BDSM ohne Augenhöhe
Wer (Doms wie auch Subs) bewusst auf die Augenhöhe in seiner Beziehung verzichtet oder verzichten will, der darf in diesem Thread über seine Beweggründe und die etwaige Umsetzung berichten. Es wird viel über Augenhöhe beim BDSM gesprochen und es scheint so, als würden jene die sich bewusst gegen diese Augenhöhe entscheiden oft in Diskussionen untergehen, um das auszugleichen dieser Thread.
Teufelanna
Ich hatte mit meinem Partner ein Kennenlernen auf Augenhöhe, die hielt ungefähr so lange an bis wir uns das erste Mal sahen. Da haben wir vollkommen auf Augenhöhe beschlossen, dass wir keine mehr wollen.
Seit dem hat sich unser Machtgefälle immer weiter vertieft und es gibt kein Thema, was davon ausgeschlossen ist. Allerdings und das ist wichtig: Meine Meinung wird nicht weniger respektiert. Sie ist auch nicht weniger wichtig.
Gladius
BDSM funktioniert sehr gut auf gleicher Augenhöhe, das sehe ich immer wieder im Bekanntenkreis. Mich aber reizt diese Art von Gleichberechtigung nicht. Für mein BDSM gehört ein Ungleichgewicht der Macht zwingend dazu. Beim ersten Kontakt mag alles noch auf gleicher Augenhöhe stattfinden, denn Neigungen sagen erst einmal nichts aus. Sollte sich der Kontakt aber intensiviert dann verschiebt sich bei mir die Augenhöhe und dies kann auch durchaus schon weit vor dem ersten Treffen stattfinden, muss es aber nicht. Ich lehne in meinen Beziehungen die Gleichberechtigung ab, meine Sklavin hat meinen Befehlen zu folgen, ich entscheide für sie, sie entscheidet nicht für mich. Mit wem ich schlafe, wann ich mit ihr spiele, was sie anzieht, das entscheide ich. Je mehr Kontrolle ich habe, umso mehr genieße ich die Verbindung, jedoch bin ich mir bewusst, dass ich damit auch mehr Verantwortung übernehme. Diese Rechte sind eben auch Pflichten. Endet eine Beziehung mit einer Sklavin, die sich mir so weit unterworfen hat, dann bin ich auch danach noch für sie verantwortlich, wenn sie meine Hilfe benötigt bin ich da. Anders herum sehe ich diese Pflicht bei ihr nicht. Die Macht die ich erhalte ist wie bereits angesprochen auch eine Verpflichtung. Viele mögen denken, wie geil ist es über alles bestimmen zu dürfen, aber blenden dabei aus, dass aus dem „dürfen“ schnell auch eine Müssen erwächst. Wenn ich die Verantwortung für einen Lebensbereich meiner Sklavin übernehme, dann darf ich nicht nur bestimmen, ich muss es sogar. Meine Verantwortung verpflichtet mich zum Handeln, somit bindet sie mich ebenso, wie sie meine Sklavin bindet.
Diese Abgabe der Macht durch den devoten Part und die Übernahme der Verantwortung durch mich ist ein sehr weitgehender und vor allem sehr weitreichender Schritt. Solch einer kann nur aus einer Position der beidseitigen Stärke heraus erfolgen und muss zwingend vom devoten Part aus initiiert werden. Geschieht dies aus einer Position der Schwäche oder auch aufgrund der Unfähigkeit, eigene Entscheidungen zu treffen, so ist das Konzept der Unterwerfung eine Flucht aus Angst und Angst wird nur dazu führen, dass das Konstrukt scheitert. Eine Sklavin muss ihr Leben allein im Griff haben können, wenn sie das hat, dann kann sie mir Verantwortung für ihr Leben übertragen, anders geht es nicht. Genauso muss ich stark genug für beide sein können. Ich will diese Art von Beziehung nicht mehr missen, dennoch haben viele Doms ein falsches Bild davon, wie eine TPE Beziehung funktioniert, einfach weil bei ihnen im Kopfkino nur die Möglichkeiten aber nicht die damit verbundenen Pflichten aufploppen.
