Ist CIS noch BDSM oder auch wie definieren BDSMler die Einvernehmlichkeit?
CIS kennt wahrscheinlich nicht jeder, es steht für „Complete and Irrevocable Submission“ also die komplette und durch Sub nicht zu beendende oder auch einschränkbare Unterwerfung. Immer mal wieder lese ich auch auf dieser Seite Profile in denen Doms und Subs eine CIS Beziehung suchen.
Daher als Diskussionsfrage: Ist man mit einer CIS Beziehung Teil der BDSM Gemeinde oder steht man außerhalb dieser Strukturen, da Sub dabei total entmündigt ist?
RoughPlay
CIS, oder noch die Steigerung DEBRIS u.ä,. lassen sich rechtlich nicht durchsetzen, daher ist es von der Sub fortwährend umkehrbar. Es bleibt eine Vereinbarung die nur funktioniert, wenn sich beide daran halten. Natürlich ist es ein Teil von BDSM (für mich, auch wenn ich das nie praktizieren würde) - auch wenn es ein selten ausgeführte/ausgelebte Neigung ist, wie auch Branding und vieles andere.
Tausendsassa
Scheinbar wagt sich kaum jemand an das Thema ran.
Nun ich finde die Antwort recht einfach: Ja, es gehört zu BDSM.
Das warum macht es natürlich komplizierter. Letztlich sollten wir uns alle einig sein, dass zu einem Punkt der Konsens vorhanden sein muss. Und dieser muss in bestimmten Rahmenbedingungen auch immer bestehen bleiben.
So ungern viele von uns das auch hören, da BDSM ein fester Bestandteil ihres Lebens darstellt(was auch mir so geht), es bleibt nur ein "Spiel" denn Recht und Gesetz schützt jeden vor einer tatsächlichen Sklaverei. Wenn ein Bottom von heute auf morgen beschließt nicht mehr "mitspielen" zu wollen, dann entzieht die Person ihren Konsens und somit ist die Beziehung aufgelöst. Natürlich man hat emotionale Abhängigkeiten und so einfach wie es klingt ist es (rein emotional) nicht.
Betreffend CIS - Geschlossene Verträge zum finanziellen Nachteil des Bottoms können, soweit ich weiß, sogar recht unkompliziert für ungültig erklärt werden. Aber ich bin kein Anwalt und das ist keine rechtssichere Aussage, nur Hörensagen.
Letztlich gehört alles mit Machtgefälle zum BDSM, aber das heißt nicht, dass wir als BDSM Community alles tolerieren müssen. Hierfür berufe ich mich wieder auf die allgemeine ungeschriebene Gesetz, es muss einen Konsens geben. Bei CIS liegt dieser vor, bei CNC liegt, wie schon im Namen enthalten ist, es vor. Und um mal die logische Konsequenz und Kehrseite zu nennen und vorbeugend abzufrühstücken, Personen oder Wesen die ihren Konsens nicht geben können aus unterschiedlichen Gründen, dürfen keinesfalls in eine solche Situation gebracht werden, zum Glück ist es hier nicht nur ein ungeschriebenes Gesetz der BDSM Community, sondern das Gesetz, dass Diskussionen darüber unnötig macht.
Kurz gesagt, es muss nicht jedem gefallen, was alles zu BDSM gehört. Die Hardliner mögen nicht, dass die Wochenendpärchen sich als BDSM'ler bezeichnen, weil sie BDSM nur alle 4 Wochen mal im Schlafzimmer machen und die "Softis"(aus Hardliner Sicht) mögen es nicht das CIS zu BDSM gehört. Dennoch sehe ich beides aus Gründen des Konsens als Teil unserer Community und entsprechend auch als Teil von BDSM.
KinkyTop77
CIS ist natürlich BDSM, zumindest nach meiner Auffassung. Das es kontrovers diskutiert wird ist verständlich, jedoch muss es einer Sub nicht schlechter gehen nur weil sie sich uneingeschränkt unterworfen hat. Auf der anderen Seite der Gleichung steht bzw. muss dann ein Dom stehen, der absolut weiß was er tut, immer, zu jeder Zeit. Dieser Dom hat eine enorme Verantwortung aber wahrscheinlich auch ein herausragendes dominates Glücksgefühl. Zu wissen, man ist Herr über jeden Schritt, über jeden Euro, über jeden Vertrag über alles was Sub erbittet ... Dieser Dom hat uneingeschränkte Macht und es würde auch mich reizen, da bin ich ehrlich. Jedoch sollte man die Verantwortung und die Zeit die man investieren muss nicht unterschätzen, auf lange Zeit wissen, dass der Alltag so bleibt wie er ist und natürlich sollte man sich selbst nicht überschätzen. Solange alles im Konsens geschieht, ist die Welt in Ordnung. Alles andere ist unweigerlich eine Straftat in meinen Augen und somit kommt die Sub im Notfall auch immer wieder aus dieser Art Beziehung heraus. Wie es ihr hinterher geht ist jedoch ein ganz anderes Kapitel, denn plötzlich wieder eigene Entscheidungen zu treffen kann mitunter extrem schwer fallen, wenn aller Halt weggebrochen ist. Um also unterm Strich nochmals auf die Frage zu antworten: Ja, CIS ist BDSM.
DomMax61
Natürlich ist CIS BDSM, wie schon die Doms vor mir geschrieben haben, es ist eine besondere Form von BDSM, aber nur weil es nicht so weichgespült ist, bedeutet es nicht, dass es seit Shades of Grey nicht mehr BDSM sein darf. Warum auch sonst steht CIS in jedem BDSM Lexikon drin, wäre es kein BDSM, wären diese ganzen Einträge ja ziemlicher Schwachsinn!
Gentledom
Spannend, ich war mir diesmal echt nicht sicher was kommen wird.
Für mich gibt es zwei Fragen, was ist die Grundlage von BDSM auf die wir uns alle einigen können? In meinen Augen ist es der Konsens, also die Einvernehmlichkeit. Führen wir also diesen Gedanken weiter.
CIS bedeutet ganz ausdrücklich, dass Sub sich unterwirft und es für Sub gar keine Möglichkeit geben kann, aus dieser Unterwerfung selbst wieder herauszukommen. Einzig und allein der Dom (oder der Tod) kann Sub aus diesem Verhältnis entlassen und in diesem Verhältnis hat Sub kein Mitsprachrecht, denn die Unterwerfung ist komplett und unwiderruflich.
Bei CIS wird Sub also komplett entrechtet. Das ist natürlich illegal, aber nur weil etwas illegal ist, muss dies in meinen Augen nicht bedeuten, dass es kein BDSM mehr sein kann. Solange BDSMler aber den Grundsatz der Einvernehmlichkeit als ihre verbindende Basis ansehen, solange kann CIS eben nicht Teil von BDSM sein. Der Konsens ist eben nur im ersten Moment von CIS gegeben, also bei der Übereignung, ob und wie lange er danach bestand hat ist fraglich, für die Beziehung aber egal, weil es ab dieser Übereignung nicht mehr auf die Einvernehmlichkeit ankommt.
