50 Shades of Grey, Gedanken der BDSM Szene

Was haltet ihr von den Büchern/Filmen, welchen Einfluss hatte dies auf die Szene oder auch darauf wie BDSM von der Gesellschaft wahrgenommen wird? Ihr könnt zudem eure ganz eigenen Gedanken/Erlebnisse dazu posten. Kurzum, es muss sich nur irgendwie um Shades of Grey handeln.

Micaela1
Schönen Gruß an euch :-D

Ich finde die komplette Buchserie absolut schrecklich.

Nachdem ich mir die Hörbücher an gehört habe, fragte ich mich ernsthaft, was das bitte mit BDSM zu tun haben soll?

Lasst mich das erklären:

Die Charaktere sind zum einen extrem eindimensional dar gestellt und die Autorin wirkt wie in ihrem Scheib Stiel selbst fast wie eine schwärmende 14 Jährige, die sich in ihren gruseligen Klassenkameraden verliebt hat.

Gruselig in Form von psychopatisch. Grey ist sowas wie eine Beleidigung in Schriftform für alle Doms denn sie werden pauschal kriminalisiert und zu Stalkern erklärt, die den Willen anderer untergraben und zu dem noch wirklich schwer unzurechnungsfähig sind.

Psychopathie wird als sexy Daseinsform verherrlicht!

Das schädigt den Ruf aller BDSMer schon recht enorm wie ich finde...

Und auch das Frauenbild ist absolut scheußlich beschrieben.

Es ist nicht gut das eine Frau mehr wert bekommt, wenn sie Jungfrau ist und die Pille nimmt.

Es ist nicht ok wenn sie sich noch nie selbst befriedigt hat, aber beim ersten antippen schon kommt.

Es ist nicht in Ordnung sie betrunken zu machen um sie dazu zu bringen den Vertrag zu unterschreiben und vor allem ist es NICHT in Ordnung das er sie weiter schlägt, obwohl sie das savewort zwar nicht sagt, er aber genau weiß das er sich falsch verhält!

Das ist ein mittelalterliches, sexualisiertes eindimensionales Bild einer Frau. Einer Frau die sich verbiegt und anpasst um einem Psycho zu gefallen, der nur mit all dem durch kommt, weil er Geld hat!

Ist euch außerdem aufgefallen, das in diesem Buch der Missbrauch von Jugendlichen gut geheißen wird? Grey als minderjähriger Sklave bei der Domina...und niemand stört sich daran?

Mich stört das schon!

Fazit: Es gibt wirklich bessere Bücher die das Thema mit mehr Würde und Respekt behandeln!

Mich hat es sehr wütend gemacht.

GreenBlueEyes
Also die Bücher habe ich nicht gelesen. Die Filme habe ich mir im Free-TV angeschaut. Fand ich ganz nett anzuschauen, was aber eher am Darsteller und der Darstellerin lag^^. Den Playroom fand ich auch nett.

Ich find aber trotzdem, dass dieser „Hype“ um die Bücher und die Filme auch was Gutes hatte. Die Gesellschaft fing sich an dafür zu interessieren. Man kann jetzt natürlich sagen: „jaja, die Plüschhandschellen-BDSMler“, da kann jeder urteilen wie er will. Aber ich denke trotzdem half dieser Run, dass die „Masse“ offener dem gegenübergetreten ist. Auch wenn es nur „die halbe Wahrheit“ ist und zum Teil sehr realitätsfremd, sind daraus Dokus und Artikel entstanden, die doch für mehr Toleranz und Akzeptanz sorgten oder uns die Chance gab unsere Stimmen zu erheben. Die andere Seite der Medaille ist natürlich, dass viele auf den BDSM-Zug aufgesprungen sind, wo sich diese „Scheinwelt-BDSM-Bilder“ eingebrand haben, was die Suche nicht einfacher macht. Oft werden auch Neulinge, die ihre Neigung erst nach diesen Büchern/Filmen entdeckt haben, automatisch in diese Ecke gedrängt von den „alten Hasen“.

