Benötigt Dominanz eine egoistische Seite und wenn ja, wie muss diese ausgestaltet sein?

Schattengestalt
Egoistisch bedeutet das Wählen des eigenen Vorteils zum Nachteil eines Anderen. Gutes BDSM wird jedoch beiden Spaß machen, selbst wenn oder gerade weil Dominanz und Devotion aufeinandertrifft. Abgesehen davon kann Dominanz und die Durchsetzung eigener Wünsche gar zum Vorteil des Gegenübers angedacht sein. Man denke nur an die Erziehung eines Tieres oder eines Kindes, bei welchen klar definierte Anweisungen zu deren Wohl und Sicherheit beitragen. Ich habe schon mehrmals bei Subs Forderungen gestellt, die zu deren Wohl beitrugen, beispielsweise um Antrieblosigkeit zu überwinden.

Dominanz hat für mich auch viel mit Auftreten zu tun, worin ich ebenso wenig Egoismus erkennen kann.

Letztlich KANN im BDSM Egoismus viel Platz einnehmen und das muss nicht einmal ungesund sein. Aber notwendig ist er dafür meiner Ansicht nach nicht.

Joe
Das Erste was mir dazu in den Sinn kam, ohne darüber nachzudenken:

Ist es nicht egoistisch vom Dom das BDSM so auszugestalten, sodass beide Spaß haben und er weiterhin Dom sein kann? Denn wie ich mal gelesen habe: "Ein Dom ohne Sub ist nichts."

Wie auch immer: Die (herkömmlich) egoistischen Dom's die ich bisher kennen gelernt habe, finde ich persönlich ziemlich langweilig und peinlich. Die meiner Meinung nach guten Dom's sind ihrer Sub gegenüber nicht egoistisch.

Doc G
Hm...

Egoismus an sich ist ja nichts Negatives. Jeder Mensch ist egoistisch. Die Frage ist doch, wie ausgeprägt das ist, insbesondere im Verhältnis zum Gegenspieler. Ohne zu googeln. Altruismus?

Ein Stück weit muss, denke ich, beim dominanten Part Egoismus vorhanden sein. Mir ist noch keine sub begegnet, die glücklich damit wäre, von einem dominanten Part dominiert zu werden, der das nur für sie tut. Im Gegenteil! Wenn Dom sich nimmt, was er will, kann sub sich hingeben und genießen, weil sie den Gedanken endlich aus dem Kopf bekommt, dass Dom das nur tut, weil sie es möchte und er das eigentlich nicht mag. DER Lustkiller für sub!

Insofern benötigt aus meiner Sicht Dominanz ein gewisses Maß an Egoismus.

Die Frage dürfte also eher sein, ob dieser Egoismus in einem vernünftigen Verhältnis zu der Wertschätzung, Empathie sub gegenüber steht. Ist sub dem Dom wichtig oder ist sie ihm egal, sieht er sie nicht? Ich denke, wenn sie ihm wichtig ist, er sie, ihre Wünsche und Bedürfnisse sieht, ist der zugehörige Egoismus geradezu Grundvoraussetzung.

Aber ich gehe hier von meiner Sicht und meinen Empfindungen aus. Das gilt auch für das unterlassenen Gendern. Seht mir das bitte nach.

GreenBlueEyes
Ein gesundes Ego benötigt meiner Meinung nach beide Seiten. Geht ja oft einher mit gesundem Selbstbewusstsein.

Wenn man gibt, darf man auch verlangen. So seh ich das. Ich persönlich finde grenzenlose Selbstlosigkeit funktioniert nicht, generell und auch nicht im Bezug auf BDSM oder besser ausgedrückt, kann ev. auch gefährlich werden, aber das ist sehr weit hergeholt und durch viele Windungen in meinem Kopf durch^^

Betreffend Dominanz als Sub braucht es mein Gegenüber um authentisch zu wirken, nicht abzuweichen von seinem Vorhaben (natürlich innerhalb des zusammen gestalteten Rahmens) und sich durchzusetzen. Für mich auch ein bisschen das Indiz, dass er die „leise Dominanz“ beherrscht und eben nicht „schreien“ muss, weil er weiss, wie er wirkt. Gesunder Egoismus setzt sich also für mich aus vielen Eigenschaften zusammen. Die aber natürlich bei Überschuss ins Negative kippen können.

It‘s a fine line between nice to have and too much!

NepNep
Ich kann mich da Doc G ganz gut anschließen. Ich denke das man für das Leben an sich eine gute gesunde Portion Egoismus benötigt. Ich denke wie weit der dominante Part mit seinem Egoismus machen darf was er/ sie will muss jede bdsm Beziehung selber für sich herausfinden und entscheiden. Manche Subs wollen das der Dom sie ausnutzt und mit ihnen in der Session macht was ihm/ ihr gerade Lust bereitet und dabei keine Rücksicht nehmen. Sieht man einmal ab von den Tabus die es in einer bdsm Beziehung gibt.

