Der Dom Drop, auch Doms können abstürzen.
Wer hat das schon selbst, beim Partner oder einem guten Freund erlebt, was war der Auslöser, was half und wie hat sich das BDSM danach verändert? Über Subdrops wurde schon viel geschrieben, Domdrops scheinen zudem etwas seltener zu sein, umso wichtiger ist es aber auch dieses Problem einmal zu beleuchten.
Unsichtbare
Ich kenne das nur von einer ehemaligen Top, die starke submissive Bedürfnisse hatte und die nicht in einen Stärkeren über sich kanalisieren konnte. Sie ist dann einfach immer mehr zusammengebrochen und das D/s Verhältnis zu sub beendet. Damit war dort auch die ganze Beziehungsebene so belastet, dass es dann auseinander ging. Danach hat sie nach Doms gesucht, dort die Abstürze wiederholt, diesmal unten, und nun kommt gar keiner mehr an sie ran.
Lean_on_me
Ist ein "Dom Drop" nicht ein Widerspruch in sich? Wenn alles richtig läuft, hat der dominante Part während einer Session die Fäden in der Hand. Entwickelt sich etwas in die falsche Richtung (auch oder GERADE bei ihm) kann er doch jeder Zeit die Notbremse ziehen und das "Steuerrad" herumreißen.
CGN-Gentleman
Das schwierige ist wohl, es als Dom selber mitzubekommen; und vor allem, es sich auch einzugestehen!
GreenBlueEyes
Also so wie ich das verstehe, ist der „Drop“ der „Absturz“ Absturz in die Realität bzw. wenn man wieder im Alltag ankommt, als Mann/Frau und nicht als Dom/FemDom, Sub, whatever (ich musste mich selber schlau machen, also man korrigiere mich, wenn die Definition nicht stimmen sollte).
Das finde ich kann sehr wohl auch einem Dom passieren.
Explizit Erfahrungen oder erlebt habe ich das nicht. Was ich mir aber vorstellen kann betreffend seltener ist: Das man nicht drüber redet, weil eben man ist ja der/die Dom und muss doch alles im Griff haben, vermeintlich:)
Nur wie auch schon mehrmals erwähnt, zu einer D/S Beziehung gehören mindestens zwei und die Sub, gibt einen Teil der Verantwortung ab und doch nicht gänzlich. Schlussendlich sind es Menschen die sich was gegenseitig was Gutes tun und somit sich gegenseitig auch auffangen sollten.
Safrina
@Lean_on__me: Ich denke, auch bei Dom/mes, gerade bei jüngeren, gibt es Situationen, in denen sie sich von der Lust des Augenblicks davonreißen lassen und hinterher z.B. erschrocken sind über sich selbst.
Ich glaube, so wie es "subfrenzy" gibt, die wilde Begeisterung von Neu-Subs über all das Neue, Geile, dass es auf dem Weg der Entdeckung von BDSM zu erleben gibt, so gibt es das auch bei Dom/mes. Folge kann eben sein, dass man Erlebtes nicht gut integrieren kann ins eigene Selbstbild, z.B.
Ich kenne leider keinen passenden deutschen Begriff für "subfrenzy", wer dem Begriff noch nicht begegnet ist, es gibt einen guten Treffer auf Deutsch bei Google, aus einem Forum der SMJG.
Doc G
Ein Absturz bei sub kommt ja meist dann vor, wenn sub überfordert und dadurch aus dem sub Modus herausgerissen wird, ggf. durch einen Trigger. Grundsätzlich hat Dom es natürlich in der Hand und kann bremsen, wenn er sich seinen Grenzen nähert. Er trägt ja die Verantwortung und hat die Kontrolle. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, sollte er seine Grenzen kennen und respektieren.
Nun ist ein Dom natürlich von der Einvernehmlichkeit abhängig. Ohne die ist er nur ein gewalttätiges Arschloch. Am Ende sind wir aber alle Opfer unserer eigenen Sozialisation. Und der läuft BDSM nunmal zuwider. Jeder, egal ob Dom oder sub, muss sich irgendwie davon frei machen und zu seinen Neigungen stehen lernen.
