Wie selbstlos sind Subs (und Doms)

Wie selbstlos seid ihr als Sub aber auch Dom? Ab wann ist man eigentlich selbstlos und wo liegen bei euch die Grenzen der Selbstlosigkeit auf devoter Seite?

Herbstblüte
ch bin egoistisch, sogar sehr. Ich genieße alles was mein Mann mir gibt in vollen Zügen und freue mich darüber. Es ist mal sein wohlwollen und es ist mal seine Belohnung. Ich mag Belohnungen und will gerne mehr davon haben. Ich bin egoistisch, weil ihm zu dienen mich glücklich macht und zufrieden. Weil seine Kontrolle mich erdet und mir Halt gibt. Ich will genau das und das ist egoistisch, aber es macht uns glücklich.

Ich bin demnach definitiv keine selbstlose Sklavin. Weil jede Handlung, die ich für ihn tue, gibt mir etwas. Vielleicht nicht im Einzelnen aber im großen Ganzen

Elfenstaub
Selbstlosigkeit bedeutet für mich zu geben ohne zu nehmen bzw. nehmen zu wollen. Ich halte mich insgesamt für überhaupt nicht selbstlos. Ich gebe mich in dem Vertrauen hin, dass mein Gegenüber mir Lust bereiten kann und will. Auch reaktionsfetischistische Anteile werden bedient, wenn nicht ich, sondern er im Fokus steht. So darf alles dynamisch bleiben. Ich würde jedoch ganz klar anzeigen, dass für mich was schiefläuft, wenn ich nicht auf meine Kosten komme. Meine Wünsche und Bedürfnisse sind schließlich gleichwertig mit seinen.

Kolibri66
Ich stelle meine Wünsche und Bedürfnisse eindeutig hinten an. Ich diene meinem Gebieter absolut selbstlos, ich erwarte dafür keine Gegenleistung. Ich erfahre Befriedigung in dem was ich tue, was aber nicht heißen soll, dass ich nicht auf meine Kosten komme.

Sollte dies nicht der Fall sein, also das ich rein gar nichts von meinem Gebieter zurückbekommen würde, dann wäre das wohl eine Einbahnstraße und auf Dauer nicht akzeptabel.

Vengys
Selbstlos ist jemand, nach meinem Dafürhalten, der jemand anderem etwas Gutes tut und dabei nicht an sich selbst denkt.

Ich halte mich für einen starken Reaktionsfetischisten, darum ist das für mich nicht so einfach zu beantworten. Ich wollte grad schreiben, ihr das Kopfkino zu füttern, wäre ein konkretes Beispiel, aber selbst da freue ich mich ja über ihre (positive) Rückmeldung.

Nicht einfach zu beantworten für mich. Ich tendiere dazu, zu verneinen, dass ich „echte“ Selbstlosigkeit verspüre dabei.

Herbstblüte
@kolibri66 aber durch den Satz "Sollte dies nicht der Fall sein, also das ich rein gar nichts von meinem Gebieter zurückbekommen würde, dann wäre das wohl eine Einbahnstraße und auf Dauer nicht akzeptabel" ist es doch nicht mehr selbstlos oder? Selbstlosigkeit wäre doch genau diese Einbahnstraße.

In meinen Augen gibt es keine Selbstlosigkeit. Meine Motivation jemandem etwas Gutes zu tun, ist doch nicht nur seine Freude, sondern dass mich die Reaktion meines Gegenübers freut (unabhängig von der direkten Handlung)

Spankingfan
Ich denke, man beschenkt sich gegenseitig, und ja es ist selbstlos! Die Tatsache, daß man seine Sklavin beschenkt hat, sich darüber freut, wenn ihre Augen lächeln, ist nur der Lohn dessen. Dies hat nichts mit dem Einfordern einer Gegenleistung zu tun!