Sapiosexuell
Hm... also so irgendwie ist das befriedigende Ausleben unserer Sexualität per se ja immer egoistisch, egal an welchem Ende wir sitzen - das wäre zumindest mal meine Einschätzung. Dann wäre jetzt nur noch die Frage, ob Dominanz besonderen Egoismus benötigt, da denke ich eher: nein. Eine kurze Rein-Raus Nummer ist in meinen Augen viel egoistischer als eine sorgfältig inszenierte Übernahme der Kontrolle, zumindest wenn sie für beide befriedigend sein soll.

Schattengestalt
Ich muss meine ursprüngliche Aussage korrigieren und Doc G zustimmen. Zwar finde ich weiterhin, dass Dominanz nicht zwangsläufig auf Egoismus angewiesen ist, aber im BDSM-Kontext sehe ich es wie Doc G: kaum eine Sub wird Freude an einem Dom haben, der Dinge ausschließlich für ihr Wohl tut - siehe auch die vielen Partnerschaften, in denen Nicht-Doms sich für Sub zu verstellen versuchen, um die Partnerschaft aufrechtzuerhalten.

Insofern dürfte BDSM ohne gesunden Egoismus nicht funktionieren; was gesund ist bestimmt hierbei die Sub anhand dessen was sie zu geben bereit ist.

Ob man nun die Eigenschaften Egoismus und Dominanz trennt, die im BDSM-Kontext meist gemeinsam auftreten, ist vermutlich reine Definitionssache.

frecheSchülerin
Wenn Dominanz egoistisch rüberkommt, bin ich die Erste, die weg ist..... (Ich meine beim Kennenlernen.)

X...
...wer das Ganze als "Wir" begreift, wird dabei sowieso nur einen positiven, gesunden Egoismus an Tag legen.

1ND13
Ja, ich glaube, dass Dominanz auf jeden Fall eine egoistische Komponente hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Dominanz und Altruismus konform gehen. Allerdings will ich nicht sagen, dass Doms grundsätzlich Egoisten sind. Ich sprach von einer Komponente. Wenn Sub dienen will, dann muss ich als Dom das Geschenk auch als mir gewidmete annehmen können. Wenn Sub Führung braucht und wünscht, dann sollte ich auch dazu in der Lage sein, aus einem eigennützigen Impuls heraus zu sagen: "Ich will dass Du vor mir kniest und den Mund auf machst!" Und nicht „Es wäre vielleicht ganz schön und ich würde mich riesig freuen wenn Du vor mir knietest, falls es Dir nichts ausmacht“

Eine egoistische Handlung dient zuerst mal dem Vorteil des Handelnden. Eine D/S Beziehung ist aber eine symbiotische Beziehung. Denn der Vorteil des egoistisch Handelnden Dom ist gleichzeitig auch der Vorteil von Sub. Es ist eine Win-Win-Situation, und in so einem Fall wird der normalerweise der ethischen Norm widersprechende Egoismus als legitim empfunden.

Insofern wird aus dem "Ich will“ tatsächlich auf der Metaebene der Kommunikation ein "wir wollen"

Drakkart
Natürlich hat Dominanz eine egoistische Komponente. Nur weil das Wort negativ besetzt ist heißt das ja nicht das daran etwas verkehrt ist. Ich will das es mir gut geht, und mir gehts gut wenn sie schnurrt.

Elvis Schmidt
Ich denke auch, dass Egoismus nicht nur mit "Ich denke nur an mich" übersetzt werden darf. Egoismus ist negativ besetzt. Aber das "Ich weiß, was ich will" hat eine positive Konnotation. Und genau darauf kommt es meiner Meinung nach beim BDSM an - und zwar für den dominanten und den devoten Part. Deswegen halte ich die Fragestellung für falsch. Auch die/der Sub sollte wissen, was sie/er will. So gesehen befördert der "gesunde" (sic!) Egoismus das Ausleben der sexuellen Neigungen und Vorlieben. Also kann man die Frage mit "Ja" beantworten, sie aber auch auf den devoten Part ausweiten.

Kayala4
Ich würde keinem Dom vertrauen schenken, der nur sich im Sinn hat. Egoismus kann gespielt sein in meinen Augen, aber kein Charakterzug des Menschen dahinter. Ich übergebe in der Session meinem Dom Verantwortung, die sich nicht mit reinem Egoismus verträgt

Spätzle
Ja sicher benötigt Dominanz auch eine egoistische Seite. Ein gesundes Maß an Egoismus sollte jeder haben. Wie diese ausgestaltet sein sollte? So, dass Dom trotz seiner gesunden Portion an Egoismus nicht Subs Wohl aus den Augen verliert. Sowas kann man nicht in % angeben, da es immer auch auf den Gegenpart ankommt.

