Über die Sinnhaftigkeit von Typisierungen beim BDSM

Wunschzettelsub, alte Schule, Gentledom, Brat, SadoDom, es gibt viele Kategorien im Bereich BDSM. Aber sind solche BDSM Typen, eine Erleichterung, Orientierung oder gar ein Hemmschuh bei der persönlichen Entwicklung, wie seht ihr das?

Gerne könnt ihr dabei auch (kritisch/positiv/etc.) Bezug auf den neusten Blogartikeln nehmen, den ihr unter gentledom.de/gblog (oder ihr klickt einfach auf den Reiter Gentledom) findet.

sweetpain83
Bin ich der erste? Also als ich das erste mal "Middle" gelesen hab, als abgeschwächte Version von "Sub" musste ich lachen. Ich selbst finde solche Begriffe gut, weil sie eine grobe (Selbst)Einschätzung ermöglichen, was letztlich die Partnersuche erleichtern kann. In diesem Zusammenhang: Ich such noch das passende Wort für einen Dom, der nicht im klassischen Sinne (natürlich, respekteinflößend) dominant ist :D

Existentmale
Die einen brauchen und wollen es so, die anderen so.

Wer vom Typ her eher jemand ist, der Stetigkeit will und braucht, der wird sich gern irgendwo einsortieren und braucht auch das Gleiche auf der Gegenseite.

Derjenige ist dann zufrieden mit dem Status Quo. Oder ihn/sie reizen andere Sachen schlichtweg nicht.

Wer die eigene Entwicklung als etwas positives sieht, der wird einer festen Zuordnung eher skeptisch gegenüberstehen.

Für die Suche nach dem aktuell(!) passenden Gegenüber sind solche Kategorien sicherlich hilfreich.

gentledom
Da sprichst du etwas an, ich finde bei der Partnersuche sind gewisse Schlagwörter hilfreich, einfach weil man damit direkt sehen kann, könnte das überhaupt grds. passen. Wobei ich selbst nicht wüsste wo ich mich da einordnen müsste, wenn sich der Begriff Gentledom nicht über die Jahre etabliert und ihn manche zu einer eigenen Kategorie gemacht hätten.

So positiv ich diese Grobeinordnung finde, so kritisch sehe ich aber auch das Problem, wenn sich Leute von ihrer Kategorie nicht emanzipieren können. Zumal manch ein Label auch arg täuschen kann, welches sich Leute überstülpen.

Existentmale
Natürlich sind Schlagwörter essentiell. Egal was ich suche. Sonst komme ich ja nicht vorwärts. Egal zu welchem thema ich recherchiere..., ich fange mit Worten an, die ich kenne..., lese mich ein..., lerne neue Worte/Einordnungen und hangele mich so vorwärts.

Bei der Partnersuche findet das ähnlich statt.

Und das Problem, dass sich Leute nicht von ihrer Kategorie emanzipieren können oder wollen, hat man doch überall. Man muss sie nur rechtzeitig erkennen, bzw. muss ich erkennen, wenn sie nicht zu mir passen.

Insofern..., allgemeingültige Schlagwörter helfen am Beginn einer Suche bzw. Recherche zu einem Thema. Später werden sie gefestigt, ergänzt oder ersetzt.

Luna82
Ich finde das kann so und so ausgehen. Manche Menschen schätzen sich selbst falsch ein. Jeder hat ja eine andere Wahrnehmung. Somit kann man zwar vorab mal schauen ob es passen könnte, darauf verlassen würde ich mich darauf jedoch nicht. Aber man gewinnt einen ersten Eindruck.

GreenBlueEyes
Existentmale da kann ich dir nur zustimmen.

Solche Begrifflichkeiten waren/sind ein guter Wegweiser, was es so alles gibt in dieser breitgefächerten Welt, also eine Art Unterstützung.