Ich habe es zwar selbst noch nicht erlebt, kann mir aber vorstellen, dass Dom durch einen Trigger insbesondere bei extremerem Spiel aus seiner Gewissheit herauskommen könnte, dass sub einverstanden ist und es auf die eine oder andere Weise genießt. In dem Fall würde ich Gefahr laufen, meine Integrität zu verlieren, weil ich dann Dinge tun würde, die ich zutiefst verabscheue. Einem anderen, insbesondere meinem sübchen, die mein kostbarster Besitz ist, Gewalt antun. Ein solcher Absturz wäre brutal. Helfen würde in dem Fall nur sübchens Vergewisserung, dass sie es genauso von mir will. Durch Nähe und durch Kommunikation.
OpheliaRose
Also ich hatte mal einen Drop, der dadurch ausgelöst wurde, dass meine Neigung von einer eigentlichen Vertrauenspersonen als “krankhaft” und falsch bezeichnet wurde und sich dadurch Scham und Selbstzweifel breit gemacht habe. Ich denke so etwas kann genau so gut bei dom/mes passieren. Denke wie @safrina, dass es eher darauf ankommt ob man noch neu in der Thematik ist und sich deshalb noch eher unsicher fühlt und sich erstmal auch mit sich selbst auseinandersetzen muss.
Ansonsten kann ein Drop ja auch innerhalb der gesetzten Limits einfach mal passieren, wenn die Psyche grade vielleicht nicht so ganz mitspielt und sollte sowas meinem zukünftigen Partner mal passieren, wäre dass für mich nie ein Zeichen von Schwäche sondern purer Menschlichkeit und dann würde ich für ihn da sein wollen wie er es für mich sonst ist.
MHD
Ich weiss nicht als ob das als Dom-Drop qualifiziert, aber es hat sich in der Form eines extremeren schlechten Gewissen geäussert. Ist relativ früh in meiner Anfangszeit passiert.
Mit einer gespielt die erfahrener war als ich. Aus Ihrer Sicht nichts besonderes, für mich einiges Neues dabei gewesen. Für uns beide war es ein tolles Erlebniss, hat richtig viel Spass gemacht. Doch nach der Session, wenn das Hochgefühl nach lässt und man "runter" kommt, hätte ich etwas mehr Zeit zum verarbeiten gebraucht. Sie ist erfreut wieder aufgesprungen und wieder Ihrer Wege gegangen. (es wurde sich schon Zeit genommen bei nem Nachtisch um etwas zur Ruhe zu kommen, aber ich hätte etwas mehr Zeit gebraucht)
Ob es Ihr gut geht, ob alles in Ordnung ist. Die Fragen haben mich ein paar Stunden verfolgt, bis ich Sie kurz ans Telefon bekommen habe um nachzufragen wie es ihr geht, was die schönen Streifen und ihr Hintern macht. Kurze Bestätigung erhalten, danach war das Zweifeln weg. Simpel und einfach hätte ich 5 Minuten mehr zu Ruhe kommen sollen um für mich selbst zu realisieren, dass auch wirklich alles in Ordnung ist. Das hätte gereicht und Ja wiedermal die liebe Kommunikation.
CologneDom1990
Tatsächlich passt das Thema zu einem Beitrag von mir vor kurzem im Forum. Ich hatte einen Drop nachdem die Dame im Spiel abgestürzt ist. Leider hat sie sich so sehr verschlossen und wollte nicht sagen was los ist und hat sich, nachdem ich sie beruhigt hatte verabschiedet und ist gegangen. Einen Tag später hat sie den Kontakt abgebrochen und mich blockiert und will mit alle dem nix zu tun haben (Das ist die kurze Version). Ich weiß bis heute nicht ob es an mir lag oder sie irgendwas beschäftigt oder bedrückt hat. Ich habe keine Grenzen überschritten und immer drauf geachtet ob alles ok ist und auch gefragt. Nach einigen Jahren in dem Thema, war es das erste Mal und es lässt einen doch zweifeln an sich und an dem was man tut. Vor allem wenn man einfach nix dagegen tun kann, wenn der andere Part nicht reden will und keine Hilfe will. Also ja auch Doms können einen Drop haben! Und man kann es nicht oft genug sagen, beide Teile haben Verantwortung und Offenheit und Ehrlichkeit sind sehr sehr wichtig und Voraussetzung das es beiden gefällt und keiner Schaden nimmt.