Herbstblüte
@Spankingfan, aber der Lohn (ihr Lächeln) ist doch quasi deine "Gegenleistung". Das bekommst du für dein Handeln.

Anders gefragt: Würdest du etwas tun, was dir nichts bringt? Keine Reaktion, kein Lächeln, keine Freude, kein Schmerz (an dem du dich erfreust). Einfach nichts. Nur Leere.

DeepestSin
Ich bin als Top eigentlich komplett egoistisch - und damit wieder so gar nicht.

Ich genieße jeden Augenblick mit einer Partnerin exzessiv, in allen Arten. Sei es ein Geruch, sei es ein Blick, sei es auch der Anblick, den sie mir schenkt, wenn ich sie von oben bis unten betrachten darf. Und ich genieße Lust und Schmerz, die sie mir zeigt. Von einem Stöhnen weil ein Schlag an einer empfindlichen Stelle trifft, ihrer Nässe, weil sie Lust auf dieses „Mehr“ hat, bis zu ihrer Explosion, wenn sie sich aufbäumt und irgendwann zusammensinkt.

Was daran ist egoistisch? Vielleicht, dass ich sie in dem Moment in der Hand habe, ihre Lust und Hemmungslosigkeit, ihre Wehrlosigkeit bestimme? Wehrlosigkeit aus Lust, oder weil ich sie fixiert habe ist dabei übrigens unerheblich.

Kolibri66
@herbstblüte ich erwarte keine Gegenleistung, vielleicht ist es ja das... man erwartet nichts und bekommt es dann aber trotzdem.

Natürlich befriedigt es mich und es bereitet mir Freude, wenn ich meinem Gebieter Gutes tun kann.

Aber letztendlich entscheidet mein Gebieter, wann und wie ich etwas zurück bekomme..

Herbstblüte
@kolibri66 ich verstehe dich total gut. Aber wenn wir bei Selbstlosigkeit sind, dann wäre die Frage ja, würdest du all das tun, wenn du dafür nichts bekommen würdest bzw dir das nichts geben würde?

Ich vertrete da die Auffassung, dass kein Mensch selbstlos ist, eben weil kein Mensch etwas tut was ihm nichts gibt

Kolibri66
@herbstblüte ich erwarte keine Gegenleistung, vielleicht ist es ja das... man erwartet nichts und bekommt es dann aber trotzdem. Natürlich befriedigt es mich und es bereitet mir Freude, wenn ich meinem Gebieter Gutes tun kann.

Aber letztendlich entscheidet mein Gebieter, wann und wie ich etwas zurückbekomme.

Ich verstehe was Du meinst und ja, das ist wohl so.

Existentmale
Ich halte mich für selbstlos. In einem gewissen Rahmen. Ich führe sie aus. Ich tue ihr gutes. Ich führe sie, wie sie es braucht. Dass ich dabei auch etwas zurückbekomme, ist ein schöner Nebeneffekt.

Natürlich bin ich beim Sex oder beim Spiel auch egoistisch, das fällt für mich jedoch in die Kategorie "ich führe sie, wie sie es braucht". Sie kann es annehmen oder nicht. Wenn Sie mir nicht mehr folgen mag, dann trenne ich mich auch ganz selbstlos und zügig von ihr.

Herr K.
Sie tut was ich will, weil Sie will was ich tue. Eine 'Sub' die bereits mit einer langen To Do/Go/NoGo-Liste anrückt und Selbstlosigkeit vom Top einfordert mag in die Zeit passen. Zu mir passt sie nicht.

Hedonism_76
Selbstlosigkeit im engeren Wortsinn gibt es nicht, sie ist lediglich ein theoretisches Konstrukt. Jede Handlung entspringt einer Motivation und jede Motivation gründet sich auf ein Bedürfnis, daher dient jede Handlung, so selbstlos sie auf den ersten Blick auch scheinen mag, auch der Befriedigung eigener Bedürfnisse. Fasst man den Wortsinn weiter, ließe sich im Kontext der hier gestellten Frage Selbstlosigkeit als Unterordnung der eigenen Bedürfnisse gegenüber jenen des Spielpartners definieren.