DomRheinMain
Ich würde sogar soweit gehen, zu sagen, dass bdsm nur auf augenhöhe richtig funktionieren kann.
Anonyme Sub
Ich kann mit Augenhöhe beim BDSM nichts anfangen. Habe ich das Gefühl, dass mein Kontakt mein Dom werden könnte, fange ich an ihn zu Siezen, er darf das Tempo vorgeben. Ja, ich lasse mich beim ersten Treffen benutzen. Um mich an den Punkt zu bekommen, muss er aber von sich aus mein Vertrauen gewinnen und an dem Punkt scheitern die meisten Doms. Wie Gladius schrieb, es sind nicht nur Rechte sondern auch Pflichten. Der letzte Mann der mich in dieser Weise kennenlernen durfte, der hat von sich aus Sicherheiten geschaffen, ohne mein Nachfragen seine Ausweispapiere geschickt und wir haben uns in seinem Haus getroffen. Durch viele kleine und große Gesten hat er mich überzeugt, dass ich bei ihm einen Safe Space habe, wo ich sein kann, wie ich wirklich bin, ganz abseits dessen was ich im Alltag mache. Ich kann mich nur richtig hingegeben, wenn ich Stärke und Verantwortungsgefühl spüre, das ist nichts was verlangt werden kann, sondern sich erarbeitet werden muss. Dafür gebe ich mich ihm aber fast gänzlich hin. Ich erwarte von ihm darüber hinaus nur, dass er meine wenigen Tabus achtet, Grenzen behutsam überschreitet und meine Wünsche zumindest nicht komplett aus den Augen verliert.
Anmerkung Gentledom: “DomRheinMain: ich würde sogar soweit gehen, zu sagen, dass bdsm nur auf augenhöhe richtig funktionieren kann.“
Gentledom: Ich würde sogar soweit gehen, zu sagen, dass eine Diskussion nur bei Einhaltung der Diskussionsvorgaben richtig funktionieren kann.
Sapiosexuell
Wir blicken also nicht zu Boden.... ausnahmsweise. Nun, Das geht alles ein wenig mit der Frage einher, wer denn eigentlich in einer Beziehung mit Machtgefälle wirklich die Macht hat. In meinen Augen ist es, auf einer Metaebene, immer die submissive Seite, weil er/sie über Beginn und Beendigung der ganzen Struktur, ganz egal, ob es nur um eine Session oder eine dauerhafte Beziehung mit Unterwerfung geht. Ein Wort, und es ist zu Ende. Egal wie viel Gefälle vorher da war. Wo aber "Augenhöhe" wirklich wichtig ist, ist beim Verhandeln der Rahmenbedingungen. Da geht aber meiner Erfahrung nach oft gehörig etwas schief. Von "vertrau mir, ich mach das schon richtig" zu "Ich brauch keine Tabus" gibt es ja leider alles. Dabei wäre es eben da besonders wichtig, den Rahmen abzustecken, in dem alles passiert, und wo er endet.
Gladius
So viele schöne Worte und doch so wenig zum Thema gesagt. Eine Sub hat also die Hauptmacht, weil sie jederzeit die Session oder Beziehung beenden kann? Ich stelle mal eine ganz steile These in den Raum: Ob man es glaubt oder nicht, das kann auch ein Dom.
Wie Anonym treffend schrieb "dass er meine wenigen Tabus achtet, Grenzen behutsam überschreitet und meine Wünsche zumindest nicht komplett aus den Augen verliert" ist eine durchaus passende Beschreibung. Sofern also die Tabus und ein gewisses Grundwohlergehen der Sklavin als die Rahmenbedingungen verstanden werden ist man hier auf einer Augenhöhe? Ich verstehe Anonym hier anders, sie scheint bereits in der Verhandlungsphase zu siezen und das Tempo ganz in Doms Hände zu legen, ist das dann immer noch die gleiche Augenhöhe? Besteht BDSM nur aus einem Rahmen (= Tabus der Sub und Option ihres Ausstiegs) und nicht auch Hingabe, Emotionen, vielleicht sogar Schmutz und Vielem mehr? Tja und wenn der Rahmen also wirklich nur aus Tabus und der Ausstiegsoption besteht, ist er dann wirklich wichtiger als das Gemälde welches er umschließt?