Ob ein Begriff in einem Lexikon steht oder nicht, das hat doch keine Auswirkung für jemanden der selbstständig denken kann. Ein BDSM Lexikon dient dazu, dass Begriffe die häufig im Kontext BDSM genutzt werden, dort nachgeschlagen werden können. Nicht mehr und nicht weniger.
Tausendsassa
@gentledom
Ich für meinen Teil habe bereits beide deine Fragen in meinem Text beantwortet
1. Genau der Konsens
2. da müsste man die Frage erstmal definieren, aus deinem Verlauf entnehme ich sie wäre wohl. Kann CIS denn Teil inklusive des Konsens sein, wenn CIS auf den Verzicht des Konsens abzielt? Auch das habe ich schon beantwortet. Denn wir befinden uns letztlich nur in einem Gedankenspiel. Klar kann Top da hartnäckiger sein und vielleicht will Bottom im CIS Fall genau das spüren. Aber wenn Bottom wirklich die Schnauze voll hat, wird die 110 gewählt und Top guckt ziemlich dumm aus der Wäsche. Man kann spielerisch vereinbaren, dass Bottom sich nicht aus der Beziehung ziehen kann, es ist dadurch aber keine Realität. Sprich nein, es gibt diese Situation defacto nicht, dass man sein Konsens nicht entziehen kann. Man kann immer nur so tun als ob. Und in dem Augenblick wo dies der Fall ist, das nämlich immer zumindest der Metakonsens vorhanden sein muss, ist es und bleibt es ein Teil der BDSM Community.
—lara—
Wer sich freiwillig 24/7 umfassend in wichtigen Lebensentscheidungen entmündigen lässt, benötigt psychotherapeutische Hilfe und keinen Bestimmer, der das geil findet.
Gladius
Man erkennt gut, für wen BDSM ein Rollenspiel ist und wer es eben nicht nur spielt. Jene die Rollen spielen, die tauchen nicht so tief ein, dass sie die Probleme an den Rändern wirklich mitbekommen. Wer am Rand spielt - oder gar darüber hinaus - der ist gezwungen sich mit den Konsequenzen zu beschäftigen und die sind sowohl aufseiten von Dom als auch Sub sehr bedeutsam.
Wer CIS als erstrebenswert ansieht, dann aber gleichzeitig sagt, das mit dem Konsens muss aber sein, versteht nicht, dass CIS genau das nicht ist. Es reicht doch schon ein wenig der englischen Sprache mächtig zu sein und es schlicht zu übersetzen. Wer das nicht kann, es steht für vollkommen und irreversibel. Wenn ich jemanden der CIS lebt damit kommen würde, dass es die Situation die er lebt, gar nicht real gibt, muss ich mich nicht wundern, wenn es was von der Person mit der verbalen Keule geben würde. Es gibt eben jene, die ganz bewusst CIS leben, und das dem Wortlaut nach. Den Wortlaut aufzuweichen, weil man gerne Teil davon wäre, aber man selbst nicht so weit gehen kann, ist eine Bevormundung der Menschen, die diesen Weg gehen. Wer Leute kennt, die CIS leben, weiß dass es für jene nicht nur schöne Worte sind. Noch gefährlicher wäre es, wenn ein Dom der CIS wirklich leben will auf jemanden trifft der als Sub meint CIS sei nur ein Gedankenspiel, das gar nicht real ist. Das Ergebnis kann sehr unschön sein, daher ist es gerade für jene die an den Rändern agieren wichtig, dass es klare Definitionen gibt, was CIS, TPE, usw. jeweils ist. Klare Absprachen sind wichtig und werden umso wichtiger, je weiter zusammen gegangen wird. Absprachen benötigen immer eine Sprache und Worte haben darin eine allgemeingültige Bedeutung.
Ich bin TPEler und liebe das sehr weitgehende Machtgefälle, alles unterhalb dessen reizt mich nicht. Dennoch lehne ich CIS ab, da mein moralischer Kompass sich so ausgerichtet hat, dass ich gerne Grenzgänger bin, aber der freie Wille grundsätzlich erhalten bleiben muss. Auch (oder vielleicht weil) ich CIS Paare kenne, verorte ich diese Spielart jenseits von BDSM. CIS ist nichts was man spielerisch vereinbart, außer man ist Rollenspieler.
Rollenspieler zu sein ist übrigens vollkommen ok aber versucht nicht CIS mit dem Metakonsens zu entkräften, das sind in der Regel zwei Paar Schuhe. Metakonsens ist in der Regel situativ, CIS ist (wie der Name sagt) permanent. Soweit mir bekannt, ist auch der Metakonsens in Deutschland nicht legal, das aber wäre wohl ein anderes Thema.
Seitenhiebe auf Shades of Grey sollte man sich als BDSMler sparen. Die Geschichte der O oder gar die Werke von Marquis de Sade sind ebenso eine Fiktion. Wer sich an Elementen bedient, die aus SoG stammen, kann durchaus BDSMler (und kein Stalker) sein und wer sich an Elementen von Marquis de Sade bedient wird auch so gut wie nie ein Kinderschänder sein.
Auch wenn es in meinem Bekanntenkreis Menschen gibt, die CIS über viele Jahre leben, würde ich CIS nicht mehr zu BDSM zählen. Dafür ist das Element der Einvernehmlichkeit beim BDSM einfach zu stark ausgeprägt und diese Einvernehmlichkeit ist eben nicht Teil von CIS. CIS ist etwas jenseits von BDSM.
Phoibe
-lara- wer so viele verschiedene Begriffe derart durcheinander wirft und BDSM einfach nur als "geil" bezeichnet, sollte sich dann vielleicht doch nochmal etwas genauer informieren, bevor er hier genau so etwas von sich gibt.
Gladius vielen Dank für deinen Beitrag, der eindeutig viel Licht in diese Diskussion gebracht hat. Und ehrlich gesagt, habe ich auf ein Statement deinerseits gehofft.
Das Problem an der Diskussion sehe ich hier, dass wieder die typischen BDSM-Welten aufeinander treffen - für die einen ist es ein geiles Rollenspiel, um das Sexleben aufzupeppen, für die anderen ist es eine Lebensweise und so werden die Definitionen aufgeweicht und passend zurechtgeschnitten.
Das allerdings ist nicht der Sinn von Definitionen.
Und ich weiß nicht, ob man CIS leben sollte, wenn man ohnehin mit dem Gedanken, dass das alles ja rechtlich gar nicht haltbar ist, in diese Lebensweise geht. Denn dann ist und bleibt es - zumindest auf mindestens einer Seite - ein Spiel und damit recht weit von der Realität entfernt.
Gehört CIS für mich nun zu BDSM?