Olufson II
Ich denke es ist auch eine Frage, ob jemand von Grund auf ein Egoist ist, oder ob man hin und wieder mal egoistische Anwandlungen zeigt. Letzteres kann ja wie ein Gewürz sein, im passenden Augenblick.

Victoriana
Egoismus und Dominanz sind IMHO einfach nur unterschiedliche Aspekte. Also Birnen und Äpfel, irgendwie beides Obst, aaaaaber... Können im selben Garten wachsen. Müssen aber nicht. Und der viel beschworene gesunde Egoismus ist für alle gut.

Phoibe
Ja, für mich muss der dominante Part durchaus einen gewissen Egoismus besitzen. Wenn ich ihm schon Rechte übertrage/einräume/wie auch immer, dann ja bitte, soll er sich diese auch nehmen, wenn ihm danach ist.

Egoismus hat in der heutigen Zeit wohl leider einen sehr negativen Touch, so würde ich das aber gar nicht sehen. Wir alle sind Individuen, die mit einem gewissen Egoismus ausgestattet sind. Manche übersetzen Egoismus auch mit Selbstliebe und doch, Selbstliebe finde ich sehr sehr wichtig.

Ist es nicht auch eine gewisse Form des Egoismus, wenn Dom Sub an ihre Grenzen bringt, diese Grenzen verschiebt, erweitert, etc.? Oder macht Dom das tatsächlich nur, weil Sub so egoistisch ist und sich das wünscht? ;-)

Ist ein Dom ohne Egoismus ein Wunscherfüller (sorry, passte aber gerade zur Lexikon-Definition im Forum)?

Wie sollte diese Seite ausgestaltet sein?

Hm, mhm, ich bin ja nicht maso - also nicht sonderlich, aber für meinen Herrn leide ich gern - oder leide ich für seinen Egoismus? Deshalb: Ja, bitte, wenn er den Rohrstock einsetzen möchte, dann nur zu. Weil er es möchte (Egoismus), obwohl ich selbst darauf verzichten könnte. Bestenfalls gefällt es uns dann beiden, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

Wenn mein Dom zum Beispiel etwas von mir möchte und ich habe gerade keine Lust dazu, dann erwarte ich mir schon, dass er sich durchsetzt - weil er es gerade möchte (Egoismus?) Denn dieses Durchsetzen führt ja auch dazu, dass ich mich dann selbst aufraffe und überwinde (keine Lust ist halt kein wirklicher Grund), somit hilft es auch wieder beiden, auch wenn ich auf den ersten Blick ganz gut darauf verzichten könnte, weil halt gerade keine Lust.

Ist es nicht immer dann, wenn Dom etwas möchte eine Form des Egoismus? Oder warum sonst, möchte er gerade das eine oder andere?

Fanti
Dom sowie Sub sind egoistisch. Sonst würde es ja mit der Einvernehmlichkeit nicht klappen. Ob jetzt Positiv- oder Tabuliste, es wird geschaut, ob man kompatible ist. Die Neigung zu einander passt. Erst dann (sollte man) lässt man sich auf eine Beziehung ein. Beide Seiten haben Wünsche und schauen, ob diese in der Beziehung dann auch erfüllt werden. Das ist eine feine Linie, die beide beachten müssen. Daher kann eine Beziehung nur lange funktionieren, wenn beide ihren Egoismus 'befriedigt' bekommen. Nicht immer unbedingt gleichzeitig, jedoch in einem Rahmen, indem man ausgeglichen und glücklich ist.

Einseitigen Egoismus wird eine Beziehung nicht lange aushalten. Da ein Partner dann sich und seine Bedürfnisse in dieser Beziehung nicht wiederfindet.

SklavinChristina
Egoismus bezeichnet ein Eigeninteresse. Das haben wohl Sub und Dom. Wenn es das Bedürfnis der Sub ist ihrem Herrn zu dienen, handelt sie auch in ihrem eigenen Interesse für ihren Herrn. Denn das erfüllt sie. Sein Glück ist aus ihrem Interesse ihr höchstes Gut. Ich hoffe man kann verstehen was ich meine... ;) Sicher muss sie auch Dinge tun und erdulden, die sie selbst wenn das Dienen für ihren Herrn ihr eigenes Interesse ist, nicht tun will. Vielleicht auch nur nicht in dem Moment. Der Herr kann jedoch immer verlangen. Dann ist es der einseitige Egoismus des Herrn. Ohne auf die Sub Rücksicht zu nehmen. Er verlangt das jetzt. Punkt. Das kann Sub nicht. Der Herr kann handeln, ohne die Wünsche der Sub mit einzubeziehen, rein egoistisch. Insofern kann der Herr seinen Egoismus wohl anders ausleben als sie. Dieses Machtgefälle möchte Sub so haben. Dann ist es echt und erfüllt sie. Wenn ihr Herr ganz in seinem Interesse handelt. Auf Dauer wird es wohl jeder Herr gut mit seiner Sub meinen und somit nicht aus reinem Egoismus handeln, nicht immer...

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