BDSM und Emanzipation

BDSM und Emanzipation, zum Weltfrauentag ein offenes Thema bei dem ihr das schreiben könnt, wie ihr die Punkte BDSM und Emanzipation verknüpft.

Simon Herbstsonne
Für mich ist Emanzipation ganz wichtig. Nicht nur aus meiner ethischen Überzeugung heraus, sondern auch für das was ich am BDSM liebe. Das Vertrauen der Sub zu spüren, wenn sie sich fallen lässt, mir hingibt und ihr Dienen ein Zeichen der Liebe ist. Und all das muss aus Freiheit kommen und nicht aus gesellschaftlicher Abhängigkeit.

Gentledom
Für mich steht BDSM für Emanzipation, nicht das Geschlecht, die soziale Rolle, das Alter oder die wirtschaftlichen Verhältnisse entscheiden darüber in welcher Rolle wir uns befinden, sondern allein unsere ureigene Veranlagung. Dennoch legt im BDSM nicht der "starke" Part den Rahmen fest, sondern der "schwache" Part gestaltet mit seinen Tabus den Rahmen und wird zudem noch durch ein Safeword zu jederzeit geschützt. Somit kommt BDSM schon sehr nah an das heran, was bei der Emanzipation als Idealvorstellung angesehen wird.

DasX
...keine Frau und kein Mann wird in eine geschlechtliche Rolle gezwungen, speziell nicht in unserem Bereich. Es ist eine freie Willensentscheidung seiner Veranlagung, wünschen und Sehnsüchten nachzugehen. Essentiell für diese Frage istz doch die Möglichkeit der freien und unbeeinflussten eigenen Entscheidungsmöglichkeit und dies geschlechtsneutral. Natürlich gibt es noch gesellschaftliche Bereiche in denen es Defizite gibt, das ist denke ich unbestritten......B DS SM , sollte immer von gegenseitiger Achtung geprägt sein nur weil Sub oder Sklavin Verantwortungsbereiche abgibt, ist sie doch nicht weniger zu achten......

Patrator
Für mich sind Geschlechter(-rollen) im BDSM unwichtig, da die interagierenden Personen entscheiden, welche Regeln, welche Ausmaße und welche Formen BDSM entwickeln wird. Hoffentlich am Anfang in Ruhe auf Augenhöhe, danach mit Augenmaß. Egal wie es sich dann entwickelt.

Für mich war es immer egal, was meine Partner im Alltag machen, ich interessiere mich dafür, unterstütze es, wenn ich kann und es ist für mich unerheblich, ob meine Partner mehr, weniger, gleich oder gar nichts verdienen.

Wichtig ist für mich eines: Sie tun das was sie wollen. Beruflich, privat, ganz egal. Denn auch der Einstieg ins BDSM (und vor allem das Fortbestehen im BDSM) müssen immer eines sein: eine freiwillige und bewusste Entscheidung aller Beteiligten.

Klaus-neu
Das ist ein Thema, das mich seit kurzem ziemlich bewegt.

Lange Zeit konnte oder wollte ich das nicht einmal miteinander in Verbindung bringen, denn BDSM "gehört" sich nicht. Das ist etwas "perverses" etwas außerhalb der Norm. Eine Frau zu schlagen hat mit Brutalität und Unterdrückung zu tun. Aber auf keinen Fall hat es etwas mit Gleichberechtigung, geschweige denn Emanzipation zu tun. Wenn man so erzogen wurde bzw. wenn man sich von den Medien, vor allem in den Siebzigern, in die Richtung hat beeinflussen lassen, kommt man da schlecht wieder raus. Das kann so tief verankert sein, dass man schon wegguckt, wenn man nur die Buchstaben sieht!

Und dann kann es sein, dass etwas passiert, das man nicht für möglich hielt. Man lernt meine Frau kennen, die BDSM gut fand. Oh ha! Das kann es doch nicht geben! Eine Frau die es mag, dass sie von einem Mann festgebunden und womöglich auch noch ausgepeitscht wird? Nee, das kann nicht sein. Die Frauen sind doch emanzipiert! Die wollen das sagen haben....

Ich muss dazu sagen, dass ich das erst nach einiger Zeit von ihr erfahren habe. Auf jeden Fall war ich irritiert. Damit hatte ich zu kämpfen! Schlecht war, dass wir in der Folge kaum bis gar nicht darüber intensiv gesprochen haben., so dass es bei mir "Vergessenheit" geriet.

Bis eines Tages, durch einen Zufall und einem Vorfall bedingt, wir anfingen uns gründlich über D/s zu unterhalten. Es stellte sich heraus, dass bei ihr die Bereiche D und M besonders ausgeprägt waren.

Ich will nicht in Details gehen, aber es führte bei mir zunächst einmal dazu, dass meine Gefühlswelt mehr als Durcheinander war. Trotzdem begann ich, und tue es noch, mich intensiver mit dieser Thematik auseinanderzusetzen.