Nein, für mich zählt CIS nicht zu BDSM.
jg72
Vielleicht kann man CIS generell dem BDSM zuordnen, vielleicht geht es auch deutlich darüber hinaus. Ist vermutlich so sehr auf der Grenze, dass diese Entscheidungen sehr schwierig ist. Unter der Bedingung, dass niemand Schaden nimmt, vielleicht noch drin?
Klar ist für mich nur, in meinem persönlichen BDSM ist es außerhalb der eigenen Grenzen. Für andere mag es drinnen sein…
MsBright
Auch wenn --Lara-- sich vielleicht etwas unglücklich ausgedrückt hat, ist und bleibt der Grundtenor dennoch beachtenswert. Bei einer erwachsenen Person die sich aktiv dafür entscheidet eine CIS-Konstellation mit einem Dom/Top (wie auch immer) einzugehen, läuft meiner Ansicht nach große Gefahr etwas im Leben zu kompensieren. Hier sollte sehr klar und feinfühlig abgeklärt werden, weshalb diese Person,... nennen wir es mal,.. ganzheitliche, irreversible "Vormundschaft" anstrebt. Ich halte diese Form nicht mehr für eine reine sexuelle Neigung, sondern behaupte, dass dies idR. eher Altlasten kompensieren soll und ob CIS'ler diesen Punkt vorher immer genau abklopfen, wage ich zu bezweifeln. Ich möchte nicht abstreiten, dass es sicherlich für viele reizvoll ist, aber rein aus entwicklungspsychologischer Sicht (<2022) bleibt es ein zu hinterfragender Aspekt und ich gehe soweit, dass ich diesen Maßstab auf beiden Seiten ansetze. Jetzt mag der ein oder andere CIS'ler sich angegriffen fühlen. Dies soll nicht so sein, Ausnahmen bestätigen die Regel. Dennoch schadet es nie die eigenen Bedürfnisse mal zu hinterfragen... Thema Selbstreflexion.
Support
Bitte bleibt bei der Fragestellung!
Es geht in der Diskussion darum, ob für Euch CIS noch zu BDSM zählt.
Wir wollen hier keine Mutmaßungen, ob Praktizierende damit irgendetwas kompensieren wollen oder psychologische Hilfe benötigen.
Innocenza
CIS gehört definitiv zu BDSM!
Sonst müsste man ja jegliche Art von BDSM -Lebensweisen in Frage stellen.
Also sag ich, wie oft schon, jedem das Seine!
DomRheinMain
Meiner Meinung nach ist CIS realitätsfremd und letztlich nur ein theoretisches Konstrukt. Falls zwei Menschen es im Konsens ausleben, bleibt es dennoch eine Illusion. Im engeren Sinn gehört es für mich nicht in den Bdsm-Bereich. Aber im aller weitesten Sinn würde ich es mit viel Wohlwollen noch im Bdsm-Bereich sehen.
Nahtwolf
Bei CIS und Debris hört für mich der Spaß auf.
Es ist eine Sache eine 24/7 TPE Beziehung zu führen oder dies nur aufs EPE zu begrenzen. Da es sich nahtlos ineinander vermischt. Also aus dem einfachen D/s eine 24/7 Beziehung wird.
Bei CIS und noch schlimmer DEBRIS ist aber eine gewollte Abhängigkeit das Ziel. Was leider eben auch oft zur Folge hat, dass vieles nicht mehr einvernehmlich ist, oder gar weit über den "Gesunden" Menschenverstand hinaus schießt.
Solange wie ein "Gesundes" Verhältnis besteht ist es eine Sache. Allerdings bevorzuge ich es wenn Sub selbstständig ist und Gebrauch von der "EIGENVERANTWORTUNG" macht. Wie sich dieses gestaltet und in welchen Zusammenhang, ist dann wieder Individuell.
24/7 reizt sehr auch in einer TPE oder EPE Beziehung. Allerdings muss da auch alles passen und man schauen wie sich das gestaltet.
GreenBlueEyes
Wer entscheidet denn, was man alles in die vier Buchstaben BDSM packen darf? Wenn ich jetzt nur auf die Bedeutung der einzelnen Buchstaben gehe, dann hat für mich CIS seine Berechtigung unter diesen Sammelbegriff zu fallen. Ich find CIS persönlich auch sowas von too much, aber wie gesagt, ausklammern würde ich es trotzdem nicht. Jeder darf doch da reinpacken was er möchte. Und wenn ich rosa Plüschhandschellen und Tätscheln für BDSM halte, dann ist das eben so;) ein anderer kanns ja ausklammern und was anderes als BDSM definieren. Soviel ich weiss, kein geschützter Begriff. Soviel von meiner Seite:)
Sir_MarcO
Zuerst mal: Ich bin kein Fan von einer überbordenden Anzahl von Kürzeln, die uns kategorisieren sollen oder wollen. Es gibt meines Erachtens mittlerweile viel zu viel, gefühlt kommen wöchentlich welche dazu.
Aber zur Frage eine ganz klare Antwort: Eine Beziehung, wie auch immer sie geartet ist, muss zu jedem denkbaren Moment an sich eventuell verändernde persönliche Bedingungen angepasst werden können. Menschen ändern sich, das Umfeld und die Ansprüche gegebenenfalls auch. Dieses Kürzel mag das Kopfkino beflügeln, aber es ist meines Erachtens nichts, was in eine wie auch immer geartete "gesunde" Realität übertragbar ist.
Kame84
Natürlich gehört CIS zum BDSM.
Es ist eben eine ziemlich extreme Form einer D/s Beziehung.
Die Frage nach der nicht zurückziehbaren Einvernehmlichkeit, und ob sich CIS dadurch noch mit der SSC bzw RACK Philosophie vereinbaren lässt ist für diese Frage unerheblich.
Und selbst wenn man für sich selbst zu dem Schluss kommt, dass CIS nicht zum eigenen BDSM gehört, hat niemand das Recht dies anderen abzusprechen.
Frei nach dem Motto:
Your Kink is not my Kink, but your Kink is OK.
anima submissa
CIS "Complete and Irrevocable Submission"?
Nur, weil etwas im Kontext BDSM einen Begriff bekommen hat, muss es nicht zwangsläufig etwas mit BDSM zu tun haben. Ich habe in meinem Bekanntenkreis noch Ehepaare, wo die Frau aus tief empfundener Liebe zur kirchlichen Eheschließung geschworen hat, "ihm zu dienen und zu gehorchen...... bis dass der Tod uns scheidet". Daran erinnert mich CIS. In mancher Ehe in früheren Jahren waren die Frauen tatsächlich in jeder noch so kleinen Entscheidung abhängig vom Willen des Mannes, mit BDSM hatten diese sicher nichts zu tun.
Ich gebe zu, ich habe wenig Erfahrung im Bereich BDSM, aber rein von der sprachlichen Bedeutung her geht "Complete and Irrevocable Submission", also vollständige und unwiderrufliche Unterwerfung, für mich weit über BDSM hinaus.