Schlusswort: Ich finde Fifty Shades of Grey Segen und Fluch zugleich (ja ich glaube, dass trifft es auf den Punkt)

Gentledom
Shades of Grey ist ein Unterhaltungsroman und eben kein Sachbuch, wenn es die Leser(innen) anspricht, muss es dann wirklich realistisch sein? Schaue ich eine Serie die sich um Jura dreht denke ich auch meist, was für ein Unfug, das hat doch keinen Realitätsbezug... dennoch kann so etwas unterhalten, genauso wie mich Vikings unterhalten hat, auch ohne Glaube an die nordischen Götter :)

Inhaltlich spiegelt viel nicht wieder, was gesundere BDSM ist. Ich denke aber die meisten von uns können zwischen einem Film und er Realität unterscheiden und auch Menschen die keine Ahnung von BDSM haben, dürfte klar sein, es ist keine Doku sondern ein Fantasieprodukt... wen dieses Fantasieprodukt anspricht der wird sich auf die Suche begeben, ebenso wie Leute die auf anderem Wege zu BDSM gekommen sind. Vor allem aber hat es eins bewirkt, BDSM ist sehr weitgehend enttabuisiert worden und kam nach dem Hype irgendwie mitten in der Gesellschaft an. Das hätten wir als BDSMler so wohl kaum hinbekommen, vor allem nicht in so kurzer Zeit.

Auch wenn ich die Inhalte grottig finde und es eine kleine Gruppe von Konsumenten geben mag, die glauben, so ist BDSM, bin ich sehr froh, dass es das Buch gegeben hat.

Die Unbekannte
Ich habe erst die Bücher gelesen und ich fand sie als Liebesdrama echt gut. Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch nichts mit BDSM zu tun. Die Sexszenen fand ich Kopfkino mäßig wirklich heiß, aber mehr auch nicht.

Wenn man jetzt Mal davon absieht, das es ein Unterhaltungsroman ist wird ein typisches Vorurteil gegenüber BDSM sehr gut dargestellt, verkorkste, traumatische Kindheit und schwupps schon ist man ein Dom, der sich nur stark fühlt, wenn er Frauen schlägt. Das Frauenbild, was sie darstellt, ist ein absolutes Naivchen, mit dem man alles machen kann. Beides eigentlich Charaktereigenschaften, die in Kombination eher gefährlich wären im realen Leben. Er braucht es um sich als Mann zu beweisen und sie weiß nicht, was sie will, lässt sich aber erstmal darauf, der Bayer sagt... Passt scho...

Von den Filmen war ich zutiefst enttäuscht, der Grey Darsteller passte überhaupt nicht und es kam auch nicht die Stimmung rüber wie im Buch. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.

Ria78
Ob man die Filme oder Bücher nun mag oder nicht, ist ja wie immer Geschmacksache. Auch was jeder unter BDSM versteht und mag bzw. lebt ist immer abhängig von den eigenen Vorlieben und dem jeweiligen Partner. Es ist halt ein Film der wie jeder andere auch in erster Linie unterhalten soll. Ich denke aber, dass es auf jeden Fall für zu einer höheren Akzeptanz dieser Neigung geführt hat. Außerdem hat es die BDSM-Szene in den Köpfen der Gesellschaft aus der „Schmuddelecke“ in die Mitte geholt. Und aufgezeigt, dass das durchaus in allen gesellschaftlichen Schichten gelebt wird.

Spinturn
Ich habe die Hörbücher gehört, aber die Filme nicht gesehen. Ich finde es sehr gut, dass es die Bücher gibt und dass sie so erfolgreich waren, weil BDSM so in die breitere Populärkultur Eingang gefunden hat und nicht nur in eine Nische. Allerdings... Die literarischen Schwächen sind bedenklich und so manches Klischee-Zementieren ebenfalls. Die Charaktere sind banal und eindimensional gezeichnet. Die Gleichung Dom=Kontrollfreak stört mich sehr. Auch wird die Beziehung als einvernehmliche BDSM-Beziehung dargestellt, hat aber ihre übergriffigen Elemente, die als solche nicht benannt werden. Und dass sich Christians BDSM-Einführung in seiner Jugend am Ende doch als Missbrauch herausstellt, obwohl er selbst dem immer wieder widersprochen hat, fand ich eine sehr flache Entwicklung.

Mein Fazit: Eine sehr erfolgreiche BDSM-Geschichte, aber mit der literarischen Tiefe eines Dreigroschenromans.

Totoro84
Dann gerne auch einmal von mir ein paar Worte dazu.

Wer das zum Hintergrund nicht weiß:

Die Autorin schrieb die Geschichte zunächst als FanFiction zu der Bis(s)-Reihe und hat sie online auf einer Fanseite veröffentlicht.