Master.x
Das kann auch sehr dramatisch werden….
Ein äußerst guter Freund von mir hat im Wissen dass es um seine Gesundheit schlecht stand seinem Leben ein Ende gesetzt. Es war für ihn unvorstellbar nicht mehr der starke Herr zu sein, und sah in seinem Unvermögen nicht was er seiner bedingungslos ergebenen sub antut. Sie hätte ihn mit Freuden gepflegt. Er lebte immer auf 200% der Chef, der sagte was geht der Offizier und Gentlemen, immer auf einem hohen Ross, da runter zu fallen kann übel enden.
Sie wird noch ewig lange daran zu beißen haben die Arme.
Blue-Monstera
Ich weiß auch nicht, ob man das als Absturz sehen kann. Aber ich werde mal einfach von meiner Erfahrung berichten. Dazu muss ich aber etwas ausholen. Ich hatte mal letztes Jahr eine Sub, mit der ich gespielt habe, da war ich noch ganz in den Anfängen meine dominante Seite zu entdecken. Wir verstanden uns so weit ganz gut. Nach einer erfolgreichen Session setzten wir uns zusammen und genossen ein gutes Abendessen. Anwesend war eine gute Freundin der Sub. Die Sub, die ich zuvor einige Stunden bespielt habe sprach mit ihrer Freundin ein bisschen darüber, dass es ihr gefallen habe. Und da begann ihre Freundin plötzlich Dinge vom Stapel zu lassen, ohne mich persönlich anzusprechen. Sie sagte zu meiner damaligen Sub, dass doch jeder, der auf den Gedanken käme sich von einer Blinden dominieren zu lassen nicht ganz bei Trost sei. Ob ich überhaupt in der Lage währe anständig zu führen, dass es doch gefährlich sei und falls ein Notfall eintrifft, ich aufgrund meiner Sehbehinderung wohl doch nicht schnell genug reagieren könne. Oder ich bestimmte Dinge nicht machen dürfe. Ich wollte ihr widersprechen, aber in dem Moment war ich so baff, dass ich ihr erst einmal zuhörte. Sicher, es gibt Dinge und Spielarten, die ein Blinder nicht unbedingt sofort und am Anfang machen sollte, beispielsweise wenn man dazu die Augen braucht, beispielsweise wenn man Mit Kerzen und Wachs spielt, das traue ich mir persönlich noch nicht zu, aber sehr vieles geht. Man muss nur anfangs behutsamer sein, es vielleicht sogar mehr üben im Vorhinein, oder so. Es gibt sehr, sehr viele Möglichkeiten. Nun ja, egal, ich schweife ab. Ich wollte der Freundin dann doch erklären, dass man sehr wohl verantwortungsvoll dominieren kann, wenn man nichts sieht, die Sub, der lebende Beweis saß ja neben mir, da sagte sie dann auch plötzlich zu mir, ich habe nicht das Recht zu dominieren. Aus den obig genannten Gründen, die sie nun mit etwas mehr Beispielen spickte. Meine Sub sagte nichts. Ich konnte erst auch nichts sagen, weil sie mich so überrumpelte. Ich wollte ihr am liebsten sagen, dass sie nicht das Recht dazu hatte so etwas zu sagen und zu behaupten, als sie schon nachsetzte. Ich würde doch so still wirken, ich hätte keine dominante Ausstrahlung. So wie ich wirke, so wie ich auftrete... Ich sei nicht nur blind, nein, ich würde auch noch wie ein stummer Geist am Tisch sitzen und weil mir der charakterstarke Ausdruck einer FemDom fehlen würde, solle ich doch lieber in meiner Sub-Rolle bleiben. Ich bin nämlich Switcher. Und nun ja, weil ich nicht in der Lage wäre, ihr Kontra zu geben, würde das doch auch beweisen, dass mir das Zeug dazu fehlen würde, konsequent zu dominieren. Ich dachte mir in dem Augenblick, dass sie ruhig reden soll, dass sie keine Ahnung hätte und schluckte meinen Zorn darüber hinunter, weil es ein Abendessen zu beenden gab. Aber als ich vor ungefähr 1 Monat mein