Das Durchsetzen minimaler und essentieller Forderungen muss absolut keine gleiche Augenhöhe bedeuten, es ist Ausdruck eines gewissen menschlichen Verstandes. Sollte ein Kandidat in einem unternehmerischen Bewerbungsgespräch von mir das Einhalten essentieller Arbeitsschutzmaßnahmen und den Mindestlohn fordern, würde ich nicht sagen, wir verhandeln beim Job gerade auf gleicher Augenhöhe.
Wenn ich lese, dass bei Anonym bereits die grundsätzliche Bereitschaft besteht persönliche Grenzen zu überschreiten, ist das dann noch die gleiche Augenhöhe, wenn Dom dazu nicht bereit wäre?
Es stimmt je früher das Ungleichgewicht beginnt, umso mehr setzt sich der devote Part einer Gefahr aus, nämlich der des Machtmissbrauchs. Gerade wer sich in der Art und Weise wie Anonym schenkt, sollte vorab intensiv prüfen, ob der potentielle Partner ein verantwortungsvoller Mensch ist und wie weit man wirklich selbst dazu bereit ist sich zu verschenken.
Um nochmals auf die Arbeitswelt zurückzukommen, Hingabe ist kein Geschäft im Sinne von quid pro puo. Oft scheitern solche Beziehungen an dem Punkt an dem Sub denkt, je mehr ich Dom schenke, umso mehr habe ich es auch verdient etwas zurückzuerhalten. Diesen Gedanken kenne ich auch vom Kennenlernen devoter Frauen, mitunter wird von ihnen gedacht, wenn ich mich ihm ganz schenke, dann darf ich erwarten, dass er ganz und exklusiv für mich da ist. Hingabe ist aber weniger egoistisch, sie ist selbstlos das macht sie eben auch so kostbar. Wenn ich hier lese, BDSM kann nur auf Augenhöhe funktionieren, bin ich nicht so vermessen zu sagen, echte Hingabe kann nur funktionieren, wenn es eben keine gibt.
BDSM kann so unterschiedlich ausgelebt werden, lasst doch einfach mal jene zu Wort kommen, die eben nicht die Augenhöhe favorisieren, das ist kein Angriff auf jene die Augenhöhe als essentiell ansehen. Beides gehört zu BDSM und keine Einstellung ist besser oder schlechter. Dass ein Spiel ohne Augenhöhe mehr Gefahren birgt, das würde ich nie abstreiten, denn wo einer entscheidet gibt es weniger Prüfung aber nur weil meine Sklavin nicht entscheiden darf, bedeutet es nicht, dass ich sie nicht anhöre und viel mit ihr kommuniziere, ganz im Gegenteil.
Pardus Niger
"Augenhöhe" hat es in meinen Beziehungen genau einmal gegeben, und das ging gewaltig schief.
Für mich, so wie ich es lebe, ist es nicht denkbar.
Eigentlich würde es reichen, mich den Worten von Gladius anzuschließen, denn alles essentielle, die Gründe, sind darin schon erwähnt. Dennoch ein wenig mehr von mir dazu.
Sapiosexuell erwähnte, dass die Macht ja bei sub läge, da sie alles mit einem Wort über den Beginn und das Ende entscheiden kann. Prinzipiell mag das richtig sein, dennoch entwickeln sich häufig solche Beziehungen so, dass es für sie gar nicht möglich ist, es mal eben mit einem Wort zu beenden. Einfach, weil der Gedanke daran gar nicht aufkommt.
Ich kenne es nur so, dass solche Beziehungen derart "gefestigt" sind, dass dieses "beenden" gar nicht so möglich ist von emotionaler Seite aus betrachtet. Und das gilt für beide Seiten.
Keine Augenhöhe, um mal Vorurteilen entgegen zu treten, bedeutet ja auch nicht, dass sie prinzipiell keine Entscheidungen treffen kann. Meine sklavin hat zum Beispiel auch im privaten einen Entscheidungsrahmen, in dem sie handeln kann.
