Verantwortlichkeiten beim BDSM

Verantwortung, wer trägt diese für euch wo beim BDSM oder gibt es gar keine großen Unterschiede und die Verantwortung ist ziemlich gleichmäßig zwischen Dom/Sub, Rigger/Model, Sadist/Masochist verteilt? Zudem dürft ihr gerne darüber berichten (anonymisiert), wo ihr besonders positive oder auch negative Beispiel bei der Verantwortung erlebt habt.

Brubin
Eine sub ist für das Vertrauen verantwortlich, das sie aufbringt. sie ist verantwortlich dafür, ihre Bedürfnisse, Ängste, Grenzen und Tabus zu kommunizieren, wenn sie möchte, daß ihr Leben und Wohlbefinden respektiert werden. Und selbstverständlich ist ein Dominanter ein Mensch, der mit Anstand und Respekt und gesundem Menschenverstand auf seine und ihre Bedürfnisse, Ängste, Limitierungen und Tabus eingeht, wenn er das in ihn gesetzte Vertrauen für 10 Minuten innenstadtparken wert sein möchte. Das ist der Maßstab der Männer von Arschlöchern trennt.

(und ja, ich bin mir bewusst, daß es Konstellationen in anderer Geschlechtszusammensetzung gibt; ich spreche hier nur für mich selbst, es steht jedem frei, seine eigene "Rolle" mit seiner eigenen Geschlechtsidentität zusammen zu bringen)

NepNep
Ich finde beide tragen Verantwortung. Sub muss um ihre Grenzen wissen sonst kann es für sie vielleicht nicht so schön enden. Dom muss sich dessen bewusst sein das er/ sie einen Menschen vor sich hat und nicht einfach so Tabus überschreiten kann

GreenBlueEyes
Im Grossen und Ganzen beide. Während der Session, je nach Spielart, wahrscheinlich dann eher Dom (Bsp. Sinnesentzug inkl. Fixierung). Sub bzw. beide sind aber dafür verantwortlich, vorher alles zu bedenken und den Rahmen abzustecken. Dom hat die Verantwortung, Grenzen zu erkennen, Safeword (falls vorhanden) zu akzeptieren. Sub hat die Verantwortung, Grenzen zu benennen, sie zu erkennen und falls vorhanden das Safeword auch auszusprechen. Somit ist die Verantwortung würde ich sagen, definitiv ausgeglichen. Jeder ist für sich selber verantwortlich und ein Stück weit, für sein Gegenüber. Anders wird es für mich fast unmöglich ein „gesundes“ BDSM zu leben. Um nicht falsch verstanden zu werden, das soll kein Seitenhieb sein an 24/7, TPE und was es noch alles gibt. Ich find auch da bleibt es ausgeglichen, weil sich Sklavin bewusst entschieden hat, einen Teil ihrer Verantwortung abzugeben und das normalerweise nicht von heute auf morgen passiert:)

Große Rede, kurzer Sinn: ausgeglichen, mal schwappt es auf die eine Seite, mal ist die andere mehr gefordert :)

DomRheinMain
Theoretisch gesehen, liegt die Verantwortung bei beiden gleichermaßen, weil sie vorab klare Absprachen treffen.

Praktisch gesehen, liegt die Verantwortung mehr beim Dom, da während der Session auch immer etwas unvorhersehbares passieren kann. bsp wenn die sub ein gesundheitliches Problem bekommt und dadurch nicht mehr in der Lage ist, das Safeword auszusprechen. in diesem Fall muss der Dom die Gefahr erkennen und unverzüglich handeln.

Akelei
Ich bin noch ziemlich neu, aber ich denke, dass am Anfang die Verantwortung bei der Sub liegt. Sie muss klar kommunizieren, was sie kann oder (noch) nicht kann, ebenso mit ihren Vorstellungen. Nur so kann Vertrauen aufgebaut werden, denn nur dann hat Dom eine Möglichkeit seiner Verantwortung gerecht zu werden und auf seine Sub zu achten.

Dabei bringt es nix, wenn Sub über ihr eigenes Empfinden drüber weg geht, weil irgendwas "jetzt muss". Dann trägt sie auch Mitverantwortung an schlechten Gefühlen hinterher. Generell muss sie wissen, wieviel Hingabe sie welchem Dom geben kann, was sie "mit sich machen lässt". Die Verantwortung für alles auf den Dom abzuschieben, fände ich nicht fair. Da wäre es einfach zu sagen: böser Dom, wenn etwas schief läuft. Aber eben auch dumme Sub, wenn sie nicht schaut, wem sie vertraut.