erstes Treffen mit meinem ersten MaleSub hatte, den ich kennenlernen und eventuell auch ein bisschen bespielen wollte, drängten sich plötzlich die Zweifel auf, ohne dass ich etwas machen konnte. Die Worte der Freundin der Sub drängten sich mir auf und wurden nach dem anfänglichen, vorsichtigen Spielen und vor allem nach der Beendigung des Treffens mit dem MaleSub plötzlich schlimmer. Und 2 Tage später ertappte ich mich, wie ich zitternd im Bad stand und die Worte in meinem Kopf hämmerten. Mir fehle die Ausstrahlung, ich habe nicht das Recht. Und ich war sauer auf mich, dass ich während der Session die Stimme der Subfreundin nicht richtig abschütteln konnte und ich vielleicht deswegen auch etwas gehemmt gewesen war. Und vor allem als ich um Rückmeldung bat und der Sub mir sagte, ich hätte etwas dominanter wirken können, verstärkte dies meine Zweifel, obwohl rational alles in Ordnung war, aber meine Ratio half in dem Moment nicht weiter, als mich die Unsicherheit, die die Subfreundin in mir geschürt hatte mich gnadenlos überwältigte. Und ich stand Minuten einfach nur im Badezimmer und war den Tränen nahe und ich wusste selbst gar nicht so recht warum. Und ich dachte in diesem Moment, auch wenn mir die dominierende Rolle Spaß und Freude und Erregung bringt, wie die submissive Rolle, wäre es vielleicht doch besser einfach nur submissiv zu bleiben, weil mir das Zeug dazu fehlen würde, obwohl ich wusste, dass ich, wenn ich in einer Rolle verharren müsste, unglücklicher damit sein würde. Und war es denn nicht auch noch ein zusätzliches Indiz, dass ich eventuell nicht das Recht dazu hatte zu dominieren, weil ich aus rational völlig unersichtlichen Gründen mit den Nerven unten war und zweifelnd und den Tränen nahe herumstand? War das denn nicht schwach solche Zweifel zuzulassen? Was ist man dann Bitteschön für ein Dom. Das dachte ich in diesem Moment. Es brauchte vielleicht 2 Tage, biss ich wieder einen besseren Blick darauf hatte und meine Ratio wieder zuverlässig angesprungen ist. Und ich hab für mich beschlossen ganz klar Switcher zu bleiben. Aber ich muss gestehen, ich bin schon gespannt darauf, wie es wird, wenn ich bei der nächsten Session die Top bin.
Victoriana
Spannende Geschichten eigentlich. Eine bekannte D hat mir einmal berichtet, dass sie eine Art Depression durchgemacht hat, als ein Typ während der Session fast gestorben wäre (er hatte keine Erfahrungen mit BDSM und aus Stolz/ aus Dummheit nichts dazu gesagt, dass er Asthmatiker ist; ungünstig, wenn man sich mit einer Sadistin einlässt). Aber sie war da auch noch sehr jung und hat überhaupt nicht bedacht, dass jemand Vorerkrankungen haben könnte. Vor allem ein fitter sportlich aussehende junger Mann nicht.
@BlueMonstera Ich möchte nicht, dass das wie ein Allgemeinplatz klingt, aber die Worte dieser Frau sagen deutlich mehr über sie, als über Dich. Dass Dich das getroffen hat, bedeuetet nur, dass Du Dir eben viele Gedanken machst und Dir der Verantwortung bewusst bist. Außerdem gibt es keine DIN-Norm für Doms und wenn es die gäbe, würde ich das Land verlassen, in dem die Norm gilt ;)
DeinHerrdemduvertraust
Ich mag blöde sein, aber ich finde Schwäche durchaus eine Stärke. Von daher. Erübrigt sich die Frage.
Safrina
Finde ich nicht blöd, sondern ganz richtig!
Was hat S-Type von einer D-Type, die nicht über ihre Gefühle sprechen kann. Von S-Typen wird immer verlangt, alles offenzulegen, D-Typen machen gerne auf die "geheimnisvollen Schweiger".