Nach entsprechendem Zuspruch, hat sie diese dort heruntergenommen, umgebaut und veröffentlicht.

Also eigentlich heißt Mr. Grey somit ursprünglich Edward und war eher blass unterwegs.

Soviel ist zumindest mein Wissen darüber und das erklärt vielleicht auch, weshalb die Charaktere oder auch Handlungen manchmal so unglaubwürdig und merkwürdig wirken.

Mein Fazit dazu war schon immer, es ist halt eine (Frauen-)Liebesgeschichte. Nicht mehr.

Und ich habe tatsächlich alle drei ursprünglichen Bände gelesen, fand die Filme aber nie wertvoll genug um sie mir anzusehen. ;)

Die BDSM-Inhalte dort sind teilweise sehr ... fragwürdig.

Schon alleine auch dieser Grundtenor erstmal als Sklave dienen um dann Dom zu sein. Neben allen Aspekten der Vorredner.

Aber, man kann inhaltlich darüber sagen und denken was man möchte, es hat BDSM tatsächlich "normalisiert". Enttabuisiert.

Auch hier stimme ich den bisherigen Stimmen zu.

Das hätten die geneigten BDSM-kundigen aller Art so nicht hinbekommen. Niemals auch in der Zeitspanne.

Natürlich ist der Zustrom an allerlei Anastasias und Greys auch ein gewisser Fluch.

Trotzdem überwiegt für mich das positive.

Die fifty-shades-of-irgendwas-BDSMler werden nämlich auch irgendwann "erwachsen" oder merken, dass sie falsche Vorstellungen haben und wenden sich anderen Dingen zu.

So wie alle anderen Einsteiger auch.

Ansonsten, ein mäßig gutes Buch, das man zur Unterhaltung schon lesen kann.

Gatita
Ich muss ehrlich sagen, dass ich mit dem Buch weniger anfangen konnte als mit den gelben Seiten... hab's auch nicht zu Ende gelesen... Beides nicht... Film kenne ich auch nicht. Aber ich nehme mal an, dass es irgendwelche Leute angesprochen hat, sonst würde ja der Hype nicht sein. Nachvollziehen kann ich es nicht, ich würde es einstufen als: BDSM für Dummies, Idioten und Selbstverblendete. Aber jeder wie er will. Muss ja keiner lesen, von daher alles in Ordnung. Wenn ich ganz ehrlich bin, würde ich einen Dom, der dieses Buch mag, allerdings direkt aussortieren - das nennt sich dann wohl Selektion.. ;-)

Akelei
Oh weh...

Ich habe die Bücher nicht gelesen, aber nachdem alle meine Freundinnen die Bücher sooo toll fanden, mich zum Film schauen breitschlagen lassen. Keine gute Idee. Ich habe den Film und die Umsetzung des Themas nur so zerrissen. Eine ahnungslose Jungfrau, die sich hoffnungslos verliebt, ihr eigenes Wesen erst mal aufgibt und alles tut, weil ER ach so reich und ?gutaussehend? ist.

Er ist der von allen heiß begehrte Junggeselle, der sich alles leisten kann. Egal ob in finanzieller Hinsicht oder in seinem Verhalten.

Einvernehmlichkeit, weil sie völlig unwissend einen Vertrag unterschrieben hat und ihr Dom nun alles darf, mit ganz kleinen Abstrichen? Also auf den Seelenzustand von ihr nicht mehr achten muss?

Ich habe die Welt und meine Freundinnen nicht mehr verstanden.

Für mich war das wie quäle ich erfolgreich eine Frau und breche sie.

Sorry. Für mich war das zum Thema BDSM eher völligst abschreckend.

Wie gut, dass es da wesentlich bessere Literatur gibt und Menschen, die offen sind.

In der Tat das Gute an Buch und Film: Man darf die 4 Buchstaben nennen, ohne gleich in eine schmutzig/dunkle Schmuddelecke getrieben zu werden.

Safrina
Also... ich finde die Bücher ebenfalls recht unsäglich, platt und seicht.

Das lustigste an dem Hype finde ich, dass es inzwischen haufenweise "Nachfolger" mit dem selben Schema gibt.

Dominanter junger Millionär trifft Mauerblümchen... Insbesondere auf dem E-Book-Markt sind da zahllose läppisch und schlecht geschriebene "Groschenromane" der gleichen Art erschienen.