Sie ist beruflich erfolgreich und auch dort muss sie Entscheidungen treffen.
Dennoch ist sie froh, wenn sie keine treffen muss im privaten Bereich.
Was mich daran reizt?
Es ist die Verantwortung, die damit einher geht. Es ist nicht das ich befehle, und sie mir zu folgen hat. Sondern es ist die Verantwortung, immer wieder aufs Neue die richtigen Entscheidungen zu treffen. Klar gibt es auch Situationen, in denen man lieber sie mal machen lassen würde. Aber das ist dennoch ein Teil dessen, warum ich es so lebe.
Ein weiterer Aspekt ist für mich der Umgang untereinander, das miteinander.
Ja, respektvoller Umgang in einer Beziehung sollte überall normal sein. Dennoch ist er in dieser Art einer Beziehung, so wie ich es lebe, nochmal tiefer.
Es gibt keine Streitigkeiten. Es werden die Argumente von ihr angehört, und die Entscheidung wird dann von mir nach Abwägung aller Kenntnisse getroffen.
Ich kann verstehen, dass es nicht für jeden etwas ist, erfordert es doch ein Vertrauen und Verantwortung, wie sie auch nicht jeder übernehmen möchte.
Eine Beziehung auf diese Art zu führen, wäre auch nichts für jemanden, der seine Freiheit braucht. Denn diese ist dadurch nicht mehr gegeben. Oder jemand, der ungern Verantwortung für andere übernimmt.
Auch ist es etwas, bei dem ich jedem Anfänger davon abraten würde, direkt so einzusteigen, wie meine sklavin und ich es leben.
Aber es ist etwas, in das man wächst. Und das Abgeben der Augenhöhe ist der erste Schritt dazu.
Phoibe
Ich verzichte in meinen Beziehungen immer auf Augenhöhe - genau genommen, möchte ich gar keine Augenhöhe. Mein BDSM und Augenhöhe passen einfach nicht zusammen.
Augenhöhe bedeutet für mich, gleichberechtigt mit dem Partner zu sein. Als Sub/Sklavin bin ich nicht gleichberechtigt und ich kann das auch nicht ein- und ausschalten. Alltag so, Freizeit/Hobby/Sex so - das funktioniert nicht.
Fühle ich mich jemandem gegenüber gleichberechtigt (also auf Augenhöhe), dann kann dieser jemand leider nicht mein Partner und Herr sein oder werden, weil ich ihm gegenüber nicht diese Demut empfinde, nicht diesen Wunsch, mich ihm und seinen Entscheidungen hinzugeben, das geht soweit, dass ich sage: Ich traue ihm nicht zu, Entscheidungen für mich zu treffen, denn sonst müsste ich mich ja nicht gleichberechtigt/auf Augenhöhe bewegen. Das heißt nun nicht, dass ich nicht selbst denke oder denken darf und ja, ich bin auch allein lebensfähig und übertrage die Verantwortung nicht deshalb an einen Partner/Herrn, weil ich selbst dazu nicht imstande bin, sondern weil ich weiß, dass er mit dieser Verantwortung umgehen kann und es ihm nicht nur zur Befriedigung seines sexuellen Kinks dient.
Das Problem, das ich sehe ist einfach, dass viele fehlende Augenhöhe mit respektlosem Verhalten, Beleidigungen und fehlender Achtsamkeit dem Partner gegenüber gleichsetzen und damit, dass jemand, der auf Augenhöhe verzichtet, von vielen gleich als willenlose nicht lebensfähige Marionette abgestempelt wird.
Fuxs
Es gibt in keiner Partnerschaft eine Augenhöhe. Das ist unabhängig von BDSM. Wenn es um einen Autokauf geht sind meist die Männer obenauf, wenn es um den Kauf eines Vollblutarabers geht sind es meist die Frauen. Das ist beliebig auf andere Alltagsangelegenheiten zu übertragen und hat meiner Meinung nach nichts mit BDSM zu tun.