Schlussament ist mit dem Blogbeitrag alles gesagt; Man sollte sich trotz Schubladen, selber finden und sich nicht an Begriffen festnageln lassen, weder von sich selbst und schon gar nicht von jemand anderem. Was spricht gegen „Schubladen-Hopping“ und „Schubladen-MashUps“? Meiner Meinung nach rein gar nix.

Sonnenstern39
Ich denke, diese Frage ist zu komplex, um sie hier kurz zu beantworten. Aber natürlich ordnet man in Schubladen ein. Ich tue dies für mich.

Niemand sollte sich jedoch selbst kategorisieren, denn ich bin der Meinung, dass das nur der Gegenüber wirklich kann.

Man sollte immer wissen, wer man selbst ist. Sich niemals verbiegen lassen oder sich von dem Gegenüber in eine Kategorie drängen lassen. Wenn man nicht sado ist, bringt es nichts, wenn man unbedingt einer Sub (welche maso ist) Schmerzen zufügen WILL, nur weil sie es will.

Dulcissima
Ich bin sehr dankbar den Begriff brat kennen gelernt zu haben (und ja mit deutscher Muttersprache denkt man eher an die Bratpfanne aber "Göre" finde ich noch schlimmer). Ich habe zu viel Zeit in meinem Leben damit vergeudet zu versuchen jemand zu sein, der ich nicht bin. Mit Selbstvorwürfen, Tränen, frustration und furchtbaren Menschen. Hätte ich schon am Anfang meiner Entwicklung die Information gehabt, dass sub sein nicht nur bedeutet zu knien, dienen und brav an den Lippen des Herrn und Meisters zu hängen (damit möchte ich niemandem zu nahe treten, das waren meine Gedanken zur damaligen Zeit und eine Vorstellung, der ich natürlich nie gerecht werden konnte), hätte ich heute wohl noch viel mehr Freude an meinem Kink und weniger Traumata und schlechte Erinnerungen gegen die ich heute bei jedem bdsm Date/Gespräch/Gegenüber ankämpfen muss.

svb
Geht es im BDSM nicht gerade um die Vielfalt und darum, dass jeder für sich BDSM anders definiert?! Wenn diese Sicht der Dinge allgemein gültig ist, dann lassen sich doch Begriffe wie Dom oder Sub oder Sklavin eben auslegen wie es jeder für richtig hält. Zudem hat mich als Anfänger die Jetzige Menge an Schubladen (Sub, Bottom, Sklave ...) bereits überfordert. Daher stelle ich mal in Frage ob mehr Kategorien es einem wirklich leichter machen. Bei mir persönlich hätte es nur noch mehr für verwirrung gesorgt.

Dominant_Hamburg
Schwierig....auf der einen Seite eine Hilfe, auf der anderen Seite steckt man jeden in eine Schublade. Dabei geht es doch um die Psyche und den Charakter. Und etwas so umfassendes zusammen zu fassen ist aus meiner Sicht unmöglich. Bestes bsp ist der Test hier. Ich weiß, dass ich eine starke dominante Ader habe. Aber nicht jede Frage die mir der Test stellt finde ich gut. Weshalb der Test sagt...“du bist nicht so stark dominant“.... ihr wisst was ich meine

Existentmale
@svb Der Mensch an sich neigt dazu, Dinge mehr und mehr zu verkomplizieren. Das passiert automatisch, ob man es will, gut findet, oder der berühmte Sack Reis umfällt.

Dazu kommt, dass viele gern etwas besonderes wären. Also wird schwupp-diwupp mal eben eine neue Kategorie erfunden. Dass das andere evtl. verwirrt ist in dem Moment egal.

Man braucht sich doch nur mal in seinem Job umschauen und wird sehen, was sich da im Laufe der letzten jahre getan hat und welche neuen Begriffe dazukommen.

Und so ist es mit jedem Thema, in das man einsteigt. Ist man nicht gerade der erste, der sich damit beschäftigt, dann wird man ziemlich schnell erschlagen von dem was es alles gibt. So auch im BDSM. Das ist ja nun auch nicht gerade nicht neu.