Ich denke, wenn sich beide näher kennen, liegt etwas mehr Verantwortung beim Dom. Denn er hat zu Beobachten, Acht zu geben, zu Führen, Regeln zu bestimmen, eben Verantwortung zu Tragen, gerade wenn Sub sich völligst ausgeliefert hat.

A.kawa
Sicherlich liegt die Verantwortung bei beiden aber mir ist es passiert das meine Sklavin in einer Session der Kreislauf versagt hat und in den Seilen hing und nicht mehr in der Lage war das safe Wort zu sagen da liegt für mich in einer Session ganz klar die Verantwortung bei mir als Dom.

Ich war sehr verwundert weil ich sie vorher gefragt habe ob es ihr gut geht und ich sie nur fixiert hatte und wollte gerade mit der Behandlung beginnen da sackt sie mir weck...und deshalb bin ich der Meinung das die Verantwortung in einer Session immer der Dom hat auch Kleinigkeiten können sub in eine Lage bringen das safe Wort nicht auszusprechen.

Sapiosexuell
Das ist eine sehr interessante Frage, mit vielen Aspekten. Einerseits geht es natürlich um Erfahrung. Wenn der/die Sub neu ist, dann kann gar keine Vorstellung davon da sein, was gewisse Dinge, die bislang im Kopfkino passiert sind, in der Realität auslösen. Für jemand, der schon mehr Erfahrung hat, ist natürlich die Verantwortung da, diese Erfahrungen mitzuteilen, und auch zu erzählen, was möglicherweise schiefgelaufen ist. Wenn man aber mal in einer Handlung ist, halte ich das Thema "Verantwortung" für hundertprozentig beim dominanten Part. Für mich ist zum Beispiel das Safeword oft eine Einladung zur Achtlosigkeit auf dominanter Seite, so nach dem Motto "Sie/er kann ja dann stoppen, wenn es zuviel wird." Auf der submissiven Seite ist das Safeword oft ein zusätzliches Problem, weil dessen Anwendung dann dazu führt, dass man sich als Spielverderber fühlt. Ich habe schon mehrmals erlebt, dass genau deshalb dann viele unschöne Dinge passiert sind. Dom verlässt sich aufs Safeword und passt nicht auf, Sub will nicht aufhören, usw.

Der langen Rede kurzer Sinn: in einer Session trägt aus meiner Sicht die dominante Seite praktisch die alleinige Verantwortung dafür, für das Wohlergehen beider Seiten verantwortlich zu sein, ohne sich auf Safewords auszuruhen. Vorher sind es beide, wenn es darum geht, das Mögliche vom Unmöglichen, das Negative vom Positiven zu trennen.

Lu Sahnig
Ich glaube ein größerer Teil der Verantwortung liegt bei der dominanten Person. In den meisten Fällen denke ich, ist es Sub der/die den Schaden davon trägt, wenn etwas passiert. Ob das jetzt ein unabsichtlicher Unfall ist oder ob Sub jemandem ins Netz gegangen ist, der übergriffig wird, am Ende trägt Sub meist den Schaden davon. Jetzt könnte man gegenargumentieren, dass man sich als Sub ja nicht auf alles einlassen muss, aber auch eine Person mit der man bereits eine Session hatte und der man Vertraut, kann ein Fehler passieren oder dieser Mensch entpuppt sich doch als weniger gutgesinnt, als man dachte.

Ich glaube im Vorfeld, bei den ersten Treffen, ist es Subs Verantwortung sich abzusichern. Sich evtl. covern zu lassen und zwielichtige Angebote eher abzulehnen. Da man aber nie sicher wissen kann, würde ich niemals jemanden komplett dafür verantwortlich machen, weil er/sie überhaupt zu einem Treffen gegangen ist, bei dem etwas passiert ist.

Während des Spiels trägt Dom auf alle Fälle eine größere Verantwortung. Natürlich kann man als Sub nachprüfen und sich vergewissern, dass der Partner die geplanten Praktiken beherrscht, aber wenn es dann wirklich zum Spiel kommt, kann Sub wenig dagegen tun, sollte Dom ein Fehler unterlaufen. Mit dem Geschenk, dass sich jemand einem anderem hingibt und anvertraut, kommt auch die Verantwortung gut und achtsam mit dieser Person umzugehen.