Relativ schnell stellte ich fest, dass ich mit dem was ich bis dahin wusste, ziemlich dumm dastand. Durch das Lesen in Foren, z.B. dem hier, verstand ich immer mehr, dass es Menschen gibt, die das devote lieben, die sich im Bereich M wohl fühlen. Und ich verstand vor allem, dass nicht der "Herr" bestimmt was gespielt wird, auch wenn er die Spiele aussucht, sondern die "Devote" mit ihren Grenzen und Tabus.

Darüber lohnte es sich für mich einmal nachzudenken - und das tat und tue ich zur Zeit.

Eines weiß ich aber schon jetzt: BDSM habe ich ganz falsch eingeschätzt! Weil ich auch bei einem Clubaufenthalt festgestellt habe, wie rücksichtsvoll und nett alle Anwesenden miteinander umgingen.

An meiner Grundeinstellung hat sich nichts geändert! Ich mag es wenn Frauen nicht unterdrückt und bevormundet werden.

Ich mag es aber auch, wenn man gemeinsam Spiele spielt, die sich im Bereich des BDSM wiederfinden und die die Grenzen der Sub einhalten. Denn dann kann das Ganze etwas sehr Schönes werden. Dann gibt es nur Genießer.

Sapiosexuell
Das ist ein relativ wichtiges Thema, das vor allem vielen Frauen den Umgang mit ihren Neigungen und Wünschen oft sehr schwierig macht. Für Viele bedeutet das Einlassen auf eine Beziehung mit Machtgefälle - egal ob nur im Schlafzimmer oder auch darüber hinaus - ein Verrat an den Konzepten, die unsere Gesellschaft prägen: Frauen dürfen und sollen ihr Leben selbständig so gestalten, wie sie wollen, frei von jeglichen patriarchalischen Zwängen.

Wenn man den letzten Satz richtig liest, dann enthält der auch schon die Antwort. Denn was ist das (freiwillige) Einlassen auf eine Beziehung mit Machtgefälle? Die selbstgewählte Gestaltung des Lebens genauso, wie es die Frau glücklich macht. Da sie ja aus eigenen Stücken Macht abgibt, und nicht weil ein Mann oder die Gesellschaft - wie früher üblich - dies so erwarten, hat sie auf der Metaebene genau diesen Freiheitsgrad erlangt, den die Emanzipation ja wünscht. Und hat damit gemacht, was sie für richtig hält, und nicht irgendjemand sonst.

Das alles setzt natürlich voraus, dass der "Empfänger" dieser Macht selbige auch im positiven Sinne nutzt, zur Förderung des ihm anvertrauten Menschen, und nicht nur zur eigenen Befriedigung. Aber BDSM geht sowieso nur in diesem Sinne.

C.1903
Dieses Thema beschäftigt mich auch seit ein paar Wochen - seit ich mich entschieden habe meine devote und masochistische Seite in vollen Zügen ausleben...

Die Entscheidung meine Neigung auszuleben ist durchaus feministisch. Dazu zu stehen, dass ich ungeahnte Lust empfinde, wenn ich geschlagen oder erniedrigt werde ist feministisch. Es zu leben sowieso. Denn Emanzipation bedeutet für mich, dass ich als Frau entscheiden darf wie ich lebe....

Fanti
Weltfrauentag, Emanzipation und BDSM.

Warum muss man Emanzipation mit dem Weltfrauentag in einen Kontext setzen? Hat für mich so einen Touch, als wenn Frauen den Begriff Emanzipation für sich beanspruchen und somit bedienen wir ein Klischee, welches immer gern genommen wird und noch in einigen Köpfen ist. Emanzipation und Frauenrechte in einem Zuge zu nennen fühlt sich für mich völlig falsch an und hinterlässt bei mir einen faden Beigeschmack. Fehlt nur noch das AGG, dass könnte man auch noch in diesem Kontext erwähnen.

BDSM zu leben ohne sich rechtfertigen zu müssen, weil ich es so möchte und darüber frei entscheiden kann. Das ist Emanzipation im Kontext BDSM.

Kallocain
@Fanti: warum ist es falsch Emanzipation mit dem Frauentag in Kontext zu setzen? Welches Klischee wird denn bedient?

Fanti
Weil einige Emanzipation mit Emanzipation der Frau gleichsetzen und Emanzipation weit mehr bedeutet als nur die Emanzipation der Frau.

Beim Weltfrauentag/Frauenrechte geht es um die Rechtsstellung der Frau im politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereich.

Da ziehe ich für mich eine Linie, kann aber natürlich nur mein ganz persönliches Empfinden sein.

BlonderZufall
Wirken Ds, BDSM, SM etc im ersten Blick traditionell im Rollen-Klischee verhaftet, ist es das Gegenteil. Als moderne Frau 2021 leben und genießen zu können, wie es einem gefällt. Ungefragt der im Kopf verankerten gesellschaftlichen Normen ist mutig. Auch als Mann „zu zu geben“, dass man bestimmt Praktiken und Rollenspiele mag, erfordert ein gesundes Selbstbewusstsein. Emanzipation ist für mich, dass DOM und Sub, sowie viele andere Spielarten sich wagen zu sein, wie sie sind. Vielleicht die größte Emanzipation überhaupt?

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