Rainha
Für mich ist fehlende Augenhöhe in einer Beziehung nichts Negatives, ganz im Gegenteil. Ich fühle mich dadurch ge- und beschützt von meinem Herrn. Das macht mich nicht zu einer willenlosen Puppe, die alles abnickt und keine eigene Meinung hat. Es ist bei uns eher so, dass mein Herr an meiner Meinung und meinen Ansichten sehr interessiert ist und ich kann jederzeit ein Veto einlegen, wenn ich der Meinung bin, dass er etwas Entscheidendes übersehen hat. Entweder er berücksichtigt dann meinen Einwand oder eben nicht - das ist nicht meine Entscheidung, sondern seine. Wie auch immer er entscheidet, ich weiß, dass es zu meinem Wohl ist und werde diese Entscheidung nicht hinterfragen.
Mir hat dieses Abgeben von Verantwortung und Kontrolle sehr gut getan und ich habe erst dadurch gemerkt, was ich in vorherigen Beziehungen immer vergeblich gesucht habe. Dort war ich diejenige, die Entscheidungen treffen musste und die Verantwortung trug und das hat mich sehr belastet. Streit und teilweise endlose Diskussionen waren damals an der Tagesordnung.
So gesehen habe ich mich in vollem Bewusstsein dazu entschieden, meine Freiheit aufzugeben und auf Augenhöhe zu verzichten. Keine Entscheidungen, die mich überfordern, sondern nur noch die, die mir der Rahmen, den mein Herr mir gesetzt hat, erlaubt. Im Prinzip auch eine Form der Emanzipation, zu der ich auch voll stehe. Warum? Weil es meinen Herrn und damit mich glücklich macht und erfüllt.
devote Wölfin
In meiner letzten BDSM-Beziehung war es von uns beiden nicht angestrebt/geplant gewesen, dass es grundsätzlich keine Augenhöhe gibt. Für ihn bestand sie außerhalb unseres Spiels weiter, für mich nicht lange. Es hat sich einfach so ergeben, dass ich irgendwann (nach anfänglichem Widerstreben) das Gefühl genießen konnte, ihn innerhalb unseres abgesteckten Rahmens entscheiden zu lassen und mich zu fügen. Ich konnte es genießen, dass ohne Vorwarnung das Machtgefälle abgerufen werden konnte. Natürlich durfte ich weiterhin meine Meinung sagen( was ich zwar respektvoll, aber dennoch deutlich und vehement getan habe), ich durfte Wünsche äußern und auch switchen. Für meine nächste Beziehung wird es ein bewusstes Abgeben von Entscheidungen sein. Wer schon einmal erlebt hat, wie nervenaufreibend es sein kann, wenn man gegen die Wand redet, weil der Partner nicht genug schläft, trinkt, Ungesundes isst o.ä. oder die sinnlosen Machtkämpfe um z.B. die Fernbedienung kennt, kann evtl. nachvollziehen, warum ich die Friedfertigkeit in so einem freiwilligen! Machtgefälle schätze, abgesehen von dem Kick und dem Kribbeln.
ImpleMentor
Ich denke es gilt hier, die Ebenen auseinanderzuhalten: Augenhöhe ist für mich die Ebene, auf der eine BDSM-Verbindung überhaupt erst ausgehandelt wird. Egal ob man das nun mit Worten macht oder ob es einfach durch Gesten, energetische Anziehung oder stilles Einverständnis geschieht. Diese Augenhöhe nicht zu haben hieße, die eigene Menschenwürde aufzugeben. Sobald dieses Aushandeln aber stattgefunden hat, greift das Machtgefälle. Und klar kann man verschiedener Meinung darüber sein, auf welche Bereiche des Lebens sich das beziehen sollte. Mindestens in einigen Bereichen kann es aus meiner Sicht aber keine Augenhöhe mehr geben (eher gesenkte Blicke), zumindest wenn der D/s-Teil von BDSM gelebt werden will. Ich mache gute Erfahrung damit, das dann auch nicht immer wieder neu zu diskutieren, sondern die Rollen wirklich einzunehmen und einzufordern, in aller Konsequenz. Gleichzeitig ist mir ein Hintertürchen wichtig, ein Notausgang, zum Beispiel mit einem Safeword. In meiner Erfahrung schafft das viel Sicherheit, auch wenn es selten genutzt wird. Und auch das trägt bei zur "Friedfertigkeit in einem freiwilligen Machtgefälle", die meine Vorrednerin so schön beschrieben hat: Wer meine sub sein möchte, muss sich freiwillig und auf Augenhöhe entscheiden, lieber nicht mehr auf Augenhöhe, sondern "unfrei und willig" sein zu wollen, in dem Bewusstsein, dass sie diese Bereitschaft im echten Notfall auch wieder zurücknehmen darf.