Hier auch noch ein Punkt den ich ansprechen möchte und der evtl. nicht nur auf Dom/Sub anzielt: Erfahrung! Ich glaube, dass eine erfahrene Person, die ihre Neigung schon lange auslebt eine gewisse Achtsamkeit mitbringen sollte, wenn sie sich bewusst einem Anfänger annimmt. Das kommt für mich mit der Verantwortung einher, sich selbst während einer Session unter Kontrolle zu haben, um nicht gleich zu Beginn zu hart zu werden. Anfänger kennen ihre Grenzen und Tabus eventuell selbst noch nicht so genau oder kennen manche Praktiken nicht, die dann ergo auch nicht auf der Tabuliste landen. Klar, könnte man hier sagen, dass es dann die Schuld der Person selbst ist, wenn sie sich nicht informiert. Ich finde aber, es hat einfach was mit Anstand zu tun, auf sowas Rücksicht zu nehmen. Man kennt das ja auch von den typischen "DummDoms", die bewusst nach Anfängern Ausschau halten, da diese vielleicht gar nicht wissen, was denn nun in Ordnung ist und was nicht.

freeeBird
Ich finde im Hinblick auf Öffentlichkeit, z.B. sub vor BDSM-Freunden züchtigen, hat Dom die Verantwortung: einerseits sub nicht in einem ungewollten bzw. für die jeweilige Person zu großem Maße vorzuführen, andererseits auch den Zuschauern gegenüber, diesen nicht eine Szene "aufzuzwingen", der sie gar nicht beiwohnen wollten (wenn man die einzigen Zuschauer ist, ist es verdammt schwer, einfach zu gehen, wenn einem die Szene nicht gefällt, was auf einer Party viel leichter wäre, weil sich ja ohnehin alle frei bewegen.....). Für unbeteiligte Dritte gilt dies natürlich noch viel mehr. Wenn sub Mitspracherecht bei der Planung einer solchen Session/Szene/.... hatte, trägt sie dort natürlich einen Teil der Verantwortung, bei der Durchführung liegt sie aber allein bei Dom.

Totoro84
Die Verantwortung tragen in meinen Augen beide.

Aber (und das ist ein richtig großes Aber), ich stimme da sapiosexuell und Lu Sahnig in soweit zu, dass Dom während des Spiels eindeutig den größeren Part trägt.

Auch ich kenne genug Berichte von Subs, die zwar genau wussten was sie hätten sagen müssen, welches Safewort aussprechen, dazu jedoch ebenfalls sagten "Ich konnte nicht".

Dom trägt also die Verantwortung der Aufmerksamkeit während einer Session, zumindest trägt er sie stärker als Sub.

Umso mehr, je unerfahrener Sub oder beide sind.

Wie schon von Vorrednern gesagt, das "Verantwortungsgefälle" schwankt natürlich, beide stehen für ihren Teil in der Verantwortung. Aber es kippt doch öfter in die dominante Richtung, insbesondere während des Spielens.

Ein Safewort ersetzt auch weder Aufmerksamkeit, noch Verantwortung. ;)

Brubin
Nun, mir scheint sich ein Konsens abzubilden, daß Verantwortung nur sinnvoll abgeben kann, der/die verantwortlich für sich und andere denken und handeln kann? Und daß dies nur jemand annehmen und beherzigen kann, der/die in gleicher Weise reif und verantwortungsBEWUSST ist. Damit scheint die Verschiebung der Verantwortlichkeit der gleichen Dynamik zu folgen, wie die des Machtgefälles? Wer mit leeren Händen kommt, kann nichts abgeben, und die, die etwas bekommen müssen, um überhaupt ein bisschen Macht (oder Verantwortung) zu erleben, sind die denkbar Ungeeignetesten für die Aufgabe.