Situativ tue ich das als DOM. Zu meinem Selbstverständnis gehört, dass die Bedürfnisse meiner Sub im Rahmen unserer Begegnung erfüllt werden. Dass ich dabei auf meine Kosten komme, versteht sich von selbst. Sind unsere Bedürfnisse nicht miteinander vereinbar, passen wir nicht zueinander. So etwas sollte man im Vorfeld klären – offene und ausgiebige Kommunikation sind speziell im BDSM-Kontext unabdingbar.

Kraxler
Grundsätzlich denke ich ist es für eine Sub unabdingbar in gewisser Weise egoistisch zu sein, ansonsten wird für sie BDSM zum Glücksspiel. Ein guter Dom muss in der Lage sein seine Bedürfnisse zurückzustellen. Vielleicht wird dies besonders deutlich, wenn BDSM ohne sexuelle Handlungen praktiziert wird? Im sexuellen Kontext gibt es ja immer ein gemeinsames Ziel ;-)

serva_mit_herz
Ich diene gerne, also bekomme ich durch meine Unterwerfung bereits einiges zurück, ohne, dass Dom aktiv nach meinen Bedürfnissen schauen muss. Dennoch habe ich ein paar Bedürfnisse, Nähe, Kommunikation, Werte, sexuelle Befriedigung, Konsequenz. Würden diese Bedürfnisse nicht befriedigt werden, so wäre ich nicht glücklich und würde mich trennen. Man könnte es auf den Punkt herunterbrechen: Ich bin so lange selbstlos, wie irgendwann auch meine Grundbedürfnisse gestillt werden. Sofern das geschieht kann Dom sehr viel mit mir anstellen und ich diene mit ganzem Herzen und habe die Erfüllung seiner Bedürfnisse und Aufgaben stets im Fokus.

Ist mein Dom glücklich bin ich es auch, das war nicht immer so. Mit den Jahren habe ich gelernt, welcher Typ Dom gut zu mir passt, seitdem ich das recht genau weiß, kann ich sehr selbstlos sein. Im Umkehrschluss bedeutet es aber auch, dass die Suche schwieriger wird, denn damit ich nichts einfordern muss, muss es wirklich gut zwischen ihm und mir passen. Für mich ist es eine Art Symbiose und Symbiont muss ich einfach stark selektieren, damit ich später in der richtigen Umgebung erblühen kann.

Juno
Grundsätzlich bin ich bei Hedonism. Dienen als sub halte ich nicht für selbstlos, denn hier wird ja mein Bedürfnis befriedigt, da ist erstmal völlig sekundär ob damit auch das Bedürfnis des Doms befriedigt wird. Solange ich also meine Bedürfnisse befriedige und es mir dabei gut geht sehe ich da keine Selbstlosigkeit. Meine Grenzen sind da, wo ein starkes und langfristiges Ungleichgewicht entsteht, wenn es mir nicht mehr gut geht, wenn es sich nicht mehr richtig anfühlt. Wenn die Devotion nicht mehr erfüllend ist sondern psychisch schmerzhaft.

GreenBlueEyes
Ich bin wie fast immer bei solchen Themen für; die Mischung machts…

gesunde Selbstlosigkeit gehört genauso dazu wie gesunder Egoismus.

Das „Dienen“ alleine halte ich, wie bereits schon vielfach geschrieben, nicht als ein Akt der Selbstlosigkeit, denn es werden beidseitig die Neigungen befriedigt. Selbstlosigkeit kann für mich auch sehr oft im zwischenmenschlichen Bereich stattfinden, wenn zum Beispiel auf eine Session verzichtet wird, weil Gespräche gerade wichtiger sind, man verzichtet also…

Im BDSM Kontext hat es für mich also sehr viel mit Verzicht zu tun oder Verantwortung übernehmen. Die Grenzen des Ganzen sind für mich da wo es „ungesund“ wird, sich gänzlich vergisst, einseitig, auf Gesundheit und Psyche schlägt.

