon der verkehrte Weg. Denn dann wird folgendes passieren... unbewusst setzt man sich eine Blockade im Kopf und man wird diese Perfektion nie erreichen. Deshalb sei frei und ungezwungen und die Perfektion kommt von ganz alleine. Jeder kann sie erreichen, denn Menschen machen auch noch folgendes...sie definieren Begriffe unterschiedlich. Und deshalb ist auch für den einen schon etwas perfekt, was für den anderen noch lange nicht so perfekt ist, wie er es gerne hätte.

Aber natürlich verstehe ich GD und dich, Doc, auch ganz gut mit eurer Sicht auf die Dinge.

LG Inno

freeeBird
Über die Zeit habe ich den ein oder anderen Dom kennen gelernt, dessen Vorliebe für BDSM eng mit seinem Perfektionismus zusammenhing, sei es, immer die Kontrolle zu behalten und dafür den Rahmen des BDSM zu nutzen oder die Sub „perfektionieren“ zu wollen. Beides halte ich für und habe ich als problematisch erlebt. Ich persönlich finde es schön, wenn auch der Dom mal loslassen kann und sich beide aneinander gewöhnen/aufeinander einlassen.

Elfenstaub
Für mich hat Perfektion oder Leistung auf Handlungsebene in Beziehungen nichts zu suchen und wäre ein totaler Lustkiller. Schließlich möchte ich Intimität teilen und nicht wie in der Schule bewertet werden - was für andere Hand in Hand gehen mag. Die Gefühle, die ich in jenem Moment spüre, können hingegen perfekt sein. Das wären für mich unter anderem explosive Lust (im wahrsten Sinne des Wortes), absolute Hemmungslosigkeit und tiefe Liebe.

Sir Patrick
BDSM und Perfektion? Gute Frage. Ich denke, das perfekte BDSM oder die perfekte Session ist für jeden was anderes. Und ist Perfektion denn so wichtig? Ich zum Beispiel finde auch oft eine Session oder ein Tag mit meinen Subs perfekt, selbst wenn mal was nicht so gut gelaufen ist, nach meiner Meinung. Aber schon allein das Zusammensein und Miteinander erleben war dann schon toll. Also nein, das kann man nicht so sagen, BDSM muss auch nicht perfekt sein, aber unglaublich bereichernd und schön. Mit Streben nach Perfektion kann man auch alles kaputt spielen.

Safrina
Für mich verbindet sich das Wort "Perfektion" eng mit dem Konzept von "High-Protocol-BDSM", also BDSM, wo es sehr um Rituale, Einhaltung von strengen Regeln, Micro-Managing geht.

Also so ein bisschen, je ranghöher der gegebene "Titel" des dominanten Parts. Ob nun Lord, Hoheit, Göttin, Königin oder was auch immer.

Das ist so meine ganz persönliche Assoziation dazu.

Für mich wäre es nichts.

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