Ich schüttel mich bei der schlechten schriftstellerischen Qualität und der Hohlheit der Leute, die solche Ergüsse als Literatur bezeichnen und hypen.

Mal ganz abgesehen davon, dass ich bei den gesellschaftlichen Klischees, die da bedient werden, Plaque und Pickel kriege...

Sorry, ich kann da nicht von meiner Liebe für gutgeschriebene Romane absehen und irgendwie loben, dass BDSM dadurch gesellschaftsfähiger wurde.

Lieber @Totoro84, was das "erstmal dienen, bevor man Dom sein "darf"" angeht, ist dies tatsächlich die reale "Tradition" der Leatherpeople, der "Old Guard" und auch der europäischen, sehr elitären BDSM-Zirkel aus den 50ern, 60ern, 70ern gewesen! Also, so die ein oder anderen, die hier angemeldet sind und von sich als BDSMler "Alter Schule" sprechen, dürften das genau so erlebt haben.

Ich habe dies ebenfalls von einem Freund zu erzählt bekommen.

Villemo
Wenn der Hype so groß war, zeigt es meiner Meinung nach nur, dass gesamtgesellschaftlich eine unerfüllte Sehnsucht in vielen Menschen (hier wohl meist Frauen) steckt, die durch normal akzeptierte Beziehungsvorstellungen zum Teil unerfüllt bleibt.

Somit finde ich es gut, dass es diese Geschichte und ihren Erfolg gab, weil dadurch wohl deutlich mehr sich mit ihren eigenen Bedürfnissen beschäftigt haben und möglicherweise noch weiter beschäftigen.

Man lernt ja in der Schule über die sexuelle Hardware, aber über die Software muss sich jeder selbst schlau machen... Schade, denn es bleibt viel Potential für ein erfülltes Leben auf der Strecke. Aber wenigstens ist es jetzt leichter möglich solche Themen anzusprechen (man sehe den Podcast/YouTubeKanal: Paula kommt, etc.).

X...
Vielleicht mal 'ne kleine Filmkritik...

…vom Film selbst habe ich nur zunächst den Trailer gesehen. Der Name der Hauptdarstellerin ließ schon Böses ahnen. Der Versuch das Werk dann in einem Stück im Fernsehen anzuschauen ist irgendwann nach etlichen unkontrollierten Zappanfällen gescheitert. Mit der Erkenntnis, das die Segelflugszene beim Remake von "The Thomas Crown Affaire" aus den 90ern geklaut ist ;) Der Film ist halt einfach Mainstream. Nicht mehr und nicht weniger…

Ich denke, SOG hat den BDSM-Gedanken (oder wie man das nennen soll) vielleicht etwas "gesellschaftsfähiger" gemacht. Unter Einsatz von jeder Menge Weichspüler. Aber dabei natürlich auch gleichzeitig ein Zerrbild erzeugt. Ob das jetzt wirklich hilfreich ist, bezweifele ich. Andererseits wäre der Film aber sonst auch niemals auf die Leinwand gekommen. Pasolinis "Die 120 Tage von Sodom" aus dem Jahr 1975 wäre heute z.B. einfach undenkbar!

Wer ein Kontrastprogramm zu SOG sucht, schaut sich vielleicht einmal "Tokio Dekadenz" an – ganz ohne zappen ;)

primal

BDSM ist gar nicht Inhalt der Story.

Das Narrativ ist ein ganz klassisches Märchen a la 'Der Glöckner von Notre-Dame'.

Sprich: Frau verliebt sich in Monster und durch ihre magische Liebe wird er geheilt.

Das ist einfach eine lang tradierte und kultivierte Frauenfantasie: durch ihre Küsse ihn zu einem 'Menschen zu machen'.

Beliebteste 'Monster' solcher Romane: Piraten, Chirurgen, Werwölfe, Vampire und Millionäre.

(Man bedenke, dass die Autorin 50 SoG als Abkopplung von irgend so einer Vampir-Lovestory schrieb...)

Sehe also nicht, wo die Relevanz für BDSM wäre.