Das kann aber eben, wie hier oben nun schon sehr bewegend, tragisch und dramatisch beschrieben wurde, übelst nach hinten losgehen. Es sollte keine Einbahnstraße sein. Vor allem, wenn die Beziehung mehr ist oder wird als gelegentlich ein bisschen spielen.
Und gerade, wenn ein Machtgefälle dauerhaft besteht, auch wenn das vielleicht paradox klingt.
Ich bin der Meinung, man kann auch demütig dienen, indem man zuhört, berät, seine Ansichten mitteilt, ermutigt... sogar mal ein demütiger Tritt in den Arsch ist möglich... *Zwinker*
GreenBlueEyes
Dienen bedeutet ja auch Fürsorge und Nachsorge:)
Blue-Monstera
Ich habe mir noch einmal Gedanken über das Thema DomDrop gemacht, weil mich dieses Thema noch irgendwie beschäftigt. Ich versuche sie mal ein bisschen zu Ordnen.
Weiter oben wurde ja geschrieben, dass von S-Typen verlangt wird, alles offen zu legen, und dass D-Typen den geheimnisvollen Schweiger geben. Ist das wirklich so? Vielleicht liegt das an einer Blase, in der ich stecke, aber ich habe eher den Eindruck gemacht, dass das nicht unbedingt so ist...
Also das Doms eher schweigen. Die Wortwahl: "Von s-Typen wird immer verlangt, alles offenzulegen, D-Typen machen gerne auf die "geheimnisvollen Schweiger" impliziert, dass Doms es irgendwo freiwillig machen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob Doms aus Freiwilligkeit schweigen, sondern weil sie das Gefühl haben, es tun zu müssen.
Ich bin mit einigen FemDoms befreundet und ich hab schon ein paar male von denen gehört, dass es befremdlich für Sub gewesen ist, als Dom mal Gefühle gezeigt hat. Und nun ja, in einem Fall hat Sub mit Einer die Beziehung gelöst, weil er nicht mehr das Gefühl hatte, sich bei ihr fallen lassen zu können, da vermutlich das Bild eines Tops, der mit kühlem Kopf alles im Griff hat zu Bruch gegangen ist.
Gut möglich, dass noch andere Faktoren hineingespielt haben, aber das wurde meiner Bekannten am Ende so gesagt. Er könne ihr nicht mehr dienen, weil ihre gezeigte Emotionalität ihn so zu sagen enttäuscht hat, mal ganz grob zusammengefasst.
Auch wenn hier manche schreiben, dass es durchaus in Ordnung ist, Gefühle zu zeigen... ist die Ansicht unter Doms wirklich so verbreitet? Und nun ja, es kann doch auch sein, dass manche zwar zugeben und sagen, das Gefühle zeigen in Ordnung ist, aber sie es sich dann vor ihren Subs doch nicht trauen, da sie befürchten, die Ernsthaftigkeit vor Sub zu verlieren.
Und nun ja, ich persönlich habe schon die Erfahrungen gemacht, dass manche Subs aus Höflichkeit lügen, oder lügen, um dem Top zu gefallen, vor allem habe ich das schon ein paar Male in den 3 Monaten, mit denen ich mich im Internet mit einer größeren BDSM-Gemeinschaft austausche erlebt, dass Subs Dinge gemeint haben und es sich dann im Nachhinein herausgestellt hat, dass es doch nicht so ganz der Wahrheit entsprochen hat. Auch ich habe das auch ganz persönlich miterlebt, also nicht im Internet, dass ich einen Sub kennenlernen wollte und er mir sagte, dass alles gut sei, aber hinter meinem Rücken sagte er zu meiner Freundin recht bald, dass ich ihm viel zu freundlich und zu umsichtig gewirkt habe, und dass er sich das gar nicht mit mir vorstellen konnte. Das ist aber schon etwas länger her.