Connat
Allgemein hätte ich ohne den Begriff, Switcher wohl nie meine Neigungen herausgefunden. Demnach bin ich eigentlich schon dankbar, dass es solche Begriffe gibt xd

gentledom
@Dominant_Hamburg, daher steht bei dem Testergebnis auch etwas dazu, wozu der Test dient und dass es eben nicht darum geht möglichst viele Punkte zu bekommen, sondern es nur eine Tendenz für Spielarten aufzeigt. Ich kann mich noch sehr gut an einen User erinnern, der beim Support ernsthaft die Frage stellte, was er ankreuzen muss um 100% dominant zu bekommen.

Nicht nur bei der Partnersuche dürften Kategorien helfen, auch dabei innerhalb der BDSM Szene evtl die für sich passende Subkultur zu finden oder zumindest Texte von Personen die ähnlich ticken (Little, Brat, RitualBDSM, usw.). Man sollte vielleicht nur nicht zu arg in einer dieser Blasen leben, auch virtuell nicht :)

Sir_MarcO
Zu viele Schubladen können ganz gewiss auch ein Hemmschuh sein. Aber in den meisten Fällen sind das doch auch Wunsch-Verortungen, grobe Skizzierungen dessen, was man sein will, ja wie man zu ticken glaubt. Und davon ab: Nicht jede(r) strebt nach "Weiterentwicklung". Es soll Menschen geben, die ganz zufrieden mit dem sind, wer oder was sie sind.

Dass eine Beziehung dann auch gewisse Veränderungen bedingt, zumeist ja auf beiden Seiten, ist ja wieder eine ganz andere Sache.

By the way: Einige Begriffe aus der heutigen "Fach-Terminologie" sagen mir gar nichts.

Da bin ich ganz Klischee-haft "alte Schule" :)

VelvetSoul
Da ich ziemlich neu auf dem Gebiet "BDSM" bin verwirren, mich die ganzen Bezeichnung bisher noch, aber da es hier ja auch ein Lexikon und Doktor Google gibt ;)) finde ich die ganzen Kategorie-Einteilungen inzwischen als Bereicherung, da man sich so schon einen "kleinen" Einblick darüber beschaffen kann, ob "der" oder "die" Auserwählte zu einem selbst passen könnte!

bluehorse69
Die Kategorien finde ich sehr hilfreich. Gerade weil ich mich auch noch nicht lange so intensiv mit dem Thema beschäftige. Es war (nicht nur am Anfang) oft so, dass Männer versucht haben, mir ihre Vorstellung überzustülpen. Mir gesagt haben, was sie von mir erwarten und wie ich als Sub zu sein habe. Ganz schnell habe ich gemerkt, ich passe da offensichtlich nicht so einfach hinein. Hier zu lesen hat mir dann gezeigt, dass BDSM nicht starr sein muss, sondern auch bunt und vielfältig ist. Und dass ich mich nicht verbiegen muss, um meine eigene Version davon zu finden.

sweetpain83
@bluehorse69 Ja genau das ist es. Ob man will oder nicht, eine Kategorisierung findet statt, zumindest auf Level dom/sub. Aber dann kommen die Switcher damit nicht zurecht, und eben es gibt viele Arten von Sub und auch viele von Dom. Wieviel Dominanz hat er jetzt wirklich? Ist sie bereit, alles zu tun, ohne Widerrede? Vielleicht könnte man es mal versuchen grafisch oder baumartig zu strukturieren. Aber das gäbe dann viele Bäume, nicht nur einen - allein schon wegen allen Buchstabenkombinationen, die der Begriff BDSM hergibt..

OPrecious
Ja, im Grunde gibt’s wohl einen ganzen Wald und kein Baum ist wie der andere ;) Oder wie es in einem Forum-Thread über Brats so schön hieß: Man selbst besteht aus einem ganzen Spektrum unterschiedlicher Facetten.