Innocenza
Sehr schön formuliert von Gladius, Pardus Niger und Rainha !
Ich will nämlich auch keine Augenhöhe.
In meiner aktuellen Beziehung gebe ich diese grad Stück für Stück ab und genieße es .
Mein Meister hat noch nie im Machtgefälle gelebt und erfährt im Moment durch mich , wie es ist , damit zu leben und damit umzugehen. Und jedesmal , wenn ich ihm zeigen kann, wie schön es ist, wenn ich zu ihm aufblicke, wenn ich ihm die Macht gebe , etwas zu tun, oder zu entscheiden , dann spürt er meine Zufriedenheit . Und ich liebe diese Art von Fürsorge ! Durch meine Hingabe mache ich ihn stark und mich keineswegs schwach . Machtgefälle hat also für mich definitiv nichts Negatives oder Respektloses an sich. Eher im Gegenteil !
Und wie hier schon erwähnt , erhält er durch die Macht über mich auch gleichzeitig die Verantwortung für mich. Das wiederum befreit mich dann von vielerlei Dingen und ich kann meinen Fokus auf andere Gedanken legen, die natürlich ihm zu Gute kommen.
Beruflich bin ich aber definitiv ein Alpha Weibchen, das mit beiden Beinen im Leben steht . Ich muss oft sehr taff sein und wenn ich dann unser Zuhause betrete, bin ich froh, " ablegen" zu dürfen... also damit meine ich natürlich nicht den Mantel :)) , sondern die Verantwortung, die Entscheidungsgewalt , und meine Stärke.
Ich kann mich fallen lassen, werde geführt , geliebt, geschätzt , benutzt, bespielt , was auch immer. Aber immer mit dem Hintergrund , daß ich weiß , es geschieht aus tiefster Liebe meines Meisters zu mir. Das erfüllt mich mit Stolz und gibt mir die nötige Sicherheit, die ich brauche.
Ja, ich liebe dieses Nehmen und Geben im Machtgefälle !
Augenhöhe , nein danke !
Es gibt keine schöneren Augen , als die , die freudig glänzend von unten nach oben zu ihrem Herrn und Meister aufschauen ! , hab ich mir mal sagen lassen. ;))
per aspera ad astra
Ein Freund von mir hat dieses Thema einmal mit wenigen Worten erfasst und ich kann mich diesen Worten nur anschließen:
"Meine Sklavin wird immer gleichwertig sein, aber niemals gleichberechtigt."
Spinturn
Augenhöhe bzw. der Verzicht darauf ist, das zeigen die bisherigen Antworten für mich, eine Frage der Haltung. Es geht gar nicht darum, ob da ein reales (und durchsetzbares) Machtgefälle vorliegt oder nicht, sondern darum, dass ein Paar in den Kategorien von Befehl und Gehorsam kommuniziert und diese Kommunikationsstruktur ernst nimmt. So wird ein Machtgefälle inszeniert. (Bitte beachten, dass ich auf das Wörtchen "nur" bei "inszeniert" verzichte.)
In meiner Beziehung herrscht eher die Kommunikationsstruktur von Wunsch und Hingabe. Das ist für uns stimmiger als die Struktur von Befehl und Gehorsam. Da nicht nur ich persönlich, sondern auch meine Liebste und damit unsere Beziehung dom-sub-fluid ist, lässt sich gar nicht so einfach sagen, wie das denn jetzt mit der Augenhöhe ist: Wunsch und Hingabe funktionieren nämlich in beide Richtungen.