Subbi86
Die Autorin hat es halt als Fan Fiction zu Twillight auf ihrem Apple Gerät geschrieben. Hab das Buch nicht zu Ende lesen können, was mir eine Freundin lieh. Da mir die Naivität der Frau auf irgendwann gewaltig auf den Zeiger ging. Besonders, wenn diese es immer mit ihrer innerlichen Stimme hatte oder wie das beschrieben wurde. Habe es vergessen. Ansonsten war die Geschichte für mich voller Klischees beim Thema Liebe aus Frauensicht. Das BDSM dabei hat mich überhaupt nicht geschockt, überrascht oder begeistert. Nur wie man ebenso eine Frau so naiv hinstellen kann, hat mich geärgert. Noch naiver als die Frau aus Twillight. Wenigstens konnte ich, als der Film rauskam, mit Menschen offen über was reden, was mich beschäftigte. Wenn auch nicht in dieser Richtung.

Bin ganz froh, dass BDSM dadurch bekannter wurde. Tolerierter wurde. Obwohl Tokyo Decadence 1&2 mir schon zig Jahre früher bekannt waren. Die kennt aber kaum jemand.

1ND13
Mmmmhhhh….

ich habe FSoG ale E-Book auf Englisch gelesen.

vom Stil her würde hat es mich stark an die Konsalik-Bücher meiner Großmutter erinnert. Die schlüpfrigen. Mir ist da noch eins in Erinnerung geblieben: Geliebte Korsaren :-D

Alles in allem also vom Inhalt so ein Groschenroman vom Kiosk. Das ganze in einem BDSM Kontext. E.L.James nutzt den Skandal als Marketing. Aber das tut die Bildzeitung - die meistgelesene Tageszeitung Deutschlands bekanntlich auch. Insofern befeuert sie damit den sensationshungrigen Voyeurismus. Ihre Sprache ist sehr trivial. die Worte "inner Goddess“ (was soll das sein? ist mir vorher noch nie begegnet) kommen 65 mal vor, "Oh my…“ 75 mal. Das heißt bei 350 Seiten durchschnittlich alle 5 Seiten meldet sich ihre innere Göttin oder Anastasia muss ihre übergroßes Erstaunen über ihr unbekannte Sexualpraktiken zum Ausdruck bringen.

Die Stimmung der amerikanische Prüderie kommt imo recht deutlich zum Vorschein.

Ich weiß, alle möglichen Leute aus dem BDSM Kontext sagen, das sei ja gar kein BDSM und es sei nicht einvernehmlich und daher häusliche Gewalt, Missbrauch Minderjähriger etc. Da wir ja aber alle immer von „meinem BDSM“ reden und damit zum Ausdruck bringen, das es keine allgemein gültige Definition von BDSM gibt, sollten wir E.L.James und ihren Protagonisten dieses Recht auch zugestehen :-)

Die Einführung eines 15 jährigen in SM-Praktiken wird im Roman ja ausreichend kritisiert.

Unabhängig davon ist der Roman leichte Unterhaltung, der jedoch das Augenmerk in der westlichen Gesellschaft auf diese Neigung, Praxis und Lebensführung gelenkt hat. Und das im positiven Sinne. Es ist heute sehr viel leichter über BDSM zu sprechen und sich gegebenenfalls zu outen, als dies nach meinem Empfinden vorher möglich war. BDSM ist quasi als Normvariante im Mainstream angekommen.

Ist das gut? Ich denke ja.

X...
@1ND13/ "...im Mainstream angekommen" Ich denke eher , dass das nicht so gut ist. Das ist in etwa so, als ob ich mir mein Wissen über die amerikanischen Ureinwohner bei Karl May angeeignet habe...

Doc G
Zu SoG ist dann wohl alles gesagt. Natürlich nicht so schön, wie ich es getan hätte ,-)

@X... denke schon, dass es positiv zu bewerten ist, dass BDSM gesellschaftsfähig geworden ist. Vielen fällt es doch erst einmal schwer, seine Neigungen zu akzeptieren, ohne das schlechte Gewissen dabei oder die Angst, krank oder pervers zu sein. Durch SoG dürfte die Hemmschwelle deutlich gesunken sein, darüber zu reden und sich so anzunehmen, wie man ist. Und die Bereitschaft gestiegen, offen und vorurteilfrei zuzuhören. Das hilft mit Sicherheit vielen.

Bei meinen Gesprächen mit subs waren durchaus eine ganze Menge dabei, die durch SoG auf ihre Neigung gekommen sind. Allerdings kann ich mich an keine erinnern, die den Film als Informationsquelle gesehen haben. Eher al Appetizer um sich dann anderweitig zu informieren.