1ND13
Hmmm… Das ist die Frage, ob es Altruismus überhaupt gibt. Die gängige Antwort vieler ist, dass es ihn nicht gibt, weil der Handelnde immer auch durch seine Handlung Befriedigung erlangt. Wenn ich selbstlos bin - meine es zu sein, dann wird generell gesagt, Du hast jemandem Gutes getan, darum freust Du Dich und deshalb ist es nicht selbstlos. Doch so einfach würde ich es nicht sehen. Es kommt auf die Motivation an. Manche Menschen tun jemandem Gutes, weil sie eine entsprechende Gegenleistung erwarten oder zumindest erhoffen. Es gibt aber auch Menschen, die jemandem Gutes tun ohne diese Gegenleistung zu erwarten. Manchmal erwartet man sogar, dass diese nicht kommt. Nur weil man trotzdem nachher sich darüber freut, dass es den „Beschenkten“ besser geht, ihnen geholfen wurde, sie glücklicher sind bedeutet meiner Meinung nach nicht, dass die Gabe egoistisch motiviert war. Nein, ganz sicher nicht. Die Freude ist dann Ausdruck der Empathie. Der Fähigkeit, sich emotional in das Gegenüber hineinzuversetzen. Daraus einen Egoismus zu konstruieren halte ich für falsch und ist m.M. nach Ausdruck von Zynismus.

Ich habe Kinder, und wenn ich ihnen helfe oder etwas für sie tue, ihnen Essen kochte und bei den Hausaufgaben half, sie in der Gegend herumfuhr oder einfach nur da war, dann bekam ich dafür selten Anerkennung, Dank. Ich denke, dass kennen alle Eltern und trotzdem geben wir unser bestes, machen es obwohl es scheinbar als selbstverständlich angesehen wird und man eben keinen Dank erwarten kann.

Im Bezug auf BDSM und mein Sein als Dom muss ich allerdings sagen, dass meine Motivation in weiten Teilen egoistisch motiviert ist. Entweder, weil ich meine Bedürfnisse in den Vordergrund stelle, oder weil ich daraus Befriedigung erlange, indem ich ihre Reaktion beobachte und genieße. Bei dieser Befriedigung steht nicht das selbstlose Geschenk ihres Orgasmus oder ihres Bedürfnisses nach Schmerz, Demütigung oder Devotion im Vordergrund sondern die Macht, die ich ausübe. Es liegt in meiner Hand, was ich ihr gebe. Und somit herrscht in diesem Bereich bei meinen Handlungen vor allem Egoismus. Anders sieht es dann nach dem Spiel aus. Dann ist Raum und Zeit auch für selbstlose Gaben und Handlungen aus der Empathie heraus.

BDSM ist für mich einerseits, meine dominante Seite auszuleben andererseits aber erschöpft sich in den „Rollen“ Dom und Sub die Beziehung zu dem Menschen nicht.

Gentledom
Es ist gut und richtig, dass jeder seine Bedürfnisse und Grenzen hat. Wenn der richtige Dom und der richtige Sub zusammenkommen, dann ergibt sich fast alles von allein, einfach da die Dynamiken ebenso zueinander passen, wie die Vorlieben und Abneigungen. Daher ist es sehr sinnvoll bei der Partnerwahl wohlüberlegt vorzugehen um sicherzustellen, dass beide ihre Erfüllung finden. Wer wirklich nur dienen will und wer vollkommen selbstlos wäre könnte sonst auch den erstbesten der einen kontaktiert als Partner nehmen und sich dann vollkommen auf diese Person einstellen. So weit geht aber die Devotion wohl bei fast niemandem.

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