Spankingfan
In den älteren Semestern war es früher üblich, dass die Ehefrau einen sehr langen Weg vor sich hatte, aus der Abhängigkeit hervorzutreten, da gebe ich Dir vollkommen Recht.
ab 1959 durfte eine Frau erst ohne Zustimmung des Ehemannes arbeiten und ab 1962 auch ein eigenes Konto eröffnen. Solche Dinge leisteten der Unterwerfung natürlich Vorschub. Und wir ganz ehrlich sind, so gab es eine Menge Thekenhelden, die ihre Hosen zu Hause abzugeben hatten, schmunzel!
Mit CIS ist allerdings etwas anderes gemeint und steht auch ganz klar im BDSM- Kontext.
Und ja, CIS, ob freiwillig oder nicht, geht sicher hier und da über BDSM hinaus. Aber dies liegt schon daran, dass die Teller im Bereich BDSM sehr unterschiedlich gedeckt sind.
Wirklich leben tun es meiner Meinung nach nur Menschen in 24/7.
ich würde in jedem Falle sagen, dass ein Mensch, der sich auf diese Weise unterwirft, ihm in jedem Falle eine besondere Fürsorgepflicht, Sicherheit, Obhut entgegen gebracht werden muss.
Und da wir hier bei GENTLEDOM sind gebührt diesem Menschen auch ein besonderer Respekt!
Gentledom
Wenn ich hier so einiges lese, kann man sich schon fragen, braucht es für BDSM wirklich eine Einvernehmlichkeit. CIS ist natürlich nicht perse nicht einvernehmlich, theoretisch kann die Machtfülle ja über Jahrzehnte exakt in dem von Sub angedachten Rahmen stattfinden, wobei ehrlich gesagt, das ist wohl eher ein Wunschdenken. Es steht faktisch dafür, dass Dom sich, sobald diese Beziehung eingegangen wird, nicht mehr um die Einvernehmlichkeit scheren muss und es keine Ausstiegsmöglichkeit für Sub gibt.
Wie hier schon angesprochen, kann man es ein wenig mit der Vergewaltigung in der Ehe vergleichen. Wenn die Frau den Mann geheiratet hat, konnte dieser sie bis 1997 straffrei vergewaltigen. Der Unterschied zu CIS ist eben, dass man sich hier als devoter Part nicht scheiden lassen kann und die Machtbefugnis nicht auf den Sex beschränkt ist.
Dass CIS nicht legal ist, ist mir an der Stelle, ob es BDSM ist recht egal. Es gibt durchaus BDSM Spielarten die nicht legal wären, die ich aber dennoch zu BDSM zähle. Dass CIS nicht SSC ist und auch RACK wohl nicht erfüllen kann, ist mir auch egal, es sind Konstrukte die ihren Sinn haben aber nicht alles umfassen können, was sich im bunten Bereich BDSM tummelt.
Debris hat im Gegensatz zu CIS immerhin noch das Feigenblatt jederzeitiger Ausstieg aus der Beziehung möglich (wenn man das dann noch kann bei der psychischen Einflussnahme). Aber CIS steht ganz klar für die ultimative und irreversible Machtverschiebung, dass diese von keinem Staat der Welt anerkannt werden dürfte, tut da nichts zur Sache.
Bleiben wir also beim Thema Vergewaltigung, nehmen wir an Dom und Sub haben eine Session und Sub sagt das Safeword und Dom ignoriert es, weil er Dom ist. Ich hoffe mal 100% der Mitglieder werden sagen, dass ist kein BDSM. CIS bedeutet Dom darf machen was er/sie will, Sub hat kein Safeword und keine Möglichkeit zu entkommen, niemals und für immer. Es ist faktisch also eine Art nie ablaufender Blankocheck für eine, zumindest intern legitimierte, Vergewaltigung, Körperverletzung, etc..
Würde die Diskussion lauten, braucht es für BDSM Einvernehmlichkeit, würden wohl auch 100% der Mitglieder mit „Ja“ abstimmen. Wenn es ein Mitglied gibt, welches Einvernehmlichkeit nicht als Grundlage von BDSM ansieht, wäre ich sehr gespannt auf dessen Ausführungen.
Als CISler kann man dem nun entgegen, dass Einvernehmlichkeit ja gegeben ist, da man am Anfang der Beziehung genau darin einwilligt. Zum Zeitpunkt der Zustimmung gebe ich dieser Logik recht, aber Einvernehmlichkeit bedeutet nicht, dass es ausreicht einmal mit etwas einverstanden zu sein. Wenn Mann und Frau sich abends kennenlernen, wild rumknutschen, in der Kiste landen und vielleicht sogar schon miteinander schlafen, dann kann dennoch jeder sagen „Stopp, hör auf!“ und nur weil man mit etwas angefangen hat, hat der andere dann noch lange nicht das Recht es auch abzuschließen. Eine Revisionsmöglichkeit sieht CIS aber ganz ausdrücklich gar nicht vor.
Bei einer vollkommenen und Entrechtung, die nur durch den anderen Part oder das Ableben beendet werden kann, kann ich nicht mehr von BDSM sprechen. Stellen wir an der Stelle mal zwei Modell gegenüber:
1. Metakonsens: Für einen definierten Zeitraum wird auf einen Teil der Einvernehmlichkeit verzichtet
2. CIS: Für einen durch Sub niemals zu beendeten Zeitraum wird auf jegliche Einvernehmlichkeit verzichtet
Bei 1 kann ich sagen, wenn es beide wollen, ihnen die rechtlichen/psychologischen Konsequenzen weniger wichtig als ihr Kick ist, sie klar absprechen was gemacht werden soll und sich informiert haben, welche Gefahren es gibt. Denke ich mir, viel Spaß, ich drück euch die Daumen, dass es ein geiles und folgenloses Erlebnis wird, wenn es schiefläuft Pech gehabt. In einem Dom-Sub Verhältnis bedeutet es also, dass man eine große Ausnahme macht und für einen kurzen Moment die Einvernehmlichkeit zusammen verlässt, aber die Grundlage der beiden wird dennoch die Einvernehmlichkeit bleiben. Damit ist es für mich irgendwie noch BDSM, selbst wenn die Gefahr besteht, dass es zu einer Vergewaltigung währenddessen kommt.
Bei 2 wird hingegen komplett auf die Einvernehmlichkeit verzichtet, sobald einmalig darin eingewilligt wurde. Die vollkommene Entrechtung eines Menschen steht in einem elementaren Widerspruch zur Einvernehmlichkeit und ohne Einvernehmlichkeit kann es kein BDSM sein.
Klar BDSM steht für:
B & D Bondage and Discipline (Fesselung und Disziplinierung)
D & S Dominance and Submission (Beherrschung und Unterwerfung)
S & M Sadism and Masochism (Sadismus und Masochismus)
Aber nicht jede Fesselung ist BDSM, ansonsten wäre wohl jeder Polizist BDSMler. Nicht jede Disziplinierung steht für BDSM, ansonsten wäre jede Kindergärtnerin BDSMler. Nicht jede Beherrschung steht für BDSM, ansonsten wäre jeder Kriegsverbrecher BDSMler. Nicht jede Unterwerfung steht für BDSM, ansonsten wäre jeder Geistliche BDSMler. Nicht jeder Sadismus steht für BDSM, ansonsten wäre jeder Tierquäler der daran Spaß hat BDSMler und nicht jeder Masochismus steht für BDSM, ansonsten wäre jeder der sich durch ein Jurastudium gequält hat BDSMler.