Wer sich sein Wissen über Indianer aus Karl May holt oder sein Wissen über BDSM aus SoG und das ungeprüft und ohne es zu hinterfragen als die große allumfassende Wahrheit hält, der braucht wohl auch den Film nicht, um fragwürdige Informationen unreflektiert für bare Münze zu nehmen.

Das daraus resultierende Gefahrenmoment tritt meines Erachtens hinter die positiven Effekte der erzielten Offenheit gegenüber BDSM doch eher deutlich zurück.

Aber das ist nur meine Meinung und dazu mag natürlich jeder seine eigene haben.

Ich werf' dann noch mal liebe Grüße zum anstehenden Sommerwochenende in die Runde. Nutzt es wozu Ihr wollt, Hauptsache, es macht Euch glücklich.

Nessaja
Vielleicht sollte man die Bücher und die Filme einfach mal nicht im BDSM-Kontext betrachten. Zur Aufklärung ist das Ganze nicht gedacht und auch nicht dazu zu sagen, was genau BDSM zu sein hat. Da sind zwei Menschen, einer davon dominant. Wir wissen gar nicht wie Christian sich als Dom verhalten hat bevor er Ana kennenlernte. Von daher finde ich es auch sehr schwer zu sagen ob er nun tatsächlich ein Dom ist oder nicht, denn sie verwirrt ihn, weil da auf einmal Gefühle sind die er nicht erwartet hätte. Sie versucht sich auf seine Vorlieben einzulassen ist aber nicht wirklich submissiv. Finde ich jetzt auch nicht weiter schlimm, die beiden haben auf ihre Weise ihren Spaß. Wenn man die Filme einfach als erotische Trilogie verkauft hätte ohne BDSM zu erwähnen, wäre vielleicht weniger Hype gewesen. Allerdings hatte der Hype ja auch etwas Positives.

Manches in den Büchern/Filmen ist total überzogen, aber es ist und bleibt einfach reine Unterhaltung...

Phoibe
Ich sehe es wie viele andere hier auch - es ist ein Unterhaltungsroman, eine Trilogie, die dann schlussendlich - wie so oft - verfilmt wurde.

Inzwischen sollte sich aber bei erwachsenen Menschen durchaus rumgesprochen haben, dass man Filme nicht als reine Informationsquelle heranzieht.

Schade, dass es hier nur um SoG geht, denn als Gegenstück wird ja dann immer Secretary hochgelobt. Nehmen die BDSMer das als tolles BDSM? Sehr gewagt, kann ich da nur sagen - oder die Geschichte der O, Gor, etc. SoG wird zerrissen, von Menschen, die sich scheinbar in ihrer "ich bin etwas Besonderes, denn ich bin BDSMer und lebe in einer Nische"-Rolle wohlfühlen, während diese anderen genannten Bücher, Filme, Reihen hochgelobt werden.

SoG dient zur Unterhaltung - als eine Art Hollywood Romanze. Ja, es bedient Klischees, ob aus Unwissenheit der Autorin, oder bewusst, das werden wir wohl kaum herausfinden.

Tatsächlich aber hat SoG dazu beigetragen, so manches Sexleben aufzupeppen und damit sicher auch die ein oder andere Partnerschaft wieder gefestigt, gekittet oder wie auch immer. Und allein schon deshalb hat diese Reihe ihre Berechtigung.

Wer bin ich, dass ich mir ein Urteil darüber erlaube, was richtiges und was falsches BDSM ist?

Der böse böse Christian tat dies ja nur, wegen seines Hasses auf Frauen, die seiner Mutter ähnlich sehen. Ja, wollen wir einen Blick in die Realität werfen? Zu den Frauen, die BDSM wollen, weil sie psychische Probleme haben und ihr Leben tatsächlich nicht allein auf die Reihe bekommen? Die jemanden wollen, der ihnen ihr Leben abnimmt, weil es dann einfach ist? Die wollen, dass jemand sie verletzt, damit sie sich nicht mehr selbst verletzen müssen? All das konnte ich bei Ana nicht feststellen - sie wird zwar als sexuell unerfahren dargestellt, ist aber ansonsten gebildet, eine gute Studentin, die sich auch im Alltag (Beruf nach dem Studium) durchaus zurechtfindet und beweisen kann.