Und da frage ich mich also, wie wird es denn sein, wenn ich abstürze, oder es mir doch nicht so gut geht, oder ich mal doch etwas emotionaler werde und der oder die Sub zwar am Anfang versichert hat, dass alles gut ist, aber dann doch überfordert ist, wenn ich doch mal meine Gefühle zeige und die Beziehung dann auflöst, weil ich nicht mehr "autoritär" oder ähnliches wirke... Wenn mich also mein oder meine Sub im Stich lässt, wenn ich die Zuwendung besonders dringend brauche? Ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass es einige Subs gibt, die zwar erwarten, dass Dom sie bei einem Absturz auffängt oder beziehungsweise ist es ja völlig in Ordnung, das Bottom ja Schwäche zeigt, aber ein Dom muss in den Augen vieler Subs doch alles im Griff haben und nun ja, wenn es doch mal zu einem Absturz von Seiten des Doms kommt, dann können ja manche Subs durchaus denken, der Dom währe auch in Zukunft nicht weiter in der Lage alles in Griff zu behalten, ergo kann sich Sub nicht mehr so gut fallen lassen.
Oben wurde auch geschrieben :"Ist ein "Dom Drop" nicht ein Widerspruch in sich? Wenn alles richtig läuft, hat der dominante Part während einer Session die Fäden in der Hand. Entwickelt sich etwas in die falsche Richtung (auch oder GERADE bei ihm) kann er doch jeder Zeit die Notbremse ziehen und das "Steuerrad" herum reißen." Diese Ansicht wird sicherlich auch bei einigen Subs so existieren.
Ich stelle mir dann vor, wie ich als Dom vor Sub einen Absturz erleide, einige Stunden bis Tage nach der Session verzögert ist in dem Fall einerlei. Ich stelle mir vor, wie Sub überfordert ist mit der Situation oder mir sogar sagt :"Warum hast du denn nichts gesagt? Hast du nicht die Verantwortung über das Spiel?", oder :"Ich bin gerade ziemlich überfordert.", und dann noch später sagt: "Du, beim letzten Mal ist es dir nicht damit gut gegangen. Ich kann mir das leider deswegen nicht mehr mit dir vorstellen.". Das währe eine Katastrophe für mich. Ich meine in der Rolle des Subs ist ein Absturz nicht unbedingt so "gravierend", verzeih, aber ein besseres Wort fällt mir nicht ein. Man bringt eher für den Sub Verständnis auf, da Dom ja Dinge mit Sub macht, die ihn an seine Grenzen bringen. Der Sub ist es, der Aushält, der erduldet, der macht und springt, wenn Top es will. Aber umgekehrt... Ich glaube als Top kann man noch etwas schmerzhafter fallen, wenn man doch fallen sollte. Ich hoffe man versteht, was ich damit sagen möchte.
Ich ganz persönlich würde als Sub sehr gerne meinen Top auffangen, wenn es ihm nicht so gut geht. Aber wie ist es mit anderen Subs, die die Ansicht teilen, das Dom alles im Griff haben sollte, und dass Gefühle zeigen oder gar einen Absturz nicht in ihr Konzept passt und sie Dom dann den Rücken zukehren.
Vielleicht mache ich mir da zu viele Gedanken. Vielleicht liegt es auch am Geschlecht, beziehungsweise mit den klassischen Rollenbildern. Ich meine ja, weil viele, auch wenn sie es versuchen abzuerkennen, mit bestimmten Rollenvorstellungen aufgewachsen sind. Dominanz ist ja eher was man Männern zusagt, Devotheit, beziehungsweise Submission den Frauen. Männern sagt man ja auch eher nach, sie seien weniger emotional und deshalb stürzen sie weniger ab, beziehungsweise geben es nicht zu und verstecken es... Ich meine, ich kann es mir ja auch nicht sonst erklären, dass sich der Dom im obig genannten Beispiel umgebracht hat, als er feststellen musste, dass er seine "Stärke" einbüßt. Auch wenn ich kein so großer Fan von Selbstmord bin ist es doch irgendwo, ganz irgendwo nachvollziehbar, oder? Für einige Doms ist es sicher unvorstellbar einen Absturz oder einen Einbruch ihrer Standfestigkeit zu erleiden. Und wenn es einige Doms gibt, die sich davor so sehr fürchten, gibt es mit Sicherheit auch einige Subs, die einen Zusammenbruch bei Dom nicht akzeptieren...