Gentledom
Eine Grundverantwortung für sich und den Partner gibt es in meinen Augen immer, für Dom und Sub, denn auch Sub trägt eine Mitverantwortung für den Dom. Solange Verantwortungen nicht irgendwie geklärt sind, tragen sie diese zu gleichen Teilen. Jedoch kann in einer Beziehung die Verantwortung ungleich verteilt werden, wenn beide dies denn so wollen. Eine aktive Umverteilung der Verantwortung setzt Kommunikation voraus und den Willen und die Fähigkeit dies auch gemeinsam umzusetzen. Ein letzter gesunder Rest Eigen- und Fremdverantwortung obliegt aber selbst jemanden der sich in eine TPE Beziehung begibt.

Vielleicht wäre das Thema Subverantwortung, auch unter dem Aspekt, Verantwortung für den Dom ein Thema, welches ich mal in einem Blogbeitrag beleuchten könnte, denn irgendwie wird immer auf den Subpart abgestellt, dass hier etwas geschehen kann oder dieser ja zu 100% der Verantwortung abgeben will. Natürlich sind Abstürze von Doms bei einer Session seltener als jene von Subs aber auch diese gibt es und dort wo zwei Menschen so etwas miteinander teilen, sehe ich dann auch Sub in der Pflicht einem Dom der einen Absturz hat beizustehen oder in einer Spielbeziehung in der sich Dom unglücklich verliebt die Reißleine zu ziehen, damit dieser nicht dauerhaft in der Beziehung leidet.

BDSM ist ein Teamsport bei dem man sich aufeinander verlassen muss und das geht in beide Richtungen :) Wobei es klar ist, wenn es einen Kapitän gibt, dann obliegt diesem eine größere Verantwortung aber auch ein Kapitän braucht mal die Mannschaft und ohne diese ist er ja eh nicht wirklich etwas :)

Doc G
Und ein Kontaktsport ;-)

OK, bei der Frage, wer trägt die Verantwortung, kommt es vielleicht auch darauf an, aus wessen Sicht man sich der Frage nähert. Ich habe als Dom an mich den klaren Anspruch, die volle Verantwortung zu übernehmen, unabhängig davon, wieviel sub mir überantwortet hat.

Ampel, Safeword alles nett. Finde ich auch gut und möchte ich haben. Das entbindet mich aus meiner Sicht aber nicht aus meiner Verantwortung. Ich fühle mich wohl im Spiel, wenn ich es merke, bevor sub es merkt. sub soll loslassen und wenn möglich fliegen.

Wenn andererseits sub merkt, dass etwas schief läuft, kann sie sich vor sich selbst nicht dadurch aus der Affäre ziehen, sie habe die Verantwortung schließlich abgegeben.

Sub ist es sich selbst schuldig, Verantwortung mindestens für sich, besser auch für Dom zu übernehmen, wenn sie dazu in der Lage ist. Wenn sie also erkennt, dass was schief läuft und handlungsfähig ist.

X...
Jeder trägt Verantwortung, denn Verantwortung kann man nicht einfach an der Garderobe abgeben. Und selbst wer die Verantwortung vermeintlich abgibt, muss wenigstens für diesen Schritt die Verantwortung übernehmen....

Spinturn
Am Ausgangspunkt liegt die Verantwortung bei beiden. Verantwortung kann aber man nicht nur tragen, sondern auch abgeben oder übernehmen. Dabei liegt der Reiz des Spiels für viele Subs gerade darin, Verantwortung abzugeben - und zwar mehr oder weniger umfassend innerhalb eines mehr oder weniger breit abgesteckten Kontextes. Genau dafür - für den Umfang der abgegebenen Verantwortung und für das Abstecken des Kontextes - trägt aber der/die Sub (Mit-)Verantwortung.

Dazu kommt: Von ihrem psychologischen Profil, ihrer BDSM-Erfahrung und manchem anderem her können nicht alle Menschen gleich gut Verantwortung tragen. Drum ist es für Subs unklug, gegenüber einem unerfahrenen Dom oder einer unerfahrenen Domme alle Verantwortung abgeben zu wollen. Umgekehrt erfordert es viel Fingerspitzengefühl von Dom-Seite, wieviel Verantwortungsübernahme bei sehr unerfahrenen Subs passend ist. Weder die totale Verantwortungsabgabe ("überlass einfach alles mir, ich weiss, was das beste für dich ist") noch das völlige Abschieben der Verantwortung an den/die Sub ("ich schlag einfach zu, Sub ist selbst verantwortlich dafür, im rechten Moment das Safeword zu sagen") ist da der geeignete Weg.

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