Was BDSM für mich zu BDSM macht ist die Einvernehmlichkeit.
Samtkater
BDSM ist doch nichts anderes als ein Sammelbegriff für durchaus ganz unterschiedliche Handlungsweisen, Denkweisen und auch Neigungen die sich einer der Hauptrichtungen zuordnen lassen. Und so wie derjenige, der hin und wieder zu Heimspielen seiner Fußballmannschaft geht genauso Fan ist wie ein Vertreter aus der Ultra-Szene, gehören alle dazu, zumindest aus meiner Sicht.
Und letztlich verlangt jeder, der mehr oder weniger offen zu seiner Neigung oder seinen Interessen steht eine gewisse Toleranz seines Gegenübers. Eben diese Toleranz muss man meiner Meinung nach auch gegenüber allen anderen üben, die eine andere Form von BDSM leben. Und es ist doch genau diese Toleranz, die aus dem Bewusstsein erwächst, dass alle etwas andere aber doch ähnliche Interessen und Neigungen haben und schlichtweg dazu stehen. Deshalb fällt es mir schwer per se einzelne Handlungsformen und Praktiken die eben diese Elemente enthalten nicht als Teil dieser Neigung zu definieren. Aber genauso wie bei den Fußballfans findet sich leider gerade dort, wo man Toleranz braucht und sucht oft die Überzeugung, die Form wie man selbst lebt sei besser als eine andere. Ich glaube ein bisschen mehr Werturteilsfreiheit täte einigen gut, die BDSM betreiben und sich intensiv damit auseinandersetzen.
Eine ganz andere Frage ist natürlich, ob diese extremen Formen noch etwas mit dem Kerngedanken zu tun haben, dass zwei Personen einvernehmlich Dinge tun, die in anderem Kontext eben nicht in Ordnung wären oder vielleicht sogar verboten. Für mich persönlich wird dieser Grundkonsens verlassen, wenn nur noch einer der beiden Handelnden entscheidet und die andere Person gänzlich die Möglichkeit verliert zu sagen, ´ ich möchte das nicht´ oder eine Situation jederzeit beenden kann. Ich glaube all diese Aspekte wurden hier schon genannt. Dabei darf man aber denke ich genauso wenig übersehen: auch diejenigen, die diese vielleicht extremen Formen des BDSM leben mussten einmal verabreden, dass es so sein soll, und genau in diesem Moment bestand auch ein Einvernehmen darüber, dass es so stattfinden soll. Und wenn dann jemand für sich entscheidet, genauso leben zu wollen fällt es vielleicht schwer dies zu akzeptieren, entspricht es aber dem Willen beider ist es prinzipiell auch eine konsensuale Form. Aus meiner Sicht ist aber das Risiko, dass dabei jemand zu Schaden kommt einfach zu hoch, und ganz schnell kann die Dynamik einen Punkt erreichen, an dem vielleicht gar nicht mehr bewusst ist – und das kann beide Personen betreffen, dass etwas schief läuft. Ich glaube deshalb sind solche Lebensweisen vielleicht ein theoretisches Gedankenkonstrukt und vielleicht auch für einige ihre absolute Erfüllung aber dennoch etwas, das mit der Grundüberlegung der einvernehmlichen Handlungen nichts mehr zu tun hat. Deswegen bedeutet es für mich, dass auch diese Formen zum BDSM gehören aber nichts sind, was ich prinzipiell anstreben würde oder aber für sinnvoll halten. BDSM kann zum Rausch werden und wie alle Rauschzustände oder extremen Erfahrungen hat es auch ein gewisses Suchtpotenzial. Aber gerade weil wir uns hier Grenzbereichen bewegen können und oft genug bewegen, gehört für mich aktives Handeln mitdenken und gemeinsame Verantwortung dazu, und dies widerspricht geradezu diametral den Überzeugungen bei diesen durchweg etwas extremeren Formen. Für mich bedeutet Toleranz nun zu akzeptieren, dass Menschen so leben wollen aber eben jene Toleranz erfordert meines Erachtens auch das diejenigen die so leben oder dies als normal, sinnvoll oder nur für eine andere Form des BDSM halten tolerieren, dass viele andere, die auch durchaus engagiert in der Szene sind, dies ablehnen und vielleicht auch davor warnen. Ich halte solche Formen für gefährlich und hoch problematisch - vielleicht ein Teil der Grenzen die man setzen sollte, ganz gleich wie sehr man etwas anstrebt oder erleben möchte.
HisSlave
Mein Herr und ich haben uns über CIS ausgetauscht und sind beide der Meinung, dass dies nichts für uns wäre. ich habe mich bewusst für tpe entschieden, weil ich das brauche und in der Konstellation glücklich bin. ich brauche aber ebenfalls einen "Ausweg" bzw die Möglichkeit Nein sagen zu können. Dennoch gehören für mich Menschen mit einer solchen Konstellation ebenfalls zur Gemeinschaft. BDSM ist sehr weit gefasst und normalerweise eine offene Gemeinschaft. Also leben und leben lassen. Solange der Herr Sub nicht ausspielt, verarscht und ihr nur schlechtes will. Ein Herr sollte auch in solch einer Konstellation auf sein Eigentum bedacht sein und dafür sorgen, dass es keinen schaden nimmt.
So wie es auch bei uns der Fall ist.
Ich vermute, dass eine tpe Beziehung sich irgendwann in solch eine Beziehung umwandeln kann, wenn der submissive Part gar nicht mehr weg möchte und somit alle Entscheidungen abgibt, so auch die Entscheidung, bei dem Herrn zu bleiben oder eben nicht.
TheOwner
Ist CIS noch BDSM? Die Antwort ist "Ja", so einfach konnte es sein. Nun gut zur Begründung. Bdsm ist doch der Sammelbegriff der eben alles zusammenfasst und beinhaltet, was in Punkto Sexualität und Beziehungskonstrukte, abseits der gesellschaftlichen Normen ist. Das müsste dann aber nun doch die Antwort auf die Frage gewesen sein.
Wenn ich mir so die Beiträge durchlese, wohl doch nicht. Es geht wohl auch um die Wertung. Aussagen wie Manipulation und Vereinbarkeit mit dem Gesetz wurden angeführt. Für mich gibt es 3 grundlegende Punkte im Bdsm.
1. Es muss einvernehmlich sein
2. Viel, tiefe, offene und ehrliche Kommunikation ist die Basis
3. Und freiwillig muss es sein
Alles was wir machen basiert darauf. Und da es abseits der gesellschaftlichen Norm stattfindet ist vieles grau Zone oder sogar Schicht verboten. "Nein" heißt "Nein", das ist der Grundsatz. Nicht nur in meiner Ansicht, sondern auch vom Gesetzt.