Aber vielleicht ist das auch unverständlicher Humbug, den ich hier zusammengeschrieben habe und meine Gedanken sind irgendwie nicht zutreffend. Nun ja. Es sind nur Gedanken die mir gerade durch den Kopf gegangen sind, als ich noch einmal über dieses Thema nachgedacht habe.
Safrina
Liebe Blue Monstera, nein, gar kein Humbug, im Gegenteil sehr mutig, deine Gedanken!
Da steckt wirklich ein dickes Dilemma. Ich persönlich weiß gerade keine wirkliche Antwort, möchte aber betonen, dass ich es toll finde, dass du den Mut besaßest, deine Bedenken für alle zu äußern!
Victoriana
Egomaniacs überspringen bitte diesen Satz, den ich an Blue Monstera richte:
Was andere von uns halten, damit müssen sie selbst leben.
Blue-Monstera
@Victoriana: Das ist mir durchaus bewusst. Es ist deren Sache, was Andere denken, aber es geht mir eher darum, dass ich denke oder befürchte, dass einige Doms sich vor einem Absturz fürchten, da sie befürchten, nicht mehr von ihren Subs ernst genommen zu werden. In meinem letzten Beitrag geht es im Grunde nicht unbedingt um meine Unsicherheit, die ich beschreibe. Es sind allgemeine Gedanken, die ich mir gemacht habe, ausgehend von der Aussage, dass Doms Schweiger sind und nicht unbedingt über ihre Gefühle reden. Mein letzter Beitrag sollte kein bloßes lamentieren über meine eigene Unsicherheit sein, das war so nicht beabsichtigt, denn auch wenn ich mich ein bisschen davor fürchte, von den Subs nicht ernstgenommen zu werden, wenn ich meine Gefühle zeige, ist es mir eigentlich egal. Ich werde sie trotzdem zeigen. Wenn aber ein Sub meint, dass er nicht damit umgehen kann, ist das zwar bedauerlich und könnte sich in der Situation schrecklich anfühlen, aber was soll man machen, dann war er oder sie einfach nicht die Passende... Dennoch, ich werde meine Gefühle nicht vollkommen hinter dem Berg halten. Es geht mir eher um die anderen, dass es vielleicht viele andere Doms gibt, die denken, ihre Gefühle oder Unsicherheiten vor ihren Subs nicht zeigen zu können oder zu wollen, und dass ich denke, dass es Subs gibt, die zwar vielleicht sagen, es würde ihnen nichts ausmachen, aber eventuell dann doch die Autorität oder die Standfestigkeit des Doms dann in Frage stellen, weil Dom Gefühle gezeigt hat oder abgestürzt ist. Der Gedankengang kann für manche unzutreffend sein, in Ordnung, aber ich möchte zumindest, dass man sich, egal ob Dom oder Sub die Frage stellt: "Hab ich Angst vor einem DomDrop, oder Angst, dass ich von meinem Sub nicht mehr ernst genommen werden kann, wenn ich als Top absolute Schwäche zeige?", oder: "Kann ich als Sub wirklich damit umgehen, wenn mein Dom abstürzt oder es ihm einmal schlecht geht? Kann ich ihm dann noch dienen oder mich ihm unterwerfen, wenn ich dies mitbekommen habe?".
GreenBlueEyes
Schwäche zeigen, kann doch auch Stärke sein.
Also ich habe mehr Respekt bzw. Sympathie vor einem Dom, der Fehler eingestehen kann, bzw. der sich auch mal unsicher ist in seinem Tun (natürlich ist das Mass ein Kriterium), als einer der sich hocherhaben über alles fühlt. Dies hat für mich einen bitteren Beigeschmack, dass da auch wenig Empathie vorhanden ist. Wie gesagt. Dienen heisst ja nicht nur empfangen, sondern auch senden. Aftercare geht auch andersrum.
Ein solcher Drop passiert ja nicht ständig. Und falls doch, müsste man auch da Nachsorge betreiben und ihm/ihr ev. nahelegen, ob es das Richtige für die Person ist oder zumindest mal ne Pause einlegen oder je nach dem auf gewisse Spielarten verzichten. Für das muss aber der/die Dom den Mund aufmachen, um den Kipp-Punkt zu eruieren. Den wie Sub nicht verlangen kann, dass Dom alles unausgesprochen mit seiner Empathie sieht, ists eben auch umgekehrt.