P. S. @Fuxs: Wenn die Frage besagt, es sollen sich (nur) Menschen in Nichtaugenhöhebeziehungen äussern, dann bitte ich aber auch darum, pauschalisierende Infragestellungen von Augenhöhebeziehungen zu unterlassen.
Tocken1978
BDSM kann auf Augenhöhe funktionieren. DS hingegen aufgrund seines Machtgefälles nicht. Das ist dann aber auch von beiden BDSM Partnern die sich dazu entscheiden gewollt. Oft haben Anfänger allerdings ein falsches Bild davon im Kopf und setzen dies mit Rechtlosigkeit gleich was einfach nicht der Fall ist. Meist wird auch nicht bedacht das mit viel Macht auch viel Verantwortung einhergeht.
Pardus Niger
@Spinturn:
Ich habe in den Beiträgen vorher nichts von Befehl und Gehorsam gelesen, sondern von tiefem Vertrauen und Verantwortung.
Das was ich von den bisher Beteiligten lese, ist auch, dass ein intensiver Austausch stattfindet, bei dem die Interessen des anderen sehr gewahrt und berücksichtigt werden.
Von einer Kommunikation die weit von "Befehl und Gehorsam" weit entfernt ist, da man ansonsten den anderen nicht anhören würde und nur etwas überstülpen würde.
Wenn ich meine Beziehung betrachte, und die von anderen die ich persönlich kenne und die es so leben, ist "Befehl und Gehorsam" nicht vorhanden. Es ist einfach nicht nötig. Diese Art eines Kadaver-Gehorsams wird man in Beziehungen dieser Art auch nur als Ausnahme finden. Sie ist eher in Armeen mancher Länder vorzufinden.
Interessant finde ich an deinem Beitrag vor allem, dass du laut deinem eigenen Profil zu 90% auf Augenhöhe lebst und die 10% sich scheinbar nur auf ein "flüssiges Spiel" deinerseits beschränken.
Da du demnach es auch nicht lebst und praktizierst, so wie es im Eröffnungsthread angesprochen wurde, wäre es doch sinnvoller gewesen sich an die Regeln zu halten und deinen Beitrag für einen späteren Zeitpunkt, nämlich die evtl. noch kommenden Fragen, aufzuheben.
Phoibe
Ich verstehe nun auch nicht, warum jene, die keine Augenhöhe leben, sich hier nun derartig einmischen. Wir - ohne Augenhöhe - müssen uns ständig pauschalisierende Aussagen anhören und nun, wenn die anderen einmal den Spiegel vorgehalten bekommen, wird gemosert?
Willkommen in unserer Welt, kann ich da nur sagen. :-)
Befehl und Gehorsam und es wird etwas inszeniert? Sorry, wir sind ja weder in der Armee noch im Theater - wir leben ein Leben, weil wir es so leben wollen, weil es uns gut tut, weil wir das tiefe innere Bedürfnis haben, so zu leben. Und ich wage jetzt einmal die Behauptung, dass wir viel weiter entfernt von Befehl, Gehorsam und Inszenierungen sind als jene, die ihr BDSM als sexuellen Kink ausleben.
Wir akzeptieren euer BDSM, also solltet ihr euch bemühen, auch unseres zu akzeptieren.
Wir fühlen uns wohl ohne Augenhöhe, benötigen sie auch nicht und haben uns bewusst dagegen entschieden.
Gentledom
Das waren nun doch einige spannende Einblicke und dass sich bei so vielen Mitgliedern nicht jeder an die Diskussionsvorgaben hält ist wenig verwunderlich, das haben wir bei jeder Diskussion welche gewichtige Einschränkungen enthält. Ich denke jeder wird schon zu dem BDSM finden, das ihm liegt. Ohne Augenhöhe ist halt etwas seltener und somit braucht es vielleicht ein wenig länger dahin zu kommen, wenn man wenig darüber liest. Wem das aber liegt, der wird auch dorthin kommen. Übrigens haben wir in der Community die Gruppe Beyond Borders, dort geht es nicht nur aber auch um solche Beziehungen :)