Es spielt keine Rolle ob es nun CIS ist und sie per Definition da nie wieder rauskommt, wenn sie nicht mehr will, kann sie jederzeit gehen. In dem Moment, wenn es in Richtung ausbeuten geht oder dem Dom Part der sub Part faktisch völlig egal ist und austauschbar, ist es für mich nicht ok.
Dabei spielt es keine Rolle ob wir uns nun bei CIS befinden oder der Dom Part den Sub Part anderen für z. B. Sexuelles anbietet. Früher gab es ganz wenig Kategorien, TPE EPE, slave, sub, 24/7.. Das wars im Großen und Ganzen schon. Das hat sich im Laufe der Zeit geändert. Aufgrund der unendlichen Möglichkeiten dieser Welt, macht es dies einfacher einen passenden Gegenpart zu finden.
Traurig ist nur wenn wir in den Bereich kommen, wo wir missionieren und andere bewerten. Dies ist nicht richtiger bdsm, dies ist der einzige richtige bdsm. Was verleitet uns dazu andere und ihr Leben zu. Bewerten und ihnen es auszureden? Es ist doch unendlich schön das jeder so sein kann wie er will. Ich selbst kann Kaviar nix abgewinnen, es gibt Menschen die finden das toll. Wo ist das Problem? Die Gefahr ist, wenn wir etwas bewerten, dann sind wir nicht besser als die Gesellschaft aus deren Normen wir ausbrechen.
Es besteht kein Unterschied zu sagen CIS ist krank und darf nicht und Männern die auf Männer oder Frauen die auf Frauen stehen sind unnatürlich.
Fazit das wichtigste für mich ist, der gemeinsame Konsens und das Glück der Beteiligten. Es kommt doch nicht darauf an was gemacht wird, sondern die Intension dahinter.
Gladius
Wenn Sub jederzeit die Beziehung beenden kann, ist es eben kein CIS mehr, Punkt. Man kann doch nicht CIS damit verteidigen, dass Sub jederzeit gehen kann, dann kann es TPE oder auch noch Debris sein, denn beide Formen schließen es nicht aus, dass Sub die Beziehung beendet. Aber CIS ist genau aus der Diskussion entstanden, weil es TPEler gab, welche eben weitergehen wollten und meinten, die vollkommenen Machtübertragung wäre nur vollkommen, falls diese nicht rücknehmbar sei.
Jeder der CIS betreibt und dabei dann meint, es ist ja gar keine komplette und nicht reversible Machtübertragung spielt ein schönes Rollenspiel, mehr aber nicht. Wobei es mir lieber ist, beide spielen ein Rollenspiel, als wenn es nur einer spielt. Denn gerade, wenn es für Dom kein Spiel wäre, Sub aber denkt, es ist eines, kommen wir in den Bereich, wo aus der Einvernehmlichkeit schnell ein V erbrechen wird.
CIS steht für: Complete and Irrevocable Submisson
Bedeutet in unserer Sprache: Die vollständig und unwiderrufliche Unterwerfung.
Unter jenen BDSMlern die ein sehr großes Machtgefälle bevorzugen ist es umstritten, wie weit das vollständig beziehungsweise das total (TPE) geht und wo die Grenze zu ziehen ist. Ist es Leben, ist es Gesundheit oder gar die eigenen Finanzen? Unwiderruflich ist aber ganz eindeutig und bewusst gewählt worden von jenen, die den Begriff ins Leben gerufen haben. Es waren eben jene TPEler, die das Konstrukt TPE als, zumindest für sich, zu lasch empfanden. Haben sie damit den Bereich BDSM verlassen, ich denke ja. Die Einvernehmlichkeit ist ein zentraler Bestandteil von BDSM, wie bereits von Gentledom ausgeführt, geht es bei BDSM nicht nur um zum Beispiel Dominanz, sonst wäre ein Vergewaltiger BDSMler. Es geht auch um den Konsens und der ist nicht mehr gegeben, wenn es per Definition kein zurück mehr gibt.
Wer einen Partner für CIS sucht, der sollte vorab genau fragen, wie es der andere Part mit der Unwiderruflichkeit versteht. Wenn beide meinen CIS sei widerruflich, dann nennt es intern gerne eine CIS Beziehung, wenn euch das kickt, aber bitte nicht extern, da eure Definition bereits dem Wortlaut widerspricht und jene Menschen die den Begriff eingeführt haben genau diese Weichspülerei nicht wollten.
Interessant finde ich, dass in einem kleinen Forum, welches aus TPElern besteht, CIS viel kritischer gesehen wird als hier. Vielleicht liegt es daran, dass TPEler mit ihrem Konstrukt sehr nah am CIS dran sind und daher die Unterschiede sehr genau sehen. Der Unterschied zwischen jenen TPElern, die total sehr wörtlich nehmen und den CISlern ist eben nur, dass es einmal eine Ausstiegsoption vorhanden ist und einmal nicht. Menschen und deren Leben verändern sich, daher ist, zumindest für einen gesunden Menschen, der im Leben steht, eine Ausstiegsoption von immanenter Bedeutung.
bluehorse69
Ich denke, jede Beziehungsform hat seine Berechtigung. CIS ist die extremste Form der Unterwerfung und damit für mich auch ein Teil des BDSM. Wer sein BDSM so leben möchte, sollte das tun.
Aber auch wenn es per Definition kein Zurück gibt und die (psychischen) Hürden sehr hoch sind: Will der submissive Part das Konstrukt doch irgendwann beenden, ist dieser Vertrag vom dominanten Part rechtlich nicht durchsetzbar.
Phoibe
Womit es dann nicht CIS ist, denn CIS kann nicht beendet werden, vom rechtlichen Aspekt reden wir hier nicht - und Gladius hat das zweimal sehr schön erklärt und erläutert.
Safrina
@phoibe, @Gladius und @TheOwner, ihr scheint die zentralen Vertreter des CIS in seiner ultimativen Denkweise zu sein.
Wie seht ihr das denn nun rein praktisch? Einfach mal wirklich zu Ende gedacht. Also, nehmt an, Slave will raus, packt Sachen und geht weg. Was passiert dann? Slave ist bei Freundin oder Eltern, Besitzer kommt und...? Was dann?
@phoibe - was dann? Wie geht es dann weiter?
Generell, sag ich mal, verstehe ich @Gentledoms Herangehensweise.
Allerdings sehe ich den Konsens auch weiterhin. In unserer Gesellschaft gibt es keine echte Sklaverei. Sonst hätte sub-Part ja nicht mal die Möglichkeit, sich dafür zu entscheiden und in diesen Konsens zu gehen.WENN ein sub-Part sich dafür entscheidet, dann bei CIS wohl in dem absoluten Vertrauen, dass Dom-Part sub-part kennt, "liest" und entscheidet, wie es für sub-part gut ist.