Vielleicht sollte man einmal aufhören, BDSM durch die rosa Wolke zu sehen und zu glauben, dass unser ach so buntes BDSM nur von gefestigten Personen ausgelebt wird (allein wenn ich mir hier so manches Profil ansehe und dort steht: 1 bis 3 mal die Woche mehr als ein Bier oder Wein oder was auch immer da genau steht, stelle ich mir auch die ein oder andere Frage), dann und nur dann kann man einen Christian verurteilen. Aber egoistische Doms habe ich auch durchaus in der Realität schon gesehen. Weshalb nochmal ist dieser Film also ein absolutes NoGo?

luminator19
Diese Story hat nichts mit BDSM im eigentlichen Sinn zu tun. Sie hat damit auch aus meiner Sicht wenig zum eigentlichen Thema beigetragen. Mit dem 3. Teil war es wohl Zeit für die ultimative, sadomasochistische Grenzüberschreitung - die Ehe.

Nutzen? Amorelie, Eis oder andere Onlinehändler dürften sich zu den klassischen Topgewinnern in der Pandemie zählen. Buchverlag, Autor und die Filmindustrie erleben einen Boom, wie seit Harry Potter nicht mehr!

Einen Wermutstropfen hat die Sache aber trotzdem. Im Roman entspringen Christians sexuelle Neigungen einem schweren Kindheitstrauma. Damit rückt die Autorin das BDSM-Spiel in die Nähe von pathologischen Störungen. Vermutlich ist dies ihr Tribut ans Genre: Der Held hat einen wunden Punkt, den die Heldin heilen darf. So funktioniert die Seifenoper besser. Schade ist es dennoch, denn so werden Dominanz und Hingabe nicht als das dargestellt, was sie doch auch sind: einfach zwei weitere mögliche Spielarten der Sexualität gewöhnlich sozialisierter Menschen.

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass der Spuk nach 3 Folgen/Filmen ein Ende hat. Sollen Anastasia und Christian doch glücklich bis an ihr Lebensende sein. Hauptsache, man muss ihrem Treiben nicht noch auf weitere Jahre hinaus zusehen…

Girlnextdoor1
Also ich war kein Fan der Filme aber der Bücher auch aus seiner Sicht. Er hat sich nicht bewusst für bdsm entschieden, sondern ist da hinein gedrängt worden. Er hat ja das Problem mit den anfassen aufgrund seines Traumas und so konnte er nie Körperliche Nähe zulassen Was natürlich zu Frust usw geführt hat. Elena oder mrs Robinson hat ihn dann diesen Weg gezeigt durch die Grenzen konnte er eine Art der Nähe u d auch den sexuellen Frust ablassen. Diese Entwicklung von ihm im Buch fand ich schön.

OPrecious
Buch- und Filmkritik habt ihr ja schon umfassend geübt.

Mir persönlich ging es bei den Büchern nicht darum, ob sie gut, moralisch oder überzeugend geschrieben waren. Wie Gentledom, Villemo und Doc G es in ihren Beiträgen schon angesprochen haben: Ohne diese Geschichten, die so populär und in aller Munde waren, wäre ich nicht einmal im Traum darauf gekommen, dass andere Menschen ähnliche Fantasien haben könnten wie ich. Ich hätte nicht einmal aktiv danach gesucht, weil ich sie so unaussprechlich fand, dass ich sie dann vor mir selbst hätte eingestehen müssen.

Auf eine gewisse Art und Weise war es vielleicht wie homosexuelle Fantasien zu haben ohne zu wissen, dass es dafür einen Namen oder so etwas in echt gibt.

Insofern bin ich sehr froh darüber, dass es diese Bücher gab.

Eine Freundin, die auf einer „normalen“ Dating-Seite unterwegs ist, meinte zu mir neulich, dass es wohl ganz „normal“ wäre, anfangs BDSM-Präferenzen abzugleichen.

Deshalb frage ich mich mittlerweile eher, ob BDSM nicht im Grunde normal ist? Vielleicht ne Frage für die nächste Diskussion ;)

Rose of Roissy
Sind wir der Autorin doch bitte ein Stück weit dankbar, dass BDSM in so kurzer Zeit "salonfähig" wurde. Gleichwohl die literarische Qualität bereits breit diskutiert wurde, gab es etliche wirklich vernünftige Reportagen zum Thema, die durchaus aufklären konnten und SSC als übergeordnetes Element hatten.

Das ist mMn der größte Verdienst der SoG Reihe.

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