Ich kann mich dem Tenor hier anschließen: Zur Orientierung können Schubladen total hilfreich sein. Ich wäre sonst nie auf die Idee gekommen, dass es das, worauf ich stehe, überhaupt außerhalb meiner Fantasie gibt und noch dazu scheinbar ganz schön viele mit dieser irgendwie gearteten Neigung.

Gleichzeitig, nach meinen paar Monaten und dem Stöbern hier, hab ich schon den Eindruck, als wären Dom und Sub irgendwie „besser“ als Switcher, Brats, extreme Formen usw. oder - sagen wir mal - „unnormal“ im Gegensatz zum „BDSM-Mainstream“. Das kann und will ich überhaupt nicht beurteilen. Aber: Ich glaube, genau da fängt es an. Wenn man denkt, man muss sich als Sub, Dom usw. so oder so verhalten, das eine ist „richtiger“ als das andere. Dann tut man eigentlich sich selbst und anderen Unrecht, weil man dann schwups, im doch so unkonventionellen BDSM in Konventionen gefangen ist. Und dadurch weniger frei man selbst sein zu dürfen. So, wie man eben ist. Mit dominanten, devoten, frechen, sadistischen, wilden und braven Anteilen und was der Wald eben noch so zu bieten hat ;)

Tocken1978
Sofern eine Kategorie eine Klare Definition hat von der auch nicht abgewichen wird, finde ich ist dies durchaus eine Hilfe bei der Suche nach geeigneten Partner/innen. Wenn der Kern einer Kategorie jedoch stark verzerrt wird oder sogar obsolet wird, ist dies wenig Hilfreich da von anderen Grundvoraussetzungen des Gegenübers ausgegangen wird. Je nach dem wie weit Kategorien gehen sind diese aber auch sehr einengend. Beziehungsweise Grenzen den Bereich drastisch ein was auf Kosten der Vielfalt geht. Gerade deswegen bin ich ein Freund von "Subs der alten Schule", da hier eine Vielfalt an Möglichkeiten da ist. Sowohl im Gestalterischem Sinne als auch im Spielerischem. Die Feinabstimmung ergibt sich letztlich aber immer durch die Willenserklärung beider Sub und Dom gemeinsam diesen Weg gehen zu wollen.

BremerErzieher
Das entscheidende ist doch, welche Sehnsüchte man jeweils hat. Die meisten sind sich ihrer Sehnsüchte im großen und ganzen durchaus bewusst, zumindest wenn man Phantasie hast. Das Problem ist oft, dass der devote Part diese für sich behält, und dem dominante Part das Gefühl gibt, seine Sehnsüchte zu erfüllen. Besser ist es, absolut offen und ehrlich über Sehnsüchte und Phantasien zu sprechen, um in diesem Gespräch die sich ergänzenden Sehnsüchte zu erkennen. Gibt es die, entwickelt sich ohnehin ein absolut individuelles Verhältnis zwischen Dom und Sub, ohne Rücksicht auf Schubladen. Gibt es die nicht, eignet sich die ganze Bindung nur für die Schublade "Passt halt nicht".

Victoriana
Man sagt ja, die Regeln darf nur brechen, wer sie beherrscht – insofern können Kategorien schon eine Hilfestellung sein. Sie sind nur dann evtl. schädlich, wenn man sie nach Kräften versucht, auszufüllen, selbst dann, wenn es nicht (mehr) passt.

Nobby
Kann man Charaktere in eine Schublade stecken? Alle Menschen haben viele Fassetten, Talente, gefördert und ungefoerdert... werden aber immer von Mitmenschen eingeschätzt, ob richtig oder falsch, aber meistens nie umfaenglich!

Herrin_Jasmin
Kategorien sind schon sinnvoll, damit man weiß worüber man redet. Es ist gut, Begriffe zu haben, damit man nicht jedes mal erklären muss was gemeint ist. Aber natürlich können die auch dazu führen, dass man in Schubladen denkt und sich nicht frei entwickeln kann. Ist nicht anders als überall im Leben, wo Kategorien erfunden werden.