Insofern gehe ich da durchaus konform, dass es zu BDSM dazugehören kann. Aber wenn sich einer der beiden oder gar beide anders entwickeln als angenommen, und es überhaupt nicht mehr passt, endet natürlich der Konsens irgendwann und wenn dann ein Part darauf besteht, es weiter so aufrecht zu erhalten, dann verlässt diese Beziehung damit nicht nur die allerletzte Legalität, sondern auch den BDSM.
DEBRIS sehe ich persönlich noch viel heikler, da die Theorie sogar ausdrücklich vorsieht, eine Person ausführlich und explizit ohne deren ausdrückliche Zustimmung (wenn man Zustimmung als eine informierte Entscheidung im Wissen um alle Konsequenzen versteht) in eine absolute emotionale Abhängigkeit hineinzumanipulieren.
Meiner Meinung nach ist dieses "Kann jederzeit gehen" ein Deckmäntelchen, welches rein gar nichts bedeutet. Weil eine Person, die in eine absolute emotionale Abhängigkeit hinein-gehirngewaschen wurde, diese Chance schlicht nicht ergreifen kann.
Also wäre mein Beschluss - CIS kann zum BDSM gehören, DEBRIS nicht.
Phoibe
Tja, wenn Slave geht, dann war es eben nie CIS, denn sonst könnte Slave nie gehen.
Dazu benötige ich keine großartige Erklärung, allein die Bezeichnung CIS sagt es schon.
Wenn es nun jemanden gibt, der sein Rollenspiel gern als CIS bezeichnet, so zum Hausgebrauch, wie halt auch TPE gern mal verwendet wird, obwohl jene von TPE sehr weit entfernt sind, dann bitte - sehr gern. Aber halt bitte wirklich nur privat und nicht in den Kreisen, in denen CIS wirklich gelebt wird.
Meine Bitte nochmals: Informiert euch bitte bitte bitte bevor ihr irgendwelche Thesen aufstellt, die hier dann wild durcheinandergewürfelt werden.
Theorie und Praxis - ja ja Konsens und Gesetz ja ja - aber das sind alles zwei Paar Schuhe und man kann sich jede Bezeichnung so zurechtbiegen, wie man sie gerne hätte, das ist nur nicht der Sinn der Sache.
Eine Sklavin oder ein Sklave kann bei CIS nicht einfach so gehen - das sagt das Beziehungskonstrukt. Kann er/sie nämlich gehen, dann war es nie CIS.
Ich glaube, gerade auf Seiten wie dieser hier stellen sich das viele so einfach vor.
So nach dem Motto: Wir leben jetzt einfach mal so, denn wenn wir nicht mehr wollen, dann gehen wir einfach, weil gesetzlich ist das eh alles verboten und nicht erlaubt.
Allerdings - wie mehrfach geschrieben: So einfach ist es bei dieser Lebensweise nicht.
Ich meine, wir scheitern hier doch schon bei TPE - denn total heißt wirklich total und nicht "Freunde, Arbeit, Finanzen und überhaupt alles was mir nicht passt ist ausgenommen". So einfach ist das.
CIS ist CIS und TPE ist TPE.
Und beides in seiner nicht aufgeweichten Form ist weitaus mehr, als man hier versucht zu argumentieren.
Denn nein, CIS ist nicht einfach so umkehrbar, denn wer mit dem Gedanken, dass man das ja jederzeit wieder rückgängig machen kann, in so eine Beziehung geht, hat das Konzept nicht ganz verstanden.
Und genau deshalb zählen viele - darunter auch ich - CIS nicht zu BDSM.
Zweiundvierzig
@phoibe " Tja, wenn Slave geht, dann war es eben nie CIS, denn sonst könnte Slave nie gehen."
Tja – oder es gibt gar kein CIS, denn sonst könnte Slave ja nicht so einfach gehen!?
Phoibe
Beziehungen, die CIS leben, besagen etwas anderes - aber das war auch gar nie die Frage.
Die Frage war, ob es zu BDSM gehört und für mich ganz klar nein, weil der Konsens fehlt, der bei BDSM ja "vorgeschrieben" ist und wie auch Gentledom und Gladius so schön in ihren Beiträgen erklärt haben. :-)
Und glaub mir, in einer CIS-Verbindung wird und kann Slave nicht so einfach gehen.
Gladius
Kenne ich Leute, die CIS so leben oder lebten, wie es der Wortlaut vorsieht? Ja, ich kenne solche Menschen. Sind diese unglücklich? Die meisten nicht, zumindest scheint es während einer laufenden Beziehung so. Konnte Sub eine CIS Beziehung, die dem Wortlaut von CIS entspricht einfach gehen? Nein, sorry da kenne ich genau einen Fall, bei dem Dom der Bitte anstandslos nachkam. Alle anderen hatten einen unschönen Verlauf, bis hin zum Absetzen ins Ausland. Viele, sicher nicht alle, Doms, welche CIS wollen, kommen nicht wirklich damit klar, wenn sich ihr Eigentum trennen will, denn das geht ja nicht bei CIS und aus diesem Gedanken heraus kann es sehr unschön werden. Einer meint ein Recht auf die Trennung zu haben (und hat das rechtlich auch), ein anderer meint ein Recht an der Person zu haben, weil in der Vergangenheit CIS eingegangen wurde. Zumal eine Trennung, wenn alles Eigentum übertragen wurde und man nichts mehr hat, oft nicht mal mehr normale Kontakte zur Familie (die wenden sich irgendwann auch mitunter ab), dann ist eine Trennung ein ganz anderer Schritt also für dich oder mich.
CIS ist jenseits des legalen BDSM, natürlich ist es ein Unterschied, ob man zusammen diese Legalitätsgrenze überschreitet oder dies allein (=einseitig) tut. Aber wer sich bewusst für BDSM jenseits der Legalität entscheidet und das dauerhaft leben wird, für den wird dieser Grenzüberschritt häufig mit der Zeit normal und dann genau in dem Moment zur Legalität zurückzufinden, wenn es in Bezug auf den Konsens angebracht ist, ist kaum möglich. Sub will diesen Grenzübertritt und für Dom wird es normal, dies beinhaltet eine Eigendynamik voller Faszination, bei welcher der gleichzeitig gemeinsame Absprung leider ein Glücksspiel ist. In der Regel scheint Sub da früher die Puste auszugehen, denn Dom und damit fangen dann die Probleme an.
Wer seinen Partner als echten Sklaven sieht, wird eine Trennung, die nicht von ihm selbst ausgeht, kaum akzeptieren können. Selbst für mich als TPEler ist eine solche Trennung schwer zu akzeptieren, auch wenn sie vorgesehen ist. Aber bei mir ist das Konstrukt die totale Unterwerfung mit Ausstiegsoption, beim CISler wird die Ausstiegsoption negiert und wenn ich als Dom daran glaube, kann ich eine Trennung dann wohl kaum akzeptieren.