Blue-Monstera
Ich möchte noch etwas beisteuern. Auch wenn das nicht unbedingt zum klassischen, beziehungsweise zum emotionalen Absturz zählt, könne man das eventuell dazu rechnen.
Da ich, aufgrund der Ermangelung eines Vernünftigen Ausdrucks keinen passenden Namen dafür habe, nenne ich es einfach mal ganz unkompliziert "körperliches Tief".
Wenn man sehr intensiv spielt, entsteht ja bekanntlich ein Hochgefühl. Manche Doms können sogar in einen gewissen Rausch geraten. Dabei werden, jetzt ganz einfach gesagt, Hormone ausgeschüttet. Dieses Hoch kann sich eventuell noch nach der Session bis zu Tagen hinziehen. Das kann für den Körper recht anstrengend werden, zumal dieses "Hoch" Energie verbraucht. Wenn der Körper dann in das folgende "Tief" gerät, da die Energiereserven von dem Hoch aufgebraucht sind und es für den Körper dann ans regenerieren geht, kann sich diese Phase für einen Betroffenen einem Absturz sehr ähnlich anfühlen. Und dabei ist egal ob das Stunden oder Tage nach der intensiven Session stattfindet. Da muss man auch als Dom nichts zwangsläufiges blödes erlebt haben oder sich nicht ganz auf der Höhe fühlen.
Ich kenne dieses Hoch, beziehungsweise dieses Tief danach auch, wenn auch nicht unbedingt so stark, dass es mir wirklich schlecht danach ging. In einer Session, die vielleicht ungefähr ein Jahr zurückliegt, habe ich recht intensiv mit einer Sub gespielt und war dementsprechend berauscht davon. Einen Tag später lies dieses Hochgefühl jedoch nach und ich habe mich etwas ausgelaugt gefühlt. Müde, absolut spielunwillig und vor allem viel hungriger als sonst. Dieser Zustand hat vielleicht ungefähr einen oder zwei Tage gedauert.
Anzumerken ist jedoch, dass dieses gewisse Tief auch Subs befallen kann, auch wenn ich das persönlich noch nicht erlebt habe. Aber ich kann mir vorstellen, dass vor allem Masochisten eventuell davon betroffen sein könnten, da in einer intensiven Flag-Session auch ein Hormonencocktail ausgeschüttet wird.
Vielleicht ist dieses Phänomen mit einem emotionalen Absturz nicht ganz gleichzusetzen, jedoch denke ich, dass das hier unter Umständen auch reinpassen kann, da es sich für den einen oder den anderen wie ein Absturz anfühlen könnte.
Ich denke der Unterschied dazu und einem emotionalen Absturz ist, dass erst einmal nicht unbedingt etwas zwischenmenschlich Ungünstiges passiert ist. Vielleicht ist vor einem körperlichen Tief alles besonders gut gelaufen und die Session war ein absolutes Spektakel für die Sinne und hat den Beteiligten sehr viel Freude bereitet. Zumindest war das bei mir so. Und ich denke auch eine Nachsorge könnte sich anders gestalten, da ja emotional eventuell nichts schief gelaufen ist. In meinem Fall war sogar der Kontakt mit meiner Sub zusätzlich ein Faktor, der mich etwas angestrengt hat.
Von jemanden habe ich mal gehört, dass man sich danach anständig ernähren muss, um den Körper wieder seine Energie zurückzugeben. Zuckerhaltige Sachen wie Obst oder Süßkram.
Florian74
@Blue-Monstera
Ich denke die beiden Sachen können sich gut begleiten. Wenn ich durch die Session, die vielleicht in Teilen echt gut, aber eben auch emotional anstrengend war ausgelaugt bin und dann in das von dir beschriebene körperliche Tief gerate, schlägt die emotionale Ebene noch mal härter zu. Wenn man sich eh nicht gut fühlt...matt und abgeschlagen, grübelt man ja vielleicht doch noch mehr über vielleicht nur vermeintliche Fehler oder sieht die Dinge insgesamt negativer.