Innocenza
Oberbegriffe zur ersten Orientierung sind bestimmt nicht schlecht.

Ob man sich dann in eine Schublade stecken lassen will ? ...Ich denke nicht !

Natürlich kann ich mich irgendwo einordnen, aber dennoch muss man achtgeben, daß das nicht andere für einen tun.

Am Anfang, wenn die Erfahrung noch nicht vorhanden ist, denkt man vielleicht," ah ja, das bin ich !", doch im Laufe der Zeit wird man merken, daß so manches auf einen zutrifft.

Und Schubladen werden verschwinden oder zu einer großen Kiste werden, Hemmschwellen werden überwunden und Begriffe subjektiv relativiert.

Und jeder einzelne weiß dann für sich, wo er gerade steht.

Und wenn's dann noch einen gibt, der gerade an der gleichen Stelle steht, ja dann passt doch alles! :))

Begriffe hin oder her ;))

Landlady_bb
Für mich sind Bezeichnungen wie die oben genannten

- Mumpitz, denn die Eigenwahrnehmung bzw. Selbstbeschreibung stimmt mit dem, was andere wahrnehmen, seltener überein als gedacht;

- ein Hemmschuh. Ich möchte mein Gegenüber als kompletten Menschen wahrnehmen und nicht nur als Dom, Sado oder sonst was. Erst dann entscheide ich, ob und inwieweit ich mich ihm unterordne. Wenn ja, dann bin ich genau ab diesem Zeitpunkt genau dieses Mannes Sub. Nicht vorher und nicht für jemand anderen und auch nur, so lange ich es für richtig halte. Es gibt für mich also überhaupt keinen Grund, den BDSM-Phantasien von Leuten zu entsprechen, mit denen ich gar kein BDSM habe;

- eine Übergriffigkeit. Was mein Partner und ich BDSMig miteinander tun oder nicht tun, das tun wir für uns und nicht, um es von anderen beobachten oder gar kommentieren zu lassen. Wenn ich also z. B. meinen Dom zärtlich anflaxe und er zärtlich zurückflaxt, so steht es niemand Drittem zu, das zu. B. mit "topping from the bottom" oder "kein richtiger Dom" o. ä. zu kommentieren. Umgekehrt tun wir das ja ebenfalls nicht;

- oftmals ein Ausdruck von Unfähigkeit oder Unwillen, selbständig zu denken. Auch im BDSM-Modus sind wir Menschen und somit individuell und keine Theaterfiguren mit genau zugemessenen Charakteren und Verhaltensweisen, die sich in einfache Denkschemata und Begrifflichkeiten pressen lassen könnten.

Zumal diese Denkschemata und Begrifflichkeiten zum großen Teil aus dem amerikanischen Kulturkreis kommen und somit aus der Wahrnehmung und den Denkschemata von Menschen, die teilweise ganz anders sozialisiert sind als wir. Wenn wir also Menschen wahrnehmen und beschreiben - warum tun wir das mit amerikanischen Augen und mit amerikanischer Zunge? Und warum versuchen wir, zu deren Begriffen aus deren Denkschemata zu passen?

Wenn also jemand z. B. mich fragt, ob ich eine "Saab" oder eine "Brat" bin, dann weiß ich, dass ich ihn als Mensch nicht wirklich interessiere, sondern nur als Werkzeug für seine Phantasien von Macht, und er zudem zu doof oder zu faul für die eigene Muttersprache ist. Mit so jemandem muss ich mich nicht abgeben, geschweige denn seine Phantasien befriedigen, damit er sich als "Dom" fühlen kann.

Denn dazu, so viel ist sicher, bin ich dann doch viel zu wenig Sub.

Und das ist auch gut so.