Juno
Ich habe erstmal eine ganze Weile still mitgelesen, im Grunde war mir bei Fragestellung bereits klar wohin die Reise, bzw. der Knackpunkt bei den Antworten geht. Vorneweg, nein, CIS ist für mich nicht BDSM weil mir der dauerhafte Konsens fehlt. Die Möglichkeit nach einem Startkonsens diesen immer wieder zu erneuern und gegebenenfalls eben zu negieren besteht bei CIS nicht. Das hier immer spekuliert wird aber "man oder in dem Fall sub könnte ja" würde CIS ad absurdum führen.
Was bei der Argumentation ("könnte ja gehen ....) für mich auch auf sehr wackeligen Beinen steht, lebt jemand CIS über einen langen Zeitraum kann sub nicht mal einfach so gehen. Da entsteht eine Abhängigkeit, die nicht mal eben mit "nö, jetzt will ich aber nicht mehr" aufgelöst werden kann und dabei meine ich jetzt nicht den Wunsch, dem Dom vielleicht sogar entspricht.
serva_mit_herz
@owner "Es besteht kein Unterschied zu sagen CIS ist krank und darf nicht und Männern die auf Männer oder Frauen die auf Frauen stehen sind unnatürlich."
Doch da sehe ich einen riesigen Unterschied. LGBTQ ist erst einmal legal und zweitens gibt es dort keine groß gesteigerten psychischen Krankheiten, wenn man den Bevölkerungsschnitt zugrunde legt. Ich kenne nur zwei Frauen aus dem CIS Bereich, eine ist Borderlinerin und lebt CIS aktiv aus, die andere ging nach ihrer CIS Beziehung in eine stationäre Therapie. Zwei Personen sind natürlich keine Basis für eine Statistik, ich habe in meinem LGBTQ Freundeskreis aber niemanden der nach der Beziehung wegen der Beziehung für einige Wochen stationär in einer Psychiatrie war. Natürlich ist nicht jeder, der CIS lebt oder anstrebt psychisch krank, es wird eben auch die Beispiele geben, für welche das eine Erfüllung ist.#
CIS ist nicht legal, es wurde jedoch staatlich noch nie wirklich systematisch verfolgt.
LGBTQ ist inzwischen legal und wir wurden staatlich verfolgt und stigmatisiert.
Wer meint, CIS sei seine Erfüllung soll es leben. BDSM braucht Konsens und ich finde Konsens da sogar besser als Einvernehmlichkeit. Konsens bedeutet eine übereinstimmende Meinung. Aber Meinungen kann man nicht für ein ganzes Leben fixieren, Meinungen unterliegen Einflüssen und können sich ändern. Ein Konsens, der keine Meinungsänderung zwischen Menschen zulässt, ist kein Konsens, sondern ein zukünftiges Diktat ohne Ausweg. Nach- und Neuverhandlungen werden für eine Seite ausgeschlossen, für die andere aber nicht. Solch ein Diktat ist eine Diktatur und konsensfeindlich. Diktaturen sind übrigens aktuell jene Regierungsformen, die LGBTQ häufig noch immer verfolgen.
Herbstblüte
Für mich gehört es ebenfalls nicht zum Bdsm, hat aber genauso so seine Daseinsberechtigung. Ich finde Konsens sehr wichtig, auch den Konsens zu Beginn zu sagen, ich will keinen Konsens mehr. Mein Herr darf mein Nein jederzeit übergehen, dazu haben wir uns gemeinschaftlich entschlossen. Denn für ihn ist das noch mehr Verantwortung. Diese Unumkehrbarkeit die es im CIS gibt, die ja mit vielen psychologischen Entwicklungen dann auch einhergehen, ist für mich ausgeschlossen. Ich bin aber auch überzeugt davon, dass es Menschen gibt die damit glücklich sind.
Ich lehne mich mal so weit aus dem Fenster und sage, dass es viele Überschneidungen geben kann mit bdsm, aber es doch eine ganz eigene Lebensart ist.
Maia
Um auf die Frage zurückzukommen...
Das was hier als CIS bezeichnet wird, ist doch das was bisher als TPE bezeichnet wurde. Totale Machtabgabe durch Sub an Dom und somit in meinen Augen BDSM.
Phoibe
CIS ist nicht TPE!
Gentledom
OK, bevor ich noch eine PN poste, die ich anonym einstellen soll.
TPE: Totale Unterwerfung die man als Sub beenden kann
CIS: Totale Unterwerfung die man als Sub nicht beenden kann
Anonyme Person
- Anfang -
Ich lebe CIS und für mich ist es kein Spiel oder ein Rollenspiel! Wer mir das unterstellt, zieht meine Art zu Leben in den Dreck! Ich habe mich bewusst dafür entschieden, mich meinem Herrn voll und ganz zu unterwerfen. Ich bin weder mit jeder Entscheidung einverstanden, noch mag ich jede Entscheidung. Aber ich habe mich für diesen Weg entschieden und solange mein Herr mir nicht sagt, bring dich um oder verstümmle dich, werde ich seinen Befehlen folgen. Wer meint, meine Unterwerfung sei ein Lippenbekenntnis, beleidigt mein Geschenk, das ich meinem Herrn gemacht habe. Solange ich es kann, werde ich alles daransetzen, mein Versprechen zu erfüllen, nur mein Selbsterhaltungstrieb könnte mich davon abhalten. Würde mein Herr sagen, ich soll anschaffen gehen, wäre es seine Entscheidung, steckt er mich für Monate in den Keller (das gab es schon), wäre das seine Entscheidung. Für mich ist dieser Weg mein Weg, dass ihn nur wenige gehen können und wollen, das ist mir klar. Aber sagt jenen, die ihn gehen, bitte nicht, dass man leicht aussteigen kann und alles schon nicht so weitgehend ist. Ich sage auch nicht, ihr seid nur Rollenspieler, weil eure Devotion nicht in meine heranreicht. Unterwerfung ist kein Wettbewerb, jeder geht so weit, wie er kann und will. Aber akzeptiert auch, dass jeder einen anderen Horizont hat. Ob meine Art zu leben (=CIS) BDSM ist oder nicht, das ist mir vollkommen egal. Für mich zählt nur meine Unterwerfung und mein Herr. Ob ich damit einer Szene angehöre oder nicht, was macht das für einen Unterschied? Auf die Essenz meiner selbst hat es keinen Einfluss.
- Ende -
Ich glaube die einzige Stimme, die CIS zu leben scheint, könnte ein recht guter Abschluss sein. Dass jemandem der CIS lebt, die Art und Weise, wie wir hier darüber diskutieren, sauer aufstößt, war mir dennoch nicht so bewusst. Aber klar, wenn ich größte Opfer bringe und mir dann von verschiedenen Seiten gesagt würde, auch das ist doch nicht wirklich ein Opfer und alles ist ja eh so gar nicht möglich, ich glaube dann wäre ich wohl auch wenig erfreut.