Ich finde Einordnungen in BDSM-Szenebegriffe schon deshalb riskant, weil ich nie weiß, ob sie nur das Verhalten und Empfinden im BDSM-Modus beschreiben oder das allgemeine Verhalten und Empfinden außerhalb von BDSM.

Denn BDSM lebt zum großen Teil von Phantasien, die mit der normalen Alltagswirklichkeit nichts zu tun haben.

Niemand ist im normalen Alltag jederzeit und gegenüber jedem eindeutig über- oder unterlegen.

Auch den Begriff "Neigung" finde ich schwammig. Ist damit nun gemeint, zu welchem Verhalten man allgemein neigt? Oder sollte es statt "Neigung" (im BDSM-Zusammenhang) nicht vielleicht lieber "BDSM-Phantasie" heißen?

Wenn z. B. ich in einem Profil lese: "Neigung: dominant", dann interpretiere ich das so: "Ich neige ganz allgemein dazu, mein Umfeld unterzubuttern." Oder, bei "Neigung: submissiv": "Ich neige dazu, klein beizugeben und mich unterbuttern zu lassen."

Und dann denk' ich so: Schade, dass mit dir offenbar kein normaler Umgang auf Augenhöhe möglich ist. Den brauche ich aber, um dir als Mensch überhaupt vertrauen zu können. Denn nur wenn wir einander als Menschen mögen und vertrauen, kann ich mir mit dir vielleicht auch so was Intimes wie BDSM überhaupt vorstellen.

Ein anderer möglicher Gedankengang von mir ist dieser: Derjenige, der sich da als Dom, Sub, was auch immer bezeichnet, tut das nicht im "Realmodus", sondern beschreibt wirklich nur (s)eine BDSM-Phantasie. Okay, aber ist die wirklich das erste und Wichtigste, was man einem unbekannten Gegenüber offenlegen muss?

Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich möchte mit dieser Meinung niemanden kränken. Aber mir scheint in der BDSM-Szene eine Art "Protokoll um des Protokolls willen" verfochten zu werden, bei dem Phantasien und Praktiken wichtiger sind als Menschen.

Sollte ich mich mit dieser Einschätzung irren, dann lasst es mich bitte wissen und helft mir, diese Meinung zu prüfen und ggf. zu ändern.

Reina
Hi liebe GD-Community. Ich finde es zum einen als gute Orientierung, so als Einsteiger, zum anderen entsteht aber schon die Angst - die sich teils auch bestätigt - von Dom erstmal kategorisiert zu werden... da ist man als Mensch mal frech und wird sofort als "Brat" betitelt, oder die eigenen Bedürfnisse bleiben auf der Strecke, was angesprochen dann zum Stempel "Wunschzettelsub" führen kann... leider erfahren... das sollte so nicht sein. Sub ist ja nicht nur Sub, sondern Mensch mit Bedürfnissen und eigenen Charakterzügen die sie vielleicht auch erst liebenswürdig machen... mit dem Einteilen in Kategorien wird eben vieles vereinfacht, was auch erstmal gut ist. Aber die Gefahr die Sub oder vll auch den Dom nur noch als "Objekt" zu sehen ist dann schon gegeben. Dabei sind Menschen, Sub und Dom so facettenreich. Man sollte einander schätzen und respektieren und rausfinden wie die andere Person wirklich ist, bevor man sie abstempelt und in Schubladen einsortiert. Dabei verliert man sonst vielleicht den Blick für das Besondere im Menschen.

Wünsche allen eine tolle Zeit. ;) LG

Landlady_bb
Oft, so scheint mir, werden irgendwelche Begriffe nur genutzt, um hinter der Fassade von "Insiderkenntnis" und Rollenverhalten die Tatsache zu verstecken, dass man in Wirklichkeit einfach schüchtern, unsicher und gegenüber dem Gegenüber gehemmt ist und sich nicht traut, sich und anderen das ganz einfach und mit eigenen Worten einzugestehen.

Merke: Warum denn einfach, wenn's auch kompliziert geht ... ?

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